T.G. Copperfield with Ben Forrester – Out In The Desert – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

“Out In The Desert” ist das 10. Solo-Album von Singer/Songwriter und Gitarrist Tilo George Copperfield seit seinem Debut im Jahre 2016 und für ihn, so beschreibt er es im Beiheft, ein Meilenstein seiner Karriere. Die eingängigen und tiefgründigen Eigenkompositionen bewegen sich in der vollen Bandbreite von Roots Rock, Americana und Country, eine Desert Landscape auf dem Cover vermittelt die musikalische Verbundenheit zum Genre.

Der süddeutsche Musiker aus Regensburg hatte zuletzt 2022 mit dem Konzept-Longplayer “Snakes & Dust” ein hoch gelobtes Album veröffentlicht, das sich auch in den Lyrics mit legendären Wild West-Geschichten befasste. Für die neuen Aufnahmen konnte Copperfield den New Yorker Gitarristen Ben Forrester als kongenialen Partner begeistern, Forresters kraftvolle, aber ebenso einfühlsame Solo-Parts verstärken von Beginn an (“Born To Die”) den Soundtrack-Charakter der 11 Titel. Auch auf der Tournee, die schon bis in den Herbst 2023 terminiert ist, wird Ben Forrester mit dabei sein.

Imaginäre, düstere Bilder von atmosphärisch dunklen Western-Movies sind es, die Copperfields abwechslungsreiches Storytelling entstehen lässt, begleitet von melancholischen Songs und arrangiert von Produzent Robert Hoffmann. Entstanden sind phantasievoll in Szene gesetzte Titel, z.B. “The Old Man On The Mountain” oder “Sleeping In A Snakepit”, rauchiger Western-Charme inklusive. Mit “Start To Run” und “The End Of The World” gelingen wieder sehr catchy wirkende Tracks, die ihre Grower-Qualitäten sofort anmelden. Zum Schluß der Scheibe wird das Outlaw-Image im programmatischen Titel-Song noch einmal ausgiebig interpretiert und “ungefilterte Gefühle”, wie Copperfield es zu Recht beschreibt, bestimmen die Klangfarben an melodisch elegante Erinnerungen.

Das Album “Out In The Desert” ist ein hervorragendes Beispiel für die musikalisch sehr gereifte authentische Entwicklung von T.G. Copperfield, der in wenigen Jahren eine weitere, ausgefeilte, Handmade-Produktion eingespielt hat; ein jederzeit spannendes Studiowerk, das sein Stehvermögen auch gerade im internationalen Vergleich mühelos unter Beweis stellt.

Timezone Records (2023)
Stil: Roots Rock, Country, Americana

Tracks:
01. Born To Die
02. The Old Man On The Mountain
03. Jericho
04. Who Reigns The Wild Ones
05. Start To Run
06. Love Fool
07. Where Are You
08. Night Crawler
09. Sleeping In A Snakepit
10. The End Of The World
11. Out In The Desert

T.G. Copperfield
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Brooke-Lynn Promotion

Rodney Crowell – The Chicago Sessions – CD-Review

Review: Michael Segets

Rodney Crowell besinnt sich auf seine Anfänge. In kleiner Bandbesetzung spielte er „The Chicago Sessions“ mit dem Produzenten Jeff Tweedy (Wilco) ein. Mit deutlich reduzierter Soundfülle gegenüber dem vorangegangenen Album „Triage“ (2021) konzentriert sich Crowell auf die pure Wirkung seiner Songs. Bereits das Cover lässt den Brückenschlag zurück erahnen. Das schräggestellte Foto vor neutralem Hintergrund ist an die Covergestaltung sein Debüts „Ain’t Living Long Like This“ vor 45 Jahren angelehnt. Der aktuelle Longplayer verfolgt auch musikalisch einen Vintage-Stil, wirkt dabei aber nicht angestaubt. Er ist routiniert und unaufgeregt eingespielt sowie klar produziert und abgemischt.

Mit zwei Ausnahmen sind die Stücke neueren Datums. „You’re Supposed To Be Feeling Good“ stammt aus seinen Anfangstagen als Songwriter und wurde 1977 von Emmylou Harris aufgenommen. Rodney covert zudem Townes Van Zandts „No Place to Fall“. Das Piano, gespielt von Catherine Marx, begleitet den Song unaufdringlich, sodass sich die Version von dem Original unterscheidet, aber nicht allzu weit entfernt.

Marx eröffnet das Album mit einem Bar-Piano-Intro bei „Lucky“. Auch bei dem bluesrockigen „Ever The Dark“ hat sie ihre Finger im Spiel und lässt die Tasten klimpern. Gitarrist Jedd Hughes erhält hier zudem die Gelegenheit, seine Kunstfertigkeit an den Saiten in Szene zu setzen. Neben Marx und Hughes nahm Zachariah Hickman am Bass an den Sessions durchgehend teil. Für das Schlagzeug wurden John Perrine und Spencer Tweedy, der Sohn von Jeff, verpflichtet.

