Skinny Molly – 18.11.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Wenn eine Band wie Skinny Molly in unseren Regionen auftaucht, ist das für uns natürlich ein Pflichttermin. Vor gut einem Jahr an gleicher Stelle im Musiktheater Piano in Dortmund hatten Estes, Johnson & Co. ja ein starkes und zugleich launiges Konzert gegeben, auch wenn der Besucherzuspruch nicht der tollste war.

Der überaus konzertintensive November aller Ortens hier in unserer Gegend und der nicht einfache Sonntag-Abend-Termin zum endgültigen Wochenausklang, ließen da kein Besserung vermuten, zumal das Quartett keinen neuen Tonträger zu bieten hatte.

Ganz in Skynyrdscher Tradition, nach dem Motto ‚bloß keine Experimente‘ (vermutlich damals ganz tief von Gary Rossington bei Mike Estes eingeimpft…), wurde auf den bewährten Stoff ihrer bisherigen drei CDs gesetzt und das ganze mit den üblichen Klassikern der Branche wie „Sweet Home Alabama“, „Call Me The Breeze“, „Free Bird“ und auch häufig benutzten Tracks wie „Wishing Well“, „Copperhead Road“ sowie „Dead Flowers“ garniert.

Wow, fast hätte ich vergessen, dass auch noch „Workin‘ For MCA“ (als Opener, zugegebener Maßen saustark gebracht) und „Whiskey-Rock-A-Roller“, im Gegensatz zum letzten Mal, dazu genommen wurden.

Kann man Skinny Molly aber deswegen böse sein? Nein, natürlich nicht, denn das Quartett bietet seine Show mit soviel herrlicher Spielfreude sowie markanter Präsenz und sympathischen Auftreten, dass man das Thema ‚Innovation‘ hier einfach mal für zwei Stunden geistig beiseite schieben muss.

Mike Estes mit seinem herrlichen Gibson-E-Gitarren-Dauer-Geknarze, Jay Johnsons flinke Finger, die immer wieder eingestreuten Twin-Attacken, als auch das surrende Slide-Geschwurbel, rauben einem Southern Rock-Fan natürlich in diesem Moment den Verstand, selbst wenn er zum tausendsten Mal „Sweet Home Alabama“ & Co. serviert bekommt.

Und die Version von „Free Bird“ mit dem Hammer-Instrumental-Finish und den ganzen, immer wieder den Song verlängernden Tushs am Ende, war an einfach ’ne Mords-Gaudi und natürlich brillant performt. Der neue Drummer und Benjamin im Team, Kyle Law, machte neben seinem bewährtem Rhythmus-Kollegen, dem einstigen Grand Ole Opry-Musiker Luke Bradshaw, einen mehr als ordentlichen Job.

Fazit: Viel Skinny (Songauswahl, Estes‘ Gitarrenpiel), seit Dave Hlubeks Ausscheiden so gut wie kein Molly (Hatchet) mehr, dafür durch Jay Johnsons Gesangsparts (bei „Wishing Well“ und „On The Run“) an dieser Stelle etwas mehr Blacky (Blackfoot).

Man kann nur hoffen, dass die etwas bequemlich erscheinenden Herren demnächst zu ihrer kreativen Ader zurückfinden und bei einer weiteren Rückkehr eine neue CD mit dabei haben. Mehr auf den Überraschungsmoment zu setzen (vielleicht auch mal was aus Estes‘ Drivin‘ Sideways Zeit oder andere, weniger gecoverte LS-Stücke wie zum Beispiel „Am I Losin'“, „I Never Dreamed“ , „Trust“ oder „Searching“ spielen), könnte auch nicht schaden.

Noch weniger Zuschauer als zuletzt, sollten an diesem Abend Warnschuss genug gewesen sein, auch wenn der Gig, rein für sich betrachtet, insgesamt wirklich wieder sehr schön war.

Line-up:
Mike Estes (lead vocals, lead guitar)
Jay Johnson (lead guitar, lead vocals)
Luke Bradshaw (bass, vocals)
Kyle Law (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Skinny Molly – 07.10.2017, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Dritter Abend unserer Konzerttriologie an diesem Wochende mit Skinny Molly, einer Band, die natürlich, als lupenreiner Southern Rock-Act, am perfektesten in unser eigentliches Anforderungsprofil passt.

