Eagles – Live From The Forum MMXVIII – Blue-ray-Review

Eag

Hatte ich beim starken Justin Moore-Live-Tonträger noch das visuelle Element vermisst, erhält man von einer der letzten Supergruppen der guten alten Zeit, die es bis heute geschafft hat, sich immer wieder neu zu erfinden, das zu ihrem Status passende, volle Unterhaltungsprogramm.

eaglesbrAufgenommen und gefilmt mit 14 4K-Kameras wurde die an drei Tagen ausverkaufte Show im FORUM in Los Angeles. Erhältlich wird dieses äußerst wertige Produkt in diversen Formaten sein (u. a. auch in einer Super Deluxe Edition). Ich habe zur Rezension die toll gestaltete Blue-ray/Doppel-CD-Version  erhalten.

Was soll ich sagen, man erhält natürlich einen Augen- und Ohrenschmaus der Superlative, mit einem Programm, das so gut wie alle Eagles-Klassiker beinhaltet, als auch Highlight-Stücke aus Henleys („Boys Of Summer“), Walshs („Rocky Mountain Way“) und Vince Gills („Don’t Let Your Heart Start Slippin‘ Away“) Solo-Phasen.

Apropos Vince Gill: Der ist ja nach dem Tod von Glenn Frey ebenso wie dessen Sohn Deacon (seine Einbindung als besonders geschickter Schachzug) in das neue Line-up integriert worden und reiht sich mit seiner samtweichen Stimme, seinem exzellenten Gitarrenspiel und seiner ebenfalls charismatischen Aura, gebührend ins Bandgefüge ein.

Deacon Frey wirkt in diesem geballten Senior-Starensemble natürlich noch sehr jung und etwas verschüchtert, meistert seine Gesangs- und Gitarrenparts aber durchaus ordentlich.

Eine nicht unwesentliche Rolle spielt der offiziell nur als Gastmusiker aufgeführte Steuart Smith, der wieder mit einigen herrlich relaxten E-Gitarrensoli auf diversen Gitarren glänzt und natürlich beim Megahit „Hotel California“ an der doppelhalsigen Gitarre beim Intro und in der Solopassage (u. a. Twins mit Walsh) seinen großen Auftritt hat.

Neben den Keyboardern Will Hollis und Michael Thompson gibt es durch Milo Deering noch Gastpräsenzen an der Pedal Steel sowie vereinzelte Streicher- und Bläsereinbindungen.

Als eigentliche Köpfe der Band kristallisieren sich aber eindeutig Don Henley (wechselt häufig zwischen Gesang, Akustikgitarre, drums und Percussion – hier in ständigem Austausch mit dem starken Scott Crago) und der immer am Rande des Wahnsinns zu weilen scheinende Spaßvogel Joe Walsh (Gesang, fulminante E-Gitarrenarbeit – z. T. richtig Southern, zwei launige Talkbox-Effekt-Einlagen, wie einst durch Peter Frampton bekannt) heraus, ohne aber spürbar dominant zu wirken.

Gerade Henley, den ja immer eine außerordentliche Hassliebe mit seinem damaligen Counterpart Glenn Frey (übrigens nach dem vom Sohnemann gesungenen „Peaceful Easy Feeling“ auf der bombastischen, bild- und effektiven  LED-Leinwand im Hintergrund zum kurzen Innehalten ‚in memoriam‘ abgebildet) verband, scheint mittlerweile eher eine Art entspannte Genießerrolle einzunehmen.

Der hagere Timothy B. Schmidt, mit langer ergrauter Matte am Bass, ist der ruhende Pol, präsentiert als letzter Leadsänger mit „I Can’t Tell You Why“ und „Love Will Keep Us Alive“ zwei echte Ohrwürmer.

