The Boneshakers – Live To Be This – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Wenn Soul auf R&B trifft, Detroit Rock sich mit Funk verbindet und der Blues das Ganze abrundet, dann stehen The Boneshakers aus Saint Louis auf der Bühne. Ihr aktuelles Werk ”Live To Be This” ist immerhin bereits das 11.Studioalbum und umfasst eigene Songs sowie handverlesene Covertitel.

Los geht’s rasant mit “I’ll Kick A Brick (For My Man)”, einer 71er Hot Sauce Glanz-Nr., die Soul-Funk im Tina Turner Style als mitreißende Performance wiederbelebt. Nahtlos passend schließt sich “They Say I’m Different” an den Opener. Die Betty Davis Blues-Funk-Hymne (Original 1974) würdigt intensiv die Blues- und Rock-Größen der Anfangsjahre in ebenso glanzvoll funkiger Tradition und verdient es einfach, wieder aus der Vergessenheit geholt zu werden. Gleiches gilt für den Bobby Patterson Titel “How Do You Spell Love” aus 1972, der im stampfenden Blues Dance beim Mitmachen schnell die Schweißperlen treibt. The Boneshakers liefern hochklassige Versionen früher Klassiker voll auf den Punkt. So auch beim Iggy Pop Track “I Need Somebody” (1977), bravouröser Blues-Funk-Rock steht mit dem bekannten Original auf Augenhöhe.

Doch wer sind The Boneshakers überhaupt? Den bewegungsfreudigen Bandnamen erfand US-Ikone Bonnie Raitt kurzerhand 1996, als sie von der Studioband mehr als begeistert war. Die eigentliche Boneshakin‘ Story begann dann ein Jahr später und mit der Zusammenarbeit des ehemaligen Was (Not Was) Multigitarristen Randy Jacobs mit Sänger “Sweetpea” Atkinson (verst. 2020) und wechselnden Besetzungen. Produzent John Wooler holte mit der jungen Bluessängerin Jesse Langer schließlich die neue, hochkarätige Stimme für die Aufnahmen von “One Foot In The Groove” (2022) mit ins Boot. Das Album erreichte jeweils Nr.1 der UK-Blues und der US-Soul-Blues Charts.

Für die aktuelle Scheibe hat das Produzententeam (u.a. Wooler, Mike Zito, Oliver Overton) ein bemerkenswertes All-Star Line-up in das Studio geholt. Neben Blues-Legende Bobby Rush, sind u.a. Harp-Player Charlie Musselwhite, Gitarrist Coco Montoya (John Mayall Band), auch Don Was und Saxophonist Jimmy Carpenter mit dabei. Entsprechend sind auch die weiteren Titel eine exzellente Darbietung vielfach unterschätzter Originalkompositionen, wie u.a. “Here I Am” (von Eddie Hinton), „Don’t Deny Me” (von Jerry Lynn Williams) oder “Tears Of The World” (Willie Hale). Hinzu kommen gleichwertige, eigene Songs, wie z. B. “Evil No More” – mit unverkennbarem Harp-Solo, sowie „Ain’t Good Enough For Me”, selbst fast bereits ein Klassiker. Jesse Langers Vocals belohnen allemal, ob im Duett mit Bobby Rush auf dem überragenden “Salty”, oder auf den gleich zwei Akustik-Aufnahmen von “Dobro Jones” (Delta bzw. Country Mix) und genialer Slide-Begleitung von Randy Jacobs. Selbst die schöne Bonus Zugabe “Cake And The Candle” setzt dem “Sahnehäubchen” eine kleine, liebevolle Krone auf.

Mit “Live To Be This” präsentieren The Boneshakers erneut eine beachtliche Trackliste: 15 Songs, die den breiten Rahmen ihrer Stilrichtung kontinuierlich erweitern. Ein Sound, der mitreißt und bewegt – musikalisch wie emotional. Die Boneshakers setzen hier ihren hohen Wiedererkennungswert als gelebtes Motto um und liefern ein Album voller Intensität und Ausdruckskraft.

Gulf Coast Records (2025)
Stil: Blues, Soul, Funk, Rhythm & Blues

Tracks:
01. I’ll Kick A Brick (For My Man)
02. They Say I’m Different
03. How Do You Spell Love
04. I Need Somebody
05. Dobro Jones (Delta Mix)
06. Evil No More feat. Charlie Musselwhite
07. I Am The Cool feat. Don Was
08. Here I Am
09. Salty feat. Bobby Rush
10. Don’t Deny Me feat. Jimmy Carpenter and Coco Montoya
11. Took A Trip
12. Tears Of The World
13. Ain’t Good Enough For Me
14. Dobro Jones (Low Country Mix)
15. The Cake And The Candle

The Boneshakers
The Boneshakers bei Facebook
Mac Radio Promo

Little Feat – Strike Up The Band – CD-Review

Mit Little Feat verbinden Menschen meiner Generation sicherlich zunächst mal den Auftritt bei der legendären Premiere der Rockpalast-Nächte in der Essener Grugahalle, wo die Band den Mittelteil bildete, nachdem zuvor Rory Gallagher den bunten Reigen eröffnet hatte.

Reichhaltig bestückt mit charismatischen Musikern wie u. a. Lowell George, Bill Payne, Paul Barrere oder dem energiegeladenen Drummer Richie Hayward begeisterten sie mit einer Rockshow, die auf einem reichhaltigen Fundament diverser hier hervorragend ineinander greifender Stile wie Country, Americana, Jazz, Soul, Funk, Blues, Southern Rock und Boogie basierte.

