Quinn Sullivan – Salvation – CD-Review

Quinn Sullivans Werdegang war nach dem Geschenk der ersten E-Gitarre in ganz jungen Jahren, wie sooft bei Musikern in den Staaten, im Prinzip schon vorprogrammiert, lediglich die Richtung, mutet angesichts der Tatsache, dass sein Vater über 30 Jahre Schlagzeuger in einer Grateful Dead-Coverband war, vielleicht etwas überraschend an.

Hier spielte dann doch der berühmte ‚Kommissar Zufall‘ eine gewisse Rolle, und zwar ein persönliches Treffen, mit Blues-Legende Buddy Guy nach einem Konzert, der den jungen talentierten Burschen fortan unter seine Fittiche nahm und viele Jahre in seine Tournee-Band integrierte.

Mittlerweile wandelt Quinn schon seit Längerem auf eigenen Pfaden und veröffentlicht jetzt mit „Salvation“ seinen bereits fünften Longplayer. Produziert hat der Multiinstrumentalist John Fields (Jonas Brothers, Pink, Har Mar Superstar), das Songwriting teilten sich Sullivan, Fields und Kevin Bowe (Jonny Lang, Kenny Wayne Shepherd, Etta James).

Die Eröffnung mit den beiden starken „Dark Love“ und „Rise Up Children“, die besonders auch Southern Rock-Liebhaber überraschen werden, dem dazwischen platzierten dezent progressiven Titeltrack (mit etwas KWS-Flair) sowie dem treibenden, im Refrain Steely Dan-umwehten „Don’t Wanna Die Today“ (mit grandioser E-Gitarrenpassage) beginnt zunächst fernab aller Radioambitionen.

Erst mit dem folgenden „Once Upon A Lie“ (mit schon fast an Bee Gees erinnernden Falsetto-Gesangsparts), über die die herrlichen „Leave No Love Behind“ und „Eyes On Me“ (beide mit unterschwelligem Eagles-Touch), das an gute alte Stretch-Tage erinnernde, funkige „Nothin‘ Gonna Change My Mind“ bis zum beatlesken „Half My Heart“ weitet Quinn das Spektrum in deutlich kommerziellere Gefilde aus.

Zum Schluss gibt es dann als Zugabe mit „Eyesight Of The Blind“ noch ein Live-Stück, wo der 24-Jährige samt seiner Band nochmals seine Rock-und Gitarren-Qualitäten zelebriert. Mann, was für eine E-Gitarrenpower!

Die Fähigkeit, knackigen Blues Rock mit radiotauglichen Hooklines und vielen filigranen und quirligen E-Soli zu kombinieren, auf der britischen Seite von Acts wie Aynsley Lister, Ben Poole, Laurence Jones vortrefflich repräsentiert, wird auf amerikanischer Ebene von Künstlern wie John Mayer, Kenny Wayne Shepered, Jonny Lang, aber auch jetzt wieder hier durch Quinn Sullivan mittels seines 5. Albums „Salvation“ fast schon lehrbuchmäßig vorgeführt.

Sullivan gelingt es mit Bravour, den Schmerz, verursacht durch den Verlust der Mutter, auf künstlerische Art und Weise zu verarbeiten und in positive Energie umzuwandeln. Dabei lässt er den Hörer an rockigen und melodischen Songs und vor allem an seinem exzellenten E-Gitarrenspiel teilhaben.

Der in New Bedford, Massachusetts, lebende Musiker selbst über sein Werk: „Meine Mutter hat mich bei dieser Platte begleitet. „Ich bin kein religiöser Mensch, aber Erlösung (Salvation) bedeutet für mich, sich selbst vor einer traumatischen Erfahrung zu bewahren. Das ist es, was dieses Album für mich getan hat. Diese Platte hat mich gelehrt, keine Angst davor zu haben, so zu sein, wie ich bin, die Stärke meiner Mutter durchdrang mich und gab mir das Selbstvertrauen, mich hinzusetzen und die beste Platte aufzunehmen, die ich machen konnte.“

Zu erwähnen ist auch das gelungene Cover Artwork des Klapp-Digipaks (samt eingelegtem Steckbooklet mit allen Songtexten) mit tollen Bildern des Protagonisten auf einer Klippe vor malerischer Meeres-Sonnenuntergangskulisse, sowie weiteren starken atmosphärischen Einzel-Aufnahmen des Künstlers.

