The Warren Brothers – Well-Deserved Obscurity – CD-Review

War

Dass die Kündigung ihres Major-Labels „BMG“ eine Trotzreaktion hervorrufen würde, dürfte jedem klar gewesen sein, der sich etwas intensiver mit der Biographie, den Texten und der Musik der Warren Brothers beschäftigt hat. Freuen darf man sich daher mit der kleineren Firma „429 Records“, die den beiden eine neue musikalische Heimat gewährt hat.

Gespart wurde eigentlich nur an dem recht knapp gehaltenen Booklet, ansonsten konnten Brad und Brett Warren aus dem Vollen schöpfen. Man spürt förmlich, dass ihr neues Album „Well-Deserved Obscurity“ frei von allen Zwängen produziert wurde, und man kann guten Gewissens behaupten, dass sie nie stärker und rockiger herüberkamen als jetzt, wobei man natürlich nicht verschweigen sollte, dass man auch ihre beiden Erstwerke blind kaufen kann.
Sämtliche Songs stammen wieder aus der eigenen Feder. Erwähnenswert finde ich auch, dass in der Zwischenzeit so namhafte Interpreten wie Lynyrd Skynyrd, Tim McGraw oder Rushlow ihre kreativen Dienste in Anspruch genommen haben.

Um dem Interessenten nicht ganz die Spannung zu nehmen, hier nur einige Highlights von vielen. „Comeback“ macht seinem Namen alle Ehre, sofern man das so nach einer dreijährigen Albumpause sehen will; sehr melodisch gehalten mit schöner Pianobegleitung, aber auch tollen Slidegitarren. Das Lied könnte von der Art her auch auf einem guten Bryan Adams-Album platziert sein, ein Ohrwurm eben.

Der absolute Knaller und sicher einer meiner Songs des Jahres 2004 ist „Between The River And Me“. Zunächst erfolgt ein bedächtiger rootsmäßiger Einstieg, dazu eine nette Mandolinenbegleitung, dann plöztlich ein typisches Allman Brothers-Break, Refrain im Lynyrd Skynyrd-Stil, danach ein zum Headbanging einladender Metalpart und nach einem weiteren Allman-Break noch mal klasse E-Gitarren. Hört sich wüst an, begeistert aber ungemein. Ein Wahnsinns Rocksong im Wechselbad der Gefühle und das auf einem in Richtung New-Country konzipierten Tonträger – alle Achtung!

„Change“ beginnt mit einem wunderbaren Mandolinenintro und entwickelt sich zu einem rhythmischen Rocker der Marke John Hiatt oder Bottle Rockets.
Ihre Liebe zu Lynyrd Skynyrd bekommt man bei folgenden drei Stücken zu spüren. Wohl auch als humorvolle Anspielung auf ihre frühere Kellnertätigkeit anzusehen ist „Sell A Lot Of Beer“. Ein typischer Mitgröler, der jeden Saal in Wallung bringen wird („… we’re just one big redneck family and that’s why we’re in here, ‚cause we don’t sell a lot of records, but we sure sell a lot of beer…“).

Der Southern-Boogie „Quarter To Three“ erinnert an „White Knuckle Ride“, auffällig die Stimmähnlichkeit von Brett Warren und Johnny Van Zant.
„Liquid Confidence“ hat ein wenig den Charakter von „Devil In The Bottle“ vom „Endangered Species“-Album, ein semiakustischer Southern-Blues mit klasse Dobro- und Harpeinsätzen.

Einiges an Southern-Flair kommt auf den Hörer zu, aber auch leichte Westcoastansätze der Gattung Eagles und ein wenig dezenter Pop-Rock wie bereits eingangs erwähnt. Also, schnell bei Jürgen Thomä von Bärchen Records anklingeln und bestellen. Ob der schon mal in seinem Leben Bier an den Mann gebracht hat, bleibt wohl sein Geheimnis, aber dass er jede Menge toller Platten verkauft hat und verkaufen wird, kann ich Ihnen versichern…

429 Records (2004)
Stil: New Country

01. Comeback
02. Between The River And Me
03. Change
04. Southern Baptist Heartbreak
05. Goodbye To Neverland
06. Pretty
07. Sell A Lot Of Beer
08. Trouble Is
09. Quarter To Three
10. Little Saviour Of Brooklyn
11. Running Out Of Heroes
12. Liquid Confidence
13. The Lucky

The Warren Brothers
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Bärchen Records

Sons Of The Desert – Portrait

Sons

Ich entdeckte die Gruppe durch eine Anfrage bei Bärchen-Records. Nachdem ich Jürgen Thomä meine Geschmacksrichtung grob vorgegeben hatte, bat ich um ein paar Empfehlungen. Im Angebot befand sich eine Band namens Sons Of The Desert. Nach einem Blick auf seine toll gestaltete Homepage und der kurzen Kritik zu ihrem Zweitwerk „Change“, bestellte ich die Scheibe kurze Zeit später. Freitags darauf bekam ich den ersten Appetithappen in der Sendung Country Roads auf 3sat geboten. Das Titelstück „Change“, eine wunderschöne Nummer mit klasse Tempowechseln und einer unglaublich tollen Stimme des Sängers.

Die Burschen machten schon im Videoclip sofort einen sympathischen Eindruck. Einen Tag später kam prompt die erwartete Bestellung. Mitten im Umzugsstress ließ ich es mir nicht nehmen, kurz in die CD reinzuhören. Schon bei den ersten Tönen von „Goodbye To Hello“ war es um mich geschehen. Der Gesang bohrte sich förmlich in mein Ohr, dazu eine Melodie, die unter die Haut ging und trotzdem knackig über mich hinwegfegte. Von dem Augenblick an war mir klar, dass meinen bisherigen Favoriten in diesem Genre, Wynonna und Tim McGraw, ernsthafte Konkurrenz ins Haus stehen würde. Zäumen wir das Pferd jedoch nicht von hinten auf, sondern blicken zunächst auf den Werdegang der Band.

Ihre Story beginnt eigentlich vor ca. zehn Jahren in Waco, Texas, als die Brüder Drew (voc, g) und Tim Womack (g) nach dem Ausstieg des bisherigen Sängers zum Original-Sons-Line-Up, Doug Virden (b), Brian Westrum (dr) und Scott Saunders (key), stießen. Benannt nach einem Laurel-und-Hardy-Film tourten die Jungs mit damals unbekannten Größen wie Ty Herndon und Lonestar die Countryclubs und Honkytonkbars im Umkreis von Dallas rauf und runter, bis 1997 der Vertrag für ihr Debütalbum, „Whatever Comes First“ bei Epic Records zustande kam. Die Scheibe beinhaltet u. a. einen bunten Mix aus peppigen Uptemponummern „Hand Of Fate“, „Whatever Comes First“, „Drive Away“, herrlichen Balladen „Leaving October“, „Colorado“, „Burned In My Heart“ sowie zwei tolle Honkytonkstücke „Bring On The Angel“, „Devil Right On My Shoulder“, die auch das Herz manch eines Southern-Fan höher schlagen ließen.

