StratCat Willie & The Strays – On A Hot Tin Roof – CD-Review

Review: Jörg Schneider

StratCat Willie Hayes hat in seiner mehr als einem halben Jahrhundert andauernden und u. a. von B. B. King, T-Bone Walker und Johnny Winter beeinflussten Blueserkarriere mit zahlreichen Größen des Bluesbiz, vornehmlich in den Staaten, gemeinsam auf der Bühne gestanden. In 2020 nahm er sein erstes Album „On The Prowl“ auf, eingespielt mit seiner Band The Strays. Und nun, zwei Jahre später, folgt sein zweiter Longplayer „On A Hot Tin Roof“, ebenfalls aufgenommen mit den Strays.

Allein das Betrachten des witzig gestalteten Covers bringt schon jede Menge Vorfreude und macht äußerst neugierig auf die Tunes des Albums. Irgendwie kommen einem da sofort die Straycats in den Sinn, mit denen die Mucke stilistisch sogar einige Gemeinsamkeiten hat. Die zwölf flotten Lieder der CD sind allesamt Eigenkompositionen und absolut vielfältig. Sie pendeln zwischen Rockabilly und Blues und bringen viel Spaß.

Der fröhlich swingende Opener „Have A Blues Party“, sozusagen ein „After-Pandemie-Song“ mit Gebläseunterstutzung, macht richtig gute Laune und animiert zum Tanzen, ein echter Partykracher. Nicht minder schmissig kommt der fetzige Titelsong „Hot Tin Roof“ daher, eine Mischung aus Rockabilly und Blues.

Bluesrockig mit viel Brass wird‘s dann mit der Aufforderung zum Tanz „Let‘s Dance“ und auch die wilde Rockabilly-Nummer „Way Too Fast“ juckt kräftig in Beinen und Füßen. „Redneck Woman“ und „In The End“ sind mit ihren jaulenden Gitarrenriffs wiederum mehr durch Blueselemente geprägt. Ausruhen kann sich der geneigte Zuhören schließlich mit den nachfolgenden Stücken „Guilty“ und „Cryin‘“, letzterer ein Slowblues im Stil von Gary Moore.

Mit „My One True Love“ und „Together“ geht es dann wieder rockabillymässig zurück auf die Tanzfläche, wobei das sich anschließende Instrumentalstück „Mezcal“ frappierend an den Texmexrocker „Tequila“ erinnert. Mit dem Fetzer „Runnin‘ With The Strays“ geht die Scheibe dann nach zwölf überaus lebenslustigen Tracks viel zu früh zu Ende.

„On A Hot Tin Roof“ ist definitiv nichts für Tanzmuffel, alle Anderen werden an der Scheibe ihre helle Freude haben. Sie bietet flotte, optimistische Mucke und gute Laune im Überfluss. Für mich ist sie eine der besten Scheiben, die ich dieses Jahr besprechen konnte, glatte fünf ***** für dieses Teil! Kaufen könnt ihr sie übrigens seit Mitte Juni.

Label: Independent
Stil: Blues, Rockabilly

Tracks:
01. Have A Blues Party
02. Hot Tin Roof
03. Let‘s Dance
04. Way Too Fast
05. Redneck Woman
06. In The End
07. Guilty
08. Cryin‘
09. My One True Love
10. Together
11. Mezcal
12. Runnin‘ With The Strays

StratCat Willie
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Adriano Batolba Trio – How Much Does It Cost, If It’s Free? – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Adriano Batolba ist wahrlich ein Tausendsassa: Er ist Gitarrist, Sänger, Komponist, Produzent und Musical Director in Sachen Rockabilly und Rock ‚n‘ Roll in Personalunion. Sogar Peter Kraus und Dick Brave & The Backbeats oder Boppin B. und The Baseballs haben seine Dienste bereits in Anspruch genommen.

Zwar gehört Rockabilly sicherlich nicht unbedingt zum Beuteschema des Sounds of South-Magazins, aber, soviel sei vorweggenommen, lohnt sich Batolbas neue Scheibe „How Much Does It Cost, If It’s Free“ garantiert auch für eingefleischte Southern Fans, die mal über den Tellerrand schauen wollen. Kurz gesagt, das Ding ist verdammt gut und verbreitet gute Laune ohne Ende!

Mit seinem frisch gegründeten Trio bestehend aus Falko Burkert (Kontrabass), Bernie Weichinger (Schlagzeug) und natürlich ihm selbst, er spielt standesgemäß die im Rock ‚n‘ Roll Business beliebte Gretsch-Gitarre, widmet sich Batolba den Wurzeln dieser Musikrichtung.