Insgesamt kann man attestieren, dass die durch Gill und Frey jr. eingeleitete Frischzellenkur den Adlern spürbaren Aufwind gibt, was man auch an den begeisterten Reaktionen des Publikums in der imposanten Location ablesen kann. Mit ihnen ist eine lockerere, und weniger angespannte Spiel- und Gesangskultur bei den Eagles eingezogen. Die bestechenden Harmoniegesänge sind auch mit ihnen weiter ein Markenzeichen.

In Zeiten von Corona ist dieser famose Live-Mitschnitt für’s heimische Wohnzimmer, echtes Wasser auf die Mühlen der derzeitig gebeutelten Konzertpassionisten.

Ein Hammerteil und sehr edles Produkt – absolute Empfehlung, nicht nur für Eagles-Fans – ab heute, den 16.10.2020, käuflich zu beziehen!

Rhino/Warner Music (2020)
Stil: Westcoast / Country Rock

Tracklist (CDs und Blue-ray identisch)
01. Seven Bridges Road
02. Joe Walsh: ‚How Ya Doin‘
03. Take It Easy
04. One Of These Nights
05. Don Henley: ‚Good Evening, Ladies And Gentlemen‘
06. Take It To The Limit
07. Tequila Sunrise
08. In The City
09. Timothy B. Schmit: ‚Hey, Everybody, That’S Joe Walsh‘
10. I Can’t Tell You Why
12. Don Henley: ‚Just Want To Thank All Of You
13. How Long
14. Deacon Frey: ‚Hello, Everybody
15. Peaceful Easy Feeling
16. Ol‘ 55
17. Lyin‘ Eyes
18. Love Will Keep Us Alive
19. Vince Gill: ‚How About A Nice Hand For California, Man…‘
20. Don’t Let Our Love Start Slippin‘ Away
21. Those Shoes
22. Already Gone
23. Walk Away
24. Joe Walsh: ‚Is Everybody Ok‘
25. Life’s Been Good
26. The Boys Of Summer
27. Heartache Tonight
28. Funk #49
29. Life In The Fast Lane
30. Hotel California
31. Rocky Mountain Way
32. Desperado
33. The Long Run

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Don Felder – American Rock ’n‘ Roll – CD-Review

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Review: Michael Segets

„Hotel California” – Wer kennt diesen Mega-Hit nicht? Don Felder hat nicht nur diesen Titel mitgeschrieben, sondern als Eagle weltweit mehr als 150 Millionen Alben verkauft. Er arbeitete als Sessiongitarrist mit unglaublich vielen Weltklassemusikern zusammen oder begleitete sie auf Tourneen. 1998 wurde Don Felder in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. „American Rock ‘N’ Roll” ist allerdings erst das dritte Solo-Album des Einundsiebzigjährigen.

Der Longplayer vereint eine ausgewogene Mischung von melodiösem Gitarrenrock, harmonischen Midtemponummern und gefühlvollen Balladen, wobei die langjährige Bandmitgliedschaft bei den Eagles ihre Spuren hörbar hinterlassen hat.

Felder steigt mit dem Titeltrack rockig ein. Mick Fleetwood sitzt am Schlagzeug und Slash liefert ein kräftiges Gitarrensolo ab. Bei dem ebenso rockenden „Charmed“ begleitet Alex Lifeson mit akustischen und elektrischen Gitarren den Altmeister. Der packt für „Falling in Love“ seine Double-Neck-Gitarre aus, die seit ihrem Einsatz auf „Hotel California” Kultstatus genießt und auch das Frontcover des Albums ziert. Der Sound der Ballade ähnelt dem Klassiker dann auch entsprechend. Steve Porcaro untermalt am Keyboard das Stück, das so einen vollen Klang entwickelt.

Nach dem ruhigeren Intermezzo legt sich Felder mit „Hearts On Fire“ wieder ins Zeug. Er gibt dem Titel einen funkigen Einschlag, wobei seine rauchige Stimme sehr gut zur Geltung kommt. Das folgende „Limelight“ rockt gradlinig in einem gemäßigten Tempo, bei dem das Gitarrenduett von Richie Sambora und Orianthi hervorsticht.