Zwei Dinge wurden besonders ans Tageslicht gefördert: Zum einen ein deutlich zu spürender Teamgeist, bedingt durch die Großzügigkeit der Plattenfirma, die Band an der langen Leine zu führen, was die Vorstellungen bzgl. der Umsetzbarkeit ihrer Songs anging, zum anderen die Einzigartigkeit des hochtalentierten Sängers und Songwriters Drew Womack. Ob allein oder mit externen Schreibpartnern schafft er es, die Hörer in seinen Bann zu ziehen und nicht mehr gehen zu lassen. Just in dem Moment, als der steile Aufstieg der Sons vorprogrammiert zu sein schien, trennt man sich, zur Überraschung aller, von Epic.

Die Gunst der Stunde nutzte Tony Brown, MCA-Nashville-Chef, bereits schon vorher großer Sons-Fan. Er erinnert sich: Es war genau der richtige Moment, um die Band eine Stufe höher zu puschen, wie schon bei Vince Gill oder Chely Wright. Man muss den Zeitpunkt genau treffen, eine äußerst glückliche Entscheidung.

Die Befürchtungen der Jungs, eine komplette Generalüberholung über sich ergehen lassen zu müssen, trat nicht in Kraft. Auf der Strecke blieben lediglich Drews lange Haare und ein etwas geändertes Bühnenkonzept, dass die drei Gitarristen mit viel Harmoniegesang kompakter in den Vordergrund stellen soll, um durch bessere Kommunikation ein breiteres Spektrum an Fans erreichen zu können. Es gab, gegenüber dem Debütwerk, eine größere Songauswahl; erfolgreiche Songwriter wie Craig Wiseman, Chris Lindsey und Mark Selby als auch namhafte Gästemusiker wie Keith Urban und Paul Franklin wurden zur Verfügung gestellt, der Kreativität Drew Womacks aber weiterhin alle Türen offen gelassen.

Drews Kommentar: Ich bin in dem Business, weil die Leute es lieben, Bands zu hören, die ihre eigenen Songs schreiben und spielen. Brown fügt hinzu: Drews Songwriting als Ergänzung zur Begabung der Musiker ist unglaublich. Kommen wir zur CD selbst. Neben den schon erwähnten Liedern, „Goodbye To Hello“ und „Change“, enthält sie u. a. weitere Sahnestücke wie „Blue Money“, eine Nummer, die unweigerlich an alte Eagles-Klassiker im modernen Gewand erinnert, „Real Fine Love“ eine Killer-John Hiatt-Coverversion, „I Need To Be Wrong“, das persönliche Lieblingsstück der Band, das funkige „Everybody’s Gotta Grow Up“ (dazu wurde ein toller, humorvoller Videoclip mit der Band auf einer Plattform inmitten eines riesigen Swimmingpools gedreht) und „The Ride“ mit toller Banjobegleitung von Keith Urban.

Dazu natürlich auch wieder Balladen wie „Albuquerque“, aus der Epic-Schlussphase neu überarbeitet, oder „Too Far To Where You Are“, dass eigentlich für Tim McGraw bestimmt war, aber großzügig an die Jungs abgetreten wurde. Alles in allem muss man feststellen, dass sich der ‚Wechsel‘, sofern man ihn als diesen bezeichnen kann, gelohnt hat. Es ist alles noch ein wenig knackiger und moderner geworden. Mir gefällt besonders der klare Sound, d. h. die Stimme sowie die einzelnen Instrumente für sich sind zur jeder Phase eindeutig differenzierbar und fließen dennoch wieder in einem Ganzen zusammen.

Abschließen möchte ich mit einem Statement von Drew Womack: Es gibt viele Leute in diesem Geschäft, die Angst haben, neue Dinge zu probieren, sie wollen sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber Musik muss sich weiterentwickeln, dazu muss man neue Ideen einbringen. In anderen Worten: Ein Wechsel tut gut! Zu erwähnen sei auch noch das soziale Engagement der Gruppe. Sie unterstützt eine gemeinnützige Organisation namens Jason Foundation, die sich der Vorbeugung von Jugendselbstmorden verschrieben hat.

P.S.
Die Band löste sich trotz allen musikalischen Potentials 2004 auf, lediglich Drew Womack konnte als Solokünstler weiter von sich Reden machen.

„Whatever Comes First“

Sons_1

Epic Records (1997)
Stil: New Country

01. Hand of Fate
02. Whatever Comes First
03. Leaving October
04. Bring On The Angel
05. You Can Come Cryin‘ To Me
06. Colorado
07. When It’s Right
08. Promises
09. Drive Away
10. Devil On Both Shoulders
11. Burned In My Mind

„Change“

Sons_2

MCA Nashville (2000)
Stil: New Country

01. Goodbye To Hello
02. Albuquerque
03. What I Did Right
04. Everybody’s Gotta Grow Up Sometime
05. Too Far To Where You Are
06. I Need To Be Wrong Again
07. That’s The Kind Of Love You’re In
08. Real Fine Love
09. Blue Money
10. Change
11. Ride

Drew Womack
Bärchen Records

Travis Tritt – Strong Enough – CD-Review

Tritt

Travis Tritt zählt sicherlich ohne Umschweife zu den Interpreten, die sich ihren Platz in unserem New Country-Herzen redlich verdient haben. Schließlich kann der 1963 in Marietta, Georgia geborene Künstler auf eine fast zwanzig Jahre andauernde erfolgreiche Karriere zurückblicken. Attribute wie sympathisch, ehrlich, solide oder bodenständig kann man guten Gewissens attestieren.

Der Mann mit der Reibeisenstimme hat es immer geschafft, Musik massenkompatibel zu gestalten, ohne sein Gesicht dabei zu verlieren. Seinen Wurzeln, dem rootsigen Country, durchsetzt mit Honky Tonk, Rock- und Southernelementen sowie schönen Balladen ist er eigentlich bis zum heutigen Tag treu geblieben.

Der Hardliner wird bei seiner neuen Scheibe „Strong Enough“ sicherlich ohne mit der Wimper zu zucken zugreifen, den außen stehenden Rest könnte sein aktuelles Album in zwei Lager spalten.

