Joe Bonamassa – British Blues Explosion Live – CD-/DVD-Review

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Joe Bonamassa goes British! Nachdem er 2015 auf einem seiner letzten Live-Alben (Live At Red Rocks) noch den US-amerikanischen Blues-Größen Muddy Waters und Howlin Wolf Tribut gezollt hat, nimmt er sich jetzt seinen britischen Helden an. Ergebnis ist eine tiefe Verneigung des „Meisterschülers“ vor seinen „Lehrmeistern“, in erster Linie vor den Gitarrenlegenden Jeff Beck, Eric Clapton und Jimmy Page, die von Bonamassa ausgiebig und meisterlich gewürdigt werden.

Das abwechslungsreiche Konzert-Album wurde 2016 in Greenwich, London, aufgezeichnet und kann nach den visionären Gitarristen im Wesentlichen in drei Abschnitte geteilt werden. Kenntnisreich ausgegrabene englische Bluesklassiker und -Raritäten, mit dem Schwerpunkt in den 1960er und 70er Jahren, spielt Bonamassa hier leidenschaftlich und exzellent, begleitet von einer überragenden Band, die komplettiert wird durch Keyboarder und Rock and Roll Hall of Famer Reese Wynans (u.a. Stevie Ray Vaughan), Michael Rhodes am Bass, Schlagzeuger Anton Fig (u.a. Bob Dylan, B.B. King) und Rhythmusgitarrist Russ Irwin (u.a. Aerosmith, Sting).

Und diese erstklassigen Begleitmusiker muss man einfach auch um sich haben, damit die überragende Qualität der gecoverten Bluesstücke vor dem kritischen, englischen „Expertenpublikum“ mitreißend zur Geltung kommt.

Ohne die nachhaltige Ausstrahlung, Persönlichkeit und Ausdauer seiner britischen Vorbilder, hätte der europäische Blues ab den 1960er Jahren wohl niemals die Brücke zur Rockmusik geschlagen. Besonders die technische Experimentierfreudigkeit der drei Gitarristen (u.a. Fuzz, Feedback) begeisterte Bonamassa. Das Doppelalbum bildet dabei die perfekte Live-Hommage an seine Helden und der Facettenreichtum, den der US-Amerikaner hier in Form eines explosiven Bluesfeuerwerks vorführt, gleicht einer Achterbahnfahrt durch die Gründerepoche der englischen Blues-Rock-Historie.

Aus dem Schaffenswerk von Jeff Beck hat er das legendäre Blues-Rock-Klassik Instrumental „Beck’s Bolero“ (1968), „Rice Pudding“ (1969) und „Plynth (Water Down The Drain)“ (1969) ausgewählt und orientiert sich damit an Becks früher Phase mit der Jeff Beck Group und den Studioalben „Truth“ (1968) und „Beck-Ola“ (1969).

Die Clapton-Sammlung hat Bonamassa breit gefächert durchforstet und „Mainline Florida“ und „Motherless Children“ vom 1974er Album „461 Ocean Boulevard“, „Double Crossing Time“ und „Little Girl“ aus Claptons Bluesbreakers-Zeit (1965/1966), „SWLABR“ aus seiner Cream Phase (1967) und „Pretending“ von „Journeyman“ (1989) herausgepickt.

Dem Led Zeppelin-Gitarristen Jimmy Page huldigt Bonamassa auf „Boogie With Stu“ (1974), „Tea For One (1976)“, „I Can’t Quit You Baby“ (1969) und mit den berauschenden Schluss-Akkorden von „How Many More Times“ (1969).

Die Songs geben Joe Bonamassa sehr viel Platz für kreativen Gestaltungsspielraum und eigene Interpretationen. Klanglich zelebriert der Gitarrenvirtuose alles was man von ihm bereits gewohnt ist: schnelle Tempowechsel, verschiedene Spielarten, lange Soloparts und genug Freiheiten für seine Begleitmusiker.

In Zeiten eines Blues-Revivals mit vielen jungen, aufstrebenden Musikern in Europa und den USA (u.a. Ben Poole, Ryan McGarvey, Laurence Jones) und ausverkauften Blues-Festivals veröffentlicht Bonamassa mit „British Blues Explosion“ sein persönliches, triumphales Statement. Am Ende des Live-Mitschnitts steht fest, es geht nicht nur um die Performance, sondern auch um die großartige Auswahl der Songs, mit denen er den britischen Blues wieder aufleben lässt und einem jüngeren Publikum zeitgemäß zugänglich macht.