Die Mitte des Albums markiert „Little Latin Lover“. Wie der Titel schon nahelegt, hat das Stück eine spanische Flamenco-Prägung und erzeugt ein sommerliches Westcoast-Feeling. Die zweite Hälfte des Albums wird durch das hymnische „Rock You“ eingeleitet. Sammy Hagar und Bob Weir unterstützen Felder am Mikro. Der härtere Track, dessen Höhepunkt in einem kreischenden Gitarrensolo gipfelt, wurde bereits wie das Titelstück vorab ausgekoppelt.

Nach dem eingängigen „She Doesn’t Get It“ mit schöner choraler Bridge wird die Scheibe ruhiger. Drei sanfte Balladen bilden den Abschluss. Ein durchgängig mehrstimmiger Gesang prägt „Sun“. Viel Gefühl legt Felder bei „The Way Things Have To Be“ in seine Stimme. Peter Frampton an seiner Fender Telecaster begleitet ihn dabei. Die sonnige Westcoast scheint bei „You’re My World“ nochmals deutlich durch.

Ein Titel der Güte von „Hotel California“ findet sich nicht auf dem Longplayer, aber das kann auch nicht wirklich erwartet werden. Don Felders „American Rock ‘N’ Roll” ist ein rundum gelungenes Album des Ex-Eagles. Es vereint temperamentvolle Rockstücke und melancholische Titel zum Träumen, die das Lebensgefühl widerspiegeln, das man mit Kalifornien verbindet. Dass der Sound Erinnerungen an früher weckt, ist ja kein Manko, wenn diese gut sind. Frischen Wind bringen zudem die vielen prominenten Gastmusiker.

Die Gelegenheit, den Gitarrenheroen und die neuen Songs live zu erleben, sollte man sich nicht entgehen lassen, denn Don Felder nimmt die Veröffentlichung seiner CD zum Anlass, auf Welttournee zu gehen.

BMG (2019)
Stil: Rock/Westcoast

Tracks:
01. American Rock ’n‘ Roll
02. Charmed
03. Falling In Love
04. Hearts On Fire
05. Limelight
06. Little Latin Lover
07. Rock You
08. She Doesn’t Get It
09. Sun
10. The Way Things Have To Be
11. You’re My World

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Larkin Poe – Venom & Faith – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die beiden Schwestern Rebecca und Megan Lovell haben sich mit Larkin Poe nach ihrem Ur-Ur-Opa benannt. Dabei ist ihre Musik alles andere als rückwärtsgewandt. Sie kombinieren Roots-Musik mit verschiedenen Elementen anderer Musikstile wie dem Pop oder sogar dezentem Rap. Sie entziehen sich damit der einfachen Kategorisierung. Tendenziell überwiegt auf „Venom & Faith“ eine Art progressiver Blues. Mehrere Titel zeichnen sich durch akzentuierte Wiederholungen des Textes oder durch Breaks bei Rhythmus oder Melodien aus, die interessant sind und zum konzentrierten Zuhören anhalten.

Bereits als Teenager veröffentlichten Rebecca und Megan als Lovell Sisters – damals noch mit ihrer Schwester Jessica – zwei Bluegrass/Americana-Alben. Ab 2010 sind sie als Duo unter dem derzeitigen Bandnamen produktiv. Auf ihr Konto gehen fünf EPs und vier Longplayer. Sie arbeiteten bereits mit T Bone Burnett, Elvis Costello, Marcus Mumford (Mumford & Sons), Rhiannon Giddens, Kristian Bush (Sugarland) und Steven Tyler (Aerosmith) zusammen. Mit Jackson Browne und Don Henley (Eagles) standen sie anlässlich des Tom-Petty-Tributs in Los Angeles auf der Bühne.

Megan spielt Lap Steel, während Rebecca akustische und elektrische Gitarre, Banjo, Omnichord sowie die Percussion übernimmt. Beide singen und bedienen die Keyboards. Die Multiinstrumentalistinnen sind damit weitgehend autonom, zumal Drums und Rhythmus aus dem Computer stammen.