Zusätzlich heuerte Batolba für sein neues Projekt hochkarätige Gastmusiker an: die texanische Patricia Vonne (Sängerin, Schauspielerin und Schwester des Kultregisseurs Robert Rodriguez) verleiht dem Song „Habenera Baby“ mit Kastagnetten und Gesang einen gefälligen Latin-Sound, die britische Rockabilly Legende Darrel Higham (er hat u. a. schon mit Jeff Beck und Shakin’ Stevens gespielt) ist auf der Rock n’ Roll Nummer „Your Last Mistake“ zu hören und „The Silvrettes“ bereichern „How I Roll“ mit gospelartigen Background vocals.

Sehr schön auch der Titel „Love Means Trouble“, wie er von den Cramps wahrscheinlich nicht besser hätte gespielt werden können. Eher in Richtung Hillbilly gehen der Schwofer „Just Because“ und der Ohrwurm „Cotton In The Barn“. Ein total entspannender Country-Song ist das Banjo-beschwingte „Forever On My Mind“, bei dem sich mir unwillkürlich vor meinem geistigen Auge ein Bild aufdrängte, wie ich auf einer Blumenwiese liegend einen warmen sonnigen Sommertag verträume.

Auch die übrigen Stücke des Albums sind kleine Juwelen des Rockabilly bzw. Rock n‘ Roll. Alle Tracks des Werks sind fein arrangiert und kommen klar und sauber rüber. Die Scheibe versprüht musikalisches 50er Jahre Feeling pur, angereichert mit Hillbilly-, TexMex-/Latin- und Rhythm & Blues-Einflüssen. „How Much Does It Cost, If It’s Free?“ macht einfach nur gute Laune. Da möchte man gern mehr von hören.

ToBaGo Records/Rough Trade (2019)
Stil: Rockabilly

Tracks:
01. Last One On My List
02. Jaqueline
03. Love Means Trouble
04. Troublemaker
05. Your Last Mistake
06. Fame
07. Just Because
08. Hell Yeah !
09. How I Roll
10. Been There, Done That
11. Habanera Baby
12. Cotton In The Barn
13. Forever On My Mind
14. Secret Agent Man

Adriano Batolba Trio
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Jimmy Cornett And The Deadmen – 28.10.2016, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Peter Schepers ließ es wieder kräftig auf dem Auslöser seiner Kamera schep(p)ern.  „Das über drei Stunden währende Cornett-Konzert im Blue Notez war klasse und gut besucht.  Meine Highlights waren „Road To Heaven“, „Boogie Chillun“ und „Hoochie Coochie Man“. Der absolute Knaller war aber eine zehn-minütige Version von „The Highway Is My Home“. Jimmy im Wechselgesang mit dem Publikum, welches gar nicht genug bekam. Ein tolles Konzert. Im Gegensatz zum Vorjahr haben die Deadmen jetzt eine Drummerin“, so der ‚Westfalen-Shooter‘ in seinem Kurz-Fazit.

Bilder: Peter Schepers

Jimmy Cornett And The Deadmen
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Blue Notez Dortmund

Jimmy Cornett And The Deadmen – 16.10.2015, Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

Der zugezogene Hamburger, der tatsächlich aussieht, als ob er aus einer düsteren Hafenspelunke entsprungen wäre, und seine toten Männer gaben am 16.10.2015 im Zentrum Altenberg ein authentisches Stelldichein, nachdem zuvor die sympathischen Silverettes den Gig als Support eröffnet hatten.

Vermutlich dem typisch norddeutschen Sauwetter mit strömendem Dauerregen geschuldet, fanden sich in der Oberhausener Industrie-Kultstätte nur knapp 100 Leute ein. Im Gepäck hatte der Vierer, bestehend aus Jimmy Cornett (Lead vocals, acoustic guitar), Dennis Adamus (Lead guitar), Thomas Raabe (Drums) und Frank Jäger (Upright bass) sein neues Werk „The Ride“, aus dem dann auch schwerpunktmäßig Tracks wie „Devil Got My Soul“, „For The Ride“, „Guardian Light“, „Raise The Dust“ sowie einige gelungene Coverversionen (klasse: „One Horse Town“ von Blackberry Smoke) vorgestellt wurden.

Dem äußerst trink-, tanz- und feier-freudigen Publikum wurde ein unterhaltsamer rauer und erdiger Abend voller Country, Rock, Southern Rock sowie dezenten Rockabilly-Zutaten geboten, bei dem das Quartett um seinen charismatischen Fronter Jimmy Cornett vollends überzeugte.

Jimmy Cornett And The Deadmen sollte man live gesehen haben!

Jimmy Cornett And The Deadmen
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Zentrum Altenberg

Brian Capps – Walk Through Walls – CD-Review

Brian Capps dürfte vielen Leuten noch aus seiner Zeit bei den Domino Kings bekannt sein, deren Mitbegründer und langjähriger Bass-Spieler er war, eine Band, die sich mit ihrer energiegeladenen und rebellisch anmutenden Mischung aus Country-, Honkytonk-, und Rockabilly-Musik in Szenekreisen, und darüber hinaus, einen immer größer werdenden Bekanntheitsgrad erarbeitet hat.

