Betty Fox Band – Peace In Pieces – CD-Review

BFB_300

Kaum ist das vergangene Jahr vorüber und schon beginnt das neue wieder mit einer sensationell guten Scheibe. „Peace In Pieces“ heißt das dritte Werk der in Petersburg, Florida, ansässigen Betty Fox Band, die weder ich, noch vermutlich hier kaum irgend jemand anders, bis jetzt auf dem Schirm haben dürfte.

Die hübsche Blondine, mit einer der besten Stimmen, die ich bis dato im soulig-umwobenen Blues-Genre gehört habe, hat sich dazu in die berühmten FAME Studios in Muscle Shoals Alabama begeben, um 13 Eigenkompositionen und einen Gospel-Standard, in exquisiter Begleitung von Musikern wie u. a. Spooner Oldham (Neil Young, J.J. Cale, Jackson Browne), Clayton Ivey (Boz Scaggs, Gregg Allman, Toby Keith), Chris Peet, Barry Williams und Langzeit-Weggefährte Josh Nelms, einzuspielen.

Die beiden Letztgenannten zeichnen sich mit ihr auch für die feinfühlige Produktion (herrlich, wie hier die Instrumente ineinander verschmelzen und der Protagonistin die ‚Bühne‘ für ihren famosen Gesang bereiten) verantwortlich.

Die Stücke bewegen sich meist im relaxt bluesig-souligen Midtempo-Bereich, wo sich Betties Stimmvariabilität auch am besten entfalten kann. Ab und zu wird es mit Sachen wie dem Titelstück, dem shuffelnden „Feels So Good“ und dem swingenden „Rising Strong“ etwas temporeicher.

Manchmal kommt man bei Tracks wie u. a. „Magnificent Hallucination“ oder „Shattered Dreams & Broken Toes“ an Vergleichen mit Beth Hart nicht vorbei, mir persönlich gefällt Betties Stimme in der Bandbreite aber noch etwas besser.

Oldham und Ivey glänzen durch ihre bestens aufeinander abgestimmte songdienliche Tastenarbeit und auch die Bläserfrakton ist meist eher mit sanft plusternder Fillarbeit zugange, lediglich bei „Sweet Memories“ gibt es mal ein durch Brad Guin gespieltes Saxofon-Solo.

Die auffälligsten Akzente setzt neben der Protagonistin Gitarrist Josh Nelms, zum Niederknien seine Soli im southern-souligen Opener „Green Light„, bei „Peace In Pieces (herrlich quirlig) oder beim Überraschungssong des Albums „Fireflies“, wo Fox und Co. plötzlich einen acht-minütigen, Akustik-/E-Gitarren-gesteuerten Americana-Schwofer in bester Lucinda Williams-Manier einstreuen.

Am Ende zollt Fox noch mit dem Gospelstandard „‚Til The Storm Passes By“ ihrer amerikanisch-typischen Musikerziehung (Familie/Kirche) Tribut und gibt mit ihrer Stimme zu Orgel- und Pianoklängen eine letzte vokale Paradevorstellung ab.

Ich muss am Ende schon sagen, dass ich selten so schnell von einer weiblichen Stimme derart begeistert gewesen bin. Betty Fox und ihre exzellente Band liefern schon direkt zu Anfang einen ganzen heißen Kandidaten für das ‚Album des Jahres‘ ab.

Wer sich diese CD kauft, ist zweifelsohne ein schlauer Fuchs!

