The Vegabonds – Sinners And Saints – CD-Review

Ein Attribut, das ich an Menschen besonders schätze, ist die Verlässlichkeit. In Sachen Musik sind die Vegabonds hier ein gutes Beispiel. Das aus Alabama stammende, mittlerweile Nashville-basierte Quintett, bestehend aus Daniel Allen (lead vocals, acoustic guitar), Beau Cooper (keys, vocals), Richard Forehand (electric guitar, vocals), Paul Bruens (bass) und Bryan Harris (drums) liefert in dieser Konstellation beständig und regelmäßig gute Southern Rock-Kost der moderneren Art ab.

Auch The Vegabonds haben natürlich die Pandemie-Zeit genutzt, um sich albentechnisch in Stellung zu bringen, allerdings wurde der Großteil der Songs zu ihrem neuen Album „Sinners And Saints“, dem zweiten beim Indie-Label Blue Élan Records, schon zuvor kreiert. An den Reglerknöpfen hat erneut der Grammy-prämierte Produzent Tom Tapley (Blackberry Smoke, Sugarland, Tyler Farr)  gesessen. Um es vorweg zu nehmen: Ein tolles Werk!

Wie eigentlich immer im Laufe der letzten Jahre (2017 hatten wir sogar mal das Vergnügen, sie live in  der Krefelder Kulturrampe zu erleben), stehen die allesamt melodisch und sehr abwechslungsreich konstruierten Lieder wieder ganz im Zeichen von Daniel Allens angenehmen Gesang und den maßgeblichen Gestaltungen und Eingaben von Beau Coopers variantenreichen Keys (in allen denkbaren Spielarten) sowie Richard Forehands filigranem E-Gitarrenspiel, das für die Southern-typische Note der Band gerade steht.

Dabei geht man auf dem neuen Longplayer zum Teil durch ein echtes Wellental. Eröffnet wird nach einem psychedelischen Kurz-Intro durch „Juke And Jive“ mit einem echt swampigen Southern Rock-Stomper, der die Genre-Fan-Gemeinde direkt auf Betriebstemperatur bringen wird.

Das auf dem Fuße folgende „Ain’t Giving Up“ driftet danach allerdings gekonnt in Roots-rockige Gefilde der Marke John Mellencamp, Will Hoge oder Tom Petty, launig-jaulende Uuhuuh-Harmoniegesänge inbegriffen. 

Der southern-soulige Mega-Ohrwurm „Can’t Deal“ (Marke Atlanta Rhythm Sections “Spooky”),  läutet eine vier Stücke umfassende, ruhigere Phase ein, die dank Beau Coopers Donald Fagon-mäßigem E-Piano, allerdings mit interessanten dezenten Steely Dan- („Heartache And A Memory“, „Sinners And Saints“) und Simple Minds („Feels Right“)-Vibes daherkommen, aber trotzdem von Forehands vorzüglichen Gitarren in südstaatlichen Sphären gehalten werden.

Mit „Burnout“ wird dann die Kurve zu rockigerem Stil wieder gekriegt. Dieser Track, als auch „Out Of My Hands“ und „Wings And Prayers“ bedienen, wie schon zu Beginn, den Geschmack von Rootsfreunden, auch hier sind Einflüsse von Mellencamp, Hoge und Petty (bei „Burnout“ auch dezent Springsteen) unüberhörbar.

Das Finish gehört jedoch wieder dem Southern Rock. Das krachende „Colorado Evergreen“ hört sich wie eine zünftige Kooperation von den Black Crowes mit 38 Special und Lynyrd Skynyrd an und das finale „Leo Fender“ huldigt in herrlicher Bierlaune-Manier die Verdienste des berühmten Musikinstrumentebauers um die Rockmusik. Klasse am Ende die zum Mitgrölen animierenden „God bless Leo Fender“-Crowd-Gesänge.

Und hatte ich im Einstieg Verlässlichkeit als positive Eigenschaft gelobt, so möchte man auch noch Bescheidenheit als weitere menschliche Qualität der Band hinzufügen:  „Our goal has always been to turn this band into a lifelong career. We’re not rock stars. We’re a bunch of middle-class kids who want to provide for our families by doing what we love to do.”

“We are five friends who love writing and playing music together. But more importantly, we are brothers that have been through more than a decade of ups and downs together and still have a passion to bring out love of what we do to the world. We know nothing comes easy, and good things take time.“ So Bassist Paul Bruens und Sänger Daniel Allen in Statements zur Intention in dieser Konstellation weiterhin Musik zu machen.

