Lynyrd Skynyrd – Support: Julian Sas, Simon McBride – 05.07.2025, KUNST!RASEN, Bonn – Konzertbericht

Lynyrd Skynyrd via open air, da kommen bei mir persönlich, der die Band schon zig mal live erlebt hat, zwei besondere Ereignisse aus der Vergangenheit in den Sinn, einmal das legendäre Rockpalast-Konzert auf der Lorelei und zum anderen das im Hamburger Stadtpark mit anschließender unvergessener zünftiger Feier zusammen mit der Band im dortigen Maritim-Hotel (wann steht man im Leben beim Pinkeln schonmal im Sanitärbereich so einer schicken Herberge zwischen Johnny Van Zant und Gary Rossington…?) Mitte der Neunziger Jahre.

Das war in der Besetzung als Rickey Medlocke und Hughie Thomasson neben Gary Rossington, die das grandiose 3er-Gitarren-Line-up bildeten und  Billy Powell als auch Leon Wilkeson sich auch noch des Lebens erfreuten.

Mittlerweile, viele Jahre später, sind vom einstig charismatischen Ensemble nur noch Johnny Van Zant und Rickey Medlocke verblieben, mit Gary Rossington verstarb vor geraumer Zeit das letzte echte Mitglied der Alben aus der Ronnie Van Zant-Ära, deren Songs mittlerweile ausschließlich präsentiert werden. Ungeachtet dessen geht es nach dem Motto ‚the legacy lives on‘  mit den ‚jüngeren‘ Mitgliedern Peter Keys, Mark Matejka, Damon Johnson, Robbie Harrington, Stacy Michellese und den schon sehr lange involvierten Michael Cartellone und Carol Chase  weiter.

Da man weiß, dass in dieser Band weiterhin Klasse-Musiker am Werk sind, sah ich dem Gig im wunderbar gelegenen KUNST!RASEN in Bonn recht unvoreingenommen entgegen. Das Schöne war, dass wir das Ganze sehr entspannt vom seitlich gelegenen VIP-Bereich aus genießen konnten, der umtriebige Kollege Mangold (sein 5. Gig innerhalb von 7 Tagen – O-Ton: „der Begriff ‚Schlaf‘ wird grenzenlos überbewertet“) musste zwischenzeitlich immer fotografieren gehen.

Supportet wurde die unverwüstliche Southern Rock-Combo zunächst vom niederländischen Blues Rocker Julian Sas, der im Trio in Hendrixscher Manier am Anfang etwas hektisch losrockte, aber dann nach den ersten Tracks zu gewohnter Stärke fand.

Besonders in der Endphase mit den Stücken „Stand Your Ground“, dem wüsten „Sugarcup Boogie“ und dem finalen „The Devil Got My Number“ hatte er das noch nicht ganz vollzählig anwesende Publikum auf seine Seite gezogen und erhielt am Ende den verdienten Applaus für einen engagierten Auftritt.

Line-up Julian Sas:
Julian Sas (lead vocals, electric guitar)
Edwin Van Huik (bass)
Lars Erik van Elzakker (drums)

Meinen persönlichen Mehrwert der Veranstaltung bildete, abgesehen von der tollen Location, der Middle-Act Simon McBride. Der Brite verdeutlichte dem anwesenden Publikum eindrucksvoll, warum die legendäre Rockband Deep Purple ihn als Ersatz für Steve Morse auserkoren hat.

Hatte das Wetter bis dato gehalten, verdunkelten sich bei seinem Auftritt kurzeitig für zwei Tracks die Wolken und ein Sprühregen prasselte hinab, was seiner glänzenden Performance allerdings keinen Abbruch tat.

Als Leader seines eigenen Trios offerierte er mit Nummern wie u. a. „Don’t Dare“, „The Stealer“, „High Stakes“, der schönen Cure-Ballade „Lovesong“, „King Of The Hill“, dem Bryan Adams-Cover „The Kids Wanna Rock“ und dem atmosphärischen „Show Me How To Love“, seine eigene Art mit britischer Prägung, zwischen Free und Gary Moore, zu rocken.