Ihr kurze Zeit später veröffentlichtes Live Doppelalbum „Waiting For Columbus“ erreichte Platin-Status und gehörte damals zum Standard jeder gut sortierter Plattensammlung. Auch der Tod diverser Bandmates wurde bis zum heutigen Tage immer wieder kompensiert, mittlerweile zieht Gründungsmitglied Bill Payne die Fäden und hält den musikalischen Spirit des Ensembles weiter aufrecht.

In kreativer Hinsicht war es längere Zeit ruhig, nun gibt es „Strike Up The Band“ nach dreizehn Jahren wieder ein neues Studioalbum, das in der Besetzung Billy Payne (Keys), Fred Tackett an (guitars, voc), Kenny Gradney am Bass und Sam Clayton (percussion, voc) samt der jüngeren Mitglieder wie Scott Sharrard als Lead-Gitarrist und Sänger sowie Tony Leone (drums, voc) eingespielt wurde.

Dreizehn neue Stücke, die auch wieder für die anfangs beschriebene Diversität der Truppe stehen und nur so vor Spielfreude und Energie strotzen. Allein schon der Opener „4 Days of Heaven 3 Days of Work“ das slide-trächtige, swampige „Bayou Mama“ und auch die vorab ausgekoppelte flippig-launige Single „Too High To Cut My Hair“ vermitteln sofort den unwiderstehlichen Groove, für den der Name Little Feat seit je her bekannt ist. Souligen Southern Rock bietet das tolle „Midnight Flight“ – an dem Stück hätte Gregg Allman sicher auch seine helle Freude gehabt.

Der genau in der Mitte, quasi als Centersong platzierte Titelsong „Strike Up The Band“  wartet mit einer Gastpräsenz des angesagten Duos Larkin Poe auf, das wunderschöne weibliche Harmoniegesänge beisteuert. Hier kommen auch Band Of Heathens-Fans auf ihre Kosten, die sicherlich von weiteren Tracks wie „Shipwrecks“ und dem melodischen und wohl eingängigsten Track „Disappearing Ink“ begeistert sein werden.

Tex-Mex-Liebhaber kommen bei den variantenreich gestalteten „Bluegrass Pines“ (feat. Molly Tuttle, Larry Campbell & Teresa Williams) und dem fröhlich-beschwingten „Dance A Little“ auf ihre Kosten, delta-bluesig geht es auf „Running Out Of Time With the Blues“ zu.

Und wem das alles noch nicht genug ist, der bekommt am Ende noch ein typisches New Orleans-Feeling, pendelnd zwischen Trauer und unbändiger Freude, auf „New Orleans Cries When She Sings“ vermittelt.

Fazit: Bill Payne hat auf „Strike Up The Band„ weiterhin eine schlagkräftige Truppe um sich versammelt, die spielend leicht den bewährten erfinderischen Little Feat-Sound in die aktuelle Zeit transportiert. Little Feat hinterlassen hier ein großen musikalischen Fußabdruck und sind ein heißer Kandidat für das Album des Jahres! Dicke Kaufempfehlung!

Hot Tomato Productions, Proper / Bertus (2025)
Stil: Blues Rock and more

Tracks:
01. 4 Days of Heaven 3 Days of Work
02. Bayou Mama
03. Shipwrecks
04. Midnight Flight
05. Too High To Cut My Hair
06. When Hearts Fall
07. Strike Up The Band
08. Bluegrass Pines
09. Disappearing Ink
10. Love and Life (Never Fear)
11. Dance A Little
12. Running Out Of Time With the Blues
13. New Orleans Cries When She Sings

Little Feat
Little Feat bei Facebook
v2 Promotion

Shari Puorto – Hold On – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Den in ihrer Branche benötigten, sprichwörtlichen ‚langen Atem‘ hat die US-Sängerin Shari Puorto im Laufe ihrer Karriere definitiv immer wieder bewiesen. In über zwei Jahrzehnten waren Begabung und Ausdauer stets Elemente, die auch im Titel ihres neuen Albums “Hold On” ihre Bedeutung haben. Mit insgesamt sechs Studioalben, u. a. “Down The Road” (2008), “Real” (2011), dem L.A. Music Award-Konzertmitschnitt “Live At Bogies” (2018), sowie einem Blues-Album für ein ganz junges Publikum (“Lightning Lessons Vol. 1” u.a. mit Duke Rubillard, Tommy Castro) hat die aus Kalifornien kommende Songwriterin eine feine starke Palette vorgelegt. Die aktuelle Scheibe “Hold On” atmet die breiten Stilrichtungen der 1970er Jahre in einem Kompendium aus Funk, Blues und Roots Rock, gepaart mit Soul- und Country-Tendenzen.

Vorne weg steht der Titelsong, ein Zeichen für die Beharrlichkeit und bringt diesen bluesigen, stark funkigen Gitarren-Rock vergangener Tage als Einstieg in die Frage “Where Is All The Great Music Going?”, die Shari Puorto in diesem zweiten Track mit rockigem Country-Flair und einer schönen Old School Nummer beantwortet. Zum Song-Favoriten der Scheibe avanciert die Erinnerung an den souligen Isaac Hayes “Shaft”-Sound, den die Sängerin mit “In The City” und zum Teil jazzigen Anklängen “kultiviert”. Weitere Highlights der Produktion – auch hier im Co-Writing von Shari Puorto – sind “Why Not Me?” sowie “Forever More”, die in Zusammenarbeit mit dem legendären Barry Goldberg entstanden sind.

