Little Big Town – The Road To Here – CD-Review

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Gut drei Jahre sind mittlerweile seit dem Debütwerk von Little Big Town vergangen. In dieser Zeit haben sich viele Dinge ereignet, die das Bestehen der Band auf eine harte Probe stellten. Neben dem Rauswurf bei Sony, trotz ihres wirklich guten Erstlings, ereigneten sich im Umfeld des Quartetts Karen Fairchild, Kimberly Roads, Jimi Westbrook und Phillip Sweet einige Schicksalsschläge, die vermutlich für die meisten Gruppen ein vorzeitiges Aus bedeutet hätten. Jimis Vater starb, die Ehen von Karen und Phillip gingen in die Brüche, und Kimberlies Gatte Steven, ein Anwalt, der u. a. die geschäftliche Dinge von LBT regelte, erlag völlig überraschend im Alter von nur 41 Jahren einem Herzinfarkt.

Doch die Musik ließ sie nicht los. Ein Silberstreif am Horizont bildete zudem Wayne Kirkpatrick, der schon als Co-Writer des Openers „Pontiac“ aus dem Debütalbum mitgewirkt hatte, und letztendlich einen neuen Record-Deal mit Clint Blacks Equity Music Group vermittelt konnte. Ein echter Glücksfall für die Band (und wahrscheinlich auch für das Label), wie ihre neue CD „The Road To Here“ eindrucksvoll beweist. Knackiger, wunderschöner, durchaus traditionell verwurzelter, aber peppig und zeitgemäß in Szene gesetzter New Country in einem herrlichen Soundgewand aus akustischen Instrumenten wie Dobros, Fiddles, und Mandolinen, sowie herzhaft „rockenden“ E-Gitarren und prachtvollen Gesangsharmonien.

Wayne Kirkpatrick fungierte bei sämtlichen Stücken als Co-Writer, spielte darüber hinaus einige Instrumente, und sorgte, zusammen mit der Band, für die astreine, punktgenaue, schön druckvolle Produktion. Vor allem ließ er den Vieren völlig freie Hand ihre musikalischen Intentionen zu verwirklichen, was unter der Sony-Regie wohl sehr schwierig war. Dort versuchte man, laut eigener Aussage die Band, sie in ein Pop-Gerüst zu pressen, wogegen man sich aber versuchte wehement zu wehren, was ihnen zum Glück auf ihrer ersten Scheibe auch einigermaßen gelang. Doch auf ihrem neuen, exzellenten Longplayer zeigen sich Little Big Town, frei von allen Zwängen, von einer ganz anderen Seite, die man ihnen vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Die dezenten Popeinflüsse sind praktisch völlig verschwunden, ohne dabei allerdings auf tolle Melodien zu verzichten.

Die Harmoniegesänge wirken noch ausgereifter, alles kommt deutlich erdiger und rootsiger, von Westcoast-, Bluegrass-, Country- bis hin zu Southern-Elementen wird so ziemlich alles in die Waagschale geworfen – und es funktioniert vorzüglich! Hier sind eben großartige Vollblut-Musiker am Werk! Es wird, wie gesagt, viel mit Akustikgitarren, Mandolinen und Banjo gearbeitet, doch Gastmusiker Gordon Kennedy streut ein ums andere Mal wunderbare, satte E-Gitarren-Fills und -Soli ein. Schon der Eröffnungstrack „Good As Gone“ besticht durch sein unterschwelliges, attackierendes Southern-Flair mit richtig „dreckigem“, weiblichem Gesang, ähnlich wie es auch Shelly Fairchild (im übrigen nicht verwandt mit Karen) gerne praktiziert.

Die Nummer hat sehr viel Pepp, ein tolles Banjo-Intro, sowie herrliche Mandolinen- und E-Gitarren-Parts! „Boondocks“, inzwischen sogar (und wie gönnen wir ihnen das) auf Platz 20 der Billboard-Singles-Charts eingestiegen, vermittelt ebenfalls ein wunderbar swampiges Südstaten-Feeling, inklusive erstklassigem das Dobro-Spiel vom Meister dieses Instruments Jerry Douglas (Union Station) höchst persönlich. Wunderbar auch die relaxt dahin fließende Ballade „Bring It On Home“ mit diesen an die Eagles erinnernden Harmonien und den tollen Steel- und Dobroklängen von Dan Dugmore. Ein wahre Freude für Liebhaber des mehrstimmigen Gesangs!

Einfach nur „genial“ kommt „A Little More You“, ebenfalls sehr locker, lässig und überaus melodisch in der Darbietung, mit herrlichen Akustik-Riffs, toller, angerockter E-Gitarre von Gordon Kennedy, Banjotupfer und wieder diesen brillanten Harmony-Vocals. Eine unter die Haut gehende Ballade ist dann „Lost“, die Kimberly Roads’ verstorbenem Mann gewidmet ist. Sehr knackig dagegen wieder Songs wie „Mean Streak“, „Looking For A Reason“ und „Welcome To The Family“, die allesamt recht temporeich gespielt sind, natürlich mit jeder Menge instrumentell eingebauter Feinheiten. Erwähnenswert aber auch der tolle Gesang aller vier beteiligten Akteure, die sich allesamt solistisch, wie auch bei den Harmonien glänzend einbringen.

Wohl einzigartig in dieser Konstellation in Nashville! Diese Stärke wird dann am Ende mit einer Akustikversion des Songs „Stay“ (aus dem debutalbum) nochmals eindrucksvoll unterstrichen. „The Road To Here“ ist ein Klassewerk geworden, das zeigt welches immense Potential in diesen Musikern steckt. Die Schicksalsschläge scheinen Little Big Town zu einer verschworeneren Gemeinschaft denn je zusammengeschweißt zu haben. Und mit Wayne Kirkpatrick hat das Quartett ein idealen Partner als Ergänzung gefunden. Toll! Weiter so, ihr Fünf!!

Capitol Nashville (2005)
Stil:  New Country

01. Good As Gone
02. Boondocks
03. Bones
04. Bring It Home
05. Wounded
06. A Little More You
07. Live With Lonesome
08. Mean Streak
09. Looking For A Reason
10. Lost
11. Welcome To The Family
12. Fine With Me
13. Stay

Little Big Town
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Bärchen Records

Kristina Cornell – It’s A Girl Thing – CD-Review

Auch wenn der Name Kristina Cornell höchstens ganz eingefleischten New Country-Kennern ein Begriff sein dürfte, könnte sie dem ein oder anderen Fan schon mal, wenn sicher auch unbewusst, „vor Augen getreten sein“. Die junge, in einer ländlichen Umgebung von Pittsburgh, PA aufgewachsene, bildhübsche Blondine hat nämlich seit ihrem Umzug nach Nashville als Model und Schauspielerin in Werbe- und Videospots gearbeitet, und könnte von daher durch ihre Mitwirkung in Clips von u. a. Vince Gill, Travis Tritt oder Terri Clark schon mal aufgefallen sein.