Dabei ließ er, unterstützt von einem starken Rhythmus-Duo, zahlreiche quirlige als auch filigrane und atemberaubende Soli auf der eigens für ihn gebauten PRS-Signature-E-Gitarre ab. Er und seine beiden Begleiter wurde dementsprechend von der KUNST!RASEN-Audienz gefeiert.

Aus meiner Sicht hatten wir da eine Art britische Variante von Joe Bonamassa bestaunen können. Ein Mann, den man sich auch abseits von Deep Purple merken sollte.

Line-up Simon McBride:
Simon McBride (lead vocals, electric guitar)
Dave Marks (bass, backing vocals)
Marty McCloskey (drums)

20:25 Uhr war es dann soweit. Die Mannen um Van Zant und Medlocke betraten unter dem Applaus der mittlerweile knapp 5.000 anwesenden Zuschauer die geräumige Bühne, um nach einem Einspieler zur frühen Bandentstehung auf den großen LED-Leinwänden  mit „Workin‘ For MCA“ loszulegen.

Das ‚Geschäftsmodell‘ Lynyrd Skynyrd versteht es weiter hervorragend, mit visuellen Emotionen im Hintergrund, seine Kundschaft auf US- als auch internationaler Ebene an sich zu binden. Wenn man ehrlich ist, bleiben sie die einzige Band, die immer noch Zuschauer bei uns in größerer Anzahl aktivieren kann, da kann keiner der Acts der damaligen großen Southern Rock-Ära mithalten.

Aber auch aktuelle Bands wie Blackberry Smoke, die Skynyrd in kreativer Hinsicht längst abgehängt haben, stehen, was die Gunst der Leute bei Konzerten angeht, immer noch hinten an.

In der üblichen Setlist gefiel mir das nicht so oft gehörte „Cry For The Bad Man“, das Gary Rossington auch bildlich gewidmete „Tuesday’s Gone“ (mit vielen Bildern des Gitarren-Idols auf den Leinwänden) samt schönem Harp-Pluster-Solo und natürlich „Simple Man“, in dem  immer wieder auch die Deutschland-Flagge zum Zeichen der Verbundenheit zwischen Amis und Deutschen eingeblendet. Hier versteht man es wieder mal blendend, sich die Sympathien seiner potentiellen Klientel weiterhin warm zu halten.

„Call Me The Breeze“ und Skynyrds größter Hit „Sweet Home Alabama“  waren dann die gewohnten Anheizer und Vorboten für das große Finale.

Neu war im gewohnt von einem furiosen E-Gitarrenfinale getragenen „Free Bird“, in dem nochmal alle Verstorbenen visuell gehuldigt wurden, dass die zweite Strophe mit einer Ronnie Van Zant-Einspielung performt wurde (bildlich als auch gesanglich, ähnlich wie man es früher schon einmal mit „Travellin‘ Man“ gemacht hatte), nachdem sich Johnny Van Zant zunächst für den Beginn verantwortlich gezeigt hatte.

Klar war, dass mit dem Paradestück der Band der Gipfel der Emotionen erreicht war und wie üblich der krönende Abschluss gekommen war.  Insgesamt war damit ein unterhaltsamer Abend mit transparentem Sound und stark wirkenden Bildern in einer tollen Location zu Ende gegangen, der die etwas längere Anreise für uns  in jedem Fall wert war.

Line-up Lynyrd Skynyrd:
Johnny Van Zant (lead vocals)
Rickey Medlocke (electric guitar)
Mark “Sparky” Matejka (electric and acoustic guitar)
Damon Johnson (electric guitar)
Peter Keys (kexboards)
Robbie Harrington (bass)
Michael Cartellone (drums)
Carol Chase (backing vocals)
Stacy Michellese (backing vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Glenn Hughes – 17.04.2024 – Club Volta, Köln – Konzertnachlese

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war Glenn Hughes Mitglied der MK III und MK IV Besetzung von Deep Purple. Etwa 40 Jahre später spielt er mit seiner Band im Kölner Club Volta und bringt einen Querschnitt der drei Studioalben aus dieser Zeit.

