Russell Dickerson – Same – CD-Review

Russell Dickerson mit seinem nach ihm selbst benannten 3. Longplayer! Der aus Union City, Tennessee stammende studierte Musiker ist aber eher ein Single-Spezialist, wie es bisherige Stücke der Marke „Yours“ (3-fach Platin), „Blue Tacoma“ (2-fach Platin), „Every Little Thing“ (Platin) und „Love You Like I Used To“ (Platin) eindrucksvoll aufzeigen.

Typisch für ihn, sind dann auch 13 der 15 Stücke genau in diesem Format angelegt. Lediglich die beiden letzten Tracks „Drink To This“ (hier gibt es mal zwei schöne, etwas längere Dann Huff-E-Soli) und das Vaterfreuden suggerierende  „Just Like Your Mama“ weichen mit um die 5 Minuten Spielzeit vom allgemeinen Schema ab.

Russell hat bei allen Songs als Co-Writer und -Produzent fungiert, desweiteren haben ihm Leute wie Zach Crowell, Casey Brown, Josh Kerr, Ben Johnson, Alysa Vanderheym und bereits besagter Dann Huff an den Reglerknöpfen assistiert.  

Die Scheibe bietet modernen New Country, der diverse Stile wie u. a. Country, Pop, R&B, Heartland- und Christian Pop-Rock musikalisch geschickt und gekonnt unter einem Dach vereint und dazu textlich auch genau das bietet, was der eher konservativ gestrickte  Amerikaner beim Hören so präferiert.

Der erste Versuch, in die Erfolgsspuren der oben angeführten Vorgänger treten, wird mit „She Likes It“, einem von bluesiger E-Gitarre und slowem Groove begleiteten R&B-Track, unternommen, bei dem Russell mit coolem Gesang aufführt, was seine Liebste so alles an ihm mag.

Und so kommt man insgesamt eine überwiegend  bekömmliche Scheibe zu hören, die man eher schön im Hintergrund abspielen lassen kann (bei mir läuft sie auf meinem 45-minütigen Weg zur und von der Arbeit aus im Auto), eine gewisse Tiefgründigkeit lässt sie eher vermissen. Den nächsten großen Singlewurf kann ich derzeit auch noch nicht entdecken. Stoff für Fans, die von eher moderneren Interpreten wie Chase Rice, Florida Georgia Line, Sam Hunt, Thomas Rhett & Co. angetan sind.

Triple Tigers/Membran (2022)
Stil: New Country

01. Blame It On Being Young
02. Sorry
03. She Likes It
04. I Still Believe
05. Big Wheels
06. I Remember
07. I Wonder
08. God Gave Me A Girl
09. All The Same Friends
10. Beers to the Summer
11. She’s Why
12. 18
13. Over and Over
14. Drink To This
15. Just Like Your Mama

Russell Dickerson
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Devin Dawson – Dark Horse – CD-Review

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Mit Devin Dawson betritt ein weiterer hochtalentierter Jungkünstler die Bühne Nashvilles. Kein geringerer als Star-Produzent Jay Joyce (The Wallflowers, Emmylou Harris, John Hiatt, Eric Church, Little Big Town) erkannte sein Potential und verhalf dem zuvor bereits durch YouTube-Clips populären Burschen, direkt zu einem Major-Kontrakt bei Warner Music Nashville.

Zwölf gelungene Eigenkompositionen (mit teilweise namhaften Co-Writern wie a. a. Barry Dean, Brett Beavers und den Warren Brothers), sein starker variabler Gesang und seine Einbindung an der Akustikgitarre (da gibt es ja wahrlich auch viele Spezialisten unter Nashvilles Studiomusiker-Zunft) sind zweifellos Indikatoren dafür, warum Joyce hier frühzeitig seine Fühler in Richtung Dawson ausgestreckt hat.

Trotz seines Lippenbekenntnisses im Titelstück „Dark Horse“ mit „my heart bleeds for country music“ benötigt man, wie schon in letzter Zeit bei Kollegen der Marke Brown, Hunt, Rhett & Co., meiner Ansicht nach, bis auf ein paar typischer Akustik- und E-Gitarrenspiel-Ingredienzien (Steel-ähnliches Slide, Bariton-E-Fills), doch ein erhebliches Maß an Phantasie, um Genre-Bezüge herzustellen.

Vieles erinnert mich persönlich von der dezent introvertierten, melancholischen Art und auch vom Gesang her, an die weniger Blues-betonten Sachen eines John Mayers. Überwiegend sehr schöne Musik zum Relaxen, manchmal auch tanzbar, nicht zuletzt auch dank der sehr transparent und glasklaren Produktion von Joyce.

Wir tauchen mit „Dip“, „Placebo“, „War Paint“ und „Prison“ in zum Teil sehr kühl und distanziert wirkende Klangwelten ein, aber genießen auch mit Stücken wie „Second To Last“ oder „Symptoms“ das wärmende Esprit R&B-lastiger Kreationen.

Besonders Spaß bereiten mir die Sachen, wo zumindest unterschwelliges (New) Country-Flair aufkommt. Hier stehen mit dem wunderschönen Ohrwurm „All On Me“ (erste Single mit Top-20-Platzierung), dem atmosphärischen „Asking For A Friend“ (Acoustic Slide), „I Don’t Care Who Sees“, dem Schwofer „Secondhand Hurt“, „I Can’t Trust Myself“ und dem finalen, Melancholie-getränkten Titelstück „Dark Horse“ doch gut die Hälfte der Tracks zu Buche.

Trotz eines gewissen Faibles Devin Dawsons für die Dunkelheit (Coverartwork mit allen Texten als auch der Videoclip zur ersten Single sind komplett im düsteren Bereich der Schwarz/Weiß-Skala gestaltet), stellt der Protagonist mit seinem insgesamt hörenswerten Debütalbum „Dark Horse“ die Weichen in eher rosarote Zeiten.

Atlantic/Warner Music Nashville (2018)
Stil: R&B, Countrypop

01. Dip
02. All On Me
03. Asking For A Friend
04. Second To Last
05. Symptoms
06. I Don’t Care Who Sees
07. Secondhand Hurt
08. Placebo
09. War Paint
10. I Can’t Trust Myself
11. Prison
12. Dark Horse

Devin Dawson
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Warner Music Germany