Little Big Town – A Place To Land – CD-Review

Seit sich Little Big Town mit Wayne Kirkpatrick verbündet haben und dieser ihnen einen Deal bei Clint Black’s Equity Label verschafft hat, präsentiert sich das Quartett, bestehend aus Karen Fairchild, Jimi Westbrook (beide mittlerweile miteinander verheiratet), Kimberly Roads Schlapman und Philip Sweet, in einer immer bestechenderen musikalischen Verfassung. Bewegte sich ihre zweite CD „The Road To Here“ schon auf einem sehr starken Niveau, so toppen die Vier mit ihrem neuen Silberling „A Place To Land“ den Vorgänger noch einmal locker und liefern damit eindeutig ihr bisheriges Meisterstück ab.

Zehn der zwölf Lieder stammen wieder aus ihrer gemeinsamen Feder, zusammen mit Wayne Kirkpatrick, lediglich zwei Fremdkompositionen (an beiden sind jeweils Jessi Alexander und Jon Randall beteiligt) wurden mit aufgenommen, wobei nicht ein einziger Ausfall zu verzeichnen ist. Im Gegenteil, das Album steckt voller Qualität und voller potenzieller Hits! Auch wenn momentan alles von dem medienträchtigen Comeback der Eagles spricht, sollte gerade auch dieses Fan-Klientel unbedingt mal ein Ohr (besser zwei) für Little Big Town öffnen, denn was man hier in puncto genauso zeitloser wie moderner, peppiger, wunderschön melodischer, von geradezu traumhaften Harmoniegesängen gepägter, sonnig Westcoast-getränkter und auch von vielen genussvollen Southern-Strömungen tangierter New Country-/Countryrock-/pop-Musik geboten bekommt, ist schlicht und einfach vom Allerfeinsten!

Da dürfen die Eagles schon mal neidvoll hinüber blicken. Auf „A place to land“ befinden sich einige Songs, die Henley und Frey sicher gerne geschrieben hätten, aber eben nicht haben! Die sind Little Big Town vorbehalten! Das Werk beginnt mit dem großartigen, sehr eingängigen „Fine Line“, das mit einer angenehmen Kombination aus flockiger Akustikgitarre und Banjo unterlegt ist, und immer wieder mit einem an Tom Petty erinnernden E-Gitarren-Riff aufgelockert wird. Die Harmonies im Refrain lassen klare Reminiszenzen an Fleetwood Mac zu deren besten „Rumours“-Tagen auflkommen.

Ein sehr schönes E-Gitarren-Solo von Gordon Kennedy (der auch hier wieder bei allen Tracks unaufdringliche, aber umso exzellentere Arbeit verrichtet) vollendet diesen herrlich luftigen Song. Bei der aktuellen Single, dem grandiosen „I’m With The Band“ fühlt man sich gar in eine imaginäre Jam-Session von den Eagles und The Marshall Tucker Band hineinversetzt. Zunächst wird das Lied fast ausschließlich im Harmoniegesang und mit wunderschönen Akustikgitarren vorgetragen, im Hintergrund wirken Steel und Orgel ganz dezent mit, ehe ein knackiger, rockiger mit würzigen E-Gitarren garnierter Rhythmus einsetzt und die anfangs eingeschlagene, herrliche Melodik nun etwas kraftvoller begleitet. Dazu werden sukzessiv immer wieder weitere kleine E-Gitarren-„Farbtupfer“ und ein tolles Solo eingestreut, wie es einst Toy Caldwell nicht hätte besser machen können.

Eine Pracht-Nummer, die augenscheinlich auch als Synonym für das Zusammengehörigkeitsgefühl des Quartetts zu sehen ist. Und ist man gerade mal so richtig ins Schwärmen geraten, läuft einem beim folgenden, traumhaft melodischen „That’s Where I’ll Be“ der nächste Schauer des Wohlbefindens den Rücken herunter. Beim phantastischen Leadgesang meint man vor seinem geistigen Auge einen Don Henley mit seinen Freunden Tim Schmit und Glenn Frey singen zu hören. Diese Harmonies bewegen sich auf allerhöchstem Eagles-/Poco-/Crosby, Stills, Nash & Young-Level. Dazu wurde eine exzellente Dobroarbeit von Dan Dugmore integriert.

Westcoast Country/Countryrock/Countrypop-Musik in Perfektion! Deutlich flotter geht es dann bei den nachfolgenden „Evangeline“, „Vapor“ und „Novocaine“ (herrlich tanzbar) zu, wobei sowohl Neo-Bluegrass- als auch Southern Rock-Elemente verarbeitet wurden. Über die etwas rockigeren „A Place To Land“ und „Firebird Fly“, sowie zwei weitere Ohrwürmer mit dem emotional vorgetragenen „To Know Love“ und „Lonely Enough“ (Fleetwood Mac-Flair) gelangt man dann zum abschließenden „Fury“, bei dem man noch mal einen satten, funkig stampfenden Rockkracher um die Ohren „gehauen“ bekommt. Man könnte meinen, Lenny Kravitz wäre ins Countryfach übergewechselt. Ein toller „Rausschmeißer“, der einmal mehr die Vielseitigkeit der Band widerspiegelt.

Little Big Town scheinen mit „A Place To Land“ und ihrem schnörkellosen, erdigen, Westcoast-/Southern-angehauchten New Country ein Plätzchen in der Nische des Genres in gefunden zu haben, an dem sie sich deutlich spürbar wohlfühlen und an dem ihnen kaum jemand das Wasser reichen kann. Die Arbeit mit Allrounder Wayne Kirkpatrick funktioniert tadellos und animiert die Truppe zu wahren Höchstleistungen. Was für eine großartige Musik!

Capitol Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Fine Line
02. I’m With The Band
03. That’s Where I’ll Be
04. Evangeline
05. Vapor
06. Novacaine
07. Only What You Make Of It
08. A Place To Land
09. Firebird Fly
10. To Know Love
11. Lonely Enough
12. Fury

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Bärchen Records

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