Somit ist die Setlist ein Kontrastprogramm zu den Deep Purple-Konzerten, da die Songs, die er im Club Volta bringt, seit Jahrzehnten nicht mehr live von Deep Purple gespielt worden sind. In knapp 100 Minuten performt das Quartett neun Songs, die zum Teil durch fast jammende Einlagen geprägt sind, wobei die Musiker vor einem begeisterten Publikum fast entfesselt aufspielen.

Der mittlerweile über 70jährige Huges zeigt sich dabei stimmlich bestens aufgelegt, trifft sowohl die hohen, als auch am Bass für die tiefen Töne, auch mit funkigen Einlagen. Neben dem bestens aufgelegten Huges steht Gitarrist Soren Andersen, dem der „Chef“ viel Freiraum gibt, mehrfach mit Gitarrensoli im Mittelpunkt, wobei er zuweilen fast in Extase auftrumpft.

An den Keyboards und der Hammond Orgel hat er diesmal den Niederländer Bob Fridzema dabei, der von Hughes für seine Spielweise bei der Bandvorstellung mit dem legendären Jon Lord verglichen wird. Ash Sheehan an den Drums sorgt für einen mächtigen Druck von hinten und glänzt mit einem mehrminütigen Drumsolo, was in „You Fool No One“ integriert ist, Dabei könnte man meinen, er hätte mehr als zwei Beine und Arme, so wirbelt er dabei zuweilen über seine Felle und Becken.

Aus einem starken Konzert ragen das hart rockende „Stormbringer“, das bluesige „Mistreated“ sowie das krachende „Burn“, mit dem die Band den Abend beendet, heraus.

Bei der Verabschiedung kündigt Hughes an, dass er nächstes Jahr wiederkommen wolle, dann aber mit einer anderen Songauswahl. Diverse Tracks dieser Art wird er nicht mehr live spielen. Warten wir einmal ab, was die Zukunft noch bringt, aber Glenn Hughes scheint noch lange nicht am Ende zu sein, was er auch an dem Abend im Kölner Club Volta offeriert hat. Glenn Hughes tritt am 13.05.24 noch einmal in der Zeche Bochum auf.

Set List:
Stormbringer
Might Just Take Your Life
Sail Away
You Fool No One / Guitar Solo / Blues / High Ball Shooter / You Fool No One / Drum Solo / You Fool No One
Mistreated
Gettin‘ Tighter
You Keep On Moving
Encore:
Burn

Line-up:
Glenn Hughes – bass & vocals
Soren Andersen – guitars
Ash Sheehan – drums
Bob Fridzema – keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Carlswerk Victoria & Club Volta

Deep Purple – Deep South – Woodland Drive – Live At Jimmy Carter’s Farmhouse – CD-Review und Gewinnspiel

Wer kennt sie nicht, die Zeilen aus „Sweet Home Alabama“, in denen Ronnie Van Zant verächtlich singt: „In Birmingham they love the governor, boo boo boo!“.

Gemeint war kein anderer als der damals amtierende Gouverneur von Alabama, Wallace, der zum erzkonservativen Flügel der Demokraten zählte und als großer Verfechter der Rassenpolitik galt. Er bewarb sich im Verlauf seiner Karriere gleich viermal um das Mandat als Präsidentschaftskandidat seiner Partei.

1976 traf er dabei im innerparteilichen Wahlkampf auf Jimmy Carter, den damaligen Gouverneur von Georgia. Zu dieser Zeit war es Gang und Gäbe, dass die Kandidaten auf ihren Landsitzen große Parties für die wichtigen Persönlichkeiten in ihrem Lager und darüber hinaus abhielten.

Zu den Gepflogenheiten zählte dabei, sich angesagte Rock- und Popbands, oder  Solo-Künstler, als begleitende Livemusiker einzuladen. So traten bei Wallace Acts wie u. a. die Charlie Daniels Band oder Ted Nugent bei den imposanten Festen auf.

Da wollte natürlich auch Jimmy Carter nicht klein beigeben, und hatte auf seiner Farm in Plains namhafte Bands wie u. a. Lynyrd Skynyrd, die Allman Brothers oder die Eagles als illustre Stimmungsmacher.