Der leider im Januar 2025 verstorbene US-Blues-Musiker, Songschreiber und Produzent hat bereits in den 1960ern mit Paul Butterfield, Bob Dylan und seiner eigenen Blues Band auf der Bühne gestanden. Die vorliegenden Referenzen sind slow-bluesige, soulig-warme Stücke, teils eindringlich und melancholisch mit wunderbaren Arrangements, ideal für die leidenschaftliche Stimme, die einen ebenfalls inhaltlich sehr emotional wirkenden Abschlusstitel, wie “Home Bound” die Rückkehr nach zu Hause gefühlvoll thematisiert.

Mit “Hold On” hat die inzwischen in Annapolis, MD, lebende sehr vielseitige Interpretin, Shari Puorto ein Full-Range Album veröffentlicht. Die Wandlungsfähigkeit und gleichzeitig überragende Natürlichkeit ihrer Vocals prägen die Aufnahmen und etablieren die Sängerin weit über die Grenzen der Los Angeles Area hinaus.

Little Lightning Productions (2025)
Stil: Blues, Funk, Roots Rock

Tracks:
01. Hold On
02. Where Is All The Great Music Going?
03. Cyclone
04. In The City
05. Why Not Me?
06. Forever More
07. You’re Right, I’m Wrong For You
08. Home Bound

Shari Puorto
Shari Puorto bei Facebook
BluesRockMusic

Jade MacRae – In My Veins – Digital-CD-Review

Wer als Backgroundsängerin in Joe Bonamassas Band über Jahre hinweg erfolgreich partizipiert, ist, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, für deutlich mehr prädestiniert, als nur ein paar schöne laszive Aahs, Oohs oder Uuhs. Jade MacRae, die wir jetzt auch schon sehr oft live erlebt haben, zeigt als Fronterin auf ihrem neuen, nur digital veröffentlichen Studio-Album „In My Veins“, dass sie Gesangsblut in ihren Adern mitgegeben bekommen hat.

Nebenbei sei bemerkt, dass die Protagonistin übrigens auch einen Universitätsabschluss als Pianistin und Violinistin vom Sydney Conservatorium Of Music hat.

Die 10 Tracks hatten ihren Ursprung während der Pandemie-Zeit, wo sich jede Menge  innerlicher Frust angestaut hatte und wurden später mit Leuten wie Kirk Fletcher (Gitarre, u. a. Ex-Fabulous Thunderbirds, Eros Ramazotti) , Lachy Doley (Voc, Hammond u. a. Jimmy Barnes, Glenn Hughes), Mahalia Barnes (Voc, u. a. Joe Bonamassa Band, Tochter von Aussie-Rocklegende Jimmy Barnes), Karen Lee Andrews (australische Sängerin(Ms Murphy)) und Jades Eltern, der renommierten Jazz-Sängerin Joy Yates und Fusion/Modern Jazz-Pianist Dave MacRae,und auch von Joe Bonamassa weiterentwickelt.

Der Gitarrenmeister himself liefert dabei auf dem sicherlich stärksten Stück des Werkes, dem slow-bluesigen „Early In The Morning“ eine packendes E-Solo, dass der ohnehin schon fesselnden Atmosphäre im Verlauf noch weitere dramatische Tiefe vermittelt.

Weitere Anspieltipps meinerseits sind der lässig groovende Opener „Out Of Sight“, das heftig und aggressiv  dahingeschossene Soulfeuer in „Shots Fired“, aber natürlich auch die ruhigeren Sachen wie „Reckoning“, das anprangernde „How Can We Live“, in denen Jade ihre ganze emotionale Verzweiflung der Pandemiezeit stimmlich in ihre Songs einbringt sowie auch das finale famose „Better This Time“ mit dem fast improvisiert wirkenden Instrumentalteil im Endbereich des Tracks.

Joe Bonamassa beschreibt sie als eine der talentiertesten Musikerinnen, die er je getroffen habe und in dieser Kombination von Seelenfülle und technischer Gewandtheit nur sehr selten vorkommt. Jade MacRaes neues Album „In My Veins“ untermauert dieses Statement mit tollen, spannenden und abwechslungsreichen Songs, handelnd von von Selbstliebe, positivem Denken in einer Zeit generationen-übergreifender Panik, Optimismus und dem Triumph über das Grauen. Und das mit einer Stimme, die im Blues-Soul-Bereich ihresgleichen sucht.

Eigenproduktion (2024)
Stil: Blues, Soul & More

01. Out Of Sight
02. Rose Coloured Glasses
03.  Little Joy
04. Early In The Morning
05. Eyes To The Sky
06. Shots Fired
07. Reckoning
08. How  Can We Live
09. In My Veins
10. Better This Time

Jade MacRae
Jade MacRae bei Facebook
Brooke Lynn Promotion

Soulful Femme – Attitude – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Soulful Femme, das sind die Sängerin Stevee Wellons und die Gitarristin Cheryl Rinovato. Beide haben sich 2014 auf einem Bluesevent kennengelernt und sofort beschlossen zusammen zu arbeiten. 2021 entstand dann ihr erstes gemeinsames Album „It Is Well With My Soul“. Seitdem touren sie erfolgreich als „Soulful Femme“ durch die Lande. So erfolgreich jedenfalls, dass Mike Zito, Tommy Castro, Robert Cray, Ana Popovic, Samantha Fish, Joanne Shaw Taylor, Bernard Allison und auch Albert Castiglia auf das Duo aufmerksam wurden und sie in Folge mit diesen Schwergewichten des Blues gemeinsam auftreten konnten.

