Kodaline – Our Roots Run Deep – CD-Review

Review: Michael Segets

Im März traten Kodaline im Olympia Theatre in Dublin auf und bringen nun den Mitschnitt des Konzerts unter dem Titel „Our Roots Run Deep“ auf den Markt. Das erste Livealbum der irischen Band setzt auf stimmungsvolle Songs im semi-akustischen Gewand, für das der edle, barocke Saal einen hinreißenden Rahmen bildet. Einen Eindruck von der Location liefern die diversen Videos zu dem Abend.

Der Auftritt beginnt bereits mit dem Einstig „Wherever You Are“ sehr atmosphärisch, wenn die Bandmitglieder nacheinander die Bühne betreten und der Sound langsam anschwillt. Frontmann Steve Garrigan und seine Mitstreiter von Kodaline Jason Boland (Bass), Mark Prendergast (Gitarre) sowie Vinny May (Schlagzeug) werden bei dem Konzert von David Doyle (Cello) und David Prendergast (Keyboard) unterstützt. Garrigan bindet das Publikum, das sich als äußerst textsicher erweist, bei mehreren Stücken ein. Durch seine kurzen Bemerkungen und seine entspannte Interaktion mit dem Publikum erzeugt Garrigan eine Wohlfühlatmosphäre.

Aus 21 Demands hervorgegangen besteht Kodaline in unveränderter Besetzung seit zehn Jahren. Von ihren vier Studioalben spielt die Band die erfolgreichsten Singles zu denen „High Hopes“, „The One“ und „Brother“ gehören. „Brother“ zählt zu den Highlights des Aufnahme. Ebenfalls sehr gelungen ist die Version von „Perfect World“. Die Songs sind melodiös, tragen manchmal wie „Ready“ leicht poppige Züge. Insgesamt sind die Stücke aber bodenständig und auf den Punkt performt. Oft gibt Garrigan am Klavier den Ton an, der Sound entwickelt darüber hinaus eine ordentliche Tiefe, wozu nicht zuletzt Gastmusiker Doyle am Cello seinen Beitrag liefert.

Neben den Eigenkompositionen covern Kodaline „Billie Jean” von Michal Jackson, „Bring It On Home To Me“ von Sam Cooke und den Klassiker „Dirty Old Town“. Die Band interpretiert „Billie Jean” als düstere Ballade – eine wirklich lohnenswerte, intensive Version des Songs. Das im Zusammenspiel mit dem Publikum quasi a cappella gesungene „Bring It On Home To Me“ hat vor Ort sicherlich Spaß gemacht, wenn man die Reaktionen der Anwesenden berücksichtigt. Beim bloßen Zuhören auf der CD springt der Funke nicht so richtig über. Verzichtbar erscheinen vor allem die paar Takte, die Kodaline von „Dirty Old Town“ anspielen. Als Tribut an ihre Heimatstadt machten sie aber vor Ort durchaus Sinn.

In Irland genießt die Band hohe Popularität und erreichte dort einige hohe Chartplatzierungen vor allem mit ihren Longplayern. Bekannt ist die Band auch dadurch, dass ihre Songs oft in Filmen und Fernsehserien zu hören sind. Zum Abschluss des Auftritts wurde dann auch das mehrfach als Soundtrack verwendete „All I Want“ gewählt, das die Musiker mit Hilfe des Publikums über neun Minuten zelebrieren.

Auf ihrem ersten Live-Album „Our Roots Run Deep“ zeigen Kodaline, dass auch mit ruhigen Songs in quasi intimer Atmosphäre ein intensiver Konzertabend möglich ist. Bei ihrem Heimspiel in Dublin setzt das Quartett auf seine Hits und einen Querschnitt seiner Alben, ergänzt durch einzelne Coverversionen.