Das Booklett beweist ebenfalls nachhaltig, dass Miss Cornell eine äußerst attraktive Erscheinung ist. Doch, um das eindeutig klarzustellen, auch auf musikalischem Sektor liefert sie mit ihrem Debut „It’s a girl thing“ eine absolute Glanzleistung ab! Das liegt zum einen an ihrer überaus angenehmen, kraftvollen Stimme, die den großen Damen der Zunft in nichts nachsteht, und zum anderen auch an ihrem Songwriting-Talent (sie hat sieben der zehn Tracks mitkomponiert). Was wir hören sind 10 erstklassige Country-/New Country-Songs, teils sehr knackig, teils ausgesprochen locker und flockig arrangeiert, dazu die ein oder andere gefühlsbetonte Ballade, die eine hervorragend ausgeloteten Balance zwischen überaus traditionellen, reinen Countryroots und modernen Nashville-Trademarks offerieren.

Man merkt deutlich, dass Kristina, wie so viele andere ihrer Kolleginnen auch, bereits seit frühester Jugend reichhaltige musikalische Erfahrung gesammelt hat. Des weiteren scheint die Zusammenarbeit mit Nashville-Veteran Dave Gibson (Produzent, Musiker, Songwriter) und auch ihr Deal beim kleinen, aber sehr erfolgreichen Label Lofton Creek Records (u.a. Heartland) von Besitzer Mike Borchetta, hervorragend zusammen zu passen. Mit dem fulminanten Opener und Titelsong „It’s A Girl Thing“, einem klasse abgehenden, würzigen und knackigen honky-tonkin‘ Countryrocker, scheint die Newcomerin ihre weibliche Konkurrenz in Music City förmlich überrollen zu wollen.

Bärenstarkes Zusammenspiel vom Gitarrenakrobaten Brent Mason und Slide-/Steel-Artisten Bruce Bouton, dazu klasse Piano-Geklimper von Mike Rojas und herrlich fettes Drumming vom starken Shannon Forrest! Ein toller Auftakt! Überhaupt tragen, neben Kristina, einmal mehr die vielen Musiker aus Nashville’s Premier-Garde (weitere Akteure sind u. a. Larry und Paul Franklin, B. James Lowry, Eric Darken, Russ Pahl, Gordon Mote, Michael Rhodes, Mike Brignardello) mit ihrem exzellenten Spiel in Kombination mit einer glasklaren Produktion zu dem großen Hörgenuß bei, den dieses klasse Debut zweifellos bietet.

Im weiteren Verlauf wechseln immer wieder recht dynamische Nummern mit lockeren entspannteren, frischen Midtempo-Tacks, wobei, wie bereits angedeutet, modernere Songs geschickt mit traditionell gestalteten Liedern kombiniert wurden, so dass eigentlich Countryfreunde jeden Couleurs voll und ganz auf ihre Kosten kommen dürften. Weitere Highlights sind beispielsweise das mit einem leicht poppigen Flair ausgestattete, melodische“Whenever It Rains“, das kraftvolle, riffige, southern-rockige, dennoch sehr country-fundamentierte „Real Man“ (klasse Gitarrenarbeit von Mason, herrlich frecher Gesang von Kristina, starke „Backs“ von Joanna Cotton), die traumhaft schöne, frische, von einem ganz dezenten, unterschwelligen Bluegrass-Flair bestimmte, reine Country-Ballade „Tumbleweed“ (tolle Mandolinenbegleitung von Andy Leftwich, klasse Pedal Steel von Paul Franklin), das lockere, flockige, ebenfalls so „country-reine“ „Ordinary Girl“ (frühes Kathy Mattea-Flair, feines Telecaster/Fiddle-Duell), wie auch der mit schönem E-Gitarren-/Dobro- und Banjospiel aufwartende, froh gelaunte und gut tanzbare, von einem tollen, Ländlichen „Farmduft“ durchzogene, knackige Country-Knaller „Growin’ Our Own“ oder das etwas an Garth Brooks’ „The Thunder Rolls“ erinnernde und recht emotional dargebotene „When The Dam Brakes“ (schönes Steel-Solo)!

Prima Scheibe mit durchgehend hoher Qualität! Mit Kristina Cornell präsentiert sich ein überaus vielversprechendes, großes neues Talent auf der Bühne Nashville’s, die dort problemlos „ihr Ding machen“ sollte! Das Zeug dazu hat sie allemal! Starke Konkurrenz für Kolleginnen wie Martina McBride, die frühen Trisha Yearwood und Kathy Mattea, Chely Wright, Terri Clark und Co.! Klasse, Kristina!

Lofton Creek Records (2007)
Stil:  New Country

01. It’s A Girl Thing
02. Whenever It Rains
03. Real Man
04. Little Red Balloon
05. Tumbleweed
06. Growing Your Own
07. Ordinary Girl
08. When The Dam Breaks
09. That’s The Way It Feels
10. Ain’t It Just Like Me

Bärchen Records

Candy Coburn – Rev It Up – CD-Review

Tolles Debüt des Temperamentbündels aus Kentucky mit einer knackigen, vorwiegend sehr dynamischen, abgehenden New Country-Scheibe, die so manch arrivierten Damen der Marke Terri Clark, Jo Dee Messina, einer frühen Patty Loveless und Co. mal so richtig zeigt, wie man völlig unbekümmert und zwanglos auf traditionellen Fundamenten aufbauend einen ordentlichen „Country-Dampf“ produzieren kann! Candy Coburn blickt in den Staaten bereits auf eine etwa sieben Jahre währende Karriere zurüc und hat sich vor allem als Songwriterin und durch ihre Energie geladenen Konzerte einen sehr guten Namen erarbeitet.

Der Support von bekannten Interpreten wie u.a. Pat Green, Big & Rich, Blake Shelton, Josh Turner, Little Big Town, Hot Apple Pie und Rodney Crowell, eine eigene Tour als Headliner, wie auch ihre Präsenz in diversen TV-Shows, hat ihre Fangemeinde konstant und kontinuierlich anwachsen lassen. Den endgültigen Durchbruch hätte sie längst verdient. Vielleicht gelingt er ihr bereits mit dem großartigen „Rev It Up“ – das Potenzial dazu hat dieses Album auf jedem Fall!