Und nun liegt ihr zweiter Longplayer auf dem Tisch, produziert von Albert Castiglia, der auch in drei Tracks als Gitarrist („Attitude“, „Not Like You“) zu hören ist, in einem davon sogar zusammen mit Tommy Castro als Vokalist ( „Talking Loud And Saying Nothing“).

In der letzten Zeit hatte ich mehrere Neuerscheinungen besprochen, von denen jede mit einer Melange aus Blues, Funk und Soul aufwartete. Anscheinend ist dies ein neuer Trend, dem sich auch „Attitude“ nicht verschließt, hier allerdings doch sehr, sehr funklastig mit einer überzeugenden Bläsersektion, bestehend aus Trompete und Tenorsaxophon.

Einige der Songs gehen ganz gut ab (z. B. „Attitude“: dynamisch stampfend; „Not Like You“: flotter Boogie mit Albert Castiglia; „Can‘t Get There From Here“), andere grooven soulig im Midtempobereich vor sich hin („Talking Loud And Saying Nothing“ mit Castro und Castiglia; „Dysfunction Funk“ mit leichten Reggaeeinflüssen in den Bläsersätzen, „Crazy“ und „Walk Out“). Die restlichen Trackss schlagen ruhigere Töne an („Breath Again“, „Loser‘s Game“, „Walk Out“ und „Time To Walk“). Auch „Insane Asylum“ gehört in diese Kategorie, ist aber trotzdem wert, hervorgehoben zu werden, weil Stevee Wellons und Kevin Burt hier ein sensationell gutes und gefühlvolles Duett abliefern.

„Attitude“ ist handwerklich hervorragend arrangiert und Stevee Wellons besitzt sicherlich ohne Zweifel eine der besten und gefühlvollsten Soulstimmen, die ich je gehört habe. Trotzdem werden sich an diesem Album die Geister scheiden. Reine Blues- und Southernfans werden sich mit der Scheibe wahrscheinlich nur bedingt anfreunden können, während die die Soul- und Funkfraktion begeistert sein dürfte.

Eigenproduktion (2023)
Stil: Blues, Funk

Tracks:
01. Attitude
02. Not Like You (feat. Albert Castiglia)
03. Infame Asylum, feat. Kevin Burt
04. Can‘t Get There From Here
05. Breath Again
06. Loser‘s Game
07. Talkin‘ Loud And Saying Nothing (feat. Tommy Castro)
08. Walk Out
09. Dysfunction Funk
10. Crazy
11. Time To Walk

Soulful Femme
Soulful Femme bei Facebook

The Boneshakers – One Foot In The Groove – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Bereits 1997 veröffentlichten „The Boneshakers ihr erstes Funk-Blues Album „Book Of Spells“. Nun, 25 Jahre später, erinnern sie mit ihrer neuen Scheibe „One Foot In The Groove“ soundmässig an ihr Debut. Zu hören sind die Originalmusiker von 1997: Sergio Gonzales am Schlagzeug, Nathan Brown am Bass, Jon Gilutin an den Keys, The Texacali Horns (Joe Sublett, Mark Pender) sowie Randy Jacobs ehemaliger Bandkollege von Was (Not Was) Sir Harry Bowens, Gesang. Zusätzlich wird die Truppe durch die Sängerin Jenny Langer (Moonshine Society) verstärkt.

Auffallend ist, dass das Album lediglich zwei Eigenkompositionen („Big Legged Man“ und „Powerful Notions“) enthält. Bei den übrigen acht Tracks handelt es sich um Adaptionen, von denen der Stonesklassiker „Let‘s Spend The Night Together“ sicherlich die bekannteste Nummer ist. Allen gemein ist aber, dass ihnen die Knochenschüttler eine neue funkige Seele einhauchen.

Die zehn Songs des Longplayers lassen sich daher ohne wenn und aber in eine Schublade mit der Aufschrift „Funk aus Detroit“ stecken, wobei die Tracks durchaus auch bluesige Elemente („I Am The Blues“, „Ain’t Got The Fever No More“, „I Forgot To Be Your Lover“, „Ice Cream And Cigarettes“) enthalten. Natürlich stehen Jacobs‘ herausragende Fertigkeiten als Funkgitarrist immer im Vordergrund, stets begleitet von klaren und präzisen Bläsersätzen (Saxophon und Trompete) der „Texcali Horns“. Den Gegenpart dazu bildet Jenny Langers kraftvoller Gesang, ohne den das Album sicherlich nur halb so gut wäre.

Allerdings muss der potentielle Hörer der Stilrichtung des Funk schon sehr zugetan sein, wenn ihm die Platte wirklich gefallen soll. Hardcoreblueser und Southernrocker werden an dem Werk wohl eher weniger Gefallen finden, wenngleich es sich musikalisch auf sehr, sehr hohem Niveau bewegt. So sagt Don Fagenson, aka Don Was, von „Was (Not Was)“, dessen Bandmitglied Jacobs in den 80‘er Jahren war, dass „One FootIn The Groove“ das bisher beste Album der „Boneshakers“ sei. Es erscheint am 30. September bei dem Label Take It To The Bridge Records.