Ein Novum war dabei, dass Carter eine britische Band zu sich nach Hause einlud, und zwar die Hardrocker von Deep Purple, die sich nach großen Jahren (mittlerweile in der Mark IV-Besetzung mit David Coverdale, Tommy Bolin, Jon Lord, Glenn Hughes und Ian Paice zugange), allerdings im Krisenmodus befand und sich kurze Zeit später, wenn auch nur temporär, aber immerhin für fast acht Jahre, auflöste.

Von diesem Fest sind jetzt Aufnahmen aus dem Archiv der Carter-Familie frei gegeben worden. Auch wenn sich der daraus resultierende Tonträger „Deep South – Woodland Drive – Live At Jimmy Carter’s Farmhouse“ klangtechnisch für heutige Verhältnisse auf Bootleg-Niveau bewegt, ist er doch als außergewöhnliches Zeitdokument und seiner Authentizität wegen (man hört z. B. teilweise während der Liedpausen Kron- bzw. Champagnerkorken knallen, gut vernehmbare Gesprächsschnipsel bei den Liedpausen, lautes Grillenzirpen, etc.), als äußerst wertvoll einzustufen.

Hinzukommen die diversen reizvollen Konstellationen, die durch spontane Mitwirkung in der Setliste von Musikern wie u. a. Ronnie Van Zant, Gregg Allman, Allen Collins, Ed King, Gary Rossington, Bob Seger, Neil Young oder Eric Clapton entstanden, die sich allesamt unter der prominenten Gästeschaft befanden.

Allein schon die zahlreichen, bisher unveröffentlichten Fotos von Helmut Newton (ebenfalls an diesem Abend zugegen) im 16-seitigen Schwarz-Weiß-Begleitbooklet sind den Erwerb dieser wunderbar gestalteten Doppel-CD wert.

Den Siedepunkt erreichte die Party natürlich, als die Briten oben besagten Skynyrd-Klassiker spielten und sowohl Van Zant als auch Neil Young (der ja in diesem Song ebenfalls sein Fett weg bekommt) im Schulterschluss zusammen auf die Bühne schritten, um die o. a. Zeilen der dritten Strophe gemeinsam zu intonieren. Aber auch beim Jam am Ende („Jam For Jimmy“), wo sich alle Genannten zusammenfanden (selbst Carter rasselte da mit dem Tambourine), gab es natürlich kein Halten mehr.

Konzentriert wurde sich neben den Hits wie „Child In Time“ (Lead vocals Bob Seger), „Highway Star“ (Lead vocals Eric Clapton) und „Smoke On The Water“ (Lead vocals Gregg Allman) aber im Wesentlichen auf die letzten beiden Alben dieser Ära, „Stormbringer“ und „Come Taste The Band“.

Carter verschaffte nicht zuletzt dieses öffentlichkeitswirksame Event enormen Rückenwind, sodass Wallace noch im gleichen Jahr seine Bewerbung zurückzog (es hieß aus gesundheitlichen Gründen), nachdem er mehrere Vorwahlen in den Südstaaten gegen Carter verloren hatte.

Jimmy Carter setzte sich dann 1976 knapp gegen den Republikaner Gerald Ford durch und wurde neuer 39. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er wurde aber nach nur einer Amtszeit von Ronald Reagan abgelöst.

“Deep South – Woodland Drive – Live At Jimmy Carter’s Farmhouse“ von Deep Purple wird in einer limitierten Stückzahl von 5.000 Exemplaren ab Anfang April käuflich zu erwerben sein. Uns ist es vorab dank guter Beziehungen gelungen, fünf Exemplare zu ergattern, drei davon möchten wir unserer treuen Leserschaft zugänglich machen.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Wie hieß der angesprochene Gouverneur von Alabama mit ganzem Namen?

a) Henry A. Wallace
b) Edgar Wallace
c) George C. Wallace

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 01.04.2020 (vor 24:00 Uhr) an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

Woodland Records (1976/2020)
Stil: Hard Rock

CD 1:
01. You Keep On Moving
02. Stormbringer
03. I Need Love
04. Love Don’t Mean A Thing
05. Holy Man
06. Dealer
07. Hold On
08. Lady Double Dealer
09. You Can’t Do It Right
10. High Ball Shooter
11. The Gypsy
12. Drifter