Sehr schön knackig produziert von D Scott Miller, wird sie unterstützt von glänzenden Musikern der ersten Nashville-Garde (u. a. Mike Rojas, Greg Morrow, Chris Leuzinger, John Willis, Kenny Vaughn, Mike Brignardello, Mike Johnson). Der Titelsong geht gleich in die Vollen und „brettert“ herrlich country-rockig mit wohl dosierter Aggressivität (Marke Shelly Fairchild, Shannon Brown) los. Ein klasse „Footstomper“ mit schönem Southern-Flair, inklusive erstklassiger E-Gitarren-Arbeit und quietschender Fiddle. „My Lucky Life“ folgt als froh gelaunter, leicht poppiger Countrysong, in etwa nach dem Erfolgsstrickmuster von Sugarland, mit typisch Twang-betonter Gesangsführung.

Im Stile der angesagten Diven wie Faith Hill, Lee Ann Womack oder Martina McBride beweist Candy dann bei zwei Stücken („Nothin New“ und „Even In The Hard Times“), dass sie auch im Power Balladen-Bereich mithalten kann. Ansonsten geht es aber, wie gesagt, durchweg flott zur Sache. Obwohl sämtliche Stücke einer traditionellen Basis entspringen (Fiddles, Steelguitar, E-Gitarren und Acoustic Gitarren bilden die vorherrschende Instrumentierung), wirken sie dank der spielerischen Klasse der oben genannten Akteure, der knackigen Produktion und den mit hohem Wiedererkennungswert gestalteten Refrains überaus modern. Dazu erhält Candy bei der furiosen Uptemponummer „Hard To Be Good In Texas“ prominente Unterstützung von Jon Randall, mit dem sie ein prima Duett abliefert.

Stark hier die Instrumentalpassage am Ende mit herrlichem fetzigem Pianogeklimper. Weitere Highlights sind das richtig gut abgehende „Hall Of Fame“ und „Rockin A Mile A Minute“, bei dem der Titel eigentlich schon alles aussagt. Ein klasse, southern-rockiger Country-Roadhouse-Feger a la Eve Selis. „Waitin For The Light To Change“ und „31derful“ bieten dann nochmals Chart taugliche, sehr angenehm New Country-Sound, erneut in Richtung Sugarland. Zum Abschluss des Albums gibt es dann als Bonustrack noch ein weiteres Duett, das aus tragischen Gründen in die Geschichtsbücher eingehen dürfte. Der alte Klassiker „Fire On The Mountain“ von The Marshall Tucker Band seht auf dem Programm, den Candy im Duett zusammen mit dem einstigen Original-MTB-Gitarrist George McCorkle, der das Lied auch komponierte, in einer tollen Country-/Honky Tonk-Fassung präsentiert.

Dieses Stück dürfte eine der letzten veröffentlichten Aufnahmen von McCorkle sein, der am 29. Juni 2007 an Krebs verstarb. Das Stück geht mit diesem Hintergrundwissen ganz besonders unter die Haut. Insgesamt ist „Rev it up“ ein tolles, abwechslungsreiches und auch kurzweiliges New Country-Werk einer sympathisch wirkenden Künstlerin (welche Frau trägt denn heutzutage schon ein Lynyrd-Skynyrd-T-Shirt auf dem Cover-Titelbild?) mit jeder Menge Countryrock im Blut, von deren Temperament man sich zusätzlich auch in einem kurzen, beigefügten Videoclip überzeugen kann. Lasst Euch von Candys Musik mal so richtig auf Touren bringen! Hoher Gute Laune-Faktor ist garantiert!

Loma Jean Records (2007)
Stil. New Country

01. Rev It Up
02. My Lucky Life
03. Nothin New
04. Hall Of Fame
05. Hard To Be Good In Texas
06. Even In The Hard Times
07. Big Dream In A Little Town
08. Waitin For The Light To Change
09. Rockin A Mile A Minute
10. 31derful
11. Fire On The Mountain

Candy Coburn
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Leslie Satcher – Gypsy Boots – CD-Review

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Tolles Album der angesehenen Nashville-Songschreiberin! Leslie Satcher ist vermutlich den meisten New Country-Fans ein Begriff. Die dürfte ungefähr so jedem, der Tonträger dieser Sparte besitzt ganz sicher schon über den Weg gelaufen sein, sie zählt nämlich mit zu den prominentestenn Songwiterinnen der Szene und hat für unzählige Leute wie u.a. George Strait, Patty Loveless, Vince Gill, Willie Nelson, Reba McEntire, Gretchen Wilson oder Martina McBride Kompositionen beigesteuert. Untergegangen ist vermutlich ein wenig, dass sie auch eine hervorragende Musikerin und Sängerin ist.

Mit „Gypsy Boots“ hat sie jetzt ihren bereits dritten Silberling am Start. Leslie Satcher stammt ursprünglich aus Paris, Texas, zog aber 1989 nach Nashville, um ihr Musikglück zu versuchen, was dann ja auch songwritertechnisch höchst erfolgreich geklappt hat. Ihr neues Werk zeigt sie nun wieder einmal als eigenständige Interpretin auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens. Das Album ist ein ungemein abwechslungsreiches Konglomerat aus angriffslustigen, Energie-geladenen, kraftvollen, oft schön swampigen, bluesigen, rootsigen, deltamäßigen Countrysongs, garniert mit einigen traditionellen Countryballden im Stile der großen Old School-Heldinnen, die allesamt eina, allerdings sehr dezentes, spirituelles Flair durchzieht (Leslie ist ein tiefgläubiger Mensch – ihre musikalische Karriere begann ja auch schon als Kind im Kirchenchor), ohne dabei, wie gesagt, zu dick aufzutragen.

Schon bei den beiden Auftaktstücken „Where I Am“ und „Delta Wedding“ spürt man unweigerlich diese schwüle, schweißgetränkte Hitze des Südens, musikalisch umgesetzt auf herrlich authentische Art und Weise (beißend scharf gespielte Akustikgitarre, erdige, rockige Slidegitarren, sperrige Fiddle und schwer gurgelnde Orgeltöne, biestiger, keifender Gesang), das man unweigerlich den Drang verspürt, sich ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank zu fischen. Gleiches gilt für den Titeltrack, den sie in Zusammenarbeit mit Terri Clark und Jon Randall geschrieben hat und der von Clark bereits für ihr früheres Album „The Long Way Home“ aufgegriffen wurde. Diese Version schneidet durch Satchers stärkeren Gesang noch besser ab. Große Klasse!

