Drew Holcomb & The Neighbors – Dragons – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die tänzerischen Qualitäten von Drew Holcomb stellen die von John Travolta oder Michael Jackson deutlich in den Schatten, wie er in dem Video zu „Family“ beweist. Ich mühe mich seit Tagen vor dem Spiegel, um seine Moves so ausdrucksstark rüberzubringen. Der Gute-Laune-Song eröffnet „Dragons“, die neue Scheibe von Drew Holcomb & The Neighbors.

Fröhliche Stimmung versprüht auch „End Of The World“ – entgegen dem, was der Titel verspricht. Die leicht poppige Nummer verbreitet Party-Laune und geht ebenfalls direkt ins Tanzbein. Nach dem mitreißenden Beginn der CD nimmt Holcomb das Tempo zurück. Die optimistische Grundton des Einstiegs durchzieht aber weiterhin den gesamten Longplayer, obwohl auch ernstere Zwischentöne angeschlagen werden. Erst am Ende wird das Werk mit der aktuellen Single „You Never Leave My Heart“ und „Bittersweet“ getragener.

Im Mittelteil des Longplayers widmet sich Holcomb ganz dem Americana, seiner bevorzugten Musikrichtung. Dabei gelingen ihm einige starke Genrebeiträge. Das mit akzentuiertem Rhythmus und sanfter Klavierbegleitung versehene „But’ll Never Forget The Way You Make Me Feel“ ist einer davon. Noch einen Tick stärker erscheint der Titelsong, den Zach Williams mitgeschrieben hat. Die „Dragons“ sind dabei eine Metapher für die Hindernisse, die es im Leben zu überwinden gilt.

Aber auch die Kooperation mit Lori McKenna bei „You Want What You Can’t Have“ und beim rockigeren „Make It Look So Easy“ macht sich bezahlt. „See The World“ ist sehr harmonisch, aber mit der Lap Steel etwas glatt, sodass es mich nicht so mitnimmt wie die anderen Songs. „Maybe“ punktet hingegen durch den variablen Einsatz der Gitarren. Für diese ist neben Holcomb Nathan Dugger verantwortlich. Mit Rich Brinsfield am Bass und Jonathan Womble am Schlagzeug sind The Neighbors dann komplett. Holcombs Frau Ellie ist offiziell aus der Band ausgeschieden und verfolgt mittlerweile eine Solo-Karriere.

Holcomb ist mit seiner aus Tennessee stammenden Band seit 2005 unterwegs. Er tourte mit einigen illusteren Kollegen wie John Hiatt, Ryan Adams, Marc Broussard, Robert Earl Keen oder Susan Tedeschi. In den letzten fünf Jahren konnten Drew Holcomb & The Neighbors einige Alben vor allem in den amerikanischen Folk- und Independent-Charts platzieren.

Das neue Werk hat sicherlich das Potential, an diese Erfolge anzuknüpfen. Die beiden Auskopplungen „Family“ und „You Never Leave My Heart” stecken dabei die beiden emotionalen Extrempunkte der Scheibe ab. Dazwischen bietet „Dragons“ sehr gelungene Americana-Songs mit eingängigen Melodien und eindringlichen Texten.

Thirty Tigers (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Family
02. End Of The World
03. But I’ll Never Forget The Way You Make Me Feel
04. Dragons
05. See The World
06. You Want What You Can’t Have
07. Maybe
08. Make It Look So Easy
09. You Never Leave My Heart
10. Bittersweet

Drew Holcomb
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Zach Williams – Chain Breaker – CD-Review

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Der christliche Beitrag in Sounds Of South im Rahmen der beiden Feiertage: „Chain Breaker“ von Zach Williams.

Zach Williams, der vor vielen Jahren mit seiner angeschlossenen Band The Reformation mit zwei starken Alben sowas wie für den Beginn einer jungen New Southern Rock-Generation stand, hatte 2012 in dieser Hinsicht zu Ende reformiert und war bekanntlich ausgestiegen.

Mittlerweile oder vermutlich auch schon vorher hat er, was seine musikalische Weiterentwicklung betrifft, den lieben Gott für sich entdeckt, und bewegt sich nun in Sphären des Christian Rock (zum Teil auch durchaus Nashville-kompatibel), der sich in den Staaten ja einer großen Beliebtheit erfreut.

Ich, als äußerst weltoffener und toleranter Mensch bekannt, habe die eine oder andere Scheibe aus diesem Bereich tatsächlich in meiner Sammlung, auch wenn ich mit ‚Vater Unser‘, Halleluhja, Amen & Co. eigentlich schon seit der frühen Schulzeit nichts mehr am Hut habe. Spontan fallen mir da z. B. Bands wie Big Daddy Weave oder Third Day ein, Letztgenannte gerade übrigens wieder mit einem richtig starken Album („Revival“) präsent.

Nun also Zach Williams, der mit seinem neuen Werk „Chain Breaker“, um es vorweg zunehmen, wenn man die Texte der Lieder mit ihren christlichen Botschaften, mal Texte sein lässt, auf musikalischem Parkett auf ganzer Linie überzeugt.

Viele Informationen außer der Musik habe ich nicht, im Scheinwerferlicht stehen die eingängigen, schön klar instrumentierten, transparent abgemischten, sehr melodischen Tracks und Williams‘ angenehme Stimme, die sich in sanft-rauen Regionen eines Bryan Adams bewegt.

Schon das dezent angegospelte Titelstück „Chain Breaker“  (tolle Melodie, herrliche Backgroundvocals) oder das nachfolgende, positives Esprit versprühende „Old Church Choir“ sind ein wunderbares Plädoyer für ein fröhliches und gemeinsames Zusammenleben, egal welcher Hautfarbe, Rasse oder Schicht/Herkunft man entstammt.

Das hohe musikalische Niveau bleibt auch im weiteren Verlauf vorhanden. „To The Table“, mein absoluter Favorit, das Southern Rock-umwehte „Song of Deliverance“ (swampiger Stampfer, Banjountermalung, klasse E-Slide), das pathos-getränkte „Fear Is A Liar“ oder der weitere radiotaugliche Ohrwurm „Everything Changed“ gehen runter wie Honig.

Da die adressierte Zielgruppe ja hier in der Regel aus Individuen besteht, die sich mit dem endlichen Dasein des Menschen nicht anfreunden können, darf ein Titel wie „Revival“ (dieser Song könnte spielend ins Bryan Adams-Power-Balladen-Portfolio aufgenommen werden) wohl auf keinem Album dieser Art, so auch hier natürlich nicht, fehlen.

Am Ende gibt es das im Großen und Ganzen auf eine klare Akustikgitarre und eine Hintergrund-Violine reduzierte „So Good To Me“, bei der Zachs tolle Stimme sich nochmals bestens entfalten kann.

Mit „Chain Breaker“ gelingt Zach Williams ein überzeugender Befreiungsschlag in eigener Sache zurück auf die Bühne als Solo-Interpret. Das Gesamtwerk kann man als einen positive, freudige Spiritualität vermittelnden, christlichen Akt musikalischer Nächstenliebe umschreiben (ohne Zeigefinger), den man als aufgeschlossener Mensch jederzeit hören kann und auch dementsprechend für sich einzuordnen weiß.

Essential Records (2017) 
Stil: Christian Rock

01. Chain Breaker
02. Old Church Choir
03. Survivor
04. To The Table
05. My Liberty
06. Song of Deliverance
07. Fear Is A Liar
08. Everything Changed
09. Revival
10. So Good to Me

Zach Williams
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