Lukas Nelson & Promise Of The Real  – Naked Garden – CD-Review

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Review: Michael Segets

Wahrscheinlich hat Lukas Nelson den SoS-Review seiner letztjährigen CD „Turn Off The News (Build A Garden)“ gelesen und die dort geäußerte Kritik, dass das Album streckenweise überproduziert wirkt, beherzigt. Mit „Naked Garden“ schieben Lukas Nelson & Promise Of The Real eine erdigere Scheibe nach, die alternative Versionen von Tracks des Vorgängeralbums und neun Stücke umfasst, die es seinerzeit nicht auf den Tonträger geschafft hatten.

Die Truppe erwischte während der sechstägigen Session in den Shangri-La Studios, Malibu, wohl einen produktiven Lauf. Nachdem „Turn Off The News (Build A Garden)“ erschienen war, blieb daher der Eindruck zurück, dass noch ein Epilog zu dem Album nötig wäre, der die Stimmung und die Energie wiedergibt, die im Studio die Band erfasste.

So sind einige Lacher, Unterhaltungen und Nebenbemerkungen konsequenter Weise auch nicht weggeschnitten worden. Die musikalische Perfektion stand bei „Naked Garden“ nicht im Vordergrund, wobei klangtechnisch keine Einschränkungen gemacht wurden. Produziert hat die Schiebe wieder John Alagia. „Bad Case“ ist in einer frühen Version vertreten.

Das Rockstück ist deutlich rootsiger als auf der zuvor erschienen Scheibe und nun vollständig überzeugend. Das stripped down Arrangement der erneut veröffentlichten Titel funktioniert gut. Die neuen Versionen haben durchgängig die Nase gegenüber den vorangegangenen vorn. Dies gilt sowohl für „Out In LA“, das sowieso zu meinen Favoriten zählte, als auch für „Civilized Hell“. Der Song ist sogar in einer rockigen und einer akustischen Interpretation auf „Naked Garden“ zu finden. „Stars Made Of You“ und „Where Does Love Go“ sind auch besser als vorher, gehören aber immer noch nicht zu den starken Stücken von Lukas Nelson & Promise Of The Real.

Die minimalistische Produktion verhindert den süßlichen Beigeschmack nicht, den Lukas Nelson & Promise Of The Real oftmals ihren Titeln des unteren und mittleren Tempobereichs hinzufügen. Befindet sich „Movie In My Mind“ auf der Grenze zum Schmalz, überschreitet Nelson diese bei „Focus On The Music“ oder „Fade To Black“. Im Dreivierteltakt walzt sich die Band durch „The Way You Say Goodbye“ als Hommage an den frühen Country der fünfziger und sechziger Jahre.

Percussion und Rhythmusarbeit auf den locker rockigen Nummern „Back When I Cared“ und „Couldn’t Break your Heart“ stechen besonders hervor. Diese sind ebenfalls beim souligen „My Own Wave“ auffällig, wobei das Stück einen funkigen Einschlag hat. Noch deutlicher wird die Funk-Anleihe beim Jam „Speak The Truth“. Der Song bleibt aber melodiös und erdig. Er stellt sicherlich einen der besten Originalbeiträge auf der CD dar, der die Atmosphäre im Studio gelungen transportiert.

Neben der alternativen Version von „Bad Case“ ist das neue „Entirely Different“ das Highlight des Albums. Das über siebenminütige Southern-Epos eröffnet den Longplayer mit klasse Gitarre und stimmigen Tempowechseln.

Der Verzicht auf große Arrangements auf „Naked Garden“ macht sich bezahlt. Der erdigere Sound steht Lukas Nelson & Promise Of The Real sehr gut zu Gesicht. Der Nachschlag zu „Turn Off The News (Build A Garden)” übertrifft daher den vorangegangenen Hauptgang. Dabei zeigt sich erneut, dass die Stärke der Band in den rockigeren Tönen liegt.

Fantasy Records (2020)
Stil: New Country/Rock

Tracks:
01. Entirely Different
02. Civilized Hell (Alternate Version)
03. Back When I Cared
04. Movie In My Mind
05. Focus On The Music
06. My Own Wave
07. Fade To Black
08. Out In LA (Extendend Version)
09. Couldn’t Break Your Heart
10. Speak The Truth
11. Civilized Hell (Acoustic Version)
12. Bad Case (Alternate Version)
13. Stars Made Of You (Alternate Mix)
14. Where Does Love Go (Alternate Mix)
15. The Way Your Say Goodbye

Lukas Nelson
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Lukas Nelson & Promise Of The Real  – Turn Off The News (Build A Garden) – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die alten Country-Legenden geben allmählich den Staffelstab weiter an die nächste Generation. Zu denken wäre da an Waylon und Shooter Jennings, Steve und Justin Townes Earle oder Willie und Lukas Nelson. Die Söhne führen zwar einerseits die Traditionslinien ihrer Väter fort, schlagen aber andererseits ihre eigenen musikalischen Wege ein, sind mittlerweile selbst schon im Musikgeschäft etabliert und haben sich bereits einige Reputation erarbeitet.