„In The Shadows Of Your Wings“ wird von einem leichten Heartlandtouch umwoben. Hier erinnert Satcher fast ein wenig an Heart-Frontfrau Ann Wilson (auch optisch ein ähnlicher Typ), als hätte die plötzlich Bock auf Country bekommen. Der wohl rockigste Song ist das von ihr zusammen mit Jim Beavers komponierte „And The Well Run Dry“ ein richtig schön aggressiv gesungener Kracher mit satten E-Gitarren. Es gibt natürlich eine ganze Reihe Lieder in typisch traditioneller retrobehafteter, purer Countrymanier („Reason To Hang On“, „Sing Like Loretta Lynn“, „Lonely Don’t You Know When To Leave“, „If I Had Wings“ – z.T. richtig schöne „Schwofer“), die mit Steel, Fiddle und den allseits beliebten, emotionalen Countryrefrains daherkommen.

Klasse ebenfalls „Rock Of Love“, bei dem man die Handschrift von Mitschreiber Vince Gill (Song ist auch auf seinem „These Days“-4er-Album von 2006), deutlich erkennen kann. Auch das mit Delbert McClinton und Al Anderson kreierte, sehr fetzige „Somethin‘ ‚Bout You Lovin'“ verbreitet mächtig Laune (furioses Honky Tonk-Piano in Jerry Lee Lewis-Manier).“Tough“ ist, wie der Titel es kurz und bündig ausdrückt, ein richtig tougher Countryrocker, der, Kenner werden es wissen, auch auf Kellie Picklers, vor einigen Monaten erschienenem bärenstarkem „100 Proof“-Silberling zu finden ist. Wieder weiß Leslie hier mit ihrer Stimmstärke zu punkten.

Ein weiteres mit Jon Randall komponiertes Stück, „Where that train was going“, hat erneut dieses schöne, swampige Bluesfeeling. Ganz am Ende „röhrt“ sie dann nochmal so richtig, ohne instrumentelle Begleitung, bei „Georgia Trip ’56“ los, das von einem damaligen Besuch ihres Vaters bei der Verwandtschaft erzählt. Mann, kann die singen! Beeindruckend!

Leslie Satcher’s drittes Album „Gypsy Boots“ lässt die erfolgreiche Songschreiberin mal in ganz anderem Licht erscheinen. Die Dame hat nicht nur kompositorisch gewaltige was zu bieten, sondern braucht sich auch als Interpretin vor keiner der arrivierten, weiblichen Größen Nashville’s zu verstecken. Im Gegenteil! Ein Riesen-Kompliment an Leslie Satcher für dieses exzellente Album!

Eigenproduktion (2011)
Stil: New Country

01. Where I Am
02. Delta Wedding
03. In The Shadow of Your Wings
04. Gypsy Boots
05. Reasons To Hang On
06. And The Well Run Dry
07. Sing Like Loretta Lynn
08. Lonely Don’t Know When to Leave
09. Rock Of Your Love
10. Tough
11. Somethin‘ ‚Bout Your Lovin‘
12. Where That Train Was Going
13. If I Had Wings
14. Georgia Trip ’56 (Big Daddy)

Leslie Satcher
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Joey Daniels – Take Me Off The Market – CD-Review

Feines Debütalbum der aus Creston, British Columbia stammenden, sehr talentierten Kanadierin! Joey Daniels kommt, wie so viele Countrysängerinnen, aus einer musikalisch vorbelasteten Familie. So hatten ihr Vater und ihr Großvater beispielsweise eine eigene Radioshow. Joey begann frühzeitig im Kirchenchor, sang auf Hochzeiten und städtischen Events. Bereits im Alter von 9 Jahren gründete sie die erste Rockband mit ihren beiden Brüdern.

Man coverte Hits von Gruppen wie Bon Jovi und Heart. Ihren ersten Song schrieb sie mit sechzehn! Mittlerweile längst die Liebe zur Countrymusic entdeckt, produzierte ihr Bruder Jason schließlich vor einiger Zeit ein Demoband und „Big3NashvilleRecords“-Chef Bill Edwards bot der hübschen Dame mit den blonden, engelsgelockten Haaren nach einem Vorsingtermin sofort einen Plattendeal an, wobei er sogar zum Teil selbst die Arbeit als Produzent mit übernahm.

Das Label betrieb einen recht hohen Aufwand für die Newcomerin. Nicht nur äußerlich mittels eines reichhaltig bebilderten, bunten Booklets mit allen Texten und vielen Fotos der sehr sympathisch und bodenständig wirkenden Künstlerin, sondern auch durch die beiden weiteren, sehr prominenten Produzenten James Stroud (Toby Keith, Tim McGraw) und Mark Bright (Rascal Flatts, Blackhawk), sowie viele erstklassige Musiker der Nashville-Studio-Musiker-Gilde. U. a. Bryan Sutton, Tom Bukovac, Paul Franklin, Steve Nathan etc. gelten als klares Indiz dafür, dass man große Stücke auf Mrs. Daniels hält.

Zurecht, wie das gesamte Album beweist. Sofort fliegt einem beim Opener „Crazier Than Usual“, ein feiner, recht traditionell ausherichteter New Country-Song, ein Honkytonk-Piano und ein Slide-Riff entgegen; knackige Rhythmus-Gitarren, ein schönes Tempobreak machen bei der gut tanzbaren Nummer richtig Lust auf mehr. Von der Stimme her, wenn man den reinen Song ohne jegliche Infos vorgesetzt bekäme, würde man meinen, Shania Twain, die auch neben Linda Ronstadt und den Pretenders als Vorbild von Joey genannt wird, hätte sich vom popdominierten Sound abgewandt und zu ihren Country-Roots zurückbesonnen.

Viele Ähnlichkeiten zwischen beiden Kanadierinen treten auch im weiteren Verlauf der CD immer wieder ans Licht. „Swinging Door“ und „Kiss-N-Tell“ sind schön flotte Uptempo-Nummern, erstgenannte etwas poppiger, vielleicht in Richtung einer jungen Patty Loveless oder Sugarland zielend, dank eines leichten Southern-Twangs ala Jennifer Nettles, zweitgenannte durch klasse Mundharmonika-Einlagen mit eher bluesiger Country-Note. Balladeske Stücke gibt es eine gute Handvoll der insgesamt 13 Songs (9 von Joey und ihrem Bruder Jason Pennock geschrieben/4 Fremdkomopositionen), wobei hier das atmosphärische „I’ll Be Your Whiskey“ aus der Feder von Brett James und die Power-Ballade „Do It Again“ (schönes, filigranes E-Gitarren-Solo, gespielt von Guy Walker) besonders zu gefallen wissen.