Wir meinen allerdings, kein Grund sein Licht unter den Scheffel zu stellen. The Vegabonds haben gerade mit „Sinners And Saints“ ein variantenreiches Album konzipiert, das ihr Standing im Bereich der jungen New-Southern Rock-Sparte festigen, beziehungsweise ausbauen wird. Ähnlich wie bei Robert Jon & The Wreck ist es längst an der Zeit, mal aus dem Schatten der großen, noch existierenden Vertreter herauszutreten. Ganz klar ihr bisher stärkstes Werk, absolute Kaufempfehlung.

Blue Élan Records (2021)
Stil: New South Rock

01. Juke And Jive
02. Ain’t Giving Up
03. Can’t Deal
04. Heartache And A Memory
05. Feels Right
06. Sinners And Saints
07. Burnout
08. Out Of My Hands
09. Wings And Prayers
10. Colorado Evergreen
11. Leo Fender

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The Vegabonds – V – CD-Review

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Fünftes Album der Vegabonds, die wir ja unter der Teenage Head Music-Flagge vorletztes Jahr auch live beleuchten konnten. Mit nur acht Stücken und knapp 35 Minuten Spielzeit fällt das Werk quantitativ zwar nicht allzu üppig aus, weiß dafür aber gerade im qualitativen Bereich und auch in gestalterischer Hinsicht absolut zu  überzeugen.

Wie schon auf dem Vorgänger „What We’re Are Made Of“ haben die fünf Nashville-basierten Musiker Daniel Allen (lead vocals, guitars), Richard Forehand (guitars, pedal steel, vocals), Beau Cooper (keys), Paul Bruens (bass) und Bryan Harris (drums) wieder auf die Zusammenarbeit mit dem Grammy-nominierten Produzenten Tom Tapley (u. a. Blackberry Smoke, Sugarland, Tyler Farr) an den Reglerknöpfen vertraut.

Sämtliche Tracks gefallen vom partytauglichen „Partyin‘ With Strangers“ (launige Harmoniegesänge) bis zum überragenden Abschlusslied „Help Is On The Way“ (tolle Bruce Hornsby-mäßige Piano-Passage in Kombination mit E-Gitarrensolo) durch ihre flockige melodische Gangart und die schöne transparente – Tapley sei Dank – instrumentelle Ausstaffierung auf.

Dabei sind es immer wieder Richard Forehand mit vielen quirligen Southern Rock-typischen E-Gitarrensoli, sowie einigen countryesken Pedal Steel-Einlagen („Partyin‘ With Strangers“, „When The Smoke Chears Up“, „Traveling Man“) und der variable Tastenmann Beau Cooper (piano, organ, wurlitzer), welche die Hauptakzente zu Daniel Allens Gesang  hinzufügen.

Das atmosphärische „Generation Of Happiness“, sich besonders durch den tollen Refrain und Forehands kreischende E-Soli auszeichnend, das relaxt groovende „I Ain’t Having It“ (E-Piano, Orgel), das grandiose treibende „Everything I Need“ (Bariton-E-Gitarre, klirrende Soli) und das 38 Special-mäßige, recht poppige „Best I Can“ stehen als weitere gelungene Blaupausen für den neuen modernen Southern Rock der jüngeren SR-Band-Generation.

Explizit möchte ich auf jeden Fall noch das tolle Coverartwork von Charlie Robinson (Iconoclast Design Co.) erwähnen. Das Titelbild mit den sich wie im anmutigen Kunstsynchronflug als ‚V‘ (hier auch als Synonym für die römische Kennziffer Fünf) zusammenfindenden Seeadlern zwischen zwei Felsformationen (auch wenn es natürlich nur am PC gezaubert wurde) sieht klasse aus und gibt es nochmal als eingestecktes Klapp-Poster, wobei auf der Rückseite alle Songtexte abgedruckt sind.

The Vegabonds liefern mit mit ihrem fünften Werk „V“ ein kurzweiliges Gesamtpaket im wahrsten Sinne des Wortes ab. Sämtliche selbst kreierten acht Studio-Songs wecken große Lust, in ihrer Wirkung auch live begutachtet zu werden. Ein toller Start in das Southern Rock-Jahr 2019!

Blue Elan Records (2018)
Stil: New South Rock

01. Partyin‘ With Strangers
02. Generation Of Happiness
03. I Ain’t Having It
04. When The Smoke Chears Up
05. Everything I Need
06. Best I Can
07. Traveling Man
08. Help Is On The Way

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The Vegabonds – 16.06.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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The Vegabonds in der Krefelder Kulturrampe! Eine Band, auf die ich mich schon geraume Zeit gefreut habe, weil ich ihre Entwicklung eigentlich seit Anbeginn ihres Treibens mitverfolge. Schön, dass ich jetzt endlich mal die Gelegenheit hatte, sie live zu erleben, nachdem ich bei ihrem letzten Deutschland-Besuch verhindert war.