Eigenproduktion (2019)
Stil: Blues & More

Tracks:
01. Green Light
02. Winter’s Cold
03. Marie
04. Sweet Memories
05. Peace In Piece
06. Let Go Or Be Dragged
07. Runnin‘ Back To You
08. Feels So Good
09. Sweet Goodnight
10. Magnificent Hallucination
11. Shattered Dreams & Broken Toes
12. Rising Strong
13. Fireflies
14. ‚Til The Storm Passes By

Betty Fox Band
Betty Fox Band bei Facebook

Gregg Allman – Southern Blood (Deluxe Edition) – CD-Review

Allman_300

Ich muss ja schon sagen, dass es mich unheimlich gefuchst hat, dass wir Gregg Allmans letztes Werk „Southern Blood“ nicht zum Besprechen erhalten haben. Gerne hätte ich zum aktuellen Zeitpunkt noch ein paar würdigende Worte über ihn verfasst, zumal sich vorher in unserem, noch jungen Online-Medium keine Gelegenheit ergab, mal eine Rezension über ihn zu verfassen. Und was ist schon ein echtes Southern Rock-Magazin ohne ein solch musikalisches Schwergewicht im Künstlerindex?

Nun gut, wenn auch etwas verspätet, ist sein finales Album „Southern Blood“ doch auf Umwegen in meinem CD-Player gelandet. Aber von vorne. Gregg Allman ist natürlich ein Musiker und charismatischer Frontmann, der meinen musikalischen Weg seit frühster Jugend, mehr als nachhaltig begleitet hat. So war beispielsweise die Allman Brothers-LP „Brothers & Sisters“ mein allererster, mit eigenem Geld gekaufter Tonträger. Viele weitere im Dunstkreis der Allmans folgten im Verlaufe der Zeit.

Amüsant war damals seine Kurzehe mit Cher, ich meine mich an ein Zitat von ihr zu erinnern: „Für Gregg Allman sind Frauen nur für zwei Dinge gut: Die Betten zu machen, um sich anschließend wieder reinzulegen…“. Toll fand ich damals ihren gemeinsamen Song „Can You Fool“.

Live habe ich seine charismatische Ausstrahlung zweimal im Rahmen der Allman Brothers Band bewundern können. Einmal in der damals 1980 ausverkauften Kölner Sporthalle und später 1991 noch mal im E-Werk, ebenfalls in der Domstadt.

Aus seinen Solophasen befinden sich auch diverse Tonträger in meinem Besitz. Seine letzte in den Fame Studios in Muscle Shoals aufgenommene Veröffentlichung nun, mit dem plakativen Titel „Southern Blood“, wenn auch überwiegend mit Covernummern bestückt, bildet trotzdem einen würdigen und runden Abschluss seines beachtlichen Lebenswerkes.

Vermutlich war es für alle Involvierten keine einfache Sache, diese Songs im Angesicht des Todes und der damit verbundenen körperlichen Konstitution dieses Ausnahmemusikers, überhaupt zustande zu bringen. Ich gehe von einer unheimlich psychischen Belastung aus, zumal die Lieder teilweise auch textlich zur bedrückenden Situation passen.

Gar nicht wissen möchte man, wie es Gregg persönlich innerlich dabei ging, es heißt, dass er oft nur wenige Stunden im Studio präsent sein konnte und teilweise immer wieder unterbrochen werden musste. Alles in Allem hat Produzent Don Was am Ende ein einfühlsames Ganzes hinbekommen, das in Deluxe-Version noch um zwei Live-Tracks erweitert ist.

Im Großen und Ganzen wurden hier Greggs musikalische Vorlieben in seiner Karriere weitestgehend umrissen. Die bis auf ganz wenige Ausnahmen meist balladesk gehaltenen Songs beinhalten, naturgemäß bluesige Southern Rock- und Country-Einflüsse. Was vielleicht neu anmutet, ist die hier relativ omnipräsente Einbindung einer Bläserfraktion in jedes Stück, als auch die gospeligen Harmoniegesänge (verkörpert durch die McCrary Sisters) und somit ein verstärktes souliges Flair. Auch die Percussion-Unterstützung und viele Steel-Gitarren-Einlagen verbindet man jetzt nicht unbedingt mit seinem Namen.

Gänsehaut bekommt man sofort beim Opener „My Only True Friend“, eine der beiden neuen Kompositionen auf dieser Scheibe, die Gregg mit seinem Gitarristen und musikalischen Direktor Scott Sharrad kreiert hat. Sharrad hat im Text quasi den schon lange verstorbenen Bruder Duane zu Gregg sprechen lassen. Toller Einstieg in das Album!