Crowells Songs schlagen insgesamt ein gemäßigtes Tempo an. „Somebody Loves You“ groovt locker mit einer Blues-Note. Diese weist auch „Oh Miss Claudia” auf, dem es gelingt trotz gleichförmigem Gesang und gleichbleibenden Rhythmus einen Akzent auf dem Album zu setzen. Die countryfizierte Ballade „Making Lovers Out Of Friends“ bewegt sich Crowell in strikt traditionellen Bahnen. In eine ähnliche Richtung geht „ Loving You Is The Only Way To Fly“. Das sanfte Stück ist mit seinem Harmoniegesang allerdings stärker und wurde zu Recht vorab herausgegeben. Beim abschießenden „Ready To Move On“ frönt Crowell zunächst dem Sprechgesang, um dann doch noch etwas melodiösere Töne anzustimmen.

Deutlich eingängiger stellt sich „Everything At Once“ dar, das Crowell und Jeff Tweedy zusammen schrieben und gemeinsam performen. Die erste Auskopplung des Longplayers will als Auseinandersetzung mit der Reizüberfrachtung unserer Lebenswelt, der Dauerbeschallung und Bilderflut, verstanden sein. Crowell reagiert mit seinen Texten also auf aktuelle Themen, beschäftigt sich aber vorwiegend mit zeitlosen, allgemein menschlichen wie Liebe und Vergänglichkeit.

Sein Marketing befindet sich auf einer zeitgemäßen Spur. Neben der digitalen Veröffentlichung und der CD wird das Album in vier unterschiedlichen Vinyl-Editionen erhältlich sein. Über die Standardpressung hinaus gibt Crowell drei farbige, jeweils limitierte Varianten heraus. Je nach finanziellen Ressourcen schlägt daher das Sammlerherz entweder höher oder verzweifelt. Jedenfalls ist es unabhängig von der Version nicht verkehrt, das Album im Regal – oder auf der Festplatte – zu haben. Ein Pflichtkauf ist es allerdings nicht unbedingt. Mehrere Songs gehen ins Ohr, setzen sich aber nach den ersten Durchläufen nicht nachhaltig in den Gehörgängen fest.

„The Chicago Sessions“ ist ein routiniertes Werk von Rodney Crowell, bei dem er sich bewusst den Traditionen verschreibt, die er selbst mit geprägt hat. Sein Können als Songwriter bewies er in den letzten fünf Dekaden hinlänglich. Von ihm profitiert auch sein neues Werk.

New West Records – Bertus (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. Lucky
02. Somebody Loves You
03. Loving You Is The Only Way To Fly
04. You’re Supposed To Be Feeling Good
05. No Place To Fall
06. Oh Miss Claudia
07. Everything At Once
08. Ever The Dark
09. Making Lovers Out Of Friends
10. Ready To Move On

Rodney Crowell
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New West Records
Oktober Promotion

Eilen Jewell – Get Behind The Wheel – CD-Review

Review: Michael Segets

Manchmal läuft es im Leben nicht so rund. Für Eilen Jewell kamen einige private und berufliche Veränderungen zusammen: So trennte sie sich von Ehemann und Band. Kunst kann für die Bewältigung von Krisen ja bekanntlich ein Ventil schaffen und sogar von ihnen profitieren. Im Innencover bedankt sich Jewell bei all denjenigen, die sie in dieser Zeit unterstützten und zum Weitermachen ihrer Musik ermutigten. Sie geht musikalisch gestärkt aus den Erfahrungen hervor. „Get Behind The Wheel“ steuert selbstsicher durch Americana-Gefilde. Dabei bricht Jewell nicht mit der Richtung ihrer früheren Veröffentlichungen, nutzt aber vermehrt expressive Ausdrucksmittel in ihren Songs.

Das Album endet passend zu dem persönlichen Hintergrund seiner Entstehung mit „The Bitter End“. Das Stück zelebriert Traurigkeit pur. Der klagend wimmernden Gitarre räumt Jewell hier viel Raum ein. Gepaart mit dem getragenen Gesang und dem deprimierenden Text entwickelt der Song eine ziemlich dunkle Atmosphäre. Auch der Opener „Alive“ beginnt ähnlich, versprüht dann aber eine trotzige Aufbruchsstimmung, wenn das scheppernde Schlagzeug und schrammelnde Gitarren einsetzen. Die beiden Tracks rahmen den Longplayer. Dazwischen finden sich überwiegend langsame Stücke, bei denen sich Jewell unterschiedlicher Stile bedient.

Mit „Crooked River“ liefert Jewell eine richtig gute Country-Ballade ab. Obwohl Fats Kaplin an der Pedal Steel den Song mit einigem Slide unterlegt, versinkt dieser nicht in Süßlichkeit. Die Instrumentalpassagen, bei denen auch eine Mundharmonika zum Einsatz kommt, sind relativ ausgeprägt, unterbrechen aber nicht den Flow. Die Single „Winnemucca“ ist einen Deut schneller und wird mit mehr Twang versehen. In einzelnen Songs erinnern manche Stellen an die frühe Sarah Shook. „Lethal Love“ könnte sich mit seinem Tejano-Einschlag auch auf einer Scheibe von Patricia Vonne finden.

Jewell legt bei „You Were A Friend Of Mine“ und vor allem bei „Silver Wheels And Wings“ mächtig Soul in ihre Stimme. Das Cover „Breakaway“ kann sogar als reine Soulnummer gelten. Bei ihr schwingt genauso wie bei „Could You Would You“ von Van Morrison etwas Nostalgie mit. Die beiden Interpretationen hören sich wie alte Bekannte an, was durchaus positiv gemeint ist. Am Blues orientiert sich Jewell bei „Outsiders“ und „Come Home Soon“. Auch in diesem Metier bewegt sich die Musikerin souverän. Unterstützt wird sie dabei von Jerry Miller (Gitarre), Matt Murphy (Bass), Jason Beek (Schlagzeug) sowie dem Multiinstrumentalisten Will Kimbrough, der sich unter anderem die Keys mit Steve Fulton teilt.