Die DVD-Version von Joe Bonamassas „British Blues Explosion“ ist aufwendig gestaltet und fängt die Live-Atmosphäre vor malerischer und altehrwürdiger Kulisse des Old Royal Naval College in Greenwich, London, bildgewaltig ein. Das opulente Werk beginnt im Gegensatz zur CD mit einem informativen Intro über die British Blues Explosion in Gestalt von Jeff Beck, Eric Clapton und Jimmy Page in den 1960er Jahren; erzählt von Paul Jones, dem Sänger der „Blues Band“.

Die Songliste ist identisch mit der CD-Ausgabe, eine Extra DVD mit interessanten Live-Mitschnitten Bonamassas aus dem Liverpooler Cavern Club und dem Beatles Cover „Taxman“ ist beigefügt. Hervorzuheben ist die exakt abgestimmte Kameraführung mit häufigen Einblendungen von Bonamassas Gitarrenspielkunst und der ausgelassenen Spielfreude seiner Bandmitglieder.

Der US-Amerikaner trägt wie auf jedem seiner Konzerte einen feinen Anzug und eine dunkle Sonnenbrille. Leider gibt die Aufnahme der Konzert-Location inmitten architektonischer Prachtbauten auch die etwas sterile, altersbedingte Publikumsatmosphäre wieder, die opernhafte Züge nicht verheimlichen kann; dies sollte unter vornehmer englischer Zurückhaltung abgehakt werden.

Worauf Joe Bonamassa schon seit vielen Jahren enormen Wert legt, ist auch die visuelle Veröffentlichung seiner Konzert-CDs. Darüber hinaus achtet er regelmäßig auf interessante Locations für seine Konzertaufnahmen. Das naturprächtige Schauspiel auf der Bühne at Red Rocks, nahe Denver, das Greek Theatre in Los Angeles oder die Carnegie Hall in New York, zeigen seine Wertschätzung für schöne Locations und die persönliche Begeisterung für seine Gitarrenhelden, sieht man seinem Bühnenauftritt in Greenwich bei jedem Song an.

Joe Bonamassas „Explosion-Event“ und seine Rückbesinnung auf die Größen der englischen Blues-Rock-Zeit stehen damit ganz vorne in der Reihe vergleichbarer Produktionen, wie z.B. „The Blues“, der Dokumentation von Martin Scorsese oder auch den „Crossroads Guitar Festivals“ von Eric Clapton.

Mascot Label Group (2018)
Stil: Blues Rock

CD:

Disc 1:
01. Beck’s Bolero / Rice Pudding
02. Mainline Florida
03. Boogie With Stu
04. Let Me Love You Baby
05. Plyth (Water Down The Drain)
06. Spanish Boots
07. Double Crossing Time
08. Motherless

Disc 2:
01. SWLABR
02. Tea For One / I Can’t Quit You Baby
03. Little Girl
04. Pretending
05. Black Winter / Django
06. How Many More Times

DVD:

Disc 1:
01. British Blues Explosion (Intro)
02. Beck’s Bolero / Rice Pudding
03. Mainline Florida
04. Boogie With Stu
05. Let Me Love You Baby
06. Plyth (Water Down The Drain)
07. Spanish Boots
08. Double Crossing Time
09. Motherless
10. SWLABR
11. Tea For One / I Can’t Quit You Baby
12. Little Girl
13. Pretending
14. Black Winter / Django
15. How Many More Times
16. Credits

Disc 2:
01. Joe Bonamassa – Live At The Cavern Club
02. Taxman – Tribute To The Beatles
03. Fan Footage Of Joe Receiving A “Brick In The Wall” At The Cavern Club
04. Photo Gallery – British Blues Explosion Live UK Tour

Joe Bonamassa
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Netinfect Promotion

Led Zeppelin – Gimme Three Zepps – CD-Review

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Die Stones haben es getan, jetzt melden sich auch Led Zeppelin wieder zurück. Sie haben allerdings keine alten Blues-Stücke ins Visier genommen, sondern sich an den großen Southern Rock-Klassikern versucht und dies durchaus mit akzeptablem Ergebnis. Hm, Led Zeppelin und Southern Rock, passt das denn zusammen, werden sich vermutlich viele unserer Leser fragen, aber selbst Ronnie Van Zant war seiner Zeit ein großer LZ-Fan und hatte ja auch manchmal dezenten Spirit der Briten mit in den Skynyrd-Sound einfließen lassen.