Label: Take It To The Bridge Records
Stil: Funk, Soul, Blues

Tracks:
01. Mr. Alice Doesn‘t Live Here Anymore (Bob Dylan/Don Was/David Was)
02. Let‘s Spend The Night Together (Mick Jagger/Keith Richards)
03. I Am The Blues (Julian Burdock)
04. Ain‘t Got The Fever No More (Steven van Zandt)
05. Big Legged Man (Randy Jacobs/Jenny Langer)
06. One Foot In The Groove (Donnie Fritts)
07. I Forgot To Be Your Lover, feat. Bernard Fowler (William Bell/Booker Jones)
08. Ice Cream And Cigarettes (Sophie Baudry)
09. More, More, More (Clarence Reid)
10. Powerful Notions (Randy Jacobs)

The Boneshakers
The Boneshakers bei Facebook

Jade MacRae – 04.09.2022 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Nachdem Jade MacRae nur einige Tage zuvor zusammen mit Mahalia Barnes im Krefelder Schlachtgarten aufgetreten war, die nun, für Auftritte mit ihrem Vater Jimmy Barnes, zusammen mit ihrem Mann die Band verlassen hatte, gab es jetzt zum ersten Mal, einen Soloauftritt von ihr mit Band auf der Bühne zu bestaunen. Leider war das Dortmunder Piano nur spärlich besucht, was für den Veranstalter natürlich aus finanzieller Sicht auf Dauer nur schwer zu stemmen ist.

Nun aber zu den positiven Aspekten des Abends. Die mit vielen Vorschusslorbeeren angekündigte, in Neuseeland gebürtige Australierin, konnte diese, von der ersten Minute des Konzertes an, bestätigen. Gestützt durch ihre Band, drückte sie den Songs durch ihre beeindruckende Stimme, ihren Stempel auf. Dabei spielte es keine Rolle, ob es eher in Richtung Soul, Blues, Funk oder Rock ging.

Neben ihrer Stimme gelang es ihr aber auch, durch ihre offene und positive Art, das Dortmunder Publikum direkt zu auf ihre Seite zu ziehen und zu begeistern, das nicht an Applaus, auch für ihre musikalischen Begleiter, sparte. Schön und interessant war, wenn sie etwas zur Entstehung oder den Beweggründen der sehr persönlichen Songs sagte. Bei Ansagen für Songs, die ihrem Vater oder ihrem zweiten Ehemann gewidmet waren, versprühte sie auch ihren charmanten Humor.

Ben Forrester offenbarte mit so manchem Solo, welch ausgezeichneter Gitarrist er ist. In der groovigen ersten Zugabe „Meltdown“ mit Honkytonk-Einschlag brachte er noch einen gewisses Southerenflair herein. Aber auch Aaron Ottignon gab den Tracks an den Keyboards mit einigen Soli seine eigene Note.

Wichtige Grundlage, für den bestens abgemischten und abgestimmten vollen Sound, waren die eher im Hintergrund agierenden Hamish Stuart an den Drums und Bassist Mike Haselwood, die sich aber in einem Solo zumindest sporadisch profilieren konnten.

Zum Ende des Konzertes dankte Jade noch einmal den Anwesenden für die gute Stimmung und auch dem Piano, dass sie in dieser schönen Location auftreten durfte und gerne wiederkommt. Dass sie dabei die Zuschauer bat, dass dann jeder bitte zumindest einen Freund mitbringt, wird mit Sicherheit auch dem Piano gefallen.

Direkt nach dem Ende nahmen sich insbesondere Jade MacRae und Ben Forrester alle Zeit am Merchandisingstand, um diesen beeindruckenden Konzertabend rund ausklingen zu lassen.

Line-up:
Jade MacRae (lead vocals, bgv, percussion)
Ben Forrester (electric guitar)
Aron Ottignon (keys, bgv)
Mike Haselwood (bass, bgv)
Hamish Stuart (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Jade MacRae
Jade MacRae bei Facebook
EBF Music
Musiktheater Piano Dortmund
3dog-Entertainment

Jade MacRae & Mahalia Barnes – Support: Bywater Call – 26.08.2022 – Schlachtgarten Krefeld – Konzertbericht

Für das Konzert der beiden stimmgewaltigen Australierinnen Jade MacRae und Mahalia Barnes (Tochter von Jimmy Barnes) zeigte sich der Schlachtgarten in Krefeld von seiner besten Seite. Wo sich bei unserem letzten Besuch noch feinsteiniger Untergrund als Zuschauerfläche im Biergarten befand, war jetzt eine schöne Holzterrasse samt eines Gestells mit einer ausfahrbaren Dachkonstruktion darauf, sodass man für etwaige Regenfälle blitzschnell gewappnet ist.

Wir hatten die beiden Protagonistinnen zuvor bisher einige Male in Köln, bzw. in Düsseldorf ’nur‘ als Backgroundsängerinnen bei Joe Bonamassa erlebt (wo man ihr vokales Potential natürlich schon erkennen konnte), jetzt bot sich aber die Gelegenheit, sie auch mal hautnah an der Front begutachten zu können.

Ein großer Beweis der Hochachtung vor den Damen war, dass der Autor dieser Zeilen, einen der wichtigsten, an diesem Abend parallel stattfindenden, gesamtdeutschen Fußballklassiker zwischen Rot-Weiss Essen und dem FC Erzgebirge Aue, dafür sausen ließ.