Gegründet einst von Mike Estes (Drivin‘ Sideways, zeitweise Lynyrd Skynyrd/Blackfoot) und dem vor kurzem leider verstorbenen Molly Hatchet-Gitarristen Dave Hlubek, sind sie heute im Quartett, bestehend aus Estes, einer weiteren Southern Rock-Legende, dem Kraftpaket Jay Johnson (Blackfoot, Rossington Band), Luke Bradshaw und dem aus Wien stammenden Christoph Ullmann, der auch schon früher für Blackfoot getrommelt hat, unterwegs.

Das anwesende Publikum an diesem Abend im schönen Musiktheater Piano in Dortmund war mit zwischen 70-80 Zuschauern doch recht überschaubar, die Leute hatten sich aber im Raum recht gut verteilt, sodass es überhaupt nicht trist wirkte.

Kleine Randnotiz: Zur Auflockerung der Stimmung trug vor dem Konzert dann noch ein kauziger Besucher bei, der im Vorfeld des Gigs augenscheinlich erheblich zu tief ins Glas geschaut hatte. Der wankte schon leicht angeschlagen, als die Musiker gerade zur Bühne schritten, vor diese, stellte sich dann quasi vors anwesende Plenum und brüllte mit erhobener Flasche, wie auch später immer mal zwischendurch, erstmal ein lautes ‚Yeah‘, heraus. Das kam aber wohl eher aus erheblich ‚beschwingter‘ Freude heraus, nicht aus irgendeinem Geltungsdrang.

Ich hatte Skinny Molly bisher nur ein einziges Mal zuvor live gesehen und das war vor einigen Jahren in Holland, im Rahmen eines Festivals (was ich aber gar nicht so zur Kenntnis genommen hatte, da ich mich ganz spontan, auf die ‚letzte Minute‘ aufgemacht hatte). Da spielte die Band am Ende als Headliner nach zwei langatmigen, mir nicht zusagenden Voracts, erst gegen 1 Uhr nachts und wurde von mir somit nur sehr ermüdet und angenervt aufgenommen, was demnach also nicht ihrer ordentlichen Leistung geschuldet war.

Umso schöner, dass sich jetzt im geliebten Piano bei ‚voller Konzentration‘ im Rahmen ihrer jetzt stattfindenden ‚Southern Fried World Tour 2017‘, nochmals die Gelegenheit ergab, den Vierer zu begutachten. Estes, Johnson und Co. starteten zum Auftakt mit „Here For A Good Time“, von ihrem, immer noch aktuellen, gleichnamigen Album von 2014. Mike riss am Ende des Liedes eine Saite und schwenkte dann im weiteren Verlauf des ersten Sets (die Pause nutzte er dann zur Reparatur), etwas unplanmäßig, zu einer anderen Gibson Les Paul-E-Gitarre.

Über „Too Much“ von ihrem Debüt „No Good Deed“ und dem Stampfer „After You“ sowie dem Skynyrd-trächtigen „I Don’t Care“ vom Nachfolger „Haywire Riot“ wurde der Cover-Reigen mit Steve Earles „Copperhead Road“ in Gang gesetzt, dem im weiteren Verlauf des Abend noch altbekannte Stücke wie „Wishing Well“ (mit integrierter Vorstellung der Band) , „Train, Train“ (Jay bei beiden mit Lead Gesang, Mitsing-Interaktion), „Dead Flowers“ und meine geliebten „Call Me The Breeze“ und „SHA“ (beide jetzt in der gefühlt 1.000sten Variante gehört…, aber natürlich gut gespielt!) folgen sollten.

Das ebenfalls bekannte „Devil In The Bottle“ (hier aber legitim, da von Estes mitgeschrieben),  „When The Goin‘ Gets Tough The Tough Go Fishin'“, „Me And The Devil Himself“ (atmosphärischer Opener des 2. Sets, Erzählgsang), „Snakebit“ (Mike mit Slide und Anschluss von Jay im Solo-Part), „Two Good Wheels“ und das starke „Better Than I Should“ sowie das von Estes mit einer kleinen Träne der Dankbarkeit im Auge (bezüglich der Treue), der Southern Rock-Fan-Gemeinde gewidmete „For Y’all“ (1. Zugabe), waren die selbst-kreierten Stücke, die mir persönlich im Verlauf des Konzerts am meisten Spaß bereiteten.