Die Leute, die eher auf die rockigere Variante stehen, werden zwar mit drei wirklich tollen Slide-Honky-Tonk-Stücken belohnt („You Can’t Count Me Out Yet“, „If You’re Gonna Straighten Up – Brother Now’s The Time“, „Time To Get Crazy“), der übrige Teil, und das sind gute zwei Drittel der Scheibe, ist doch ziemlich balladendurchtränkt (besonders toll: „Can’t Tell Me Nothin'“, „Strong Enough To Be Your Man“, „Doesn’t Anyone Hurt Anymore“), was Leuten wie mir, die ruhigere Sachen bevorzugen, wohl mehr entgegenkommt.

Das Gesamtergebnis ist in etwa mit dem seiner letzten CD „Down The Road I Go“ vergleichbar. Was mir an seinen Songs immer gefällt, ist, dass Tritt nicht, wie im New-Country oft üblich, von Friede-Freude-Eierkuchen singt, sondern schon mal kaputte Beziehungen oder unangenehme Begleiterscheinungen des Alltags aufgreift; Dinge, die Leute aus dem Herzen sprechen und nachvollziehbar sind.

Als Beispiel einige Zeilen aus „Country Ain’t Country“:

„…The back forty was sold to make up for hard times
Then sold by the half acre lot overnight
The houses went up and the trees were cut down
And there went the finest deer hunting around
Lord everyone’s locking their doors
‚Cause country ain’t country no more
There’s no turning back
And you just can’t ignore
That country ain’t country no more…“

Zeilen, die viel über unsere heutige dahinrasende Zeit aussagen; da empfinde ich es nur als legitim und angenehm, dass Travis dann auch mal beim Tempo seiner Stücke ein wenig auf die Bremse ‚tritt’…

Sony Music (2002)
Stil: New Country

01. You Can’t Count Me Out Yet
02. Can’t Tell Me Nothin‘
03. Strong Enough To Be Your Man
04. Country Ain’t Country
05. If You’re Gonna Straighten Up (Brother Now’s The Time)
06. Doesn’t Anyone Hurt Anymore
07. You Really Wouldn’t Want Me That Way
08. I Don’t Ever Want Her To Feel That Way Again
09. Time To Get Crazy
10. Now I’ve Seen It All
11. God Must Be A Woman
12. I Can’t Seem To Get Over You

Travis Tritt
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Bärchen Records

Shania Twain – Up! – CD-Review

Twain

Es ist schon lustig, mit was für Dingen man als Redakteur konfrontiert wird. Folgende Mail erhielt ich neulich und ist wohl nicht als Scherz gemeint gewesen.

Hallo Daniel!
Ich melde mich mit einer wahrscheinlich höchst ungewöhnlichen Bitte. Also, kurze Einleitung. Ich habe am Nelkensamstag in Moers-City beim Karnevalszug eine nette Frau kennen gelernt. Dummerweise habe ich Ihr nicht meine Nummer gegeben. Ich weiß aber, dass sie Heavy-Metal gerne hört und aus einem Becher von einem Open Air ( W.O.A.??) trank. Jetzt meine Bitte. Kannst Du mir sagen, ob und wenn ja, wo in Moers es Kneipen oder Treffpunkte gibt, wo diese Musik überwiegend gespielt wird. Ich bin im Internet auf Deine Seite gestoßen als ich bei Google die Suchbegriffe Heavy-Metal und Moers eingab und anklickte (dies nur zur Erklärung, falls Du Dich gewundert haben solltest wie ich gerade auf Dich komme). Ich hoffe Du kannst mir weiterhelfen und es macht nicht soviel Umstände. In hoffnungsvoller Erwartung einer positiven Nachricht.
Ralf

Probleme gibt’s… Sollten wir uns Gedanken machen, eine Partneragentur an unsere Sache anzugliedern? Vielleicht kommt man ja dann an das große Geld. Eine Frau, die sicherlich eine ähnliche Energieleistung wie die des o.a. Zeitgenossen gerechtfertigt hätte, ist zweifelsohne Shania Twain.
Darüber, ob es auf diesem oder ähnlichem Wege zur ihrer Liaison mit dem renommierten Produzenten Robert John „Mutt“ Lange (Bryan Adams / Def Leppard / AC/DC) kam, kann ich nur Vermutungen anstellen. Zumindest dürfte sie endgültig die Weichen für eine sorgenfreie finanzielle Zeit bis in die nächsten drei Generationen gestellt haben.

Allerdings steht fest, dass die Dame nicht nur für die Männerwelt eine äußert ansehnliche Person mit vielen schönen Gesichtern ist, was ihr die neidischen Blicke des Großteils ihrer weiblichen Artgenossinnen garantieren dürfte, sondern auch ein echtes Talent als Sängerin und Songwriter im Musikbusiness darstellt.

Untermauert wird diese Tatsache nicht zuletzt durch ihre millionenfach verkaufte CD „Come On Over“ und die klasse gemachte DVD „The Platinum Collection“. Jetzt stellt sie ihr neustes Werk „Up!“ direkt in dreifacher Ausführung vor und Herr Lange scheint sämtliche kommerziellen Käuferschichten ansprechen zu wollen.

Kommen wir zunächst zur Multikulti-Dancefloor-Version. Sie erscheint, trotz Shanias Beteuerungen auf dem Beipackzettel wie „… bei meinen Konzerten sind so viele Leute aller Altersgruppen und Nationalitäten…“ ein wenig aufgesetzt und künstlich. Statt einem Umzug in eine Villa am Genfer See hätte meiner Meinung nach die Belegung einer 2 1/2 Zimmer Wohnung in einem von der Sanierung bedrohten Mehrfamilienhaus in Berlin-Kreuzberg mehr Glaubwürdigkeit vermittelt. Das einzige was mir da gefällt, ist das Bildchen auf dem Rohling, aber Schwamm drüber.

Die New Country-Version, die ich gerne erhalten hätte, war bei ‚Mercury‘ leider nicht verfügbar. Dafür ist als zweites Stück die Poprockversion mit dabei und immerhin die Genugtuung, als Medium von einem Majorlabel zur Kenntnis genommen zu werden. Aller Anfang ist halt schwer… Anderseits sind bei Shania Twain die Übergänge von New-Country zu Rock und Pop eh fließend. Da machen ein paar Fiddels, Banjos oder Steel Guitars mehr oder weniger den Braten auch nicht fett.

Die CD ist mit 19 Songs bis an den Rand gefüllt und geballte Unterhaltung pur. Sonne, Swimmingpool, kalte Getränke, nette Mädels, feiern mit guter Musik. Das alles fällt mir spontan dazu ein. Shania strahlt einfach positive Energie aus. Die Lieder gehen locker flockig ins Ohr. Wahnsinnig peppig gemacht.