Die drei Originalmitglieder Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones haben sich wieder den Sprösssling ihres 1983 verstorbenen Kompagnons, John Bonham, also Jason als Drummer geschnappt und haben unter der Regie von Tom Hambridge die berühmten Muscle Shoals-Studios in Alabama aufgesucht, um den großen Stücken des Genres wie „Green Grass & High Tides Forever“, „Can’t You See“ oder „Free Bird“ & Co. ihren typischen, psychedelisch umwehten Band-Charme aufzuerlegen.

Hambridge hat dazu natürlich auch viele Stars der SR-Szene wie u. a. Gregg Allman, Gary Rossington, Charlie Daniels, Dave Hlubek, Ed King, Artimus Pyle (spielt das 2. Schlagzeug bei „Whipping Post“), Don Barnes, Dickey Betts, Bruce Brookshire, Jerry Eubanks, Warren Haynes, Dean Daughtry, Billy Gibbons, Henry Paul und Jimmy Hall, etc. mit ins Studio zitiert. Als Kuriosum, bzw. gewolltes Stilelement hat Hambridge keinen Musiker in seinen ‚eigenen‘ Stücken walten lassen, vermutlich aber auch deswegen, damit sich das typische Led Zeppelin-Flair ungehindert entfalten kann. Viele Tracks sind quasi in Live-Atmosphäre performt worden.

Es ist zwar zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, Plants kreischig krakeelende Stimme, in dem, für ihn doch eher fremden Song-Umfeld, zu akzeptieren, aber spätestens nach drei Stücken geht sie in Fleisch und Blut über. „Stillwaters „I Reserved The Right“ war ein guter Einstieg für mich“, gibt Plant zu verstehen. „Die Country-lastigen Sachen waren eine enorme Umstellung, auch wenn ich ja mit Alison Krauss auf diesem Terrain bereits Erfahrung gesammelt habe“. Jimmy Page zeigte sich von der spielerischen Klasse der südstaatlichen Kollegen angetan. „Die vielen Double Leads mit Leuten wie u. a. Warren Haynes, Dickey Betts und Ed King haben richtig Spaß gemacht, allerdings auch viel Konzentration erfordert“, so der vom Rolling Stone-Magazin, als einer der drei besten Gitarristen aller Zeiten, gelistete, aus Heston stammende Musiker.

In ihrem Element sind die vier Engländer natürlich immer dann, wenn Stücke wie „Green Grass & High Tides Forever“, „Grey Ghost“ , oder Whipping Post“ Spielräume für wüstes Improvisieren boten. Hier ließ Tom Hambridge dann auch die Zügel bewusst locker. Da fühlt man sich wieder wie in einstige Siebziger-Zeiten zurückgesetzt, nur mit besserem Klang angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten.

Besonders das überragende „Free Bird“ zum krönenden Abschluss mit Page, Bruce Brookshire und Dave Hlubek in ungewöhnlicher Konstellation als Gitarren-Trio, entwickelt gerade im berühmten E-Gitarren-Finish seinen ganz besonderen Reiz. Plant und Gregg Allman bewältigten  den Gesangspart der Südstaaten-Hymne dazu im Duett. Nach fast 80 Minuten währenden psychedelischem Southern Rock-Gewitter lässt man sich schließlich selbst als Hörer erschöpft zurück in den Sessel fallen und spült, falls ein Joint nicht gerade zur Hand ist, am besten mit einem kräftigen Schluck Jackie D. nochmal ordentlich nach. Led Zeppelin wie man sie noch nie erlebt hat. Klasse!

Zum Schluss möchten wir noch den ‚Dirigenten‘ des Werkes, Tom Hambridge, zitieren. „Dieses Projekt war eine der anspruchsvollsten musikalischen Herausforderungen, aber auch zugleich mit die größte Ehre, die ich in meinem bisherigen Leben erfahren durfte. Mein Gott, was war hier im Studio los…!“ Sounds Of South meint dazu, dass er diese Bürde hervorragend gestemmt hat. Sicherlich ist Led Zeppelins „Gimme Three Zepps“ eine der eigenwilligsten und hochkarätigsten Scheiben, die dieses Genre je zu bieten hatte. Das VÖ-Datum des streng limitierten Werkes (Coverartwork: Hypgnosys!!!) steht noch unter absoluter Geheimhaltung, Vorbestellungen können aber gerne exklusiv an unsere Redaktion herangetragen werden.

Southern Swan Records (2017)
Stil: Psychedelic Southern Rock

01. I Reserved The Right
02. Can’t You See
03. Green Grass & High Tides Forever
04. Long-Haired Country Boy
05. Grey Ghost
06. Gator Country
07. I Thank You
08. So Into You
09. Wild Eyed Southern Boys
10. Lonesome Guitar
11. Whipping Post
12. Free Bird

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