Mascot Label Group (2024)
Stil: Blues Rock

01. Dark Love
02. Salvation (Make Me Wanna Pray)
03. Rise Up Children
04. Don’t Wanna Die Today
05. Once Upon A Lie
06. Better In Love
07. Leave No Love Behind
08. I Can’t Stay (& You Can’t Go)
09. Nothin‘ Gonna Change My Mind
10. Eyes On Me
11. Half My Heart
12. Eyesight Of The Blind (live)

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Quinn Sullivan – Wide Awake – CD-Review

cover Quinn Sullivan - Wide Awake

Review: Jörg Schneider

Am 4. Juni bringt der hierzulande noch relativ unbekannte Quinn Sullivan sein inzwischen viertes Album heraus und das mit jugendlichen 22 Jahren. Dabei kann der junge Kerl auf einen durchaus beachtlichen musikalischen Werdegang zurückblicken. Immerhin wurde er bereits im Alter von 8 Jahren von der Blueslegende Buddy Guy entdeckt und gefördert.

In der Folge spielte er u. a. mit so großartigen Gitarristen und Bluesern wie Joe Bonamassa, Eric Gales, B.B. King und Carlos Santana, um nur ein paar zu nennen. Und in 2013 durfte er gar zusammen mit Buddy Guy und Robert Randolph auf Eric Claptons Crossroads Guitar Festival auftreten. Welch Ehre für den damaligen Teenager!

Obwohl seine musikalischen Wurzeln tief im Blues verankert sind, geht Sullivans neuer Longplayer „Wide Awake“ mehr in Richtung softem Blues Rock bis fast hin zu Singer/Songwriter-Pop-Gefilden. Umso mehr aber lassen die genretypisch eingängig arrangierten Songs seine herausragenden Fähigkeiten als Gitarrist und Texter hervortreten.

Die zwölf Songs des Albums erstrecken sich über melodische Pop-Songs („Baby Please“, „Real Thing“, „Jessica“) bis hin zu Rock- und Pop-Balladen („All Around The World“, „She’s Gone…“, „You’re The One“, „Wide Awake“ und dem im Refrain beatlesken „Strawberry Rain“), wobei aber auch funkige („She Is So Irresistible“), soulige (“How Many Tears“) und Latin- („In A World Withou You“) Versatzstücke auftauchen. Schließlich endet das Werk mit dem schönen Slow Blues „Keep Up“.

Musikalisch gesehen ist „Wide Awake“ also ein mit frischen Arrangements und ungetrübter Spiellaune überzeugendes Pop-Blues Rock-Album. Leider hat sich Quinn Sullivan dadurch von seinen klassischen Blueswurzeln entfernt und sieht dies als einen Schritt seiner musikalischen Weiterentwicklung an: „Die Künstler, die mich inspirieren, sind immer hungrig nach dem Neuen und sie wiederholen sich nie. Sie wachsen und werden immer einzigartiger – und das ist es, was ich für mich als Künstler ebenfalls anstrebe.“

Schade, dass Sullivan aus Sicht des Rezensenten seine überragenden Fähigkeiten als Gitarrist nun in den Dienst des eher gewinnbringenden Mainstreams stellt. Damit ist das vorliegende Album, sicherlich keine schlechte, aber dennoch nur eine rockige Version der Musik á la Ed Sheeran, James Blunt & Co. Ob die Scheibe nun so gefällt oder nicht, ist letztendlich eine Frage der musikalischen Vorlieben eines Jeden. Von daher wird die Scheibe aber mit Sicherheit seine Anhänger finden.

Label: Mascot Label Group (2021)
Stil: Pop Blues Rock

Tracks:
01. All Around The World
02. She Is So Irresitible
03. How many Tears
04. In A World Without You
05. She’s Gone (& She Ain’t Coming Back)
06. Baby Please
07. Real Thing
08. You’re The One
09. Wide Awake
10. Strawberry Rain
11. Jessica
12. Keep Up

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Another Dimension

Quinn Sullivan – Midnight Highway – CD-Review

Sullivan, Midnight_300

Ich musste am Anfang schon ein wenig schmunzeln. Wenn man die Einleitung des Beipackzettels zu Quinn Sullivans neuem Album „Midnight Highway“ liest, könnte man meinen, dass man es hier mit einem Künstler zu tun hat, der sich glatt schon so um die 30 Jahre im Geschäft befindet.

Er hat bereits mit Leuten wie u. a. Buddy Guy, Eric Clapton, Los Lobos, der Tedeschi Trucks Band, Joe Bonamassa und Albert King die Bühne geteilt, bei berühmten Festivals wie Montreaux oder Mahindra in Indien mitgewirkt, ist in der Jay Leno Show aufgetreten – ok, das wäre für die lange Zeit jetzt ein bisschen wenig – hat mit o. a. Werk, seinen dritten Longplayer veröffentlicht.

Aber dieser Bursche aus Massachusetts zählt gerade mal unglaubliche 17 Lenze! Und was hat der für ein Talent. Er ist ein Super-Gitarrist, das Songwriting kann sich sehen lassen (hat immerhin drei Tracks kreiert) und auch der Gesang passt für das junge Stadium schon ganz gut (man hört es aber doch ein wenig – klingt oft wie ein ganz ganz junger Robert Plant).

Wie vor kurzem auch Joe Bonamassa, hat Quinn sich in Sachen Produktion, unter die Fittiche vom uns bestens bekannten Tom Hambridge in den berühmten Blackbird Studios in Nashville begeben. Hambridge bearbeitete auch das Schlagzeug und stellte dem Jüngling erfahrene Musiker wie Michael Rhodes, Tom MacDonald, Rob McNelley und Keyboard-Legende Reese Wynans an die Seite.

Schon der Opener „Something For Me“ mit herrlicher E-Gitarre (tolli Soli) und klimpernden HT-Piano-Einlagen, lässt Led Zeppelin-, ZZ Top– und Skynyrd-Indegrienzien zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Melodische Stücke wie „Tell Me I’m Not Dreaming“ und  das funkige „Lifting Off“ haben einen gewissen Popfaktor“, mit letztgenanntem kann man  jede Party in Schwung bringen.

Quinn mit seinen unzähligen quirligen, energiegeladenen, aber auch voller Seele befindlichen E-Gitarren-Soli (hat scheinbar eine sehr große Vorliebe für das Spiel der Allman Brothers-Akteure) und Wynans (mit variablen Keys-Parts) setzen natürlich insgesamt die meisten Akzente.

Absolut klasse  das atmosphärische „She Gets Me„, grandios die im allmanesken Instrumental-Stil abgewickelten Songs wie  „Big Sky“ und der Rausschmeißer „Buffalo Nickel“, aber auch das besungene Titelstück „Midnight Highway„. Hier beweist der Bursche, dass er neben dem Blues auch beste Southern Rock-Gene im Körper hat. Und mit was für einem Gefühl!

Ein Schmankerl und Höhepunkt zugleich ist die gelungene Coverversion von George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“, das man so originalgetreu wie möglich, wie auf dem „White Album“ der Beatles, abzubilden versucht hat. Hambridge hat dafür sogar recherchiert, wie die Musiker und Mikrophone damals im Studio standen. Quinn setzt natürlich mit furiosen Gitarren-Soli noch hier einen drauf.

Mentor Buddy Guy gab seinem Sprössling einst den Rat, raus zugehen und allen zu zeigen, wer er ist, die Leute sollen sich an ihn erinnern. Mit seinem tollen neuen Album „Midnight Highway“ hat er jedenfalls beim Autor (und sicherlich auch allen, die sich mit diesem Teil beschäftigen werden), schon bleibende Spuren hinterlassen. Eine abwechslungsreiche, kurzweilige, jederzeit melodische und auch instrumentell anspruchsvolle CD, die von vorne bis hinten Spaß macht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern Rock-Bezüge.

Da fällt mir eigentlich zu Jungspund Quinn Sullivan am Ende spontan nur noch ein altbekannter Schimanski-Spruch in abgewandelter Form ein: Noch keine Haare auf der Brust, aber schon im Blues Rock drängeln…

Mascot Label Group (2017)
Stil: Blues Rock

01. Something For Me
02. Tell Me I’m Not Dreaming
03. Midnight Highway
04. Crazy Into You
05. Eyes For You
06. Lifting Off
07. She Gets Me
08. Rocks (Bonus track)
09. Going
10. Graveyard Stone (Bonus track)
11. Big Sky (Bonus track)
12. While My Guitar Gently Weeps
13. Buffalo Nickel

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