Als Opener traten aber zunächst Bywater Call auf, die schon vor wenigen Monaten mit einem Gig in der benachbarten Kulturrampe vorstellig gewesen waren und sich diesmal mit einer reduzierten Spielzeit von gut einer Stunde präsentieren konnten.

Diese erledigten sie mit Stücken wie u. a. „Bring it Back / Ties That Bind“, dem Stephen Stills-Cover „Love The One You’re With“, „Lover Down Slow“, „Forgiveness“ in bekannter Weise mit charismatischem Gesang ihrer Fronterin Meghan Parnell und diversen jammingen Passagen, die mit viel Slide von Gitarrist Dave Barnes und den beiden Bläsern Stephen Dyte und Julian Nalli in der Tradition von Acts wie der Tedeschi Trucks Band oder den Allman Brothers zum Besten gegeben wurden. Eine gelungene Einstimmung für den Auftritt der beiden Gesangsröhren MacRae und Barnes.

Recht geben muss ich Markus ‚Pille‘ Peerlings zu seinem Eingangsstatement bei der Ansage, dass eigentlich 500.000 Leute (statt tatsächlich um die 150) bei so einem Event teilhaben müssten und alle, die nicht aus wirklich vertretbaren Gründen anwesend wären, einfach nur doof sind. Ein paar der üblichen Quasselköppe waren natürlich auch wieder mal dabei, die solch eine tolle Performance in den ruhigen Momenten, leider nicht zu schätzen wussten.

Ansonsten passte aber alles. MacRae und Barnes samt ihrer starken Begleitband machten von der ersten Sekunde des Openers „Nobody But You“ an klar, dass es im folgenden Verlauf heiß zur Sache gehen würde. Beide teilten sich die Leadvocals im Groben und Ganzen recht schwesterlich, wobei Jade aufgrund ihrer etwas temperamentvolleren und emotionaleren Art, gefühlt etwas die Oberhand inne hatte.

Beide boten dann im weiteren Verlauf das ganz große Einmaleins der Gesangeskunst, sei es im Lead-, aber auch in den Harmoniegesängen. Da gibt es im Blues-, Soul- oder Funkbereich wohl kaum was Besseres am Mikro zu bieten. Die Hintergrundsektion mit Hamish Stuart und Mike Haselwood agierte routiniert, das andere Duo ‚Ben & Ben‘ alias Ben Rodgers an der Stratocaster und Ben Forrester an der Gibson ES, der uns auch vor geraumer Zeit mit der Allen- Forrester Band in der Rampe bereits sehr positiv aufgefallen ist, lieferte immer wieder punktuell filigrane E-Soli ab.

Schöne Akzente setzte auch Keyboarder Aron Ottignon, der sehr variabel agierte (E- und HT-Piano, Organ) und mit seinen Synthie-Einlagen im Stile von Steve Winwood, sporadisch die 80er Jahre dezent aufleben ließ.

Ausrufezeichen habe ich bei meinen Notizen an Songs wie „No Matter What I Do“, „How Can We Live“ oder dem Joe South-Evergreen „Games People Play“ gemacht, nett war die Geste, Bywater Call-Sängerin Meghan Parnell zum letzten Track des Hauptteils, dem gelungenen CCR-Cover „Proud Mary“, quasi als Junior-Partner, mit auf die Bühne zu holen.

Den Höhepunkt erreichte der Gig dann allerdings mit den beiden Zugaben der herrlichen Ballade „Handle With Care“ (gesungen von Jade) und dem E-Piano unterlegten Schunkler „Meltdown“ (im Parallel-Duett-Gesang beider), wo noch mal so richtig ’shaky‘ gegroovt wurde. Ein Hammerabschluss.

Unser Dank gilt Menschen wie Eva Forrester von EBF Music, Kolja Amend vom Schlachtgarten und Markus ‚Pille‘ Peerlings von der Kulturrampe, die mit ihrem unbändigen Einsatz und Optimismus es immer wieder schaffen, musikbegeisterten Leuten, diese wunderbaren Momente zu ermöglichen. 

Line-up Bywater Call:
Meghan Parnell (lead vocals, percussion)
Dave Barnes (guitar, bgv)
John Kervin (keys, percussion, bgv)
Mike Meusel (bass, bgv)
Bruce McCarthy (drums)
Stephen Dyte (trumpet, percussion, bgv)
Julian Nalli (saxophone, percussion)

Line-up Jade MacRae & Mahalia Barnes:
Jade MacRae (lead vocals, bgv, percussion)
Mahalia Barnes (lead vocals, bgv, percussion)
Ben Forrester (electric guitar)
Ben Rodgers (electric guitar, bgv)
Aron Ottignon (keys, bgv)
Mike Haselwood (bass, bgv)
Hamish Stuart (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Jade MacRae
Jade MacRae bei Facebook
Mahalia Barnes
Mahalia Barnes bei Facebook
Bywater Call
Bywater Call bei Facebook
EBF Music
Teenage Head Music
Schlachtgarten Krefeld
Kulturrampe Krefeld

Eric Gales – Crown – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Mit „Crown“ legt Eric Gales sein neuestes und bislang persönlichstes Album vor. In den 16 Tracks (13 Songs und 3 Instrumentals) verarbeitet er seine inzwischen ausgestandenen Drogenprobleme und die Situation der Schwarzen in der heutigen USA, nicht zuletzt auch befeuert durch den gewaltsamen Tod von George Floyd.