Ich habe lieber, wenn Schlagzeug und Bass von Menschen beigesteuert werden, weil ich meine, dass dadurch mehr Leben in die Songs kommt. Obwohl ich auf „Venom & Faith“ nur in einigen Momenten behaupte, dass ich heraushören könnte, dass eine Maschine die Rhythmusarbeit übernimmt – und das wahrscheinlich auch nur, weil ich es weiß.

Am ehesten hört man die Drum-Maschine bei „Honey Honey“ – aus einer der Textzeilen des Songs ist der Albumtitel entliehen – und bei „Fly Like An Eagle“. Durch die Beats erscheinen die Titel in einem poppigen Gewand, entwickeln aber durch sehr schöne Gesangspassagen ihren eigenen Reiz. Auch die eher gleichmäßigen Stücke „California King“ und „Ain’t Gonna Cry“ ziehen nach mehrmaligem Hören in ihren Bann.

Der Vergleich zu den Allman Brothers, als deren kleine Schwestern die Damen von Larkin Poe gelegentlich bezeichnet werden, drängt sich bei „Venom & Faith“ nicht unbedingt auf. Richtig ist aber, dass beispielsweise auf „Blue Ridge Mountain“ ein Southern-Hauch mitschwingt. Deutlich schlägt er bei „Mississippi“ durch, bei dem Tyler Bryant an der Resonator-Gitarre zu hören ist.

Mit Klatschen und Gesang nimmt „Sometimes“ einen dynamischen und Gospel-ähnlichen Einstieg. Nacheinander steigen dann Drumline und Horn Section ein, die dem von Bessie Jones und Alan Lomax geschriebenen Stück einen gehörige Drive geben. Auch „Bleach Blonde Bottle Blues“ ist treibend und nicht nur durch die „Kicks“ im Leadgesang durchaus spannend.

Dass sich Larkin Poe neben den modernisierten Spielarten auch auf den eher reduzierten Blues verstehen, zeigt das Duo mit „Good And Gone“. Zudem covern sie den eher traditionell angelegten Titel „Hard Time Killing Floor Blues” von Skip James. Die Songs des 1969 verstorbenen Bluesmusikers aus Bentonia, Mississippi, werden anscheinend von den jüngeren Künstlern gerade wiederentdeckt, denn Robert Connely Farr covert auf seinem gerade erschienenen „Dirty South Blues“ ebenfalls ein Stück von ihm.

Kaum eine Scheibe habe ich vor der Besprechung so oft gehört, wie „Venom & Faith“. Das Album eignet sich weniger zum Nebenherhören, sondern erfordert das Eintauchen in die Songstrukturen. Es belohnt dann aber mit abwechslungsreichen Klangvariationen und fesselnden Hörerlebnissen.

Ende November kommen die Schwestern für vier Konzerte nach Deutschland und Österreich, von denen bereits jetzt zwei Termine ausverkauft sind.

Tricki-Woo Records (2018)
Stil: Blues and more

Tracks:
01. Sometimes
02. Bleach Blonde Bottle Blues
03. Honey Honey
04. Mississippi
05. California King
06. Blue Ridge Mountains
07. Fly Like An Eagle
08. Ain’t Gonna Cry
09. Hard Time Killing Floor Blues
10. Good And Gone

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H’ART Musik-Vertrieb GmbH

Eagles – Farewell 1 Tour Live From Melbourne – DVD-Review

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Gott sei Dank haben sich die Eagles durch die Zufügung einer Nummerierung bei ihrer ‚Abschiedstour‘ genügend Spielraum gelassen, uns weiter mit ihrer phantastischen Musik zu beglücken. Es ist zwar kaum denkbar, dass das Geleistete auf dieser seit kurzem käuflich zu erwerbenden DVD noch mal irgendwann zu toppen ist (wahrscheinlich nur noch mit einer völlig aus dem Rahmen fallenden Setlist), aber das hatte man nach „Hell Freezes Over“ wohl auch nicht für möglich gehalten.