Im Vergleich zu dem vorangegangenen Longplayer „Gypsy“ (2019) erscheint der aktuelle homogener, obwohl er eine stilistisch breitere Ausrichtung aufweist. Zwar kommt kein Track an den früheren „Working Hard For You Love” heran, dafür gibt es aber auch keine schwachen Titel.

Eilen Jewell zeigt sich auf „Get Behind The Wheel“ einmal mehr als exquisite Songwriterin. Expressive Zwischentöne bereichern die traditionsverbundenen Kompositionen. Bei den mit wenigen Ausnahmen im unteren Tempobereich angesiedelten Tracks bedient sich Jewell verschiedener Genres und arrangiert die Stücke so, dass sie spannend bleiben. Dabei hält sie das Steuer sicher auf Kurs und vermeidet unnötige Umwege.

Signature Sounds Recordings (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. Alive
02. Crooked River
03. Lethal Love
04. Come Home Soon
05. Winnemucca
06. Could You Would You
07. Breakaway
08. You Were A Friend Of Mine
09. Outsiders
10. Silver Wheels And Wings
11. The Bitter End

Eilen Jewell
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Signature Sounds Recordings
Redeye Worldwide

Dave Hause – Drive It Like It’s Stolen – CD-Review

Review: Michael Segets

Dave Hauses musikalische Anfänge in diversen Punkbands liegen nun schon einige Jahre zurück. In seiner Solokarriere, die 2011 mit „Resolutions“ begann, schlägt er gemäßigtere Töne an, wobei seine Songs weiterhin vor Energie strotzen. Stilistisch weisen Hauses Songs eine Nähe zu denen von Brian Fallon auf. Mit dem ehemaligen Frontmann von The Gaslight Anthem war er am Anfang seiner Solounternehmungen auf Tour. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ähnlich alten Musiker liegt darin, dass sich die besungenen Themen im Laufe der Zeit änderten. Mit dem Überschreiten der Vierzig und der Familiengründung, gehören die wilden Jahren der Vergangenheit an. In den Texten klingt nun oftmals die neue Rolle als Vater an. So stehen auch auf „Drive It Like It’s Stolen“ die Sorgen um die Kinder und deren Zukunft im Zentrum.

Kontinuität beweist Hause bei der Wahl seiner Mitstreiter. Wie bei „Blood Harmony“ (2021) fungiert Will Hoge als Produzent und auch Hauses Bruder Tim ist erneut mit von der Partie. Auffällig ist, dass den Songs im Schnitt lediglich drei Minuten gegeben wird. Die Kürze der Kompositionen, die noch ein Überbleibsel der Punk-Vergangenheit sein kann, kennzeichnet Hauses Songwriting. Dennoch entbehrt dieses nicht einer gewissen Komplexität. Die beiden Stücke zu Beginn des Albums „Cheap Seats (New Years Day, NYC, 2042)“ und „Pedal Down“ dienen dafür als Beleg. Sie starten langsam, entwickeln dabei Spannung und nehmen schließlich Fahrt auf. Bereits hier zeigt sich, dass Hause weiterhin das Herz eines Rockers hat.

Bei dem folgenden „Damn Personal” steigt Hause mit Tempo ein und behält dies durchgängig bei. Danach liefert er mit „Low“ und dem gradlinigen „Hazard Lights” Heartland Rock der Güteklasse ab. Auch zum Abschluss gibt es noch eine Uptempo-Nummer („The Vulture“), die allerdings relativ abrupt endet. Die Songs sind insgesamt druckvoll, bleiben dabei aber stets melodisch.

Cello- und Streicherklänge begleiten „Chainsaweyes“ und geben dem Stück eine dunkle Atmosphäre. Hause kategorisiert sein Werk als Post-apocalyptic Americana. Die Bezeichnung mag auf manche Balladen, die sich überwiegend in der zweiten Hälfte des Albums finden, durchaus zutreffen. So ist das ruhige „Lashingout“ ebenfalls interessant instrumentalisiert. Gegen Ende sind überraschende Passagen eingebaut, bei denen ein Klavier hervortritt und Bläser im Hintergrund wimmern.

Das Piano bekommt auch auf dem akustisch gehaltenen „Tarnish“ seinen Part. An dem persönlichen Hintergrund zur Entstehungsgeschichte des Songs lässt uns Hause in einem Interview teilhaben. Das vorab ausgekoppelte Stück wirkt wie der etwas langsamere Titeltrack etwas zahmer als der Rest des Longplayers. Die beiden klassisch gehaltenen Americana-Beiträge bilden so einen gelungenen Gegenpol zu den anderen.

Dave Hause verbindet Aggressivität und Sensibilität in seinen Songs wie kaum ein anderer. Ausdrucksstarker Gesang und authentisch wirkende Texte lassen den Funken überspringen. Dabei gelingt ihm auf „Drive It Like It’s Stolen“ die Gradwanderung zwischen dem Festhalten an Konventionen und dem kreativen Ausbrechen aus ihnen.