Wie wir von Teenage Head Tour-Manager Dieter ‚Heavy-d‘ Bossaerts vor dem Gig erfuhren, hatte der Nachmittag für die Jungs gar nicht gut begonnen. Keyboarder Beau Cooper kannte sich mit den elektrischen Begebenheiten unseres Landes nicht ganz so aus und hatte, mangels eines angebrachten Adapters, erstmal sein Arbeitsgerät mutmaßlich komplett in die ewigen Jagdgründe geschickt.

Rampentechniker ‚Mondo Hausmeister‘ konnte aber noch auf die Schnelle, ein Ersatz-Keyboard organisieren. Cooper hatte dann zu Anfang auf dem ungewohnten Teil, auch erstmal so seine Probleme, mit den richtigen Klängen ins Spiel zu finden. Beim Begutachten der Bühne vor dem Konzert fiel mir allerdings zunächst die wunderschön manuell gestaltete Trackliste ins Auge. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, je mal ein so liebevoll handschriftlich und skizziertes Teil in dieser Hinsicht gesehen zu haben.

Pünktlich um 21:00 Uhr schritt Markus ‚Pille‘ Peerlings zu kurzen knappen Ansage und die fünf Burschen (Daniel Allen, Richard Forehand, Beau Cooper, Paul Bruens und Bryan Harris) läuteten ihre, in zwei Sets (jeweils gut eine Stunde dauernd) geteilte New South Rock-Show auf dem Fuße, mit dem sehr melodischen, durchaus radiotauglichen „Where We Used To Go“ von ihrem aktuellen Longplayer „What We’re Made Of“ ein.

Der kam natürlich mit weiteren Songs wie „Best Of Me“ (stoneskes Powerstück, fettes Finale), „Ghost Town“ (atmosphärisch, Slidespiel), „Blood To Roam“ (Black Crowes-Flair), dem Titelstück (Bariton-E-Gitarre, klasse E- und Piano-Solo-Stafette), „Oh My Lord“ (poppig, schöne Tempowechsel), „Cruise On“ (slidende Telecaster, mit ordentlich Dampf am Ende) und  „Hope She’s Still Mine“ (swampiger Stampfer) reichhaltig zum Zuge.

Erwähnenswert im ersten Set sind noch die am selben Tag veröffentlichte neue Single des Quintetts „Long Haired Country Boy“ (eigenwillig interpretierte Charlie Daniels-Cover-Nummer mit kurzem „Jessica“-E-Gitarren-Übergang in „Midnight Rider“ zu Ehren des kürzlich verstorbenen Gregg Allman), mein Favorit des Abends, das fluffige, Red Dirt-umwehte „The Wanderer“ und das neue Stück „Help Is On The Way“ (melodische E-Gitarren-Hook), das beweist, dass Allen & Co. weiterhin auf hohem kreativen Level tätig sind.

Im zweiten Abschnitt zeigte besonders der überragende Richard Forehand (unaufgeregt, aber ungemein quirlig, filigran und sehr Southern-typisch spielend) bei „Gimme Shelter“ den längst ihren Absprung verpasst habenden alten Herren, was man heutzutage gitarrentechnisch aus ihren Songs herausholen kann.

Höhepunkt hier sicher das 70ies-mäßige „Ballad Of The Movers And Shakers“ in das zur Freude von Fotograf und Freund klassischen und psychedelischen Liedgutes, Gernot Mangold, noch „Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin eingebunden wurde. Stark gemacht! Ein toller Abschluss des Hauptteils.

Spätestens jetzt machte das begeisterte Publikum richtig lautstark Alarm und es gab mit dem Skynyrd-umwehten „Georgia Fire“ und dem dezent rootsigen „American Eyes“ noch zwei Zugaben.

Auch wenn, wie auf der Trackliste (die im Laufe des Konzerts doch leicht modifiziert wurde) aufgeführt, das eigentlich als Rausschmeißer vorgesehene „The Hammer“ nicht mehr performt wurde (vermutlich angesichts der schon späten Stunde und der bevorstehenden 600 km-Fahrt am nächsten Tage Richtung Osten), hatten die Vegabonds – und da waren sich wohl alle einig – ein Hammer-Konzert in der Kulturrampe abgeliefert!