CD 2:
01. Soldier Of Fortune
02. Comin‘ Home
03. Lady Luck
04. Highway Star
05. Love Child
06. Smoke On The Water
07. Sweet Home Alabama
08. Child In Time
09. Jam For Jimmy

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Glenn Hughes – 24.10.2018, Zeche, Bochum – Konzertbericht

Hughes-haupt

Nachdem 3 Dog Entertainment schon einige Tage vor dem Konzert nur noch einige wenige verfügbare Karten für das Glenn Hughes Konzert meldete, gingen die letzten sieben Karten am Konzerttag über den Tresen, und die Zeche war restlos ausverkauft.

Punktgenau um 20:00 Uhr betrat Glenn mit seiner Band die Bühne. Der symphatische, mittlerweile 67-jährige Hughes hat dieses oft nervige Hinauszögern eines Konzertbeginns eben nicht nötig!

Schon direkt zu Beginn beschrieb er, was die Zuschauer an diesem Abend erwarten sollte. In großen Teilen ein Querschnitt der Deep Purple-Ära Mitte der 70er Jahre, wo er in der Mark 3 und Mark 4 Besetzung als Sänger und Bassist Bestandteil des Hartdrockdinosauriers war. Als Reminiszenz an diese Zeit war er auch mit einer stylischen 70er Jahre-Jeans, einem bunten hippieähnlichen Hemd und der obligatorischen leicht pinken Sonnenbrille mit kreisrunden Gläsern gestylt.

Der Einstiegssong „Stormbringer“ war auch vom Titel her geschickt gewählt, die Gemäuer der Zeche wurden an diesem Abend noch einmal von typischen Hardrock der Marke Deep Purple umweht. Hughes nahm dabei immer wieder Kontakt zu den Fans auf und poste wie zu alten Zeiten. Auch gesanglich war der Auftritt bemerkenswert gut, was für einem Hardrocksänger in dem Alter nicht selbstverständlich ist.

Von der ersten Sekunde an war auch spürbar, mit welcher Freude Hughes die Musik präsentierte und auch die Resonanz aus dem gut mitgehenden Publikum genoss. Bei „Gettiin‘ Tighter“ bewies er in einem ausgedehnten Solo auch noch einmal, wie gut er seinen E-Bass beherrscht.

Schön war, dass Glenn, der auch lichttechnisch meist im Vordergrund stand, seinen Mitstreitern für mehrminütige Passagen die Bühne überließ, wo diese sich als Solisten zeigen konnten. Vor „You Fool No One“ legte Jesper Bo Hansen ein monumentales Keyboardsolo hin, das an die Jon Lord-Ära erinnerte.

Ich meine ganz zu Beginn dabei einige Klänge gehört zu haben, die musikalisch in die skandinavische Region gehören. Soren Anderson, der mir schon als Gitarrist bei Jesper Binzer im Frühjahr bei einem Konzert in Essen positiv aufgefallen war, legte ein mehrminütiges Gitarrensolo hin, konnte aber auch in fast allen anderen Tracks glänzen.

In „High Ball Shooter“ hatte Drummer Fernando Escobedo seinen großen Auftritt. Über mehrere Minuten bearbeitete er seine Drums zum Teil mit einem solchen Tempo, dass das Auge den Drumsticks nicht mehr folgen konnnte, um dann aber in langsameren Passagen mit seinen Stöcken zu jonglieren.

Als vorletzten Song kündigte Hughes eine Bluesnummer an, philosophierte in der Ansage über die Funktion von Musik im friedlichen Zusammenleben von Menschen. Dazu erwähnte er, dass er immer gerne in Deutschland ist, da er durch seine Frau eine familiäre Bindung hier hin hat. Taktisch klug, aber auch ehrlich gemeint. Die ‚Extendet Version‘ von „Mistreated“, einer der besten und intensivsten Purple-Songs für mich, war auch vom frenetischen Applaus der Fans her, eines der absoluten Highlights eines ganz starken Auftritts.