Blood Harmony Records – Soundly Music/Lime Tree Music (2023)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Cheap Seats (New Years Day, NYC, 2042)
02. Pedal Down
03. Damn Personal
04. Low
05. Chainsaweyes
06. Hazard Lights
07. Drive It Like It’s Stolen
08. Lashingout
09. Tarnish
10. The Vulture

Dave Hause
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Soundly Music
Lime Tree Music

Lucinda Williams – Lu’s Jukebox – You Defenitely Got Me – A Tribute To 38 Special – Doppel-Vinyl-Review und Gewinnspiel

Dass sich Lucinda Williams von Zeit zu Zeit dem Liedgut geschätzter Koryphäen des Musikbusiness gerne annimmt und ihnen Tribut zollt, ist hinlänglich bekannt und kann auch in diesem Magazin mehrfach nachvollzogen werden. Diesmal hat sie sich nun dem Songkatalog von 38 Special gewidmet.

Besonders gefreut hat uns, dass wir, auf Anfrage ihres Managements, ein Bild von ihr, das im Rahmen eine SoS-Konzertberichtes aufgenommen wurde, für das Frontcoverbild (gerne) beisteuern durften. Auf Nachfrage, warum es nicht die vermeintlichen Platzhirsche Lynyrd Skynyrd geworden sind, antwortete sie uns, dass deren Klassiker schon immer überbewertet seien und 38 Special aus ihrer Sicht die eigentlichen Könige des Southern Rocks wären.

Gerade die Phase mit Max Carl als Sänger und Keyboarder, mit dem sie gut befreundet ist und der heute bei Grand Funk Railroad agiert (der deutsche Star-Musiker Peter Maffay coverte übrigens 1985 mal deren Song „A Thousand Nights“ und veröffentlichte die deutsche Version „Für Immer“) und den Alben „Rock And Roll Stragedy“ als auch „Bone Against Steel“, zählt für sie definitiv zu den innovativsten und essentiellsten Meilensteilen des Genres.

Carl singt demnach auf diesem Werk auch ihren größten kommerziellen Hit „Second Chance“ mit Lucinda zusammen im Duett. Klasse finde ich persönlich, dass auch Donnie Van Zant (trotz weiterhin währender Stimmprobleme) für zwei Titel zur Verfügung stand. Zum Einen beim überragenden Rausschmeißer „Rebel To Rebel“ und bei „Money Honey“. Da läuft es allerdings genau anders herum als beim Original: Hier übernimmt Lucinda die Leads von Donnie und Donnie die von Dale Krantz zu damaliger Zeit.

Da ließ sich auch Don Barnes nicht lumpen und macht bei „Hold On Loosely“ in gleicher Hinsicht gesanglich Nägel mit Köpfen. Als schöne Abrundung ist auch  der unvergessene Gitarrist Jeff Carlisi bei diversen Tracks hier wieder mit aktiv.

Den besonderen Charme des Scheibe macht natürlich die Verschmelzung von Southern Rock mit Williams-typischem Americana-Roots Rock-Style aus und natürlich ihre eigenwillige und unverwechselbare Stimme, die den Tracks im Zusammenwirken ganz neue Facetten abgewinnt. Sie ist Gott sei Dank nicht von ihrem, vor zwei Jahren erlittenen Schlaganfall beeinträchtigt. Neben Carlisi, Doug Pettibone (Steel) und Gitarrist Stuart Mathis sind zusätzlich viele prominente Musiker aus der Nashville-Studio-Szene vertreten und sorgen für entsprechend hohe instrumentelle Qualität.

Aus oben angeführten Gründen konnten wir vorab fünf Doppel-Vinyl-Exemplare der limitierten Auflage von „Lu’s Jukebox – You Defenitely Got Me – A Tribute To 38 Special“ aushandeln, wovon wir drei an unsere Leser weitergeben möchten. Bitte sende eine Email an dan@sounds-of-south.de und schreibe uns, welche Band Lucinda Williams, und warum, beim nächsten Mal in ihre Jukebox-Reihe aufnehmen sollte. Die drei originellsten Beiträge werden mit der Scheibe belohnt.

Die Platte kann von Nichtgewinnern gerne auch für 18,90 Euro bei uns geordert werden (bitte Namen und Adresse angeben), wir reichen dann die Bestellungen weiter.

Highway 20 – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Southern Rock, Roots, Americana

Tracklist:

LP 1 – Seite A:
01. Rock And Roll Stragedy
02. You Got The Deal
03. Gypsy Belle
04. Second Chance (feat. Max Carl)
05. Wild Eyed Southern Boys

LP 1 – Seite B:
01. One In A Million
02. Chattahoochee
03. Turn It On
04. Bone Against Steel
05. You Defenitely Got Me

LP 2 – Seite A:
01. Long Time Gone
02. Jimmy Gillum
03. Has There Ever Been A Good Goodbye
04. The Love That I’ve Lost
05. Hold On Loosely (feat. Don Barnes)

LP 2 – Seite B:
01. Money Honey (feat. Donnie Van Zant)
02. Caught Up in You
03. Take Me Back
04. Sombody Like You
05. Rebel To Rebel (feat. Donnie Van Zant)

Lucinda Williams
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Thirty Tigers

Bart Ryan – Messenger – CD-Review

Review: Michael Segets

Bart Ryan machte sich einen Namen als Produzent, Film- und Sessionmusiker in Nashville. Auf seinem bisherigen Solo-Output, einer EP und fünf Longplayern, widmet er sich hauptsächlich dem Rock beziehungsweise dem Blues Rock. Mit „Messenger“ schlägt er nun einen anderen Weg ein. Die Stücke sind akustisch gehalten und changieren zwischen Blues und Americana.