Für Cowboys um die Anfang Vierzig, von der Persönlichkeitsstruktur einfach und genügsam gestrickt, jedenfalls ein großer Spaß. Ihre Stimme klingt irgendwie noch frischer und ich bin mir sicher, dass dieses Werk im Frühling und Sommer noch öfter den Weg in meine CD-Player finden wird.

Meine Lieblingssongs der Hit „I’m Gonna Getcha Good“, die Midtemposachen wie „Ain’t No Particular Way“ und „(Wanna Get To Know You) That Good! „, Balladen a là „Juanita“, „It Only Hurts When I’m Breathing“ und „I’m Jealous“, das rockig dahinstampfende „Waiter! Bring Me Water! „, das fetzige „In My Car (I’ll Be The Driver) “ und nicht zuletzt wegen Shanias Vielseitigkeit mein absoluter Favorit „She’s Not Just A Pretty Face“. Yes indeed, Mr. Lange!

Mercury Records (2003)
Stil: (New Country) Pop

01. Up!
02. I’m Gonna Getcha Good!
03. She’s Not Just A Pretty Face
04. Juanita
05. Forever And For Always
06. Ain’t No Particular Way
07. It Only Hurts When I’m Breathing
08. Nah!
09. (Wanna Get To Know You) That Good!
10. C’est La Vie
11. I’m Jealous
12. Ka-Ching!
13. Thank You Baby! (For Makin‘ Somebody Come So Soon)
14. Waiter! Bring Me Water!
15. What A Way To Wanna Be!
16. I Ain’t Goin‘ Down
17. I’m Not In The Mood (To Say No)!
18. In My Car (I’ll Be The Driver)
19. When You Kiss Me

Shania Twain
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Bärchen Records

Porter Wagoner – Wagonmaster – CD-Review

Wago

Dass Rot-Weiß Essen-Sympathisanten der Ruf vorauseilt, besonders leidensfähig zu sein, ist längst kein gut gehütetes Geheimnis mehr, aber dies auch auf andere Bereiche des Lebens dieser armen Menschen bedenkenlos zu übertragen, wäre dann doch ein wenig gemein. Dieses Werk sollte eine Country-CD sein, die mir angeblich auf den Leib geschrieben wäre. Ich, Liebhaber des modernen New-Country, dachte mir in meinem Vorurlaubs-Stress beim Namen Porter Wagoner erst mal nichts, und ging davon aus, dass das sicher wieder einer der vielen jungen, wilden Nashville- oder Texas-Interpreten wäre, die dort jede Woche von neuem wie Pilze aus dem Boden schießen.

Irgendwann klickte ich dann doch auf die Homepage, und bekam direkt ein flaues Gefühl im Magen. Ein grinsender Herr mit typischem zurückgekämmten 50/60er-Jahre-Haarschnitt von ‚anno dazumal‘, kitschig bestickte Hemden mit großen Kragen, und jede Menge CD-Cover mit Wühltisch-Flair auf der Startseite. Aha, Traditional-Country also! Ein Künstler mit der Erfahrung von einem halben Jahrhundert. Country Hall Of Fame-Schwarz/Weiß-Bilder, Grand Ole Opry, diese Uralt-Schinken, die in Vierer-Boxen auf unseren Privat-TV-Sendern in ihren Werbeblocks ans Volk verscherbelt werden sollen, und eben die Befürchtung von altbackener Musik schossen mir als erste Assoziationen durch den Kopf. Nach dem mir immer noch im Magen liegenden RWE-Abstieg also auch das noch…

Das Cover-Bild im Annie Leibovitz-Stil (fotografiert aber von Produzent und Nashville-Musiker Marty Stuart) und die gesamte Aufmachung in trockenem Schwarz-Weiß und ebenso nüchternen Bildern erinnert sofort an den allseits berühmten Johnny Cash . Und so findet man auch einen Song aus seiner Feder in der Tracklist, dem dann, wie auch sonst im Blues so üblich, direkt eine außergewöhnliche Legende angehaftet ist. Stuart, 1981 in Cashs Tourband, hatte damals dem guten Johnny über Porter berichtet, und Kassetten mit seiner Musik vorgespielt. Cash zückte kurze Zeit später einen Song aus der Tasche über ein Krankenhaus, in dem wohl beide mal hospitiert hatten, mit der Bitte, ihn an Porter zu übergeben. Stuart, scheinbar mit der üblichen Musiker-Zuverlässigkeit ausgestattet, vergaß dies allerdings. Als er seine Bude im Vorfeld dieses Albums aufräumte (seit wann werden Künstler in dieser Hinsicht in so kurzen Zeitabständen aktiv…?) fiel ihm das Teil wie durch ein Wunder wieder in die Hände.

Kommen wir zum musikalischen Inhalt. Zunächst muss man sagen, dass die Stücke von gestandenen Nashville-Studio-Musikern in gewohnter Qualität eingespielt wurden, ich entdecke neben arrivierten Leuten wie Stuart Duncan, Mike Johnson, Kenny Vaughn, Harry Stinson sogar meinen Lieblingspianisten Gordon Mote, der allerdings recht zurückhaltend agiert. Zudem sehe ich noch einen mir bekannten Song („Hotwired“) eines Shawn Camp, dessen Album „Fireball“ ich neulich für Bärchen Records mal besprochen habe, der aus meiner Sicht auch den Höhepunkt darstellt, da er noch am modernsten rüberkommt.

Ansonsten traditioneller, staubiger Country alter Schule mit heulenden Steelgitarren und sägenden Fiddeln am Fließband, die Porters doch in die Jahre gekommenen Gesang (z.T. im Erzählstil) in gewohnter Manier unterstützen. Puristen werden natürlich jubeln. Stoff für Freunde des ewig gestrigen Country der Marke Cash, Williams, Jones & Co. Porter Wagoner, bei allem Respekt, aus meiner Sicht ein Fall für den musikalischen Rentenbescheid!

Anti Inc. (2007)
Stil: Country

01. Wagonmaster (#1)
02. Be A Little Quieter
03. Who Knows Right From Wrong
04. Albert Erving
05. A Place To Hang My Hat
06. Eleven Cent Cotton
07. My Many Hurried Southern Trips
08. Committed To Parkview
09. The Agony Of Waiting
10. Hotwired
11. Brother Harold Dee
12. Satan’s River
13. Wagonmaster (#2)

Porter Wagoner
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Anti Inc.
Starkult Promotion

Jimmy Wayne – Same – CD-Review

Wayne

Der Weg von Jimmy Wayne zu einer der größten New-Country-Hoffnungen der letzten Zeit war wirklich nicht auf Rosen gebettet. Extrem schlimme Kindheitserlebnisse, wie vom Vater verstoßen, Scheidung, gewalttätiger Stiefvater, der ihn und seine Geschwister mehrfach im Suff mit dem Gewehr bedrohte und auch den Abzug (Gott sei Dank ohne Folgen…) mal betätigte, und auch noch die Mutter letztendlich im Gefängnis, also Familienidylle ist wohl etwas anderes.