Fantasy-Concord – Universal (2022)
Stil: Indie-Folk

Tracks:
01. Wherever You Are
02. Ready
03. Brother
04. Brand New Day
05. Billie Jean
06. The One
07. Moving On
08. The Answer
09. Dirty Old Town
10. Love Like This
11. Sometimes
12. Love Will Set You Free
13. High Hopes
14. Bring It On Home To Me
15. Perfect World
16. Everything Works Out In The End
17. All I Want

Kodaline
Kodaline bei Facebook
Oktober Promotion

Drew Holcomb & The Neighbors – Dragons – CD-Review

Holcomb_300

Review: Michael Segets

Die tänzerischen Qualitäten von Drew Holcomb stellen die von John Travolta oder Michael Jackson deutlich in den Schatten, wie er in dem Video zu „Family“ beweist. Ich mühe mich seit Tagen vor dem Spiegel, um seine Moves so ausdrucksstark rüberzubringen. Der Gute-Laune-Song eröffnet „Dragons“, die neue Scheibe von Drew Holcomb & The Neighbors.

Fröhliche Stimmung versprüht auch „End Of The World“ – entgegen dem, was der Titel verspricht. Die leicht poppige Nummer verbreitet Party-Laune und geht ebenfalls direkt ins Tanzbein. Nach dem mitreißenden Beginn der CD nimmt Holcomb das Tempo zurück. Die optimistische Grundton des Einstiegs durchzieht aber weiterhin den gesamten Longplayer, obwohl auch ernstere Zwischentöne angeschlagen werden. Erst am Ende wird das Werk mit der aktuellen Single „You Never Leave My Heart“ und „Bittersweet“ getragener.

Im Mittelteil des Longplayers widmet sich Holcomb ganz dem Americana, seiner bevorzugten Musikrichtung. Dabei gelingen ihm einige starke Genrebeiträge. Das mit akzentuiertem Rhythmus und sanfter Klavierbegleitung versehene „But’ll Never Forget The Way You Make Me Feel“ ist einer davon. Noch einen Tick stärker erscheint der Titelsong, den Zach Williams mitgeschrieben hat. Die „Dragons“ sind dabei eine Metapher für die Hindernisse, die es im Leben zu überwinden gilt.

Aber auch die Kooperation mit Lori McKenna bei „You Want What You Can’t Have“ und beim rockigeren „Make It Look So Easy“ macht sich bezahlt. „See The World“ ist sehr harmonisch, aber mit der Lap Steel etwas glatt, sodass es mich nicht so mitnimmt wie die anderen Songs. „Maybe“ punktet hingegen durch den variablen Einsatz der Gitarren. Für diese ist neben Holcomb Nathan Dugger verantwortlich. Mit Rich Brinsfield am Bass und Jonathan Womble am Schlagzeug sind The Neighbors dann komplett. Holcombs Frau Ellie ist offiziell aus der Band ausgeschieden und verfolgt mittlerweile eine Solo-Karriere.

Holcomb ist mit seiner aus Tennessee stammenden Band seit 2005 unterwegs. Er tourte mit einigen illusteren Kollegen wie John Hiatt, Ryan Adams, Marc Broussard, Robert Earl Keen oder Susan Tedeschi. In den letzten fünf Jahren konnten Drew Holcomb & The Neighbors einige Alben vor allem in den amerikanischen Folk- und Independent-Charts platzieren.

Das neue Werk hat sicherlich das Potential, an diese Erfolge anzuknüpfen. Die beiden Auskopplungen „Family“ und „You Never Leave My Heart” stecken dabei die beiden emotionalen Extrempunkte der Scheibe ab. Dazwischen bietet „Dragons“ sehr gelungene Americana-Songs mit eingängigen Melodien und eindringlichen Texten.

Thirty Tigers (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Family
02. End Of The World
03. But I’ll Never Forget The Way You Make Me Feel
04. Dragons
05. See The World
06. You Want What You Can’t Have
07. Maybe
08. Make It Look So Easy
09. You Never Leave My Heart
10. Bittersweet

Drew Holcomb
Drew Holcomb bei Facebook
Thirty Tigers
Oktober Promotion