Ryan geht aber auch hier nicht puristisch vor, sondern setzt weiterhin auf die Bandbegleitung und lässt seine Fähigkeiten an den Saiten freien Lauf. Dabei ist Ryans Arbeit an der Gitarre nie aufdringlich oder ausufernd, sondern setzt immer wieder Akzente, die sich in die Songs einpassen. Lap Steel, Dobro, Resonator erzeugen einen Sound, der durchgängig erdig wirkt. Die neue Richtung wird bei dem veränderten Arrangement von bereits bekannten Songs augen- beziehungsweise ohrenfällig. Die ursprünglichen Versionen des rockigen „Healer“ und des souligen „Wanna Be“, diesmal ohne Bläser, finden sich auf der vorherigen Scheibe „Starlight And Tall Tales“ (2020). Neu interpretiert wird zudem „One World“, das von „Temptation“ (2009) stammt.

Die restlichen sieben Tracks dürften aktuelle Kompositionen sein, sofern ich das richtig im Blick habe. Das Album beginnt folkig mit „All Go Home“, einem rhythmisch interessanten Track mit eingängigen Chorus, der mit harmonischen Backgroundgesang unterlegt ist. Nach dem gelungenen Einstieg folgt die flotte Fabel „Balled Of The Lizard And The Frog“. Der witzige Song stellt einen Seitenhieb auf einen US-amerikanischen Ex-Präsidenten dar, beispielsweise indem er dessen Parole umformuliert: Let’s make the swamp great again.

Im weiteren Verlauf des Longplayers dominieren Stücke im gemäßigten Tempo, denen Ryan eine Bluesnote mitgibt. „I Am A King“, „Who Do You Think You Are“ und „Stronger Still“ fallen in diese Kategorie. Vor allem der letztgenannte Titel ist atmosphärisch dicht und lädt zum mitträumen ein. Er erinnert an die US Rails – dort besonders an die Beiträge von Ben Arnold. Daneben liefert Ryan ein paar schnellere Nummern ab. Das mittig platzierte „Street Corner Angel“ lockert den Longplayer zum richtigen Zeitpunkt auf. Mit „Working On A Dream“ groovt Ryan zum Abschluss, sodass ein positiver Gesamteindruck des Werks haften bleibt.

Bart Ryan verändert auf „Messenger“ seinen bisherigen Sound. Das Album bietet mit neuen und bereits in anderen Versionen veröffentlichten Titeln handgemachten Blues und Americana ohne große Schnörkel. Das Songwriting bewegt sich zwischen unaufgeregten, bluesinfiltrierten Tracks und gemäßigtem Folkrock. Auf dem insgesamt homogenen Album stechen „Stronger Still“ als stimmungsvolle Introspektion sowie „Balled Of The Lizard And The Frog“ als politisches Statement hervor.

Im April und Mai tourt Ryan durch Frankreich, Dänemark, Deutschland und die Niederlande.

Eigenproduktion (2023)
Stil: Americana/Blues

Tracks:
01. All Go Home
02. Balled Of The Lizard And The Frog
03. Healer
04. I Am A King
05. One World
06. Street Corner Angel
07. Stronger Still
08. Wanna Be
09. Who Do You Think You Are
10. Working On A Dream

Bart Ryan
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Drayton Farley – Twenty On High – CD-Review

Review: Michael Segets

„Twenty On High“ hat seine Gänsehautmomente. Die sind vor allem Farleys Gesang geschuldet, der an manchen Stellen brüchig oder verletzlich wirkt und so pures Gefühl transportiert. Drayton Farley zählt zu einer neuen Generation von Songwritern, die einen frischen Wind in die Americana-Szene bringen. Ich denke da beispielsweise an die Kollegen Ian Noe, Arlo McKinley oder Vincent Neil Emerson. Farley tourte bereits mit Nikki Lane und promotet sein neues Album unter anderem mit Wiskey Myers, Lukas Nelson & Promise Of The Real sowie 49 Winchester.

Farleys vierter Longplayer mit zehn Eigenkompositionen erscheint auf seinem eigenen Label Hargrove Records. Als Produzenten konnte er Sadler Vaden (Jason Isbell And The 400 Unit) und für die Tontechnik Matt Ross-Spang (Lucero) gewinnen. „Twenty On High“ ist Farleys erstes Album, das er mit kompletter Bandbesetzung einspielte. Die Band gibt meinem Favoriten und zugleich der ersten Auskopplung „Norfolk Blues“ dann auch einen kräftigen Drive mit.

Die anderen Stücke sind ruhiger und lassen den Melodien Raum. Der Titeltrack oder auch der Opener „Stop The Cloud“ sind eingängige und stimmungsvolle Songs im Midtempo. „Above My Head“ wirkt zunächst etwas zahm, hat aber im hinteren Teil seine dynamischen Momente. Eine besondere Intensität entwickeln „Wasted Youth“ durch das Slide-Gitarrenspiel sowie „How To Feel Again“, das zwischen semi-akustischen und opulent arrangierten Parts wechselt. Die Ausflüge, die Farley in Richtung Country mit „Something Wrong (Inside My Head)“ und mit „Devil’s In NOLA“ unternimmt, bewegen sich in bekannten Bahnen und nehmen mich nicht so mit.