Als letzten Track des Hauptteils durfte das furios gespielte „Smoke On The Water“ natürlich nicht fehlen, an das sich eine schöne Version von „Georgia On My Mind“ anschloss, in der Hughes seine stimmlichen Fähigkeiten auch in höhern Tonlagen zum Besten gab. Am Ende schaute er durch die Decke der Zeche, die bei „Smoke On The Water“, wie von ihm vorher in der Ansage versprochen, angehoben wurde. Dabei schien er ein kurzes Gebet abgeschickt zu haben.

Als die Band die Bühne verlassen hatte, forderten die Fans in der Zeche, welche mit der kleinen Tribüne und der Empore immer ein schönes Ambiente bietet, lautstark Zugaben.

Hughes und seine Band ließen sich auch nicht lange bitten und brachten mit „Burn“ und dem fetzigen „Highway Star“ die Zeche noch einmal zum Kochen.

Nach etwa zwei Stunden guten alten Hard Rocks war die Show dann vorbei. Hughes hatte aber vorher schon angekündigt, auch nächstes Jahr wieder zukommen. Die zufriedenen Fans hatten allen Anschein nach genau das geboten bekommen, was sie erwartet hatten. Auch mit fast 70 ist es noch möglich, ordentlich abzurocken und sich nicht auf den balladesken Songs auszuruhen.

Ein Dank geht an Jenny Dore, für die problemlose Akkreditierung zu diesem Ereignis/Erlebnis, dass Sie es mit 3 Dog Entertainment immer wieder schafft, namhafte und wirklich gute Künstler in die Region um Dortmund zu holen. Und wenn das eigene Piano halt zu klein ist, gibt es genügend Lokalitäten in der Region, wie eben die Bochumer Zeche, wo dann die Post abgehen kann.

Line-up:
Glenn Hughes (lead vocals, bass)
Soren Anderson (guitar)
Fernando Escobedo (drums)
Jesper Bo Hansen (keyboards)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Zeche Bochum
3Dog Entertainment

Deep Purple & Friends – 08.07.2018, Sparkassenpark, Mönchengladbach – Konzertbericht

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Im letzten Jahr veröffentlichten die inzwischen doch ergrauten „alten Herren“ in der aktuellen Mark VIII-Besetzung das mittlerweile 20. Album „Infinte“, um anschließend, ab Mai, ihre weltweite „Long Goodbye Tour“ zu starten, die noch bis zum 22.10.2018 andauern wird und die Band nun auch mit einem einzigen Konzert in NRW in den Sparkassenpark nach Mönchengladbach führte.

Nachdem die Support-Acts Navarone aus den Niederlanden und Axel Rudi Pell im zu Beginn noch nicht einmal halb gefüllten Sparkassenpark dem Publikum bei schönstem Sommerwetter mit mäßigem Erfolg einzuheizen versuchten, betraten die Altrocker um Frontmann Ian Gillan (lead vocals), Roger Glover (bass), Ian Paice (drums), Don Airey (keyboards) und Steve Morse (guitars) pünktlich um 20 Uhr die Bühne und eröffneten das Konzertspektakel mit dem Klassiker „Highway Star“.

Der unverwechselbare Snaredrum-Groove von Ian Paice zündete sofort und riss das Publikum vom ersten Takt an mit. Ohne Atempause ging’s dann mit einem Medley, bestehend aus „Pictures From Home“, „Hard Lovin‘ Man“ und „Strange Kind Of Woman“, weiter, welches die Zuhörer anschließend mit lautstarkem Applaus belohnten.

Einige der dargebotenen älteren Stücke („Sometimes I Feel Like Screaming“, „Uncommon Man“ und „Lazy“) hatte die Band sogar mit neuen Variationen arrangiert, sodass diese Klassiker wesentlich frischer und moderner rüber kamen.

Zwischendurch durften dann natürlich auch einige Sachen aus dem letzten Album „Infinite“ nicht fehlen. Besonders hervorzuheben sind hier das etwas düstere „Bedlam“ und „Birds Of Prey“ mit einem überwältigendem E-Gitarrenspiel von Steve Morse.