Line-up:
Daniel Allen (lead vocals, acoustic guitar)
Beau Cooper (keys, vocals)
Richard Forehand (electric guitar, vocals)
Paul Bruens (bass)
Bryan Harris (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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The Vegabonds – What We’re Made Of – CD-Review

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Dreieinhalbtes Studiowerk der Vegabonds. Gut drei Jahre nach ihrer EP „RCA Studio B“ treten die Jungs aus Nashville wieder mit einem echten Longplayer zu Tage. „What We’re Are Made Of“ heißt das Werk und ist das positive Ergebnis einer kontinuierlichen Fortentwicklung.

Mir war es bisher nie vergönnt, mal eine ihrer Scheiben zu reviewen, obwohl ich zu ihren Anfangstagen diversen persönlichen Mailkontakt zu Gitarrist Alex Cannon hatte. Irgendwie hatte sich aber der geschätzte Ex-Kollege und immer noch gute Freund Steve Braun, sich die Burschen gekrallt und dann auch komplett für sich vereinnahmt.

Personelle Veränderungen hat es bei The Vegabonds gegeben. Besagter Alex Cannon und Keyboarder Jamie Hallen sind jetzt nicht mehr dabei und wurden durch Beau Cooper an den Tasten ersetzt, bzw. kompensiert. Die Geschehnisse rund um diesen Einschnitt wurden in dem melodisch melancholischen Schwofer „Where We Used To Go“ quasi therapeutisch verarbeitet.

Die CD startet allerdings mit dem spirituell umwehten „Oh My Lord“, bei dem Sänger Daniel Allen den Verlust des geliebten Großvaters
musikalisch reflektiert. Also viel autobiografisches direkt zu Beginn. Der Song ist auch die erste Single.

Wie viel es ausmacht, einen erfahrenen und erstklassigen Produzenten mit an Bord zu haben, zeigt sich in der Hinzunahme des zweifach Grammy-nominierten Tom Tapley, der schon für große Namen wie Bruce Springsteen, Destiny Child oder Elton John an den Reglerknöpfen gesessen hat. Ihm ist es wirklich beeindruckend gelungen, das insgesamt schon gute Songmaterial ins rechte Licht zu rücken und die Band eindeutig auf einen höheren Level zu puschen.

Bei Stücken wie dem psychedelisch angehauchten „Blood To Roam“, den zünftigen Southern Rockern wie „Cruise On“ (herrliches Slide-Solo) und „Best Of Me“ (klasse Pianogeklimper, an die Dirty Guv’nahs erinnernd, auch dezentes Stones-Flair), sowie dem, von einer wummernden Orgel unterlegten hammerstarken „The Hammer“ (mit improvisationsfreudigem Zwischen-Bridge) agiert das Quintett mit einem richtig wuchtigen Drive.

Als ruhender Kontrast fungieren Songs wie die New Country-tauglichen „Take A Ride“ (schön surrende Slide) und „Hope She’s Still Mine“ (mit Mandoline, Steel), das atmosphärisch bluesige „Hard Road Home“ (gospelige Orgel, ABB-mäßiges E-Solo) und die abschließende, mit choralen Harmoniegesängen im Refrain versehene Southern-Ballade „What We’re Made Of“ (mit integrierter „Melissa“-Gedächtnis-Passage).

Tapley gelang es in allen Situationen ziemlich perfekt, die Instrumente glasklar zu separieren und herauszuarbeiten. Hauptprofiteure davon waren in erster Linie der vielseitige Richard Forehand mit sehr variabler und filigraner Saitenarbeit und der richtig stark an Orgel, Piano und E-Piano auftrumpfende Neuling Beau Cooper, die den ’neuen‘ Vegabonds-Stil jetzt im Wesentlichen prägen.

Schön gestaltet auch das mit Mount Rushmore-Flair bedachte Coverbild mit dem Köpfen der einzelnen Bandmitglieder, auch wenn es mit dem Berühmtheitsgrad dann doch noch ein wenig weit her ist. Mit ihrem neuen, ganz klar besten Werk bisher „What We’re Made Of“ beweisen die Jungs aber, dass sie in dieser Hinsicht auf einem sehr guten Weg sind!

Eigenproduktion (2016)
Stil: Southern Rock

01. Oh My Lord
02. Where We Used To Go
03. Blood To Roam
04. Cruise On
05. Take A Ride
06. Best Of Me
07. Miss You Blues
08. The Hammer
09. Hard Road Home
10. Hope She’s Still Mine
11. Ghost Town
12. What We’re Made Of

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