Bei den beiden Balladen am Ende des Albums scheint dann aber wieder seine Klasse als Songwriter auf. Katie Crutchfield (Waxahatchee) unterstützt Farley gesanglich auf „The Alabama Moon“. Hier sorgen Klavier und Geige für eine atmosphärische Untermalung. Beim abschließenden „All My Yesterdays Have Passed“ konzentriert sich die Begleitung auf die akustische Gitarre. Die Musik soll nach Farleys Vorstellung den Texten dienen. Über diese gibt er seiner Gefühls- und Gedankenwelt Ausdruck. Die persönlichen Einblicke, die er gewährt, wirken authentisch und sind manchmal mit einer Prise humorvoller Distanz gewürzt.

Drayton Farley hofft, dass ihm mit „Twenty On High” der Durchbruch gelingt. Es wäre ihm zu wünschen. Als Sänger mit eindringlicher Stimme und als Songwriter, der etwas zu erzählen hat, liefert er eine beachtenswerte Scheibe ab, die einige großartige Momente bereithält.

Hargrove Records – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. Stop The Cloud
02. Norfolk Blues
03. Wasted Youth
04. Above My Head
05. Twenty On High
06. Something Wrong (Inside My Head)
07. Devil’s In NOLA
08. How To Feel Again
09. The Alabama Moon
10. All My Yesterdays Have Passed

Drayton Farley
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Oktober Promotion

US Rails – Live For Another Day – CD-Review

Review: Michael Segets

Wer hätte 2010 gedacht, dass die US Rails ein so langlebiges Bandprojekt von Ben Arnold, Scott Bricklin, Tom Gillam und Matt Muir werden? Und wer hätte gedacht, dass die US Rails noch besser werden? Schon bei dem vorangegangenen „Mile By Mile“ (2020) zeichnete sich ab, dass die Band vermehrt rockige Töne anschlägt. Diesen Trend setzt sie auf „Live For Another Day“ fort, ohne die melodiöse Seite bei ihren Songs zu vernachlässigen.

Oftmals lösen sich die Bands, die aus mehreren gestandenen Solomusikern bestehen, nach zwei oder drei Alben wieder auf. Der bisherige Output der US-Rails bewegt sich mittlerweile im zweistelligen Bereich. Dieser Umstand deutet bereits darauf hin, dass die Musiker die US Rails nicht als Side-Projekt ansehen, sondern quasi nebenher ihre Solokarrieren verfolgen. Lediglich Gründungsmitglied Joseph Parsons verließ die Band und setzte andere musikalische Schwerpunkte.

Vor allem die Live-Präsenz der US Rails in Europa ist deutlich höher als die der einzelnen Bandmitglieder. Von den Tourneen 2016 und 2018 berichtete SoS aus dem Karo in Wesel. Die für 2020 geplanten Konzerte fielen dann aus den bekannten Gründen ins Wasser. Die Freude der Akteure zusammen auf der Bühne zu stehen, ist bei den Auftritten zu spüren, sodass es nicht wundert, dass die US Rails – nachdem die Live-Vorstellung des Albums „Mile After Mile“ pandemiebedingt ausfiel – nun wieder intensiv loslegen.

Zwischen Februar und April gastieren sie mit fast vierzig Shows in Europa. Die obligatorische Station im Karo (20.03.2023) ist selbstredend eingeplant. Ansonsten sind der Niederrhein und das Ruhrgebiet als SoS-Kerngebiet, abgesehen von zwei privaten Veranstaltungen, leicht unterrepräsentiert. Aber auch längere Anfahrten sollten in Kauf genommen werden, um die Band zu sehen. Vor allem das Material der letzten beiden CDs verspricht mitreißende Konzertabende.

Die Besonderheit der US Rails besteht darin, dass es keinen Bandleader gibt. Sowohl das Songwriting als auch der Leadgesang verteilen sich gleichmäßig auf Arnold, Bricklin und Gillam. Jeder steuert drei Tracks zu „Live For Another Day” bei. Muir setzt meist nur einzelne Akzente mit seinen Eigenkompositionen, so auch auf der neuen Scheibe mit dem straighten „Walk Away“. Der Drummer übernahm allerdings die Tontechnik und Abmischung. Der Teamgeist zeigt sich ebenfalls in den typischen, ausgiebigen Harmoniegesängen, die sicherlich zu einem zentralen Erkennungsmerkmal der Band gehören.

Arnold eröffnet mit dem Titeltrack das Album und beschließt es mit „End Of Time“. Auf den beiden im mittleren Tempobereich angesiedelten Stücken kommt Arnolds Gesang voll zur Geltung. Seine markante, von denen seiner Mitstreiter gut zu unterscheidende Stimme prägt auch das soulige „No Better Love“. An den Keys setzt Arnold zudem bei manch anderem Stück Akzente.

Bricklin legt seine drei Songs unterschiedlich an. „Can’t Let It Go“ wird bei der Ankündigung der Veröffentlichung durch Blue Rose Records in die Nähe der Hooters gerückt. Tatsächlich sind Parallelen zu hören. Bricklin, seines Zeichens Bassist der Band, greift hier zur Mandoline. Die gefühlvolle Ballade „What Did I Do” überzeugt auf ganzer Linie. Gillam unterlegt den ruhigen Song im richtigen Maß mit seiner Slide-Gitarre. Weiterhin steuert Bricklin („Lay Your Head On Me”) – ebenso wie Gillam („Feels Like A Heartache”) – eine eingängige Midtempo-Nummer dem Longplayer bei.

