Brian Capps – Walk Through Walls – CD-Review

Brian Capps dürfte vielen Leuten noch aus seiner Zeit bei den Domino Kings bekannt sein, deren Mitbegründer und langjähriger Bass-Spieler er war, eine Band, die sich mit ihrer energiegeladenen und rebellisch anmutenden Mischung aus Country-, Honkytonk-, und Rockabilly-Musik in Szenekreisen, und darüber hinaus, einen immer größer werdenden Bekanntheitsgrad erarbeitet hat.

Inzwischen weilt der Singer/Songwriter aus Springfield, Missouri auf Solopfaden und liefert jetzt mit „Walk Through Walls“ sein Debütwerk ab. Es ist ein klasse Teil geworden! Charakterisiert wird er von vielen als eine Mischung aus einem jungen Elvis, Buddy Holly und, rein äußerlich, mit der Ähnlichkeit zu einem gewissen James Dean, wobei musikalisch seine charismatische, emotionale Direktheit, sein Enthusiasmus, aber auch die ausstrahlende Wärme als Markenzeichen angeführt werden. Streng genommen hat er sich zur hausgemachten Konkurrenz für seine Vorband entwickelt, denn im Grunde genommen führt er konsequent den einstmals beschrittenen Weg mit seiner Ursprungstruppe fort.

Ebenfalls mit an Bord am Elektrik-Bass und als Produzent ist Lou Whitney, der ja auch bereits für die Domino Kings am Mischpult tätig war und immer noch ist. Auch auf „Walk through walls“ geht es um knackigen, schwungvollen, teils gut tanzbaren Country-Rockabilly, gewürzt mit traditionellen Country-Roots, klassischem Rock’n’Roll, Bakersfield-Sound, einer würzigen Prise Roots-/Americana-Rock und jeder Menge Roadhouse-Anleihen, wobei im geistigen Auge ausgelassen feiernde Anzugträger an einem vorüber fliegen, die leichtfüßig, in ihren schwarzen Lackschuhen und gelierter Haarpracht, ihre in Petticoats bekleideten Partnerinnen im Zwei-Viertel-Takt elegant übers Parkett schwingen – wohlgemerkt alles ausgesprochen Country orientiert!

Neben Anleihen der bereits erwähnten Künstler, wie Domino Kings, Elvis und Buddy Holly, verarbeitet Capps auch Stilelemente solcher Leute wie Dave Alvin, den Mavericks, den Derailers oder dem jungen Johnny Cash und streut zuweilen sogar eine ordentliche Portion, schmissiges NRBQ-/Rockpile-Feeling ein! Dann geht, unterstützt von dreckigen, fetten Gitarren ordentlich die Post ab! Die zehn auf dem Album befindlichen Stücke wurden ohne großen technischen Firlefanz aufgenommen. Capps transportiert auch im Studio eine erstaunliche Live-Atmosphäre in seine Kompositionen. Es geht größtenteils flott geradeaus, mit der einen oder anderen Verschnaufpause.

Eine gewisse Dynamik bleibt aber auch hier fortwährend existent. Stark beispielsweise die leicht countryinfizierte Nummer „The Devil To Pay“ im Outlaw-Erzählstil eines Johnny Cash. Richtig fetzig wird’s bei Liedern wie „Next Time“ (tolle Melodie, herrliche klarer Countryrock-/Rockabilly-Sound), „True Liar“ (Rockpile, Al Anderson und NRBQ lassen grüßen), oder „Standing On A Rock“, wo in astreiner Retro-Manier abgerockt wird, verbunden mit prächtigen Gitarren-Einlagen. Überhaupt muss man hier den Leadgitarristen D. Clinton Thomas einmal heraus heben, der in fast jedem Song knackige Soli der hohen Retro-Schule abliefert.

Wunderbar auch der Titelsong „Walk Through Walls“, eine Art locker dahinfließende Mischung aus Creedence-Clearwater-Revival-Flair, kombiniert mit einem relaxtem Rockabilly-Rhythmus, wobei am Ende noch mal ein CCR-typisches E-Gitarren-Riff den Ausklang bildet. Super auch der Opener „The bottom“, der herrlich dreckig, bissig und rootsig rüber kommt – stünde ebenfalls bestens einem Dave Alvin zu Gesicht! „Dark As A Dungeon“ ist ein typischer Elvis-Heartbreak-Song, mit einer Art Coolness vorgetragen, die auch Dwight Yoakam zum Stilmittel erkoren hat.

Brian Capps ist mit seiner ersten Solo-Scheibe ein kurzweiliges, flottes Werk gelungen, dass man Anhängern der beschriebenen Interpreten und Genres blindlings empfehlen kann. (Dem Rest vielleicht auch als überraschenden Coup in der Hinterhand, beim heimischen Date mit einer sich plötzlich als Elvis- oder Retro-Fan outenden weiblichen Schönheit…!) Scherz beiseite. Das ist knackiger, uriger, rootsiger, handgemachter, melodischer, schwungvoller Retro-Rockabilly-Country-Rock’n Roll vom Feinsten – und zwar ohne jeden Zweifel!

Shout Factory Records (2005)
Stil. Country, Rockabilly

01. The Bottom
02. Next Time
03. The Devil To Pay
04. True Liar
05. Walk Thru Walls
06. I Wouldn’t Say That’s Living
07. Dark As A Dungeon
08. When We Learn
09. Standing On A Rock
10. God Knows Why

Brian Capps
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Bärchen Records