Jimmy Wayne – Same – CD-Review

Wayne

Der Weg von Jimmy Wayne zu einer der größten New-Country-Hoffnungen der letzten Zeit war wirklich nicht auf Rosen gebettet. Extrem schlimme Kindheitserlebnisse, wie vom Vater verstoßen, Scheidung, gewalttätiger Stiefvater, der ihn und seine Geschwister mehrfach im Suff mit dem Gewehr bedrohte und auch den Abzug (Gott sei Dank ohne Folgen…) mal betätigte, und auch noch die Mutter letztendlich im Gefängnis, also Familienidylle ist wohl etwas anderes.

Er kämpfte sich parallel zur Schule mit Gelegenheitsjobs durch, kaufte sich die erste Gitarre und brachte sich das Spielen selbst bei. Dazu kamen vier Jahre Dienst in einem Bundesgefängnis. Wer da noch weitere Infos mag, kann dies noch sehr ausführlich in seiner Biographie nachlesen. So bot es sich natürlich für den jungen Burschen (neben Countrymusik auch Fan von Iron Maiden und Queensryche!) an, seine Erlebnisse in den Songs zu verarbeiten, was dann auch z.B. „The Rabbit“, „I Love You This Much“ oder „Blue And Brown“ eindeutig belegen.

Trotz all dieser widrigen Umstände hat sich der Junge seinen jugendlichen Charme bewahrt. Kein Wunder also, dass Jimmy vom People’s Magazin zu einem der sexiesten Sänger nominiert wurde. Stimmt, der Typ sieht wirklich blendend aus und wird wohl weibliche Fans scharenweise haben. So einen würde ich ohne Zögern für meine Stieftochter genehmigen. Aber leider keine Chance, die steht auf schlipstragende Möchte-Gern-Schicki-Micki-Lackaffen Marke Düsseldorf…

Man sieht also, wir Cowboys haben es wirklich nicht leicht. Kommen wir zu seinen musikalischen Offenbarungen. Jimmy Waynes Stimme ist relativ weich und geht angenehm ins Ohr. Sie bewegt sich variabel in Gefilden von Glenn Frey, Christopher Cross, Garth Brooks, Don Henley oder Billy Ray Cyrus.
Die Songs lassen sich in knackige Mid- und Uptemponummern, sowie zum Teil streicherhaltige Balladen auseinanderdividieren, die aber eigentlich nie in den Kitsch abdriften.

Meinen Geschmack trifft er mit den rockig angehauchten „After You“ und „The Rabbit“, dem knackigen Country-Fußstampfer „Trespassin'“ ( Highlight!), dem lockeren „Blue and Brown“ und dem von rhythmischen E-Gitarren dominierten „She Runs“. Filigrane Saitenarbeit der Marke Mason, Greenberg und Bukovac, auf dem Kopfhörer ein wahrer Genuss.

Die Ballade „Are You Ever Gonna Love Me?“ unterliegt knapp im Vergleich zu der von Chris Cagle auf seinem Album „Play It Loud“. Cagle hat mehr Herzblut in der Stimme, das Lied kommt mit mehr Spannung und Dramaturgie rüber. Waynes Version macht aber auch keine schlechte Figur.
Weitere langsame Nummern ähneln stilistisch Stücken von Garth Brooks; „The Dance“, „That Summer“ oder „Unanswered Prayers“ fallen mir da spontan ein. Sie sind leicht nachsingbar und massenkompatibel. Ob Jimmy dem Urgestein des Genres auch in Sachen Charisma auf der Bühne das Wasser reichen kann wird die Zukunft zeigen.

Die Produktion von den Nashville-Profis Chris Lindsey und James Stroud ist erwartungsgemäß knackig und modern gelungen. Das Gesamtwerk liegt irgendwo an der Schnittstelle zwischen New-Country, Westcoast, Rock und Pop. Vielleicht ein idealer Einstieg für Leute aus den letztgenannten drei Bereichen, die sich bisher an New-Country-Sachen noch nicht so richtig rangetraut haben. Ernstzunehmende Konkurrenz auf jeden Fall für die jungen Wilden der Marke Urban und Co.

DreamWorks Records Nashville (2003)
Stil: New Country

01. After You
02. Are You Ever Gonna Love Me?
03. Stay Gone
04. Trespassin‘
05. Paper Angels
06. You Are
07. She Runs
08. Just A Dream
09. Blue And Brown
10. I Love You This Much
11. You’re The One I’m Talking To
12. The Rabbit

Jimmy Wayne
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