Lukas Nelson konnte durch seine Mitwirkung an dem Film „A Star Is Born“ sowie dem dazugehörigen Soundtrack zuletzt einen großen Erfolg verbuchen. Nach der Zusammenarbeit mit Lady Gaga und Bradley Cooper bringt Lukas Nelson mit seiner Band Promise Of The Real nun ein neues Studioalbum „Turn Off The News (Build A Garden)” an den Start, auf dem einige bekannte Gäste mitwirken, so Shooter Jennings, Sheryl Crow, Kesha, Lucius und Neil Young.

Vor allem mit Neil Young arbeiten Lukas Nelson & Promise Of The Real eng zusammen. Sie begleiten das kanadische Rockurgestein auf seinen Touren und spielten mit ihm neben einem Live-Album auch zwei Longplayer im Studio ein. Die enge Verbundenheit zu Young äußert sich zudem im Namen der Band, der einer Textzeile aus dessen Song „Walk On“ entliehen ist.

Lukas Nelson wählt mit der Single „Bad Case” einen rockigen Einstieg in die CD, an den das Titelstück anschließt. „Turn Off The News (Build A Garden)” hat – wie viele seiner Songs – einen einprägsamen Refrain. In manchen Passagen ist es etwas opulent, sodass mir die alternative akustische Version, die sich als Bonus auf dem Silberling findet, noch mehr zusagt. Bei ihr wird umso deutlicher, dass Lukas Nelson ein talentierter Songschreiber ist.

Im Mittelteil des Longplayers finden sich mit „Civilized Hell“, dem ruhigen „Simple Life“ und dem sommerlichen „Lotta Fun“ einige gelungene, sorgfältig arrangierte Titel. Wenn Nelson „Save A Little Heartache” trällert oder den Gesang bei „Mystery“ in die Länge zieht, geht der Gestaltungsdrang allerdings mit ihm durch. Dabei sind auch in diesen Songs gute Ansätze vorhanden, beispielsweise die Gitarrenlicks seines Vaters Willie. Bei „Where Does Love Go” ist zu hören, dass sich Lukas Nelson an der Musik von Roy Orbison orientiert. Er fängt deren leicht schwülstige Atmosphäre treffend ein.

Beim Durchhören des Albums treten bei den im Midtempo gehaltenen Tracks leichte Ermüdungserscheinungen ein. Die Tendenz hier und da einige musikalische Schlenker einzubauen, die zwar technisch gekonnt, letztlich aber austauschbar sind, spülen die Titel manchmal etwas weich. Bestes Beispiel dafür ist „Stars Made Of You”, das – wäre es auf Deutsch gesungen – einen Platz in der Schlagerparade haben könnte.

Gegen Ende der CD landet Nelson allerdings noch einige Treffer. Vor allem der Rocker im Southern-Style „Something Real“ ragt hervor. Aber auch das sich zu einem furiose Finale steigernde „Out In LA“ sowie der Bonus-Track „Consider It Heaven“ wissen zu überzeugen.

Lukas Nelson hätte bei der Produktion von „Turn Off The News (Build A Garden)“ mehr auf die Kraft seines Songwritings vertrauen können. Das Arrangement einiger Stücke nimmt ihnen etwas von der Wirkung, die möglich gewesen wäre. Manche Titel sind in ein ziemlich gefälliges Gewand gekleidet und ragen damit nicht aus dem Mainstream heraus. Die reduzierten Balladen erscheinen weniger glatt und deuten das Potential der Band an, die dort größeres Profil zeigt. Im oberen Tempobereich, wenn Lukas Nelson & Promise Of The Real die Zügel loslassen, liefert die Band feinen Rock ab.

Fantasy Records/Universal Music (2019)
Stil: New Country/Rock

Tracks:
01. Bad Case
02. Turn Off The News (Build A Garden)
03. Where Does Love Go
04. Save A Little Heartache
05. Lotta Fun
06. Civilized Hell
07. Mystery
08. Simple Life
09. Out In LA
10. Something Real
11. Stars Made Of You
12. Turn Off The News (Build A Garden) (Accoustic) (Bonus Track)
13. Consider It Heaven (Bonus Track)

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