Nach „The Surprising“ verabschiedeten sich Gillan & Co.  für eine kurze Pause vom begeisterten Publikum und ließen Don Airey allein auf der Bühne zurück und das Auditorium wurde Zeuge eines überragenden Keyboard-Solos, welches letztendlich, nun wieder mit der kompletten Truppe, nahtlos in „Perfect Stranges“ überging.

Zum Abschluss des Gigs gab es dann vom „Machine Head“ Album, das sicherlich mit zu den besten Werken der Band überhaupt gehört, mit „Space Trucking“ und dem Partyknaller „Smoke On The Water“ noch einmal zwei Hammersongs auf die Ohren.

Natürlich durfte Deep Purple nicht so einfach ohne lautstark eingeforderte Zugaben die Bühne verlassen. Nach einer wirklich kurzen Pause wurde dann von den fünf Altrockern mit einer neuen Version von „Hush“ das grandiose Ende des Abends eingeleitet. Neu und einfach nur klasse, folgte dann ein von Roger Glover gespieltes und Ian Paice unterstützes Bass Solo, welches das in den finalen Track „Black Night“ mündete.

Nach einer ziemlich genau 1 3/4 Stunden andauernden, furiosen Reise durch die 50-jährige musikalische Bandgeschichte ging schließlich ein Wahnsinnskonzert, gekennzeichnet durch die unbändige Spielfreude und Bühnen-Action der Band, zu Ende. Deep Purple versteht es immer noch bestens, mit dem Publikum zu spielen und große Menschenansammlungen zum Kochen zu bringen. Dazu trägt sicherlich auch Ian Gillans Stimme bei, die immer noch vor Ausdrucksstärke strotzt, wenngleich sie in den hohen Tonlagen nicht mehr ganz so stark ist wie früher. Aber er ist ja nun mittlerweile auch schon 73 Jahre alt, da darf schon mal ein bisschen was fehlen.

Auch die Rhythmussektion mit Roger Glover und Ian Paice war fit wie eh und je. Seinen kleinen Schlaganfall aus 2016 hat Ian Paice offenbar ohne weitere Folgen gut weggesteckt und Steve Morse und Don Airey bewiesen einmal mehr, dass sie würdige Nachfolger für Ritchie Blackmore und den viel zu früh verstorbenen Jon Lord sind.

Insgesamt hat sich Deep Purple mal wieder übertroffen und ein grandioses knapp 2-stündiges Konzert gerockt. Die alten Haudegen (bis auf Steve Morse sind alle bereits 70 oder älter!) haben es noch immer richtig drauf, wirklich schade, dass ihr aufhören wollt! Aber man soll ja niemals nie sagen …. -:)

Zum Abschluß gilt noch unser Dank Frau Jardena Kifle vom Sparkassenpark-Marketing für die freundliche und reibungslose Akkreditierung.

Set-List:
01. „Highway Star“ (from „Machine Head“)
02. „Pictures of Home“ (from „Machine Head“)
03. „Hard Lovin‘ Man“ (from „Deep Purple In Rock“)
04. „Strange Kind Of Woman“ (from „Fireball“)
05. „Sometimes I Feel Like Screaming“ (from „Purpendicular“)
06. „Uncommon Man“ (from „Now What?!“)
07. „Lazy“ (from „Machine Head“)
08. „Time For Bedlam“ (from „Infinite“)
09. „Birds Of Prey“ (from „Infinite“)
10. „The Surprising“ (from „Infinite“)
11. Don Airey Keyboard-Solo
12. „Perfect Strangers“ (from „Perfect Strangers“)
13. „Space Truckin'“ (from „Machine Head“)
14. „Smoke On The Water“ (from „Machine Head“)

Zugaben:
15. „Hush“ (from „Shades Of Deep Purple“)
16. Roger Glover Bass-Solo
17. „Black Night“ (from „Deep Purple In Rock“)

Line-up Deep Purple:
Ian Gillan (lead vocals)
Steve Morse (guitars)
Don Airey (Keyboards)
Roger Glover (bass)
Ian Paice (drums)

Text: Rolf Kulm
Bilder: Jörg Schneider

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