Ein besonderes Highlight ist aber ohne Zweifel ein Stück, geschrieben vom ebenfalls recht bekannten Hitlieferanten Monty Criswell. Das herrlich melodische, aber auch recht angriffslustig vorgetragene „Hands On You“ wird von einem rockigen E-Gitarren-Riff getragen und auch ansonsten von feiner Gitarrenarbeit begleitet. An den Saiten kein geringerer als „Mr. Guitar“ Brent Mason persönlich! Toller Song! Das Joey es auch immer wieder sporadisch gerne mal traditionell mag, lässt das Titelstück und auch das abschließende „Without You“ vermuten. „Take Me Off The Market“ ist wieder eine tanzbare Nummer, die von der Art der integrierten Steel-Elemente an diverse Uptemponummern der Pirates Of The Mississippi zu erinnern scheint, „Without You“ ist dann ein richtiger Saloon-Honky Tonk-Heuler im Midtempobereich mit richtig sägenden Fiddeln und jammernden Steel-Fills.

Insgesamt überwiegen aber die modernen, knackigen New Country-Elemente. Auf dem Terrain fühlt sich Joey laut eigener Aussage auch am wohlsten. Also, wenn die PR-Maschine hier mal richtig ins Rollen gerät, könnte mit dem bisher noch ungeschliffenen Rohdiamanten Joey Daniels mal eine fette Konkurrenz für Shania, Faith, Jo Dee & Co. heranwachsen. Es wäre ihr zu gönnen! Prima Auftaktalbum, Mrs. Daniels!

Big 3 Records (2005)
Stil: New Country

01. Crazier Than Usual
02. Swinging Door
03. Kiss-n-Tell
04. I’ll Be Your Whiskey
05. This Is Me Missing You
06. Miracle
07. Take Me Off The Market
08. Hands On You
09. Do It Again
10. Man Of My Dreams
11. If You Love Me
12. Believe
13. Without You

Joey Daniels
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Billy Dean – Let Them Be Little – CD-Review

Billy Dean kann in der Country-Szene seit seinem Debütalbum „Young Man“ von 1990 auf mittlerweile ziemlich erfolgreiche 15 Jahre zurückblicken, sein letztes, „richtiges“ Studiowerk (diverse Sampler ausgeklammert) liegt allerdings schon sieben Jahre zurück. Jetzt kehrt er mit „Let Them Be Little“ zurück und sofort wieder spektakulär, denn der Titelsong ist bereits in den Billboard Country-Singles-Charts unter den Top Ten notiert.

Die vergangene Zeit nutzte Billy um sein Leben umzukrempeln. Vom einstigen, unpersönlichen Gehabe eines Stars, kam die Wandlung nach seiner Scheidung zum Menschen wie du und ich. Er zog in eine normale Wohngegend, kümmerte sich eifrig um seine zwei Kinder und lernte mit Stephanie Paisley eine neue Partnerin kennen, die ihn in seinem kreativen musikalischen Dasein zur Seite steht (Co-Writerin bei „Good Love Gone Bad“). Diese Umstände scheinen den 1962 in Quincy, Florida geborenen Sänger und Songwriter
regelrecht zu beflügeln.

Entscheidend für seine „neue“ Musik ist sicher auch der neue Plattenkontrakt mit Curb Records, einem Label, das als Synonym für frischen, modernen New Country steht. So straft er dann mit seiner neuen CD auch seine schärfsten Kritiker Lügen, bei denen er oftmals als „Weichspüler“ abgestempelt wurde, denn wir hören neben einigen feinen Balladen (selbstverständlich sind auch diese wieder vertreten) auch einige richtig knackige, peppige Uptempo-Nummern.

Zum Auftakt gibt es mit „This Is The Life“ und „Eyes“ direkt zwei fröhliche, unbefangene, mit herrlicher Banjobegleitung untermalte Countrysongs, die richtig gute Laune verbreiten. Und dann folgt mit dem Remake des alten John-Denver-Klassikers „Thank God I’m A Country Boy“ gar ein richtiger Feger. Mit der positiven Ausstrahlung eines Keith Urban, knackigem, modernem Rhythmus, sirenenartigen Fiddeln, sowie herrlichem Honkytonk-Pianospiel von John Jarvis entwickelt sich der Song zu einem echten Kracher, stark!

Seine Vorliebe für Balladen kommt dann, wie bereits erwähnt, auch zum Vorschein und findet ihren Höhepunkt im bereits anfangs zitierten Titelstück, das Billy zusammen mit Lonestar-Sänger Richie McDonald komponiert hat, und das auch auf deren letztem Album „Let’s Be Us Again“ (sh. unter „Stöbern“) umgesetzt wurde. Da der Song von Lonestar nie als Single ausgekoppelt wurde und Billy jetzt wieder einen Plattendeal hatte, spielte Richie den Ball zu passender Zeit zurück.

Ein gut gewählter Moment, wie der starke Charteinstieg der Single beweist. Mit „Good Love Gone Bad“ und „Race To The Bottom“ folgen zwei weitere, sehr Dean-untypische Stücke, aber im positiven Sinne. Ersteres leicht psychedelisch angehaucht, mit kleinem Fiddle/E-Gitarren-Duell und herrlichen weiblichen Background-Vocals, letzteres, als eine Art Mischung aus Anthony Smith und Trace Adkins, erreicht durch eingesetzte Stimmeffekte, kantiges Banjospiel, heulende Fiddel (inkl. tollem Solo von Stuart Duncan) und wunderbare Mandoline ein „cooles“ Swamp-Flair. Als Bonustracks gibt es dann noch mit „Somewhere In My Broken Heart“ und „Billy The Kid“ zwei von Mr. Dean’s größten Hits als neu eingespielte Versionen auf technisch aktuellem Niveau. 40 Minuten fliegen im Nu an einem vorüber, und man ist sofort geneigt die Repeat-Taste zu drücken. Ein erstaunlich gutes Comeback von Billy Dean!

Curb Records (2005)
Stil: New Country

01. This Is The Life
02. Eyes
03. Thank God I´m A Country Boy
04. I’m In Love With You
05. Slow Motion
06. Let Them Be Little
07. Good Love Gone Bad
08. Race You To The Bottom
09. Shelfer Street
10. Swinging For The Fence

Billy Dean
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Jesse Dayton – Country Soul Brother – CD-Review

Einen hervorragenden Ruf, nicht nur bei den Kritikern, hat sich der aus Beaumont, Texas stammende Jesse Dayton bereits mit seinen drei ersten Alben „Raisin’ Cain“ (1995), „Tall Texas Tales“ (2000), und „Hey Nashvegas“ (2001) erspielt. Auch im Umfeld vieler anerkannter Größen der Marke Cash, Jennings, Haggard & Co. gilt der junge Gitarrist und Sänger als Ausnahmetalent. So verpflichtete ihn Waylon Jennings beispielsweise für sein Werk „Right For The Time“als Lead-Gitarristen und ließ es sich auch nicht nehmen, mit Jesse einige Gigs zu absolvieren. Nach dreijähriger Kreativpause liegt nun sein viertes Werk „Country Soul Brother“ vor.

