Steve Leon & The Accusations – Louche – EP-Review

Review: Michael Segets

Der aus Antwerpen stammende Steve Leon tummelte sich in Punk- und Indie-Bands. Durch den pandemiebedingten Einschnitt fand er Zeit, seinem Hang zur Folkmusik nachzugehen. Unterstützt durch seine Frau Mila Francis wurde aus dem zunächst nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Songentwürfen dann ein konkretes Bandprojekt: Steve Leon & The Accusations. Herausgekommen ist schließlich die EP „Louche“ mit fünf Tracks, die in Richtung Indie-Folk gehen.

Neben Francis, die Violine, Mandoline und Gitarre beisteuert, fanden sich Yannick Hermans (Gitarre), Bouke Cools (Pedal Steel, Banjo), Kristof Van de Vliet (Bass) und Tim Marens (Schlagzeug) ein, um die Stücke in Leons Studio analog aufzunehmen. Die Sound wirkt unverstellt und wird von Leons voller Stimme geprägt. Francis bildet mit den hellen Background Vocals einen gelungenen Gegenpart.

Die Band hält ihre Stücke überwiegend im Midtempo. Die Single „Don’t Let Anyone In“ thematisiert die Schwierigkeiten in einer Beziehung, wenn sich ein Partner dem anderen nicht öffnet oder nicht öffnen kann. Lockerer wirkt „The Restless Kind“. Rockige Töne schlagen Steve Leon & The Accusations bei „Too Little Too Late“ an. Die letzten beiden Songs „Winter Garden“ und „All I Can Give“ greifen die getragene Atmosphäre des Openers wieder auf und sind durchaus stimmungsvoll.

Die EP „Louche“ von Steve Leon & The Accusations knüpft musikalisch eher an den Indie-Folk britischer Machart der 1980er an als an den Alternative Country, dem die Band teilweise zugeordnet wird. Nichtdestotrotz ist sie ein weiterer Beweis dafür, dass in Belgien – wie auch in den Niederlanden – zurzeit eine lebendige Szene rund um handgemachte Musik existiert, die ein Reinhören lohnt.

Off Label Records (2023)
Stil: Indie-Folk

Tracks:
01. Don’t Let Anyone In
02. The Restless Kind
03. Too Little Too Late
04. Winter Garden
05. All I Can Give

Steve Leon & The Accusations bei Facebook
Off Label Records
JohThema Promotions

Kodaline – Our Roots Run Deep – CD-Review

Review: Michael Segets

Im März traten Kodaline im Olympia Theatre in Dublin auf und bringen nun den Mitschnitt des Konzerts unter dem Titel „Our Roots Run Deep“ auf den Markt. Das erste Livealbum der irischen Band setzt auf stimmungsvolle Songs im semi-akustischen Gewand, für das der edle, barocke Saal einen hinreißenden Rahmen bildet. Einen Eindruck von der Location liefern die diversen Videos zu dem Abend.

Der Auftritt beginnt bereits mit dem Einstig „Wherever You Are“ sehr atmosphärisch, wenn die Bandmitglieder nacheinander die Bühne betreten und der Sound langsam anschwillt. Frontmann Steve Garrigan und seine Mitstreiter von Kodaline Jason Boland (Bass), Mark Prendergast (Gitarre) sowie Vinny May (Schlagzeug) werden bei dem Konzert von David Doyle (Cello) und David Prendergast (Keyboard) unterstützt. Garrigan bindet das Publikum, das sich als äußerst textsicher erweist, bei mehreren Stücken ein. Durch seine kurzen Bemerkungen und seine entspannte Interaktion mit dem Publikum erzeugt Garrigan eine Wohlfühlatmosphäre.

Aus 21 Demands hervorgegangen besteht Kodaline in unveränderter Besetzung seit zehn Jahren. Von ihren vier Studioalben spielt die Band die erfolgreichsten Singles zu denen „High Hopes“, „The One“ und „Brother“ gehören. „Brother“ zählt zu den Highlights des Aufnahme. Ebenfalls sehr gelungen ist die Version von „Perfect World“. Die Songs sind melodiös, tragen manchmal wie „Ready“ leicht poppige Züge. Insgesamt sind die Stücke aber bodenständig und auf den Punkt performt. Oft gibt Garrigan am Klavier den Ton an, der Sound entwickelt darüber hinaus eine ordentliche Tiefe, wozu nicht zuletzt Gastmusiker Doyle am Cello seinen Beitrag liefert.