Fakt ist, die Mannen um Don Henley und Glenn Frey präsentieren sich selbst im hohen Musikalter stärker denn je und scheinen immer noch voller Ehrgeiz zu stecken, wie auch das abschließende elf Minuten währende Interview (u. a. auch deutsche Untertitel) noch einmal unterstreicht. Ja, dieses an drei Tagen in Melbourne produzierte Dokument ist so mit das Beste, was bisher in meinem Player gelandet ist.

Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass man dieses Teil in den Musikunterricht (gibt es das Fach Musik eigentlich überhaupt noch?) der weiterführenden Schulen einbinden sollte, um so manch ehrgeizigem Jugendlichen in dieser Hinsicht den rechten Weg aufzuzeigen, und vor dem Gang in die sich immer breiter machende Schrägtönerie zu bewahren.

Wie dem auch sei, meine Wenigkeit ist froh, an diesem Event teilnehmen zu dürfen, wenn auch nur im Wohnzimmer. Bildqualität (16:9) – und Tonformat (DTS 5.1 Surround und L-PCM-Stereo) sind exzellent.

Kommen wir zum Inhalt: Nach ein paar Impressionen vor Konzertbeginn geht es dann im ausverkauftem Stadion mit „The Long Run“ (Don Vocals) in die Vollen. Zunächst auffällig, das ungewohnt elegante Auftreten der Herren. Alle in Anzügen, wobei Glenn Frey im pinkfarbenen Hemd unter grauem Zwirn modische Akzente zu setzen weiß. Nicht mehr im Line-Up dabei Gitarrist Don Felder, der allerdings durch den grandios aufspielenden Gastmusiker Steuart Smith mehr als nur ersetzt wurde, früher u. a. für Rodney Crowell tätig.

Die herrlich relaxte Ballade „New Kid In Town“ (Glenn Vocals) lässt dann auch direkt die Paradedisziplin der Adler zum Vorschein treten, die bis in kleinste Detail ausgefeilten Harmoniegesänge, deren Vollendung nur von ganz wenigen Bands annähernd erreicht wurde.

Im Interview wird auf diesen typischen Bestandteil ihrer Songs auch eingegangen. Im so getauften ‚Circle Of Fear‘ checken die vier Veteranen vor jedem Gig accapella-artig ihre Stimmbänder und lassen nicht locker, bis die richtige Balance gefunden wurde. Wenn man bei „Wasted Time“ Don Henley ganz in schwarz gekleidet nur von der Seite angestrahlt sieht, fühlt man sich auch von der Gestik her leicht an Joe Cocker erinnert.

„I Can’t Tell You Why“ gibt dann dem gewohnt zurückhaltenden Timothy B. Schmidt Gelegenheit, seine uns aus Poco-Zeiten bekannte dünne, feine Stimme zu präsentieren. Spaßvogel Joe Walsh steigt dann am Frontmikro mit „One Day At A Time“ ein. Überhaupt glänzt die Band oftmals bei den neuen oder nicht so bekannteren Stücken und beweist, dass auch jenseits der Fünfzig nebst Country und Westcoast noch richtig gerockt werden kann.

Walsh und Smith liefern sich klasse Duelle, spielen Twin-Leads und auch Glenn Frey an der Les Paul macht mächtig Rhythmus-Dampf. Die zwei starken Stücke „Walk Away“ (ein rhythmischer Rocker, tolles E-Solo Joe) und „Sunset Grill“ (moderner Song mit Synthies, Horn-Einlagen und Piano-Fills) beenden einen 19 Lieder umfassenden Set auf DVD 1, der mehr als beeindruckend ist.

Zum Abschluss würdigt dann Glenn Frey verdientermaßen die wirklich hervorragenden Begleitmusiker, wobei neben dem bereits erwähnten Steuart Smith auch noch Al Garth als Mitglied der Horn-Section und auch an der Violine zu glänzen weiß.