Wieder ist ihm eine klasse, äußerst abwechslungsreiche Scheibe gelungen. Ein bunter Mix aus traditionellem Country, mit zum Teil leicht mexikanischer Note, sowie texanischem Roadhouse Rock, Blues und diesmal recht sparsam gehaltenen Rockabilly-Elementen. Das eröffnende Titelstück fegt dann direkt mit hohem Tempo los, fast wie ein wild gewordener Hengst, der durch die Prärie heizt. „Country Soul Brother“ ist in toller, feuriger Countryrocker mit kraftvollen Breaks, klasse E-Solo und einsetzendem Banjospiel im zweiten Teil des Songs.

Nach dem fröhlich tanzbaren, von Akkordeon und Steelgitarre dominierten Tex-Mex Countrysong „All Because Of You“, folgen drei recht ruhige und leicht ins Ohr fließende Countrynummern (darunter das Cars-Cover „Just What I Needed“), die trotz ihrer Eingängigkeit nie ihren Alternate Country-/Independent-Touch einbüßen. Überragend davon das rootsig gehaltene, aber umwerfend melodische „Ain’t Grace Amazing“, mit wunderbar heulender Mundharmonika, seichter Banjo- und Akustikgitarrenuntermalung. „Jesus Pick Me Up“ löst als temperamentvoller Hillbilly Blues unweigerlich das berühmte Wippen des Cowboystiefels aus. Ein flotter Song mit Spielraum für viele Soli, der im Studio aber nicht bis auf’s Letzte ausgereizt wurde.

Unaufdringliche und das Gesamtbild gut ergänzende Bläsereinsätze, die jedoch eher in Richtung Memphis, denn gen Nashville anmuten, findet man bei „It Won’t Always Be Like This“, „Just To Get You Off My Mind“ und dem recht rockig geratenen Stück „Talkin’ Bobby Dale’s Hard Luck Blues“. Fazit. 12 Songs, bis auf zwei, alle selbst geschrieben, mit kaum einem Schwachpunkt.

Man spürt regelrecht, wie sich der Texaner mit Leib und Seele in seine Musik reinhängt. Seine Stimme ist variabel, das Gitarrenspiel klar und auf den Punkt gebracht. Dem Burschen umschwebt bereits, dank seines nicht alltäglichen Schaffens, ein Hauch von Kult. Und wenn er sich bei „Tall Walkin’ Texas Trash“ mit den Sätzen „All I need is an amplifier and a warm little Whiskey glass“ outet, dann klingt das aus der Stimme dieses Vollblutmusikers glaubwürdig und absolut authentisch. Jesse Dayton ist eben ein wahrer „Country Soul Brother“!

Stag Records (2004)
Stil: Tex Mex Country

01. Country Soul Brother
02. All Because Of You
03. Ain’t Grace Amazing
04. Just What I Needed
05. Daily Ritual
06. Jesus Pick Me Up
07. It Won’t Always Be Like This
08. Tall Walkin‘ Texas Trash
09. Just To Get You Off My Mind
10. Moravia
11. One Of Them Days
12. Talkin‘ Bobby Dale’s Hard Luck Blues

Jesse Dayton
Bärchen Records

Clay DuBose – These Days – CD-Review

„These days I don’t worry about the future or the past, I’m alive and learning to enjoy the ride…these days“. Diese Zeilen aus dem Refrain des Titelsongs aus Clay DuBose’s neuen Album „These Days“ geben exakt die positive Stimmung wieder, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt hindurch zieht. Heißt in etwa soviel wie, „was schert mich Gestern und Morgen , ich lebe hier und jetzt, und will musikalisch machen, was mir heute Spaß bereitet“. Und DuBose weiß, wovon er redet, denn er hat schon einiges erlebt.

Geboren in Frankreich als Sohn eines im Militärdienst arbeitenden, weltweit gereisten Elternpaares, war für ihn schon in frühster Kindheit klar, dass er Musiker werden möchte, als man schließlich in Texas ansässig wurde. Mit seiner ersten Band schien es auch sofort steil nach oben zu gehen, aber ein in Aussicht gestellter Development Major Deal zerplatzte wie eine Luftblase. Clay ging nach Los Angeles und lernte den Ausnahmegitarristen Will Ray (The Hellecasters) kennen und nahm eine 7-Song-EP auf. Ein zunächst geplantes Komplett-Album scheiterte am Bankrott des Labels.

Erst diverse Trips nach Nashville und die Bekanntschaft mit Ron Reynolds, sowie die Zusammenarbeit mit Robert Weingartz, Chef des Independant Labels
Lazy River Records, brachten mit seinem Debüt „Rewriting History“ endlich einen Durchbruch mit jeder Menge Aufmerksamkeit in der Szene. Die Scheibe war in allen genretypischen Charts vertreten und das Doors-Cover von „Love Me Two Times“ lief die lokalen Radiostationen rauf und runter. Auch der Start von „These Days“ begann schon recht verheißungsvoll. Einstieg auf Platz 14 in den AMA/R&R Charts, was bisher keinem Künstler eines Independant Labels vorher gelungen ist. Kein Wunder, denn die Scheibe hat es in sich!

Countryfreunde aufgepasst – diesen Mann gilt es zu entdecken! Clay DuBose, im übrigen ausgestattet mit einer tollen, warmen, gleichzeitig ein wenig rebellisch eirkenden, frischen Stimme begeistert mit einer großartigen Musik, deren Bandbreite von purem, traditionnellem Honky Tonk, Tex-Mex-Klängen, herrlichem Sixties-Retro-Flair, auch mal leichten Southern-Feeling, Bakersfield-Sound, bis hin zu einem dezenten Rockabilly-Flair reicht. Grob umfasst, spielt sich das Geschehen in etwa an der Schnittstelle der Mavericks, der Derailers und Dwight Yoakam ab. Eine Platte mit einem herzerfrischenden, klaren Sound!