Er kämpfte sich parallel zur Schule mit Gelegenheitsjobs durch, kaufte sich die erste Gitarre und brachte sich das Spielen selbst bei. Dazu kamen vier Jahre Dienst in einem Bundesgefängnis. Wer da noch weitere Infos mag, kann dies noch sehr ausführlich in seiner Biographie nachlesen. So bot es sich natürlich für den jungen Burschen (neben Countrymusik auch Fan von Iron Maiden und Queensryche!) an, seine Erlebnisse in den Songs zu verarbeiten, was dann auch z.B. „The Rabbit“, „I Love You This Much“ oder „Blue And Brown“ eindeutig belegen.

Trotz all dieser widrigen Umstände hat sich der Junge seinen jugendlichen Charme bewahrt. Kein Wunder also, dass Jimmy vom People’s Magazin zu einem der sexiesten Sänger nominiert wurde. Stimmt, der Typ sieht wirklich blendend aus und wird wohl weibliche Fans scharenweise haben. So einen würde ich ohne Zögern für meine Stieftochter genehmigen. Aber leider keine Chance, die steht auf schlipstragende Möchte-Gern-Schicki-Micki-Lackaffen Marke Düsseldorf…

Man sieht also, wir Cowboys haben es wirklich nicht leicht. Kommen wir zu seinen musikalischen Offenbarungen. Jimmy Waynes Stimme ist relativ weich und geht angenehm ins Ohr. Sie bewegt sich variabel in Gefilden von Glenn Frey, Christopher Cross, Garth Brooks, Don Henley oder Billy Ray Cyrus.
Die Songs lassen sich in knackige Mid- und Uptemponummern, sowie zum Teil streicherhaltige Balladen auseinanderdividieren, die aber eigentlich nie in den Kitsch abdriften.

Meinen Geschmack trifft er mit den rockig angehauchten „After You“ und „The Rabbit“, dem knackigen Country-Fußstampfer „Trespassin'“ ( Highlight!), dem lockeren „Blue and Brown“ und dem von rhythmischen E-Gitarren dominierten „She Runs“. Filigrane Saitenarbeit der Marke Mason, Greenberg und Bukovac, auf dem Kopfhörer ein wahrer Genuss.

Die Ballade „Are You Ever Gonna Love Me?“ unterliegt knapp im Vergleich zu der von Chris Cagle auf seinem Album „Play It Loud“. Cagle hat mehr Herzblut in der Stimme, das Lied kommt mit mehr Spannung und Dramaturgie rüber. Waynes Version macht aber auch keine schlechte Figur.
Weitere langsame Nummern ähneln stilistisch Stücken von Garth Brooks; „The Dance“, „That Summer“ oder „Unanswered Prayers“ fallen mir da spontan ein. Sie sind leicht nachsingbar und massenkompatibel. Ob Jimmy dem Urgestein des Genres auch in Sachen Charisma auf der Bühne das Wasser reichen kann wird die Zukunft zeigen.

Die Produktion von den Nashville-Profis Chris Lindsey und James Stroud ist erwartungsgemäß knackig und modern gelungen. Das Gesamtwerk liegt irgendwo an der Schnittstelle zwischen New-Country, Westcoast, Rock und Pop. Vielleicht ein idealer Einstieg für Leute aus den letztgenannten drei Bereichen, die sich bisher an New-Country-Sachen noch nicht so richtig rangetraut haben. Ernstzunehmende Konkurrenz auf jeden Fall für die jungen Wilden der Marke Urban und Co.

DreamWorks Records Nashville (2003)
Stil: New Country

01. After You
02. Are You Ever Gonna Love Me?
03. Stay Gone
04. Trespassin‘
05. Paper Angels
06. You Are
07. She Runs
08. Just A Dream
09. Blue And Brown
10. I Love You This Much
11. You’re The One I’m Talking To
12. The Rabbit

Jimmy Wayne
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Bärchen Records

Chris Weaver Band – American Dreamer – CD-Review

Weaver

Wie kommt man in solch jungen Jahren nur zu so einer Stimme? Ob der aus West Virginia stammende Sänger Chris Weaver, als Kleinkind bei einem der Gigs seines Vaters in einer verräucherten Honkytonk-Spelunke unbeaufsichtigt auf einem halb geöffneten Jack Daniels-Fass herumgeklettert und hineingefallen ist, wurde bisher nicht überliefert. Fest steht aber, dass der Bursche – wie so oft in den Staaten – musikalisch vorbelastet ist, hochtalentiert und mit einem herrlich rauchig-rotzigen Stimmorgan gesegnet ist.

Dazu kam – ganz der Daddy – der unweigerliche Drang, Musik zu machen, was ihn schließlich auch nach Nashville führte. »I played every place that sold a chicken«, so Weaver zu seinen ersten Bemühungen, im Country-Haifischbecken der Zunft Fuß zu fassen. Sein Debüt-Werk „Standing In Line“ öffnete ihm erste Pforten. Ein tolles Album, mit von Allem etwas, das allerdings, trotz der Offenbarung seines immensen vokalen Potentials, noch ein wenig die gerade Linie vermissen ließ.

Mit der Einbindung von Musiker und Produzent Josh Leo (Alabama, Nitty Gritty Dirt Band, Lynyrd Skynyrd, Bad Company), der Chris jetzt für das Folgealbum „American Dreamer“ unter seine Fittiche nahm, hat Weaver (ähnlich wie vielleicht Blackberry Smoke mit Justin Niebank) direkt einen Quantensprung vollzogen. Ein Werk, das in grandioser Form sehr organisch gehaltenen New Country mit typischen Southern Rock-Zutaten in einem klug ausgewogenen Verhältnis kombiniert – durchgehend hochmelodisch (auch bei den härteren Stücken) und dann noch dazu diese Stimme… herrlich!

Chris hat sämtliche Tracks zum Teil alleine oder in kleinem Kreis mit Leuten wie Josh Leo, Langzeit-Schreibkollege und Musiker Matthew Rogers sowie Muscle Shoals-Musiker James LeBlanc komponiert. Dazu wurde ein ebenfalls exklusiver Kreis von tollen Musikern involviert, unter denen – neben Leo – Jack Pearson (Mitglied der Allman Brothers von 97-99), hier vornehmlich als Slide-Gitarrist, Nashville-Studio-Stargitarrist Tom Bukovac, Tastenvirtuose Tony Harrell und Reibeisen-Sängerin Kim Carnes („Bette Davis‘ Eyes“), im Background tätig, zu den prominentesten Vertretern zählen.