Inzwischen weilt der Singer/Songwriter aus Springfield, Missouri auf Solopfaden und liefert jetzt mit „Walk Through Walls“ sein Debütwerk ab. Es ist ein klasse Teil geworden! Charakterisiert wird er von vielen als eine Mischung aus einem jungen Elvis, Buddy Holly und, rein äußerlich, mit der Ähnlichkeit zu einem gewissen James Dean, wobei musikalisch seine charismatische, emotionale Direktheit, sein Enthusiasmus, aber auch die ausstrahlende Wärme als Markenzeichen angeführt werden. Streng genommen hat er sich zur hausgemachten Konkurrenz für seine Vorband entwickelt, denn im Grunde genommen führt er konsequent den einstmals beschrittenen Weg mit seiner Ursprungstruppe fort.

Ebenfalls mit an Bord am Elektrik-Bass und als Produzent ist Lou Whitney, der ja auch bereits für die Domino Kings am Mischpult tätig war und immer noch ist. Auch auf „Walk through walls“ geht es um knackigen, schwungvollen, teils gut tanzbaren Country-Rockabilly, gewürzt mit traditionellen Country-Roots, klassischem Rock’n’Roll, Bakersfield-Sound, einer würzigen Prise Roots-/Americana-Rock und jeder Menge Roadhouse-Anleihen, wobei im geistigen Auge ausgelassen feiernde Anzugträger an einem vorüber fliegen, die leichtfüßig, in ihren schwarzen Lackschuhen und gelierter Haarpracht, ihre in Petticoats bekleideten Partnerinnen im Zwei-Viertel-Takt elegant übers Parkett schwingen – wohlgemerkt alles ausgesprochen Country orientiert!

Neben Anleihen der bereits erwähnten Künstler, wie Domino Kings, Elvis und Buddy Holly, verarbeitet Capps auch Stilelemente solcher Leute wie Dave Alvin, den Mavericks, den Derailers oder dem jungen Johnny Cash und streut zuweilen sogar eine ordentliche Portion, schmissiges NRBQ-/Rockpile-Feeling ein! Dann geht, unterstützt von dreckigen, fetten Gitarren ordentlich die Post ab! Die zehn auf dem Album befindlichen Stücke wurden ohne großen technischen Firlefanz aufgenommen. Capps transportiert auch im Studio eine erstaunliche Live-Atmosphäre in seine Kompositionen. Es geht größtenteils flott geradeaus, mit der einen oder anderen Verschnaufpause.

Eine gewisse Dynamik bleibt aber auch hier fortwährend existent. Stark beispielsweise die leicht countryinfizierte Nummer „The Devil To Pay“ im Outlaw-Erzählstil eines Johnny Cash. Richtig fetzig wird’s bei Liedern wie „Next Time“ (tolle Melodie, herrliche klarer Countryrock-/Rockabilly-Sound), „True Liar“ (Rockpile, Al Anderson und NRBQ lassen grüßen), oder „Standing On A Rock“, wo in astreiner Retro-Manier abgerockt wird, verbunden mit prächtigen Gitarren-Einlagen. Überhaupt muss man hier den Leadgitarristen D. Clinton Thomas einmal heraus heben, der in fast jedem Song knackige Soli der hohen Retro-Schule abliefert.

Wunderbar auch der Titelsong „Walk Through Walls“, eine Art locker dahinfließende Mischung aus Creedence-Clearwater-Revival-Flair, kombiniert mit einem relaxtem Rockabilly-Rhythmus, wobei am Ende noch mal ein CCR-typisches E-Gitarren-Riff den Ausklang bildet. Super auch der Opener „The bottom“, der herrlich dreckig, bissig und rootsig rüber kommt – stünde ebenfalls bestens einem Dave Alvin zu Gesicht! „Dark As A Dungeon“ ist ein typischer Elvis-Heartbreak-Song, mit einer Art Coolness vorgetragen, die auch Dwight Yoakam zum Stilmittel erkoren hat.

Brian Capps ist mit seiner ersten Solo-Scheibe ein kurzweiliges, flottes Werk gelungen, dass man Anhängern der beschriebenen Interpreten und Genres blindlings empfehlen kann. (Dem Rest vielleicht auch als überraschenden Coup in der Hinterhand, beim heimischen Date mit einer sich plötzlich als Elvis- oder Retro-Fan outenden weiblichen Schönheit…!) Scherz beiseite. Das ist knackiger, uriger, rootsiger, handgemachter, melodischer, schwungvoller Retro-Rockabilly-Country-Rock’n Roll vom Feinsten – und zwar ohne jeden Zweifel!

Shout Factory Records (2005)
Stil. Country, Rockabilly

01. The Bottom
02. Next Time
03. The Devil To Pay
04. True Liar
05. Walk Thru Walls
06. I Wouldn’t Say That’s Living
07. Dark As A Dungeon
08. When We Learn
09. Standing On A Rock
10. God Knows Why

Brian Capps
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Bärchen Records