Musikalisch erste Sahne, dank einer grandiosen Besetzung von Instrumentalisten wie u. a. dem bereits erwähnten Gitarren-Zauberer Will Ray, der kompletten Combo der Derailers mit Brian Hofeldt, Ed Adkins, Scott Mathews, sowie Augie Meyers und Big John Mills, Garth Hudson (The Band) am Piano und Akkordeon beim Dylan Cover „I Threw It All Away“), Danny Timms (Bonnie Raitt, Los Lobos), Rami Jaffee (The Wallflowers) oder Dusty Wakeman (Dwight Yoakam, Lucinda Williams). Tolle Lieder, wie gesagt, manchmal mit swingendem 60er-Flair und Rockabilly-Touch in der Tradition von Roy Orbinson, Elvis oder eines Buck Owens ( „Captivated“ – eine wunderbar schnulzige Balölade, das knackige, gut abgehende „Big Scary Heart“ oder „Crack In The Armor“), nicht zuletzt auch dank der starken Einflussnahme der o.a. Derailers.

Herrlich auch „No Accident“ (tolles Duett mit Carmen Mejia), mit leichter
Memphis-Atmosphäre durch fulminantes Saxophonspiel von Sam Levine; der prachtvolle Uptempo-New Country-Knüller „Fork In The Road“ bekommt aufgrund genialer Stratocaster-Bearbeitung von Will Ray (in Hughie Thomasson-Manier) einen wunderbaren Outlaws-Southern-Touch der Marke „Ghost Riders“, die fetzigen Nummern wie „These Days“ oder das lockere, sehr melodische „Street Sage“, mit seinen fantastischen Gitarrensoli, besitzen zum Storytelling-Style noch einen satten Drive, oder auch der pure, traditionelle Roadhouse Honky Tonker „Long lonely life!

Um es auf den Punkt zu bringen. Clay DuBose und alle Beteiligten präsentieren sich in absoluter Bestform! Das Album dürfte schon jetzt zu den Geheimtipps des Jahres 2005 zählen! Schöner Digi-Pack, dessen feines, innen liegendes Booklet sämtliche Texte beinhaltet.

Lazy River Records (2005)
Stil:  Country Rock

01. Long Lonely Life
02. No Accident
03. Captivated
04. Life Of The Party
05. Fork In The Road
06. Less Is More
07. These Days
08. She Cries
09. Big Scary Heart
10. Crack In The Armor
11. Street Sage
12. I Threw It All Away

Clay DuBose
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George Ducas – 4340 – CD-Review

Klasse Comeback von George Ducas, Mitte der Neunziger Jahre Inhaber eines Major-Vertrages bei Capitol Records. Toll, das er als Performer wieder da ist (als Songwriter war er nie weg), und dann auch noch mit solch einer großartigen Scheibe. Nach zwei Alben in den Neunzigern, einem Top-20-Song mit „Teardrops“ und dem Top-10-Hit „Lipstick Promises“ hatte es sich 1997 für George Ducas erst einmal, zumindest was seine Solo-Karriere anging, abrupt erledigt. Der Vertrag mit seinem Label wurde nach diversen Differenzen schließlich aufgelöst.

Ducas (geb. am 01.08.1966 als George Evnochidis in Texas City, TX) war aber, wie gesagt, nie so richtig von der Bildfläche verschwunden, denn er trat immer wieder als höchst erfolgreicher Songwriter für Interpreten wie Garth Brooks, die Eli Young Band, die Dixie Chicks, Randy Rogers Band, Trisha Yerawood, Josh Thompson und viele mehr in Erscheinung. Jetzt geschlagene 16 Jahre später, will es der enge Freund von Radney Foster (beide schrieben zusammen u. a. Fosters Riesen-Hit „Just Call Me Lonesome“, wie auch den Nr. 1-Hit für Sara Evans „A Real Fine Place To Start“) mit „4340“ in eigener Sache noch mal richtig wissen und legt ein sehr schönes, knackiges, von texanischem Flair umwobenes, kraftvolles New Country-Album vor, das in Nashville eigentlich so manchem etablierten Künstler der Marke Blake Shelton, über Chris Young bis Jake Owen so richtig „Feuer unterm Hintern“ machen müsste, wenn George Ducas einen Major-Vertrag hätte und im dortigen Countryradio gespielt würde. Beides ist unverständlicherweise aber nicht der Fall.

Vielleicht ist er Nashville auch nicht poppig genug, denn die ehrlichen Country-Traditionen spielen bei ihm, trotz noch so zeitgemässer Inszenierung, stets eine zentrale Rolle. Gut so! „4340“ ist ein New Country-Album der Sorte „angenehm“. Man spürt, dass George, was seine Solo-Avancen als Musiker anbetrifft, mit sich im Reinen ist und er einfach das abliefert, was ihm Spaß macht. Und so verläuft seine 12 Stücke umfassende CD, trotz vieler dieser absolut radiofreundlicher Tracks, wie z. B. der eröffnende satte Southern Country-Stampfer „CowTown“ (klasse E-Gitarren samt Solo), „This One’s Gonna Hurt“, „All Kinds Of Crazy“ oder „I Need To Love You“ (alle drei Tracks wären auch einem Jack Ingram wie auf den Leib geschnitten), mit einer doch recht deutlich spürbaren Distanz zu allzu aufgesetzten Mainstream-Ambitionen ab, was wir im absolut positiven Sinn verstanden haben möchten.

Man hat das Gefühl, dass Ducas’ Credo hier wie folgt lauten könnte. Ich spiel die Songs nach meinem Gusto, den Hit sollen daraus später von mir aus andere Acts für sich zurechtschneidern. Und wirklich hat man sofort das Gefühl, das einige der Tracks zukünftig mal bei dem ein oder anderen Interpreten auftauchen könnten. Im gesamten Verlauf schwebt immer eine ganz dezente, kaum wahrnehmbare „Alternativ-Note“ mit (vieles erinnert vielleicht ein wenig an die Art von David Lee Murphy -übrigens auch schon ein Schreibpartner von George- zu musizieren).

Herrlich retro, aber schön rockig und kraftvoll kommt das flockige, melodische „White Lines & Road Signs“ daher, das sicher auch im einstigen Repertoire von Brooks & Dunn bestens aufgehoben gewesen wäre. Mit leicht psychedelischen Tendenzen stampft „LoveStruck“ (ebenfalls mit knackigen E-Gitarren) auf Southern Rock-Pfaden. „Gimme Back My Honky Tonk“ huldigt in Saloonfegermanier mit allen typischen Ingredienzen (Uptempo-Gitarrenrhythmus, surrende Fiddle, heulemde Steel, kraftvolle Drums, Honky Tonk-Pianogeklimper), schön traditionell den guten alten Zeiten.