Gillam vertritt meist die stärker am Rock orientierten Tracks auf den Alben. Auch diesmal liefert er mit dem gradlinigen Rock’n Roll „The Road To Hell” sowie dem besonders starken „Too Much Is Never Enough“ erneut in dieser Richtung ab. Beim letztgenannten Stück schwingt vielleicht etwas von den Georgia Satellites mit. Jedenfalls hat Gillam einen wunderbaren, runden Song geschaffen, der Genreklassikern in nichts nachsteht.

Die US Rails stecken die Corona-Unterbrechung locker weg. Mit frischen Songs melden sie sich zurück. Unverändert besinnt sich die Band auf ihre Stärken als Team. Der Wechsel der Leadsänger und Songwriter sorgen wie gewohnt für Abwechslung. Dabei wirkt „Live For Another Day“ homogener und noch stimmiger als die vorangegangenen Alben. Die Songs ergänzen sich hervorragend, ohne dass sich ein Schwachpunkt ausmachen ließe.

Blue Rose Records (2023)
Stil: Rock, Americana

Tracks:
01. Live For Another Day
02. Can’t Let It Go
03. Too Much Is Never Enough
04. Walk Away
05. What Did I Do
06. No Better Love
07. Feels Like A Heartache
08. Lay Your Head On Me
09. The Road To Hell
10. End Of Time

US Rails
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Blue Rose Records

Trampled By Turtles – Alpenglow – CD-Review

Review: Michael Segets

Als begeisterter Skifahrer ist mir das Alpenglühen nicht fremd. Das rötliche Leuchten der Bergspitzen beim Sonnenuntergang ist schon sehr stimmungsvoll. Das Lichtphänomen gibt es auch beim Sonnenaufgang. Da habe ich es aber seltener beobachtet. Nicht bewusst war mir, dass „alpenglow“ im Englischen ein Begriff ist. Diese Bildungslücke konnte ich jetzt anhand des zehnten Albums von Trampled By Turtles schließen.

Das Sextett aus Minnesota setzt ausschließlich auf Saiteninstrumente. Songwriter und Sänger Dave Simonett spielt Gitarre, Erik Berry Mandoline, Ryan Young Geige, Dave Carroll Banjo, Tim Saxhaug Bass und Eamonn McLain Cello. Die Instrumentierung ohne Schlagzeug entspricht der des Bluegrass‘. Dieser wird ja meist mit dem Country assoziiert, „Alpenglow“ hört sich aber nicht nach Country an, sondern ist eine Folk- oder Americana-CD.

In den Vereinigten Staaten stürmten vorangegangene Alben von Trampled By Turtles die entsprechenden Genre-Charts. Obwohl sie bereits 2004 ihren ersten Longplayer herausbrachten, dürfte die Band in Europa lediglich einem Nischenpublikum bekannt sein. Geläufiger ist sicherlich der Name Jeff Tweedy von Wilco. Tweedy produzierte das Album und schrieb „A Lifetime To Find“ für es. Alle anderen Stücke stammen von Simonett.

Simonett betont zwar, dass Trampled By Turtles kein Konzeptalbum vorlegen, aber „Alpenglow“ wirkt musikalisch und thematisch homogen. Es versammelt insgesamt ruhige Songs, die sich um Reflexionen über Leben und Tod oder Fernweh und Geborgenheit drehen. Die ernsten Inhalte werden in harmonische Melodien verpackt, die angenehm zu hören sind und das fehlende Schlagzeug auch nicht vermissen lassen. Die Tracks zeugen von einer hohen Songwriting-Qualität und zeigen zudem in den Arrangements eine gewisse Variabilität. Allerdings setzen sie sich nicht unbedingt beim ersten Hören fest. Gegen Ende des Albums nehmen mich einzelne Titel nicht mehr so mit, aber das kann sich nach weiteren Durchläufen noch ändern.

Neben dem langsamen und reduzierten „Central Hillside Blues“ finden sich auch Stücke, die eine Nuance flotter gehalten sind („Starting Over“, „Burlesque Desert Window“). Bei einzelnen Songs bekommt mal das Banjo („All The Good Times Are Gone“) oder das Cello („We’re Alright“) mehr Raum. Auch der mehrstimmige Gesang, wie er beim Bluegrass häufig anzutreffen ist, wird von Trampled By Turtles genutzt („Nothing But Blue Skies“, „Quitting Is Rough“).

Eine nette Idee sei noch am Rande erwähnt: Die Band hatte bei ihren Konzerten um die Einsendung von Fotos gebeten. Eine Auswahl von diesen wurde in das Video zu „It’s So Hard To Hold On“ eingearbeitet. Und wenn wir schon beim Visuellen sind: Die CD ist ausdrucksstärker, als ihr graphisches Cover, das wohl eine abstrahierte Bergwelt darstellt, vermuten lässt.

Jenseits eines Square-Dance-Gefiedels legt Trampled By Turtles mit typischer Bluegrass-Instrumentierung ein ruhiges, stimmiges Americana-Album vor. „Alpenglow“ fängt die etwas wehmütige Abendatmosphäre beim Sonnenuntergang ein, bei der man seinen Gedanken nachhängen kann – unabhängig davon, ob man im Hochgebirge oder am Niederrhein lebt.