Produziert wurde die Scheibe von Joe Bonamassa, mit dem Gales übrigens seit seinen Jugendtagen befreundet ist, und Josh Smith, die beide nebenbei auch am Songwriting beteiligt waren, ebenso wie LaDonna Gales und Keb‘ Mo‘.

Es ist ein spannendes Album, auf dem Eric Gales Elemente des Funk, Soul und Blues miteinander verschmelzen lässt, virtuose Gitarrensoli, druckvolle Bläsersätze und harmonische Backgroundgesänge inklusive, immer gepaart mit einer tollen Gesangsperformance von Eric.

Gleich zu Beginn stellt sich Gales sehr selbstbewusst in „Death Of Me“ mit dem Satz „My Name is Eric Gales, any questions?“ vor, bevor es düster mit flirrender und quäkender Gitarre, aber auch harmonischen Background Vocals, in die Vollen geht. „The Storm“ beginnt a-capella und entwickelt sich zu einer beschaulichen Soulnummer mit ruhiger Bläser- und Keyboarduntermalung, in der er Antworten auf die Frage sucht, warum man ihn als Musiker mag, aber aufgrund seiner Hautfarbe nicht als Mensch, der er ist.

Der kurze Texas-Shuffle „Had To Dip“ leitet sodann zu dem funkigen „I Want My Crown“ über, in dem sich Gales und Bonamassa, begleitet von treibenden Bläsersätzen, einen fulminanten Gitarrenzweikampf liefern. Mit Gales’ einfühlsamem Gesang und dem harmonischen Hintergrundchor setzt der Slowblues „Stand Up“ einen ruhigen Kontrastpunkt, bevor Gales mit „Survivor“ wieder einen für ihn typischen Sound, schwer und basslastig, abliefert.

Das klare und offenbar von autobiografischen Elementen geprägte „You Don‘t Know The Blues“ erzählt davon, was man alles durchgemacht haben muss, um den Blues wirklich zu fühlen. Zur Halbzeit gibt es dann wieder ein einminütiges Instrumentalstück („Rattlin‘ Change“) mit Hendrix-ähnlichen Gitarrenriffs.

Auch „Too Close To The Fire“, ein epischer Slowblues, spielt mit Hendrix typischen, teilweise kristallklaren und leicht sphärisch anmutenden, Klängen und der Rhythmus-Kracher „Put That Back“ entführt den Hörer wieder in eine soulig-funkige Welt mit Bläsern und Bachgroundvocals in den Refrains.

Eine Sonderstellung nimmt der Track „Take Me Just As I Am“ ein. Hier steuert Gales Ehefrau LaDonna mit ihrem stimmgewaltigen Gesang einen entscheidenden Part zum Gelingen der Funkkomposition bei. Recht funky ist auch das dritte Instrumentalstück dieser Scheibe. Leider dauert auch „Cupcakin‘“ wieder nur ca. eine Minute und ist daher auch mehr als Überleitung zu „Let Me Start With This“ zu sehen, ein weiteres von Funk-geprägtes, etwas härteres Stück.

Mit seinem, durch die Akkordeonklänge leicht französisch anmutenden Stil, hebt sich „I Found Her“ von den übrigen Songs des Albums ab, endet aber, typisch Gales, mit einem virtuosen Gitarrenpart. In „My Own Best Friend“ verbinden sich Blues und Soul-Jazz mit leicht gospeligen Elementen zu einer Ballade über Selbstreflektion und Selbstliebe. Schließlich verabschiedet sich Gales in „I Gotta Go“mit einer flotten, schweißtreibenden Swing-Nummer mit druckvollen Bläsersätzen.

Gales führt auf seiner neuesten Scheibe selbstbewusst unterschiedlichste Musikrichtungen wie Rock, Blues, Soul und Funk zu einem schlüssigen Gesamtwerk zusammen, ohne dabei aber sein charakteristisches Gitarrenspiel abzulegen. „Crown“ beschreibt er als eine Erforschung aller Bluesarten: „Auf diesem Album gehen wir durch einen Themenpark des Blues und erforschen alle Arten des Blues. Wir besuchen das Karussell, die Autoscooter, die Wasserbahnen, die Imbissbuden, und wir kommen alle mit einem Lächeln heraus.“

Und das trifft die Sache recht gut, wie ich finde. Nicht immer ganz leicht, aber im Endeffekt eine sehr gut gelungene Scheibe.

Label: Provogue Records
Stil: Blues, Funk

Tracks:
01. Death Of Me
02. The Storm
03. Had To Dip
04. I Want My Crown (feat. Joe Bonamassa)
05. Stand Up
06. Survivor
07. You Don’t Know The Blues
08. Rattlin’ Change
09. Too Close To The Fire
10. Put That Back
11. Take Me Just As I Am (feat. LaDonna Gales)
12. Cupcakin’
13. Let Me Start With This
14. I Found Her
15. My Own Best Friend
16. I Gotta Go

Eric Gales
Eric Gales bei Facebook
Netinfect Promotion

Samantha Martin & Delta Sugar, 05.11.2021, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Was für ein Abend mit Samantha Martin & Delta Sugar in der erstmals seit langem wieder ausverkauften Kulturrampe. Ok, ganz so viele Konzertgelegenheiten hat es seit dem Corna-bedingten Lockdown in der Krefelder Location ja auch noch nicht gegeben. Aber immerhin fand auch parallel zur gleichen Zeit ein Mega-Sport-Event im naheliegenden Mönchengladbach statt (Borussia Mönchengladbach Ü23 – Rot-Weiss Essen 1:2). Wie bekannt, war man ja in den etwas wärmeren Zeiten mit Open-Air-Events in den ebenfalls schönen Schlachtgarten ausgewichen.