Mit Leuten wie u. a. Radney Foster, Jim Beavers, Kiefer Thompson oder Jon Henderson standen Ducas geschlagene Leute beim Songwriting zur Seite, auch die Musiker wie Steve Brewster, Tommy Harden, Mark Hill, Jeff King, Pat Buchanan, Pat McGrath, Jason Webb, Mike Johnson oder Dan Dugmore sind Garanten für ein High Quality-Produkt. Übrigens ein schöner Gag am Ende. Ducas hält (als Hidden Track) mit Akustikgitarrenuntermalung knapp eine Minute eine Rede an seine Fans, wobei er sich für die Unterstützung im Lauf der Jahre bedankt, aber natürlich auch ganz ordentlich Werbung für sich selbst betreibt (Nennung seiner Webadressen).

George Ducas kehrt nach gut 16 Jahren als Interpret mit „4340“ höchst eindrucksvoll auf die musikalische Bühne zurück. Das ist allerbester Stoff für Country-/New Country-Sympathisanten, die nicht unbedingt nur Chart-orientiert unterwegs sind, aber trotzdem auf höchste Genre-Qualität setzen. Ein durchgehend starkes Album. „Wellcome back, George Ducas, we appreciate it“!

Loud Ranch (2013)
Stil:  New Country

01. Cowtown
02. Come Down
03. Ain’t That Crazy
04. White Lines & Road Signs
05. Lovestruck
06. This One’s Gonna Hurt
07. Breakin‘ Stuff
08. All Kinds Of Crazy
09. I Need To Love You
10. Amnesia
11. Gimme Back My Honky Tonk
12. Your Song
13. GD See Ya‘ Out There (Hidden Track)

George Ducas
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Due West – Forget The Miles – EP-Review

6 Song-EP! Frischer, knackiger Country/New Country eines starken Trios mit tollen Harmoniegesängen! Eine Musiker-Party bei Diamond Rio-Keyboarder Dan Truman brachte die Initialzündung für Due West. Zwei ihrer insgesamt drei Mitglieder, Matt Lopez und Brad Hull, gesellten sich seinerzeit zu den dort spielenden Künstlern und steuerten prächtigen Background Gesang zu den diversen, an diesem Abend aufgeführten Restless Heart-, Shennandoah- und Diamond Rio-Songs bei. Die anwesenden Leute waren von ihrer perfekten Vocal-Performance total begeistert und animierten sie spontan, eine Band zu gründen.

Als Dritten im Bunde nahmen sie später den aus Utah stammenden Tim Gates als Lead-Sänger mit ins Boot, der die zweite Single, „Bible & The Belt“, (ein swampig/gospelig fett groovendes Stück im Stile von Sawyer Brown/Blake Shelton, komponiert zusammen mit Marc Beeson & Billy Austin), ihrer hier vorliegenden, großartigen Debut-EP „Forget The Miles“ kompositorisch mit beisteuerte. Auch Lopez, ehemaliger Straßenmusiker aus New York, hat in Nashville als Co-Writer durch „Love’s Lookin‘ Good On You“ vom mega-erfolgreichen Lady Antebellum-Erstling schon auf sich aufmerksam gemacht. Brad Hull, ein an der klassischen Gitarre studierter Musiker, bewegte sich dazu viele Jahre als Mitarbeiter hinter den Kulissen beim BMI-Label und hat so einiges über das Schreiben erfolgreicher Titel mitbekommen.

Bei den Dreien ist also bereits einiges an Erfahrung und jede Menge Kompetenz vorhanden. Das merkt man den insgesamt sechs, durchweg starken Stücken (fünf dabei aus eigener Feder) dieses in jeder Hinsicht sehr ausgereiften Werkes auch deutlich an. Tolle, mit allen New-Country-typischen Zutaten (sehr Steel-, Piano- und E-Gitarren-betont) garnierte Tracks in allen Tempovariationen, präsentiert mit einigen ausgewählten Klassemusikern wie Lonnie Wilson, JT Corenflos, Mike Johnson, Mark Hill, B. James Lowery, Jimmy Nichols, Eric Darken und Ilya Toshinsky, Letztgenannter mit großartigem Banjospiel beim melodischen, in bester Restless Heart-Manier gebrachten „Try Living In A Small Town“.

Sehr knackig produziert haben Jason Deere und Jimmy Nichols. Auch die umfangreiche Aufmachung im Klapp-Digipack ist für eine EP recht ungewöhnlich. Dazu kommen natürlich die starken Harmoniegesänge, die starke Bezüge zu den bereits erwähnten Restless Heart, Diamond Rio oder, zumindestens gesangstechnisch, Rascal Flatts aufweisen. Sehr erfolgreich war auch die erste, vorab ausgekoppelte Single „I Get That All The Time“, eine schöne Ballade mit markanter Pianolinie, wunderbaren Harmonies und perfekter Saitenarbeit von Mike Johnson und JT Corenflos, die es unter die Top-Twenty der Country-Charts schaffte. Ebenfalls große Emotionen bietet die zweite auf dem Werk befindliche Ballade „When The Smoke Clears“, wo nach entspanntem Strophenbeginn ein satter Powerrefrain folgt.

Mit ergiebiger Streicherunterstützung wird das Ganze dann noch verstärkt in Szene gesetzt. Ein ergreifender Song irgendwo zwischen Restless Heart und Nashville-infizierten Eagles. Die beiden Opener, das saustarke „22 Hours A Day“ (ein Lied über das harte Musikerleben) und „Country Music Made A Man Out Of Me“ (Honkytonk-anghaucht, klasse E-Piano, starkes Steel-/E-Gitarren Solo) punkten dazu noch mit klassischen, treibenden, nach vorn gehenden New Country-Rhythmen à la Garth Brooks, Travis Tritt oder Blake Shelton. Insgesamt ein schöner, umfassender Eindruck über das breite Können der Burschen, bei dem sie ihr vorhandenes Potential bereits nahezu optimal ausschöpfen.

Angesprochen auf die Ziele des auch sozial engagierten Trios (das Sammeln bei ihren Konzerten bei einem bestimmten Song für wohltätige Zwecke hat sich bereits zu einer Tradition entwickelt) für die nächsten fünf Jahre, gibt Brad Hull ihre Planung (natürlich etwas scherzhaft) mit drei bis vier Platin-Scheiben an der Wand als recht ehrgeizig und ambitioniert vor. Mit „Forget The Miles“ haben Due West zumindest einen ersten, viel versprechenden Schritt getan. Absolut saubere Debüt-Leistung!

Black River Records (2011)
Stil:  New Country

01. 22 Hours A Day
02. Country Music Made A Man Out Of Me
03. When The Smoke Clears
04. Bible & The Belt
05. Try Living In A Small Town
06. I Get That All The Time

Due West
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