Banjodad – Thirty Tigers (2022)
Stil: Americana

Tracks:
01. It’s So Hard To Hold On
02. Starting Over
03. Central Hillside Blues
04. On The Highway
05. A Lifetime To Find
06. Nothing But Blue Skies
07. Burlesque Desert Window
08. All The Good Times Are Gone
09. We’re Alright
10. Quitting Is Rough
11. The Party’s Over

Trampled By Turtles
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Kiefer Sutherland – 21.10.2022, Carlswerk Victoria, Köln – Konzertbericht

 

Klasse Abend im Kölner Carlswerk Victoria mit Kiefer Sutherland und seinem hochwertigen Begleit-Ensemble! Gut 1.200 Zuschauer sorgten für einen prächtigen und stimmungsvollen Rahmen für das Corona-bedingt verschobene Nachhol-Konzert in der Location auf dem Areal einer ehemaligen Wickelei-Fabrik im Stadteil Mülheim.

Als Support hatten die beiden Pete Seeger-Fans Marla, eine in Köln lebende junge Frau aus Heidelberg und der ebenfalls hier residierende Kanadier David Celia für 30 Minuten Gelegenheit, ihre Flower Power-umwehte Folkmusik im Duett, das maßgeblich auf ihren Akustikgitarren und den aufeinander abgestimmten Lead- und Harmoniegesängen basierte, einer größeren Audienz zu präsentieren und schon Werbung für ihre dann demnächst wieder im kleineren Rahmen stattfindenden Konzerte zu machen. Sie haben mit ihrem sympathischen Auftritt sicherlich den einen oder anderen Interessenten hinzugewonnen.

Nach einer halben Stunde Umbaupause betrat der Hauptact die gemütlich gestaltete Bühne und Kiefer stürmte als Letzter mit seiner knallroten Gibson ES-Gitarre ans Mikro, um mit „Ole‘ Lonely Life“ den Reigen seiner Eigenkreationen, gespickt mit einem Patty Loveless- (dem Countryheuler „Blame It On Your Heart“) und zwei starken Tom Petty-Covernummern („Ways To Be Wicked“ und „Honey Bee“) zu eröffnen.

Der ja zunächst hier eher als Schauspieler bekannte Protagonist (u. a. „Lost Boys“, „The Killing Time“, „Flatliners, „Flashback“, „24“ alias Jack Bauer) begeisterte vor allem mit seiner kommunikativen und glaubwürdigen Art (oder er ist halt ein guter Schauspieler, haha) vor den Songs, wo er zu einigen Tracks humorvoll (zum Beispiel vorm herrlichen „Going Home“, dem Schunkler „So Full Of Love“), aber auch authentisch („Bloor Street„), Anekdoten aus seinem bisherigen Leben zum Besten gab.

Gut gefiel mir der sich mit der clever zusammengestellten Trackliste, ständig erhöhende Intensitätsgrad des Gigs, der nach Americana-, Roots-, Country-lastigem Schwerpunkt, samt Springsteen-(„Something You Love“) und Bob Seger– Ingredienzien („County Jail Gate“), vor allem im letzten Drittel, als Kiefer von der Akustikklampfe wieder zu E-Gitarre überwechselte, in ein furioses Rockkonzert mündete.

Hier konnten dann die beiden starken Gitarristen Doug Pettibone (der auch mit klasse Lap- und Pedal Steel-Einlagen) und Ex-Black Crowes-Mitglied Marc Ford, den wir ja auch schon in kleinerem Rahmen mit seiner eigenen Band mal hautnah erlebt haben, sich ordentlich saitentechnisch austoben und den Stücken eine deutlich härtere Gangart auflegen. Klasse auch der sehr variabel agierende Phil Parlapiano (gibt es für einen Keyboarder eigentlich einen besser passenden Namen?), der mit Klimper- und E-Piano, als auch Synthie- und Orgel-Parts zu gefallen wusste.

Beim furiosen Abschluss des Haupteils, „Down In A Hole“, wurde auch die burschikose Drummerin Jess Calceterra bei ihrem fetzigen Polterfinish, mit einem parallelen Blitz-Spotlightgewitter visuell klasse in Szene gesetzt. Dass Sutherland die musikalischen Ideen noch lange nicht auszugehen scheinen, bewies die starke erste Zugabe „Friday Night“, ein brandneuer Song, der allerdings dann nochmals vom grandiosen Rausschmeißer „Agave“, einem Southern-Tex-Mex-Boogie, mit herrlichen Twins und Soli von Pettibone und Ford nochmals getoppt wurde.

Fazit: Kiefer Sutherland ließ bei seinem letzten Konzert der Tour in der Domstadt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er zu den wenigen guten Schauspielern gehört, deren Ausflug ins Musikgeschäft, eindeutig von Begeisterung und Können, anstatt von pekuniären Hintergedanken geprägt ist. Die Audienz konnte sich zufrieden auf den Heimweg begeben. Ein starker Gig des Kanadiers!

Line-up:
Kiefer Sutherland (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Doug Pettibone (electric guitar, lap steel, pedal steel, vocals)
Marc Ford (electric guitar, vocals)
Joseph de la O (bass)
Jess Calceterra (drums)
Phil Parlapiano (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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