Der wie eine Dampflok dahinschnaubende Opener „Gravy Train“ dürfte direkt der Southern Rock-Fraktion den Mund wässrig machen. Das Banjo klirrt, die Slide- und E-Gitarren surren, die Background-Damen Kim Keyes und Vickie Hampton winseln ihre »Uhuhuus« im Refrain. Dazu gibt es unterschwelliges „Sweet Home Alabama“-Piano-Rhythmus-Geklimper von Harrell. Toller Song.

Das mit einem A capella-Intro startende „Raise The Dead“ bietet leicht gospelig angehauchte Kost. So was würde man gerne mal auf einer hiesigen Beerdigung hören, wenn es denn auch nicht unbedingt die eigene sein muss… Der Titelsong „American Dreamer“ offeriert dafür mehr melodisch geerdeten Rock mit einem klasse Refrain, dazu mit schönen Bridges verschachtelt und einem starken Southern-E-Gitarrensolo.

Die folgenden southern-souligen Balladen „California High“ (mit kurzem Schrei und typischen Ahahah-Harmonies der Sängerinnen. Joe Cockers Version von „With A Little Help From My Friends“ lässt grüßen) und „Guarantee To You“ (Orgel-/Dickey Betts-Gedächtnis-E-Solo nacheinander als Kombi) sind zum Wegschmelzen. Falls sich hier bei einem Vertreter unserer Gattung nicht eine augenblickliche Gänsehaut bildet und die Nackenhaare auf voller Länge auftürmen, sollte dieser schleunigst bei einem Psychologen abklären lassen, ob er unter chronischer Gefühlskälte leidet und auf dem Weg ist, zu einem Eisberg zu mutieren…

Mit rootsigen Stoff, im Stile eines Paul Thorn, geht es bei „Without Chains“ weiter. Kim Carnes und Kim Keyes säuseln zu Weavers hier mal etwas knochigerem Gesang. Bei „Givin‘ It Up“ ist swampiger Southern Rock in Skynyrd-Manier angesagt. „I Should Have Said That“ in der Vollversion würde Leuten wie Johnny Reid und Joe Cocker im souligen Balladen-Bereich auch gut zu Gesicht stehen.

Chris Weaver zählt u. a. Größen wie Bob Seger und Bruce Springsteen zu seinen Einflussgebern und Vorbildern. Den Beweis erbringt das piano-unterlegte „Time Has Wings“, das so ein bisschen an Segers Songs der Achtziger erinnert. „You’ll Accomp’ny Me“ fällt mir da spontan ein. Der offizielle Hauptteil schließt mit „Nothing More“, wieder einem Southern Rock-umwehten Stück, das auch gut in die Doc Holliday-/Rossington-Ära gepasst hätte. Ein typisches E-Solo inklusive.

Das erste Lied der Bonustracks, „Want It“, würde auch im Repertoire der heutigen Skynyrd bestehen (Slide-Solo). Hier dürfen die E-Gitarristen Ben Owens und Jeffrey Harper ausnahmsweise mal die Backings auf männliche Art und Weise singen. Das finale „I Should Have Said That“, in einer Alternativ-Version, liefert dann den beiden Hauptprotagonisten des Albums noch mal die Bühne. Josh Leo spielt die klare Akustikgitarre und Chris‘ Röhre kann sich in diesem eng gesteckten Rahmen, noch mal richtig intensiv entfalten. Wunderbar!

Fazit: Ich habe selten einen Sänger wie Chris Weaver sich mit solch einer puren Leidenschaft und Emotion vokal in seine Songs reinknien gehört. Man paare gesanglich Leute wie Joe Cocker, Johnny Reid und JJ Grey, kombiniere dazu Southern-Country-Musik à la Skynyrd, Doc Holliday, Dirty Guv’nahs, Billy Ray Cyrus oder James Otto, dezent vermengt mit ein paar klassischen Interpreten wie Bob Seger, Bruce Springsteen oder John Mellencamp und man erhält die Musik, die hier auf „American Dreamer“ perfekt inszeniert und gebündelt wurde. Geht es noch besser? Aus meiner Sicht nur ganz schwer! Meine absolute Hochachtung, Chris Weaver! Ich träume bzw. fiebere schon dem nächsten Werk entgegen!

P. S.
Danke auch an Executive Producer und Manager Jeff Catton für die umgehende und unproblematische Bemusterung.

American Roots Records (2013)
Stil: New Country

01. Gravy Train
02. Raise The Dead
03. American Dreamer
04. California High
05. Guarantee To You
06. Without Chains
07. Givin‘ It Up
08. I Should Have Said That
09. Time Has Wings
10. Nothing More

Bonus Tracks:
11. Want It
12. I Should Have Said That (Acoustic)

Chris Weaver Band
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InTune Entertainment

Lady Antebellum – Own The Night World Tour – DVD-Review

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Ich verfolge und begleite das musikalische Treiben von Lady Antebellum bereits seit ihrer Debüt-CD aus dem Jahr 2008 und besitze auch bis auf das Weihnachtsteil (das bei dieser Beleuchtung auch außen vor bleibt) alle ihre bisherigen Werke. Ähnlich wie bei Keith Urban war mir von Anfang an klar, dass das Trio, vor allem was sein kommerzielles Potenzial anbelangt, zu Höherem auserkoren ist.
Hoch anerkennen muss man, dass Hillary Scott, Charles Kelley und Dave Haywood sich, im Gegensatz zu den meisten Top-Acts der New Country-Szene, nicht darauf verlassen, dass ihr Label die Brieftasche zückt und eine Auswahlliste an eventuellen Hitsongs von arrivierten Songwritern der Branche zur freien Verfügung präsentiert, sondern in diesem Bereich auf eigene Qualitäten vertraut.

Zur Hilfe kommen der Dame und den beiden Herren zum Einen die musikalischen Gene (alle stammen, wie bei den Amis so oft, aus musikbegeisterten Familien, Hillary Scott ist Tochter der in Nashville ebenfalls bekannten Countrysängerin Linda Davis, Charles‘ Bruder Josh Kelley ist ebenfalls ein erfolgreicher Musiker und Songwriter) und zum Anderen die im Country-Mekka seit der Auflösung von Trick Pony relativ rare Konstellation von zwei Männern und einer Frau.