Apropos schön, in dieser Phase haben Leute um Pille Peerlings herum, mit viel Engagement der Rampe ein neues Antlitz verpasst, das ich an diesem Abend zum ersten Mal in Augenschein nehmen durfte. Der Outdoor-Bereich wurde relativ unscheinbar aufgewertet, im Großen und Ganzen so belassen, er wirkt aber trotzdem deutlich einladender.

Der entscheidende Durchbruch wurde allerdings durch einen Durchbruch der Wand zwischen dem ‚Kneipenbereich‘ und dem Bühnenareal erreicht, der der Location ein deutlich großzügigeres und ‚luftigeres‘ Ambiente vermittelt. Gemütlichkeit wird durch die vielen schönen Accessoires, die stilvolle Beleuchtung und noch eine rötlich verziegelte Seitenwand vermittelt. Alles in Allem ein echtes Kompliment an die Macher, klasse Arbeit!

Gegen 21:15 Uhr betrat Rampenchef Pille Peerlings wie gewohnt zur Ansage die im bisherigen Format belassene, enge Querbühne und ließ in spitzzüngiger humorvoller Manier seine Begrüßungsworte in Richtung der zahlreich erschienenen Audienz los. Danach folgte dann stante pede die recht klein gewachsene, aber mit umso größerer Stimme gesegnete Kanadierin Samantha Martin und ihr Begleit-Line-up und verwandelte die Rampe in zwei Sets mit ihrer unwiderstehlichen Mischung aus Funk, Soul, Blues, Country und Rock, in einen brodelnden Tanzkessel.

Im Fokus stand natürlich ihr neues Album „The Reckless One“ mit vielen Tracks wie u. a, „Love Is All Around“, „Don’t Have To Be“, So I Always Know“, I’ve Got Afeeling“, „Pass Me By“ und „Lovin You Is Easy“, aber auch Sachen des Vorgängers „Run To Me“ wie „Good Trouble“, „You Are The Love“ oder „All Night Long“.

Mein Favorit des ersten Sets war allerdings das swampig-countryeske, an Lucinda Williams erinnernde „Dark Angel“, wo der wieder mit seinem unaufdringlichen, aber sehr quirligen Begleit- und Hintergrund-E-Gitarrenspiel glänzende Curtis Chaffey ein herrliches Solo in bester Southern Rock-Qualität hinlegte.

Auch der rauschebärtige Keyboarder Jeff Heisholt trug ebenso, wie die satt groovende Rhythmusfraktion mit dem starken Drummer Will Fisher und Bassist Ian MacEwan, mit seiner weitgefächerten Tasten-Arbeit (Orgel, E-Piano, HT-Piano) viel zum prallen Gesamtsound der Kanadier bei. Die beiden Backgroundsängerinnen Sherie Marshall (mit beeindruckender Afro-Mähne) und Aisha Jarvis sorgten allein schon durch ihre Präsenz samt ihrer gospeligen-souligen ‚Uuhs‘ und ‚Aahs‘ für weitere vokale Würze zur Stimmgewalt der bestens aufgelegten und energiegeladenen Fronterin.

Grandiose Stimmung (wie heiß es in der Rampe zuging, kann man auch auf der unten anhängenden schönen Bildergalerie des Kollegen Mangold gut nachvollziehen) erzeugten natürlich besonders die gelungenen Coverversionen wie das fröhlich rockende „Happy“ der Stones in Set 2, aber besonders die beiden Zugabennummern am Anfang mit „Proud Mary“, das mit seinem langsameren Beginn (samt Publikumsmitsinginteraktion) und umso temperamentvollen Umschwung in eine Speedversion, am Ende sofort mal die, durch den Durchbruch verursachte Statikveränderung der Rampe auf eine harte Probe stellte. Das Publikum tanzte, tobte und wollte Nachschlag.

Zum Runterkommen gab es dann noch mit „Sweet Love“ von Lucinda Williams eine echte Perle. Samantha fing zunächst alleine mit der Akustikgitarre singend an, dann gesellten sich peu à peu Gitarrist Chaffey (mit gefühlvollem E-Solo), die beiden Backgroundsängerinnen und letztendlich Keyboarder Jeff Heisholt dazu (die Rhythmusfraktion durfte sich schon das Feierabendbier gönnen) und ließen diesen herrlichen Abend, im Country-Ambiente sanft und dennoch stimmungsvoll ausklingen.

Wie schon vor knapp drei Jahren bei ihrem Gig an gleicher Stelle bewiesen Samantha Martin & Delta Sugar, dass ihre Auftritte immer als Pflichttermin eines rockmusikbegeisterten Konzertgängers im Kalender stehen sollten. Kaum war der Gig vorbei, stand die sympathische und lebensfreudige Protagonistin schon wieder am Merchandising-Stand im gemütlichen Thekenbereich zum Signieren und Smalltalk für ihre Fans zur Verfügung. Mit eines der echten Highlights dieses Jahres!

Line-up:
Samantha Martin (lead vocals, acoustic guitar, percussion)
Curtis Chaffey (electric guitar)
Ian MacEwan (bass)
Will Fisher (drums)
Jeff Heisholt (keys)
Sherie Marshall (bgv, percussion)
Aisha Jarvis (bgv, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Samantha Martin & Delta Sugar
Samantha Martin & Delta Sugar bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld