Larkin Poe – Blood Harmony – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Vollblut Enthusiasmus und hochtalentierte, musikalische Frauenpower bestimmen das neue Album “Blood Harmony”, der inzwischen in Nashville ansässigen Southern- und Blues-Rock-Formation “Larkin Poe”. Die ursprünglich aus Atlanta, Georgia, dem Süden der USA, stammenden Rebecca und Megan Lovell können, um es vorneweg zu sagen, mit dem 6. Studio-Longplayer (siehe auch frühere SoS-Berichte) den kraftvollen und mitreißenden Stil ihrer Vorgängerscheiben weiter verbessern und auch durch soulige Bluesvarianten vollauf begeistern.

Ein Beispiel hierfür ist der eigentlich weiche und harmonische erste Track “Deep Stays Down”, der sich bis zum explosiven A-capella Finale durchgängig steigert. Der von den Lovells als feminines Gegenstück zu Screamin’ Jay Hawkins Erfolg “I Put A Spell On You” konzipierte Titel “Bad Spell” propagiert den besagten Larkin Poe-Powersound – am besten in voller Lautstärke.

Mit “Georgia Off My Mind” folgt ein temperamentvoller Southern-Rocker, in dem man die geschäftigen Highway-Touren nicht nur gedanklich nachempfinden kann. Die von den beiden Multi-Instrumentalistinnen (Rebecca zuständig für Lead-Vocals und Guitar, Megan für Lap-Steel und Harmony-Gesang) komponierten 11 Songs wurden fast schon selbstverständlich im hauseigenen Studio produziert.

Die Lovells kombinieren in ausgiebiger, traditionsbewusster Mentalität Geschichten, Gefühle und persönliche Erlebnisse und verbinden virtuose, musikalische Wurzeln zu kreativen Southern-Country, Blues-Rock-Gebilden, die feminine Impulse kunstvoll stilisieren. So sind “Strike Gold” und “Southern Comfort” auch natürlich gesangsstarke Songs, mit südstaatlich rauen Komponenten. Der Boogie-Titel “Bolt Cutters & The Family Name” siedelt dabei nicht unweit des berühmten 1933er James Baker-Klassikers “Black Betty”, der vor Jahren von der Band “Ram Jam” gecovert wurde.

Demgegenüber bringt der Album Titel-Track “Blood Harmony” – nicht zufällig – bluesbasierte selbstaufbauende Klangräume zur Geltung, die eben so nicht nur von ungefähr natürlich zwischen Vocals und Guitar familienharmonisch funktionieren. Selbst Texas-Rock Ikone Billy F. Gibbons von ZZ Top hat die Zeichen der Zeit richtig erkannt und die Lovell-Sisters zum stärksten Track seines Solo-Albums „Hardware“ (“Stackin’ Bones”) eingeladen – eine besondere Auszeichnung durch den Guitar-Champion für die aufstrebenden, jungen Talente.

Neben den rauen Hard-Riff-Tönen (z. B. “Kick The Blues”), glänzen daher ebenso auf “Blood Harmony”, ruhigere Kompositionen, es werden mit “It Might As Well Be Me” – in Janis Joplin-Anklängen – und über “Lips As Cold As Diamond” auch Slow-Blues Stücke gebührend umgesetzt. Nach langer Tournee durch Europa war das Sisters-Duo am 15.09.2022 für einen kurzen TV-Auftritt bei “Ina’s Nacht” und lieferte mit Band auf engstem Raum ein phänomenales Set und zu bewies, dass eine starke Blues-Rock Formation den Laden gehörig aufmischen kann.

Seit Gründung der Band (2014) war es für Larkin Poe nur ein kleiner Schritt, um vom ursprünglichen Folk und Bluegrass Trio in die Oberklasse der jungen Southern Blues Rock-Generation aufzusteigen. Mit dem Album “Blood Harmony” gelingt es den Lovell-Schwestern durch diese besonders betont-familiäre Übereinstimmung auf alten Pfaden neue Maßstäbe zu setzen.

Tricki Woo Records (2022)
Stil: Blues Rock, Roots Rock, Southern Rock

Tracks:
01. Deep Stays Down
02. Bad Spell
03. Georgia Off My Mind
04. Strike Gold
05. Southern Comfort
06. Bolt Cutters & The Family Name
07. Blood Harmony
08. Kick The Blues
09. It Might As Well Be Me
10. Summertime Sunset
11. Lips As Cold As Diamond

Larkin PoeEmily Nenni
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Another Dimension

Dave Hause – Blood Harmony – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Als gelernter Punk-Rocker aus Pennsylvania fing Dave Hause mit Support der Bouncing Souls und NOFX und seiner Band The Loved Ones 2004 an, die ersten Erfolge einzufahren. Zusammen mit u.a. Brian Fallon (Gaslight Anthem) und Chuck Ragan (Hot Water Music) schaffte es Hause als Mitglied der Folk-Formation The Revival Tour bereits 2011 in den Rockpalast und konnte diesen Qualitätsbeweis 2017 mit seiner eigenen Band The Mermaid wiederholen.

Das neue Solo-Album „Blood Harmony“ ist in vielen Songs von seiner Heimatstadt Philadelphia geprägt und seinen Ausflügen an die Küste New Jerseys, obwohl Hause für diese Produktion extra nach Nashville gegangen ist, um den Longplayer mit Southern Rock-Singer/Songwriter Will Hoge aufzunehmen. Hoge konnte hierfür u.a. so erfahrene Leute, wie Gary W. Tallent (Bass) von Springsteens E-Street Band, Sadler Vaden (Guitar) aus Jason Isbells 400 – Unit und Schlagzeuger Billy Powell (Man Man) begeistern und produzierte ein exzellentes „Blood Harmony“-Werk. Dass der eigentlich rockige Longplayer mit der liebevollen Nummer „Northstar“ (besonders poetische Lyrics) akustisch eröffnet wird, kennzeichnet die sanfte Seite von Dave Hause, der die 10 Songs gemeinsam mit seinem Bruder Tim (Gitarre) komponiert hat und dieses Teamwork als ‚Family Business‘ betrachtet.

Schon der zweite Titel „Sandy Sheets“, über Ferienzeiten am Strand, wird zur New Jersey Hymne und entwickelt durchaus Springsteen-nahe Züge einer Asbury Park-Mentalität. Der seit Jahren leider etwas zu bescheiden im Hintergrund der aktuellen Songschreibergilde agierende Dave Hause kommt durch die großmeisterliche Inszenierung von Will Hoge in ein verdientes Rampenlicht. Weitere harte Rock-Songs folgen („Plagiarist“, „Gary“ und „Carry The Lantern“) und hätten ebenso Gaslight Anthem oder auch Tom Petty alle Ehre gemacht, den Dave Hause neben Brandi Carlile als sein Vorbild ansieht.

Auf „Surfboard“ wird mit akustischen Gitarren und Banjo ein Ohrwurm-Song auch als Vorab-Single angeboten, dessen spielerische Leichtigkeit überspringt, während bei „Snowglobe“ die jung gebliebenen Punk-Wurzeln im Gitarren-Sturm charakteristisch dominieren. Das akustische Liebeslied an seine Kinder („Little Wings“) beendet leider die neue Studio-Scheibe schon nach einer guten halben Stunde und zurück bleibt der Eindruck von einer handwerklich ausgereiften „Vorstellung“, der man unbedingt nochmal zuhören möchte. Übrigens: Dave Hause kommt hierfür mit seiner Band im nächsten Jahr für 8 Konzert-Termine nach Deutschland!

„Blood Harmony“ bietet neben einer gewissen Hemdsärmeligkeit in den Sounds, sozialkritische Texte und auch eine liebevolle Zerbrechlichkeit in manchen Songs, die den Longplayer aus der Masse ähnlicher Neuerscheinungen wohltuend heraushebt. Eine Award-Nominierung ist nach all den Jahren hervorragender Solo-Arbeit für Dave Hause spätestens jetzt überfällig!

Membran (2021)
Stil: Folk Rock, Heartland Rock

Tracks:
01. Northstar
02. Sandy Sheets
03. Hanalei
04. Plagiarist
05. Gary
06. Surfboard
07. Leave It In That Dream
08. Snowglobe
09. Carry The Lantern
10. Little Wings

Dave Hause
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