Neben den Eigenkompositionen covern Kodaline „Billie Jean” von Michal Jackson, „Bring It On Home To Me“ von Sam Cooke und den Klassiker „Dirty Old Town“. Die Band interpretiert „Billie Jean” als düstere Ballade – eine wirklich lohnenswerte, intensive Version des Songs. Das im Zusammenspiel mit dem Publikum quasi a cappella gesungene „Bring It On Home To Me“ hat vor Ort sicherlich Spaß gemacht, wenn man die Reaktionen der Anwesenden berücksichtigt. Beim bloßen Zuhören auf der CD springt der Funke nicht so richtig über. Verzichtbar erscheinen vor allem die paar Takte, die Kodaline von „Dirty Old Town“ anspielen. Als Tribut an ihre Heimatstadt machten sie aber vor Ort durchaus Sinn.

In Irland genießt die Band hohe Popularität und erreichte dort einige hohe Chartplatzierungen vor allem mit ihren Longplayern. Bekannt ist die Band auch dadurch, dass ihre Songs oft in Filmen und Fernsehserien zu hören sind. Zum Abschluss des Auftritts wurde dann auch das mehrfach als Soundtrack verwendete „All I Want“ gewählt, das die Musiker mit Hilfe des Publikums über neun Minuten zelebrieren.

Auf ihrem ersten Live-Album „Our Roots Run Deep“ zeigen Kodaline, dass auch mit ruhigen Songs in quasi intimer Atmosphäre ein intensiver Konzertabend möglich ist. Bei ihrem Heimspiel in Dublin setzt das Quartett auf seine Hits und einen Querschnitt seiner Alben, ergänzt durch einzelne Coverversionen.

Fantasy-Concord – Universal (2022)
Stil: Indie-Folk

Tracks:
01. Wherever You Are
02. Ready
03. Brother
04. Brand New Day
05. Billie Jean
06. The One
07. Moving On
08. The Answer
09. Dirty Old Town
10. Love Like This
11. Sometimes
12. Love Will Set You Free
13. High Hopes
14. Bring It On Home To Me
15. Perfect World
16. Everything Works Out In The End
17. All I Want

Kodaline
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Oktober Promotion

Worth & Strain – Rhududu Session Vol. 2 – EP-Review

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Review: Stephan Skolarski

Das ein „elterliches Wohnzimmer“ für die Aufzeichnung einer Folk-Blues-Session geradezu ein idealer Ort sein kann, hat Christopher Worth unter Mitwirkung seines Kumpels David Jacobs-Strain inzwischen bewiesen.

Als beide im Dezember letzten Jahres die „Rhududu“-Session auf dem gleichnamigen, privaten Anwesen in Portland, Oregon, spielten und der erste Teil im Januar 2020 als EP herauskam, war eigentlich schon klar, dass es einen Nachfolger, also Volume 2, geben würde.

Die nun vorliegende, weitere sechs Stücke umfassende Fortsetzung, der teilweise vor Publikum produzierten EP, ist ein pures Klangvergnügen und dies nicht nur für Folk-Blues-Begeisterte mit akustischer Vorliebe.

Die „Living-Room“ Atmosphäre der vertrauten und stilvollen Würde des Landhauses hinterlässt ihre Spuren in den Stücken der beiden Song-Poeten. Der Indie-Folk und Bohemian-Blues von Worth und die akzentuierte Slide-Gitarren-Kunst von Jacobs-Strain beeindrucken durch einen feinfühligen Sound, dessen Klangwirkung schon den ersten Titel „A Certain Light“ – im Duett-Gesang und das folgende „Featherweight“ sprichwörtlich „schweben“ lassen.

Die Folk-Blues-Nummer „Rainbow Junkies“ ist in dieser Verbindung ein unbedingter Anspieltip, der mit dem fast 6-minütigen Blues „Ain’t No Better Way“ eindrucksvoll fortgesetzt wird. Das feine Song-Writing der beiden US-Amerikaner kommt bei „Broken Bell“ und dem anschließenden „Hang On“ zum Abschluss nochmals ausdrucksstark zur Geltung und rundet die Aufnahme formvollendet ab.

Die EP „Rhududu Sessions Vol. 2“ ist der zweite Teilabschnitt einer dynamischen Zusammenarbeit von Christopher Worth und David Jacobs-Strain, ein intimes Wohnzimmer-Set gespickt mit Spielfreude und harmonischer Eleganz.

Rola Music (2020)
Stil: Indie-Folk, Blues

Tracklist:

01. A Certain Light
02. Featherweight
03. Rainbow Junkies
04. Ain’t No Better Way
05. Broken Bell (live)
06. Hang On

Christopher Worth
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David Jacobs-Strain
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Rola Music