Mit ihrem 2. Album „Need You Now“ und dem gleichnamigen Titelstück katapultierten sich Lady Antebellum dann rekordverdächtig in die Eliteregionen des New Country-Business und auch darüber hinaus. Sie räumten gleich fünf Grammys neben unzähligen anderen Auszeichnungen ab.
Im Jahr 2011 erschien das berühmt schwierige dritte Album „Own The Night“ (vor allem nach so einem Megaseller zuvor), das aber ebenfalls Platz 1 der Countrycharts erklomm und sich noch immer unter den Top-25 hält. Im Rahmen unserer heutigen schnelllebigen und oft auch unkalkulierbaren Zeit sowie des manchmal schnell vergänglichen Ruhmes, war es sicherlich jetzt die richtige Entscheidung, die Band angesichts ihrer letztjährigen Welttournee als Headliner auch live mittels einer DVD zu porträtieren.

Präsentiert wird nicht ein reiner Konzertmitschnitt, sondern ein Konzertfilm, was in diesem Fall bedeutet, dass praktisch zu/vor jedem Song kleine Episoden aus dem einstigen und derzeitigen Leben des Dreiers und um die Tournee herum gezeigt werden. Das ist jetzt nichts weltbewegend Neues, bringt aber doch ein wenig Abwechslung und mehr Backgroundwissen zur Band in die Sache.

Schön wird vor allem der rasante Aufstieg vom mit einem PKW durch die Coffee-Shops und kleinere Locations im Lande tingelnden Trio zu einem große Hallen füllenden Wirtschaftsimperium mit 80 Mitarbeitern samt vierzehn Equipment-Bussen dargestellt. Interessant auch die Ausschnitte, wo sie beim Songwriting gezeigt werden und sich und ihre Mitmusiker mal fernab der Vorgaben bewegen.

Das musikalische Talent des Trios zeigt sich besonders bei einem Ausschnitt aus einer Promotion-Veranstaltung, angehängt in den Bonus Features. Da bringen sie Stücke wie „Need You Now“, „Run To You“ oder „American Honey“ unplugged und demonstrieren ihre musikalische Klasse in reinster Form.
Das Konzert selbst erweist sich angesichts des fortwährenden Duett-Gesangs und des unweigerlichen Gefühlskinos (etliche Herz-/Schmerz-Balladen) auf die Dauer doch ein wenig anstrengend. Man wird förmlich von Klischees (u. a. Kind auf die Bühne zum Mitsingen geholt) und Euphorie überschüttet (auch der Protagonisten), aber wer will es ihnen auch angesichts des überwältigenden Erfolges verdenken? Auch die Countrynote wird aufgrund der fehlenden genre-typischen Instrumente wie Fiddle, Steel & Co. zu Gunsten der noch massenkompatibleren Pop-Rock-Variante so gut wie außer Acht gelassen. In dieser Hinsicht bekommt man auf den Alben doch wesentlich mehr geboten.

Die Höhepunkte sind hier aus meiner Sicht die eher rockigen Sachen („Love Don’t Live Here“, „Our Kind Of Love“ oder „Lookin‘ For A Good Time“), wo dann auch die guten Gitarristen Jason ‚Slim‘ Gambill und Clint Chandler mal aus sich herausgehen können. Stark und für mich der heimliche Star der Veranstaltung, Hillary Scotts Ehemann Chris Tyrell, der am Schlagzeug eine unglaublich kraftvolle (auch bei den Balladen) und engagierte Performance abliefert.

Das absolute Highlight der DVD befindet sich für mich persönlich im Bonusteil der DVD und zwar die Unplugged-Cover-Vorstellung vom Doobie Brothers-Klassiker „Black Water“ (mit integriertem „Midnight Rider“) durch das Trio samt der Begleitband und den als Support-Gästen auf die Bühne geladenen Darius Rucker (Sänger und Bandleader von Hootie & The Blowfish, mittlerweile auch als Solokünstler in Nashville ungemein erfolgreich) und Thompson Square. Was hier gebracht wird, ist ganz große Gesangskunst. tolle unterschiedliche Stimmcharaktere, interessante Verschachtelungen, herrliche Harmonien, lockeres Musizieren – grandios!

Ach ja, und dann wär noch die Sache von Lady Antebellum und ihrer Tischtennis-Passion. In einigen der kleinen Zwischenepisoden sieht man, dass eine Tischtennisplatte zum unverzichtbaren Begleitequipment der Band avanciert ist und vor allem von Charles Kelley und Dave Haywood stark frequentiert wird. Ihr Können bezüglich dieser Sportart ist jedoch noch als stark ausbaufähig zu bewerten, wer anders als ein ehemaliger langjähriger Bundesligaspieler wie ich sollte das wohl besser beurteilen können? Falls erwünscht, können beide – im Hinblick auf zukünftige Deutschland-Auftritte – natürlich gerne exklusive Trainerstunden zu günstigen Konditionen unter dan@sounds-of-south.de bei mir buchen…

Eagle Rock Entertainment (2012)
Stil: New Country

01. We Owned The Night
02. Stars Tonight
03. Love Don’t Live Here
04. Just A Kiss
05. Dancin‘ Away With My Heart
06. Our Kind Of Love
07. Perfect Day
08. American Honey
09. Hello World
10. Wanted You More
11. I Run To You
12. Lookin‘ For A Good Time
13. Need You Now

Bonus Songs:
14. Good Life
15. Love’s Lookin‘ Good On You

Lady Antebellum
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Eagle Rock Entertainment
Black Mamba Promotion

Mark Wills – Loving Every Minute – CD-Review

Wills

Er sieht wirklich aus wie der nette, hilfsbereite Junge von Nebenan, einfach sympathisch und seriös. Der typische Schwiegermuttertraum. Die Rede ist von Mark Wills. Und so ähnlich würde ich auch seine zweite, mir jetzt bekannte (nach „Permanently“) CD musikalisch umschreiben.

Wer hier die berühmten Ecken und Kanten sucht, ist sicher fehl am Platze. Wir befinden uns in der New-Country-Pop-Abteilung, allerdings auf recht hohem Niveau, wie ich meine. Die Songs, allesamt Fremdkompositionen, sind, ähnlich wie bei Tim McGraw, mit Bedacht ausgewählt, und dem Titelträger des „Top New Male Vocalist“ von 1999 der „Academy Of Country Music“ auf den Leib geschnitten.

Wunderschöne Melodien, zusammengesetzt aus klarem Piano, fein gespielten Akustik- und Rhythmusgitarren, hier und da ein schönes E-Gitarrensolo, dazu ein bisschen Steel und Gefiddel, dienen als Grundlage, auf der sich Marks Stimme einfühlsam entfalten kann. Keine Note bleibt dem Zufall überlassen, die musikalische Qualität wird vom ersten bis zum letzten Stück gehalten.

Irgendwo fällt es mir deshalb auch schwer, den einen oder anderen Song explizit herauszuheben. Hitverdächtig vielleicht am ehesten das Titelstück „Loving Every Minute“ und „I’m Not Gonna Do Anything Without You“ (Duett mit Jamie O’Neal).