Ja, die sonnen-bebrillte Horn-Section (allein schon der Anblick ist herrlich) ist auch eine der positiven Überraschungen des Werkes. Immer bei den dazu passenden Nummern präsent, aber nie aufdringlich. Auch ein Beweis dafür , dass die Eagles immer wieder an neuen Arrangements ihrer Klassiker feilen. Man hat jedenfalls den Eindruck, dass die Truppe wesentlich stärker auftrumpft, als das noch in den Siebziger Jahren der Fall war.

Gerade Joe Walshs Gitarrenspiel scheint immer besser zu werden. Eine weitere Auffälligkeit, dass mittlerweile drei Generationen von Zuschauern an ihrem Repertoire Gefallen gefunden zu haben scheinen, wobei der Seh- und (Hör-)Spaß des männlichen Betrachters der DVD, durch die häufigen Einblendungen recht nett anzusehender Mädels in vorderster Reihe noch zusätzlich aufgepeppt wird.

Der zweite DVD-Set startet dann mit dem großen Auftritt des kauzigen Spaßvogels. Joe, mit einem mit einer Kamera bestücktem Sturzhelm auf dem Kopf, an der Front seine Späße treibend, dazu eine flatternde Stoffhose, die auf der Wühltheke eines jeden Billigmarktes Ihresgleichen suchen dürfte und Cowboystiefel. Ein Anblick zum Piepen. Übrigens hatten Henley und Frey im Verlauf des Konzerts dann doch wieder zu den obligatorischen Baumwollhemden zurückgefunden. Bis zur ersten Zugabe „Hotel California“ legt das Quartett wie bereits erwähnt einen recht rockigen Zwischenspurt ein.

Der wohl bekannteste Hit startet mit einem grandiosen Trompeten-Intro, bis die ersten gesungenen Zeilen Dons „On a dark desert highway…“ dann die Stimmung auf den Siedepunkt bringen. Fulminant die Vorstellung von Steuart Smith an der doppelhalsigen Gitarre und auch die Soli Walshs im Schluss-Instrumentalteil.

Frey hat dann mit „Take It Easy“ noch sein Steckenpferd auf Lager und Henley schließt mit „Desperado“ eine Show ab, die Maßstäbe setzen dürfte. Die Eagles tun es scheinbar gutem Wein nach, je älter desto besser. Man kann nur hoffen, dass die Farewell 2 Tour in einem etwas näher erreichbaren Umkreis stattfinden möge, aber andersherum lohnte es sich sicher auch, damit einen Urlaub zu verbinden.

Für mich persönlich ist diese DVD ein Highlight der Musikgeschichte. Absolut empfehlenswert auch für Nicht-Eagles-Kenner. Eigentlich ein Pflichtkauf für jeden Rockmusik-Fan.

Warner (2005)
Stil: Westcoast / Country Rock

DVD 1:
01. The Long Run
02. New Kid In Town
03. Wasted Time
04. Peaceful Easy Feeling
05. I Can’t Tell You Why
06. One Of These Nights
07. One Day At A Time
08. Lyin‘ Eyes
09. The Boys Of Summer
10. In The City
11. Already Gone
12. Tequila Sunrise
13. Love Will Keep Us Alive
14. No More Cloudy Days
15. Hole In The World
16. Take It To The Limit
17. You Belong To The City
18. Walk Away 19:Sunset Grill

DVD 2:
01. Life’s Been Good
02. Dirty Laundry
03. Funk #49
04. Heartache Tonight
05. Life In The Fast Lane
06. Hotel California
07. Rocky Mountain Way
08. All She Wants To Do Is Dance
09. Take It Easy
10. Desperado
11. Interview

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Midland – On The Rocks – CD-Review

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Eine Newcomer Band, die momentan in Nashville richtig für Furore sorgt, heißt Midland. Hinter dem Namen verbirgt sich ein texanisches Trio, bestehend aus dem ehemaligen Schauspieler und Calvin Klein-Unterwäsche-Model Mark Wystrach (Gesang – sieht mit seiner amüsanten Rotzbremse ein wenig aus wie eine Mischung aus Tom Selleck und James Coburn zu jüngeren Jahren), dem Video-Regisseur Cameron Duddy (Bass) und dem Gitarristen Jess Carson.