Am Ende durfte natürlich „Free Bird“ nicht fehlen, das auch in einer starken Version performt wurde. Jay übernahm die berühmten Rossington-Slide-Parts, und lieferte sich mit Mike (Gesang) im berühmten Finish wüste Duelle, um sich auch kurz in Twins zu ‚vereinigen‘. Hier hatte dann auch die insgesamt stark agierende  Rhythmusfraktion ihren Glanzpunkt, die sich mit kräftigen Mitteln, zur Gitarrenpower von Estes und Johnson gesellte (Bradshaw ließ den Bass ganz hart pumpen und stampfte heftig mit den Füßen, dass man fast Angst bekam, dass er den unter Teppichen verborgenen Bühnenholzboden durchtreten könnte; Ullmann mit deftig polterndem Drumming). Gernot wurde sogar gestattet, aus der Bandperspektive vom hinteren Bühnenteil, zu fotografieren.

Am Ende nach dem Gig gab sich das äußerst sympathische und kooperative Quartett sehr publikumsnah, erfüllte jeden Autogrammwunsch und ließ sich ganz locker für die SoS-VIP-Galerie mit unserer Logotafel ablichten. Mit gutem Gelingen in Richtung der vier Musiker für ihre restlichen Auftritte in Spanien, Frankreich und England und herzlichen ‚Handshakes‘ verabschiedeten wir uns dann zur Rückfahrt in die regnerische Nacht. Auch der dritte Konzert-Abend hintereinander mit gut aufgelegten Skinny Molly hatte sich für uns absolut gelohnt! Tolle Musiker!

Line-up:
Mike Estes (lead vocals, lead guitar)
Jay Johnson (lead guitar, lead vocals)
Luke Bradshaw (bass, vocals)
Christoph Ullmann (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Rossington – Take It On Faith – CD-Review

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Als wenn dieses, für Southern Rock-Freunde üppige Jahr 2016 nicht schon genug zu bieten gehabt hätte, gibt es zum Jahresausklang mit der Live-Scheibe der Outlaws und dem neuen Album von Rossington „Take It On Faith“, noch mal saftigen Nachschlag aus dem arrivierten Bereich der Szene. Gerade das Werk von letztgenanntem Act, alias Ehepaar Dale Krantz-Rossington und Gary Rossington, darf man sich über brandneuen, und vor allem, richtig guten Stoff freuen.

Wer erinnert sich, selbst nach fast vierzig Jahren, nicht noch an den Schock und das Vakuum, das Lynyrd Skynyrd in Sachen Southern Rock nach dem tragischen Flugzeugabsturz hinterlassen hatte. Einige Zeit später machte eine gewisse Dale Krantz erstmals als Backgroundsängerin auf dem 38 Special-Album „Rocking Into The Night“ auf sich aufmerksam, ohne dass man allerdings damals schon ihre tragende Rolle beim Skynyrd-Nachfolger, der Rossington Collins Band erahnt hätte.

Da begeisterte sie dann bekannter Weise mit ihrer Röhre plötzlich an der Front auf den beiden RCB-Studio-LPs „Anytime, Anyplace, Anywhere“ und „This Is The Way“. Anfang der Achtziger Jahre gingen Gray Rossington und Allen Collins getrennte Wege und versuchten ihr Glück mit eigenen Projekten. Die Rossingtons machten sich mit „Return To The Scene of The Crime“ und “Love Your Man“ zwei, dem zu dieser Zeit aufkommenden Kommerz, Tribut zollenden Scheiben, vermutlich eher weniger Freunde in der Hardliner-Gemeinschaft des Genres. Wer die Sachen besitzt, hält aber immerhin zwei echte Sammler-Stücke in seinen Händen.

Nach der Reunion von Skynyrd unter gesanglicher Führung von Johnny Van Zant kehrte Gary an seinen angestammten LS-Platz zurück und Dale rückte bis vor kurzem wieder in ihre einstige Position als Background-Sängergin zurück. Eigentlich war auf ‚Solo‘-Ebene nichts mehr geplant, aber über die vielen Jahre hinweg, hatte sich dann doch interessantes Material angesammelt, zudem sind die beiden auch von Fan-Seite stets ermutigt und bekniet worden, wieder mal aktiv zu werden.

