Wow, The Steel Woods spielen bei ihrer Köln-Premiere im Blue Shell direkt vor ausverkauftem Haus. Sollte unsere Pioneersarbeit – wir hatten ja schon ihr famoses „Straw In The Wind“-Album reviewt, als die Band hier vermutlich noch so gut wie niemand kannte – etwa gefruchtet haben?
Gut, der im Bühnenbereich, wie immer, einer in typisches Rotlicht, gehüllten Dunkelkammer gleichende (zeigte selbst den Mangoldschen Hochleistungskamera-Objektiven die technischen Grenzen auf), ansonsten sehr schöne Kölner Club, ist jetzt nicht der aller größte, aber immerhin!
Zunächst durfte aber ein deutscher Singer/Songwriter namens Willer die Leute einstimmen. Der splittete seine knappe halbe Stunde in jeweils drei deutsch und drei englisch gesungene Lieder. Die erste Hälfte mit Eigenkreationen wie u. a. „Verzicht“ und „Der Moment“ erinnerte mich an den Kollegen Stoppok, nur ohne dessen humoreske Fähigkeiten.
Seine beiden englischen Neukompositionen flossen verhalten dahin, mit dem Bob Seger-Cover „Turn The Page“ gelang dem Alleinunterhalter dang guten Gesangs zumindest ein passender Übergangstrack zum Hauptact.
Fazit: Der Wille bei Willer war da, die Leistung war ok, ich persönlich brauche solche Solodarbietungen, innerhalb einer Arbeitswoche und gerade vor einem Southern Rock-Konzert, eher nicht. Er wäre vermutlich bei einem parallel am gleichen Abend stattgefundenen Roads & Shoes-Gig, besser aufgehoben gewesen.
Nach ganz schneller Umbaupause ließen The Steel Woods um ihren urig aussehenden Leader Wes Bayliss (könnte glatt als ein Nachkömmling von Hank Williams jr. durchgehen) schon mit dem hervorragenden Opener „Rock That Says My Name“ keinen Zweifel aufkommen, dass ein großartiger (New) Southern Rock-Abend in der Luft lag.
Das Quartett bot naturgemäß ein wirklich toll zusammengestelltes Programm aus ihren beiden bisherigen, absolut empfehlenswerten Alben „Straw In The Wind“ (u. a. mit „Wild & Blue“, „Whatever It Means To You“, „Straw In The Wind“, Axe“) und „Old News“ („All Of These Years“, „Without You“, das grandios shuffelnde „Blind Lover“, „Compared To A Soul“) und natürlich einigen, auch auf diesen Werken integrierten, saustark interpretierten Cover-Nummern.
Die erste im Bunde war „Uncle Lloyd“ von Darrel Scott, saucool die swampige J.J. Cale-/Skynyrd-Adaption „I Got The Same Old Blues (herrlicher Gesang von Bayliss), atemberaubend die dynamische „Whipping Post“-Version, mega-emotional „Southern Accent“ (das erfreulich von Jung und Alt durchsetzte Publikum berührt mit textfestem Mitgesang den Fronter sichtlich, hymnisches Solo von Jason Cope), zu guter Letzt die Powerfassung des Black Sabbath-Klassikers „Hole In The Sky“ mit Wahnsinnsdrumming von Tooke und fetten Soli von Cope. Hammer!!!
Wäre nach den letzten Akkorden des wunderbaren „Let The Rain Come Down“ als Rausschmeißer, nicht sofort die Musik vom Band des Blue Shell erklungen – da bin ich mir sicher – hätten Wes Bayliss (auch mit zwei schönen Harp-Einlagen bei Wild & Blue“ und „I Got The Same Old Blues“), Jason Cope (mit vielen quirligen E-Gitarren-Soli), Drummer Jay Tooke (mit so einigen kraftvollen Drumpoltereien, gute Harmoniegesänge) und Johnny Stanton (immer mit sattem Groove, sporadische Harmonies) noch eine ordentliche Zusatzschicht einlegen müssen.
Besser kann man sich eigentlich nicht bei einem Debüt präsentieren. The Steel Woods haben in jedem Fall das Zeug mit Blackberry Smoke, der Allman Betts Band, The Cadillac Three und nicht zu vergessen Robert Jon & The Wreck, dem Southern Rock hier auch, weit entfernt von jedem Mainstream, kommerziell einen ordentlichen Schub zu geben. Die Band hat mit ihrem leicht epischen Touch, vermarktungstechnisch ein hohes Potential, sodass ich mal die Prognose wage, dass bei ihrem nächsten Besuch in der Domstadt, das wesentlich größere Luxor schon herhalten muss.
Nach dem Gig liefen wir den Burschen am Tourbus quasi in die Arme und konnten mit ihnen noch ein paar Worte wechseln. Für unser obligatorisches VIP-Bild posierten sie dann auch anstandslos (der irgendwo herumschwirrende Johnny Stanton wurde dabei kurzerhand durch ein bärtiges Double ersetzt). Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen. Ein Abend der Extraklasse mit The Steel Woods, der in meinen Konzert-Jahreshighlights sicherlich eine Rolle spielen wird! Southern Rock lives!
Line-up Willer:
Willer (lead vocals, acoustic guitar)
Line-up Wade Bowen:
Wes Bayliss (lead vocals, electric guitar, harp)
Jason ‚Rowdy‘ Cope (guitars)
Johnny Stanton (bass, vocals)
Jay Tooke (drums, vocals)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
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Blue Shell Köln