Die Scheibe dürfte ideal für kalte, verregnete Herbst- und Winterabende sein, wo man sich gemütlich auf der Couch in eine Decke kuschelt und mit einem Gläschen Wein bei gedämpftem Licht, einfach mal abschalten möchte.
Bei dem tollen Aussehen und dem konstanten Erfolg des Künstlers, möge man sich eventuell fragen, ob es auch dunkle Seiten im Leben des Mark Wills gäbe, etwaige Frauengeschichten oder so zum Beispiel.

Aber auch hier Fehlanzeige. Der gute Mann ist seit 1996 verheiratet und glücklicher Vater einer dreijährigen Tochter. Ein Musterknabe eben – nicht wahr?

Mercury Records (2001)
Stil: New Country

01. Loving Every Minute
02. One Of These Days
03. In My Heaven
04. Back On Earth
05. I Hate Chicago
06. Universe
07. Somebody
08. I’ll Be Around
09. Lost In A Kiss
10. The Balloon Song
11. Love Can’t
12. I’m Not Gonna Do Anything Without You

Mark Wills
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Bärchen Records

Various Artists – Southern Rock Country Style – CD-Review

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Schön, dass es auch andere Menschen gibt, die das genauso sehen. Ralph Sall beispielsweise ist so einer. Dem ist es jedenfalls gelungen, für diese Kompilation eine ganze Horde namhafter New-Country-Performer wie Collin Raye, Mark Chesnutt oder Trace Adkins, sowie mit das Who-Is-Who der Nashville-Studiomusiker (u. a. Larry Byrom, Reggie Young, Paul Franklin, Steve Nathan, Paul Leim und Stuart Duncan) zu verpflichten. Gut, man kann sich eventuell über den Sinn und Zweck dieser mittlerweile in Mode geratenen Sampler den Kopf zerbrechen, aber in diesem Fall, denke ich, passt alles ganz gut zusammen.

Angesichts des organisatorischen Umfangs eines solchen Projektes ist es natürlich verständlich, dass man bei der Auswahl der Stücke verkaufstechnisch auf der sicheren Seite stehen wollte. So hat man hier größtenteils den Fokus auf die großen Klassiker der bestimmenden Bands des Southern-Rock der ersten Generation, Allman Brothers (2x), Lynyrd Skynyrd (3x), Outlaws (1x) und Marshall Tucker Band (2x) gelegt.

Das macht schon die Hälfte der Tracks aus. Es gibt aber auch kleinere Überraschungen, wie „Keep Your Hands To Yourself“ von den Georgia Satellites, „Hold On Loosely“ von 38 Special oder „Jealous Again“ von den Black Crowes, die man vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Dank der Klasse der beteiligten Akteure und der modernen, knackigen Präsentation, wirken die Stücke, obwohl hier relativ nah an den Originalen gearbeitet wurde, irgendwie viel lebendiger. So richtig zerpflückt wurde eigentlich kein Song, was zum Teil auch manchmal den Reiz eines Covers ausmacht. Eine Bluegrassversion von „Beatin‘ The Odds“ oder „Boogie No More“ wäre doch klasse gewesen, oder nicht?

Da sind wir auch schon bei den Bands, deren Tribute ich hier vermisst habe. Molly Hatchet, Doc Holliday, Atlanta Rhythm Section oder die Johnny Van Zant Band, die vielleicht den Spielraum für etwas waghalsigere Interpretationen gelassen hätten. Daneben gelegen hat hier eigentlich nur Jimmy Wayne bei „Midnight Rider“. Trotz interessant introvertiertem Vortrag Marke J.J. Cale und starker Backgroundleistung von Anita Cochran, kann er mit seiner dünnen, hellen Stimme gegen Gregg Allmans Röhre einfach nicht anstinken.

Besagte Anita Cochran zählt dann als Frontfrau mit ihrem bissigen Gesang beim MTB-Klassiker „Can’t You See“, ähnlich wie Wynonna auf dem Skynyrd-Sampler, zu den auffälligen Darstellern. Nashvilles Balladenkönig Mark Wills ist natürlich prädestiniert für den Elvin-Bishop-Herzensbrecher „Fooled Around And Fell In Love“. Herausragend Gregg Arreguins Gitarrenspiel beim technisch schwierigen „I Know A Little“, das sich Trace Adkins ausgesucht hatte. Auch die neue Version von „Tuesday’s Gone“ von Hank Williams jr.(war auch auf dem Skynyrd-Tribute) hat durch die Einbindung von Gary Rossington viel mehr Atmosphäre.

Richtigen Bums haben die letzten drei Nummern „Train, Train“ von Jeff Carson (richtig fetzig), „Hold On Losely“ von Dusty Drake (fast keine Countryelemente),und das abschließende „Jealous Again“ von Brad Wolf (schöner, dreckiger Rock, mit tollen Pianoeinlagen). Neben den Credits durch Organisator Ralph Sall beinhaltet das ausführliche Booklet noch kurze, weltbewegende Statements aller beteiligten Hauptakteure (Charlie Daniels). Ronnie, this is for you, Mark Wills. I have always been a fan of Southern Rock, Trace Adkins. Writers, musicians, politicians, preachers, women and rock- all my favourites are Southern, Neal McCoy. Being from the South, I’ve listened to Southern Rock all my life…).

Insgesamt jedoch eine schöne, lockere und abwechslungsreiche Geschichte, die man ohne weiteres mal ab und zu diversen Anlässen in den Player einschieben kann, so dass einem das aufwendige Rauskramen der alten Schinken erspart bleibt. Ein Muss für New-Country- und Südstaaten-Rockfans gleichermaßen! Und man hat als Southern-Rock-Sammler natürlich die Genugtuung inbegriffen, auch die 2.365ste Fassung von „Sweet Home Alabama“ zu besitzen…

Bulletproof Recording Company, Inc. (2005)
Stil: New Country / Southern Rock

01. If You Wanna Get To Heaven – Tracy Byrd
02. Sweet Home Alabama – Charlie Daniels
03. There Goes Another Love Song – Collin Raye
04. Heard It In A Love Song – Mark Chesnutt
05. Midnight Rider – Jimmy Wayne
06. Keep Your Hands To Yourself – Billy Currington
07. I Know A Little – Trace Adkins
08. Fooled Around And Fell In Love – Mark Wills
09. Amie – Brian McComas
10. Ramblin‘ Man – James Otto
11. Tuesday’s Gone – Hank Williams jr.
12. Can’t You See – Anita Cochran
13. Keep On Smilin‘ – Neal McCoy
14. Train, Train – Jeff Carson
15. Hold On Loosely – Dusty Drake
16. Jealous Again – Brad Wolf

Bärchen Recordssic