Das Projekt ist eher ein reines Zufallsprodukt. Die drei Protagonisten waren Gäste bei einer Hochzeitsfeier eines gemeinsamen Freundes in einem kleinen Kaff in Wyoming. Im Laufe der Nacht schnappte man sich ein paar Instrumente und da man beim Jammen und Spielen soviel Spaß entwickelte, beschloss man einfach, eine Band zu gründen.

Big Machine Records hat sich die Burschen letztendlich gekrallt und für Midlands Debüt „On The Rocks“ mit Dan Huff, Shane McAnally und Josh Osborne ein Nashville-erprobtes Produzententeam gestellt, wobei die beiden Letztgenannten auch beim Songwriting neben den Jungs stark involviert waren (dazu kommen noch weitere prominente Co-Writer wie Rhett Akins, Jonathan Singleton, David Lee Murphy, Luke Laird und Rodney Clawson).

Auch in Sachen Musikern (diesmal Dan Huff omnipräsent) wurde mit Leuten wie u. a. Derek Wells , Ilya Toshinsky, Paul Franklin, Dan Dugmore, Charlie Judge, Danny Rader, Gordon Mote und Greg Morrow das ganz große Besteck herausgeholt.

Man erhält 13 wirklich wunderschön ins Ohr fließende Countrysongs ohne jeglichen modernen Firlefanz der heutigen Zeit, die aufgrund der Eingängigkeit und Vokal-Harmonien sehr stark im Fahrwasser der von Glenn Frey komponierten Songs der Eagles mit schwimmen. Auch Mark Wystrachs Art zu Singen geht in seine Richtung, wobei hier zudem Leute wie Ronnie Dunn, George Strait oder auch Dwight Yoakam unweigerlich in den Sinn kommen.

Das Center-Stück des Albums ist die vorab ausgekoppelte Single „Drinkin‘ Problem“ (herrlicher Schwofer), die in den Billboard-Charts Platz 3 erreichte und samt Video auf Youtube schon über 18 Millionen mal angeklickt wurde. Die digitale Version des Albums (physikalischer Termin 20.10.2017) hat die Band auf bereits Platz 2 gehievt.

Neben den tollen Melodien und Gesängen sind es immer wieder die vielen kleinen eingestreuten instrumentellen Tupfer, die für erheblichen Zusatz-Genuss sorgen. Da sind z. B. die ganzen starken Bariton- und Twin E-Gitarren, viel weinendes Steel-Geleiere (Dugmore und Franklin), Piano-Geklimper, Bläser beim Tex-Mex Stück „At Least You Cried“ oder Mickey Raphaels Harp beim abschließenden „Somewhere On The Wind“, nur als einige unter vielen Highlights herauszuheben.

Midlands „On The Rocks“ zählt ohne Zweifel zurecht zu den wohl prägnantesten und stärksten Veröffentlichungen des Jahres. Die Scheibe ist eigentlich sowohl für Parties, beim abendlichen Date, zum Cruisen, beim Barbecue im Garten, als auch zum gemütlichen Abhängen auf der Couch, überaus vielseitig geeignet. Ganz großes Kompliment an die Herren Wystrach, Duddy und Carson, davon hören wir gerne noch viele weitere Kostproben!

Big Machine Records (2017)
Stil: New Country

01. Lonely For You Only
02. Make A Little
03. Drinkin‘ Problem
04. At Least You Cried
05. Burn Out
06. Out Of Sight
07. More Than A Fever
08. Check Cashin‘ Country
09. Nothin‘ New Under The Neon
10. This Old Heart
11. Altitude Adjustment
12. Electric Rodeo
13. Somewhere On The Wind

Midland
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Universal Music