Dass hier bei der neuen Scheibe „Take It On Faith“ keine Eile walten gelassen wurde, beweist schon allein die Tatsache, dass die Drums noch von dem 2010 verstorbenen Little Feat-Schlagzeuger Richie Hayward eingespielt worden sind. Von dem vorab auch als Videoclip vorgestellten, sehr melancholischen, recht reduzierten Titelsong (mit ein wenig Kim Carnes-Flair) sollte man sich allerdings nicht in die Irre führen, noch zu dem Gedanken verleiten lassen, dass der Longplayer im Stile der früheren Rossington-Werke aufgezogen worden wäre.

Die Rossingtons haben sich schwerpunktmäßig zu einer, eher vom heutigen Blues Rock beeinflussten, Southern Rock-Platte entschieden, eingespielt mit den Größen der Nashville-Studio-Musiker-Gilde (Reese Wynans, Kenny Greenberg, Michael Rojas, Gordon Mote, David Smith) sowie interessanten Gästen wie u. a. Delbert McClinton, Gary Nicholson, Jack Holder und Shawn Camp. Produziert in einem beeindruckend transparenten Sound haben Ben Fowler und David Z, bekannt für seine Arbeit mit Interpreten wie Prince, Etta James oder Buddy Guy.

Ach herrlich, Dales rauchiges Organ, nach einem kurzen Intro, beim Opener „Higway Of Love“ (den die Rossingtons nun ja jetzt schon wirklich lange gemeinam beschreiten), einem bluesig-swampigen Southern-Stampfer, mal wieder in voller Pracht genießen zu können. Ihr Organ hat über die Jahre wirklich nichts von seiner Ausstrahlungskraft verloren. Es geht bei „Should’ve Known“ weiter mit Piano-trächtigem und Club-tauglichem Retro-Blues. Interessant hier das E-Gitarren-Solo mit Allman-Touch.

Nach dem bereits angeführten Titelsong und der melodischen Southern Soul-Ballade „Light A Candle“ beginnt das Werk, richtig Fahrt aufzunehmen. Klasse der launige Blues-Schunkler „Dance While You’re Cookin‘“ mit HT-Piano, ABB-mäßigem Slide und Delbert McClintons quäkiger Harp. Ähnlich auch das spätere „Something Fishy“.

Slow bluesig , teilweise in Richtung einer Beth Hart, kommen „Shame On Me“ und das sensationelle „Too Many Rainy Days“ daher, bei denen Gary immer wieder seine obligartorischen Les Paul-Klänge in Form von starker Soli und Fills heulen und knarzen lässt. Super Stücke! „The Good Side Of Good“ wurde von ZZ Tops Billy Gibbons co-komponiert, gerade, was die E-Gitarren angeht, sofort unverkennbar mit seinem unterschwelligem „Eliminator“-Esprit!

Melodische, toll instrumentierte ruhigere Southern-Kost bieten das atmosphärische „Through My Eyes“ (gute Harmoniegesänge, stark das Zusammenspiel von E-Gitarre und Piano gegen Ende) und das entspannte „Where Did Love Go“ (wieder mit Kim Carnes-Touch). Großartig dann der rockige Rausschmeißer „Two Very Different Things“ (mit Kuhglocken-Drums), wieder mit diesen typischen Gary Rossington-Soli und der grandiosen vokalen Symbiose von Dales Gesang und den Nashville-Background-Röhren Bekka Bramlett und Vicki Hampton im Hintergrund. Eine Art „Misery Loves Company“ des 21. Jahrhunderts. Ein brillanter Abschluss.

Dem Ehepaar Dale Krantz-Rossington und Gary Rossington gelingt mit “Take It On Faith” ein Comeback, das man so sicherlich nicht unbedingt erwartet hätte. Mir persönlich gefällt das Werk deutlich besser als die letzten Skynyrd-Sachen. Eine der großen und positiven Überraschungen des wirklich tollen Jahres 2016. Wenn es noch weiteren Stoff auf diesem Niveau in petto gibt, darf gerne irgendwann (vielleicht in etwas kürzerem Abstand) nochmal nachgelegt werden. Absolut empfehlenswert!

Loud & Proud Records (2016)
Stil: Southern (Blues) Rock

01. Highway Of Love
02. I Should’ve Known
03. Take It On Faith
04. Light A Candle
05. Dance While You’re Cookin‘
06. Shame On Me
07. Good Side Of God
08. Through My Eyes
09. Something Fishy
10. Too Many Rainy Days
11. Where Did Love Go
12. Two Very Different Things

(die Rossingtons bei) Lynyrd Skynyrd
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