Ein weiterer bewegender Moment ist für mich ist „I Love The Life I Live“, weil er das southern bluesige Terrain beschreitet, auf dem sich Gregg am pudelwohlsten fühlte und wohl auch sein Lebensmotto wiederspiegelt. Beim Hören spürt man, wie sich der Protagonist hier mit letzten Kräften, nochmals vokal so richtig reinhängt. Am Ende beim von Jackson Browne geschriebenen und unterstützten  „Song For Adam“ (mit (Harmoniegesängen), merkt und fühlt man ebenfalls förmlich am eigenen Leibe, dass hier der Kampf eines großen Künstlers zu Ende ging.

Mit Gregg Allman verliert die Southern Rock-Gemeinde eine weitere und mit eine ihrer letzten wahren Ikonen. Auch wenn er zeitlebens kein Engel war („I’m No Angel“) verabschiedet er sich mit „Southern Blood“ würdevoll in den Southern Rock And Roll Heaven und befindet sich jetzt hoffentlich wieder im illustren Kreise von Duane und seiner Brüder im Geiste wie Butch Trucks, Ronnie Van Zant, Toy Caldwell, Hughie Thomasson und Co. Mach et jut, Midnight Rider!

Concord Records (2017)
Stil: Southern Blues Rock

01. My Only True Friend
02. Once I Was
03. Going Going Gone
04. Black Muddy River
05. Love The Life I Live
06. Willin‘
07. Blind Bats And Swamp Rats
08. Out Of Left Field
09. Love Like Kerosene
10. Song For Adam (feat. Jackson Browne)
11. Love The Life I Live (Live)
12. Love Like Kerosene (Live)

Gregg Allman
Gregg Allman bei Facebook

Cale Tyson – Careless Soul – CD-Review

cale_tyson_300

Der Rolling Stone führte ihn im Herbst 2014 unter den ’10 New Artists You Need to Know‘ und charakterisierte seine Musik als „old school, sad-bastard outlaw country for a new generation of excited country fans“. Auch das prominente Blatt The Guardian titelte begeistert über den jungen, aus Forth Worth stammenden Texaner “A traditionalist for the future”.

Mittlerweile liegt mir Cale Tysons zweites Album „Careless Soul“ zur Rezension vor, und in der Tat, traditionelle Countrymusik, wird hier, mit all ihren Facetten von einst, wirklich groß geschrieben. Für mich, um es zuzugeben, der lieber die rockigen Variationen des Country bevorzugt, eher gewöhnungsbedürftiger und schwieriger Stoff.

Tyson hat sich dazu mit gestandenen Musikern wie Jeremy Fetzer, Pete Lindberg, Skylar Wilson, Brett Resnick, David Hood, Jon Radford, Dan Knobler und Michael Rinne in die berühmten Fame Studios in Muscle Shoals, Alabama, begeben. Hinzu kommen noch eine Horn Section, ein String Quartett sowie diverse Backgroundsänger/-innen (u. a. Caitlin Rose). Michael Rinne (Emmylou Harris, Rodney Crowell) hat das Werk produziert.

Und so fühlt man sich beim Hören von Tysons Eigenkompositionen auch wie in die Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt. Eine Mischung aus Country im Stile der großen Meister (Johnny Cash/Hank Williams  z. B. bei „Dark Dark“, manchmal mit ein wenig Bakersfileld-Touch („Easy“, „Railroad Blues“), Waltz-artige, Melancholie-getränkte Schwofer („Somebody Save Me“, Traveling Man“) und ein paar Schunkler (High Lonesome Hills“), wie man sie vermutlich in den damaligen Dancehalls und Honkytonks vorgesetzt bekam, garniert mit etwas Soul („Staying Kind“, „Some Love A Woman“), teilweise an Sachen aus der Phil Spector-Ära erinnernd („Careless Soul“), und ein wenig Blues („Pain In My Heart“).

Cales Stimme und Brett Resnicks weinende, wimmernde und leiernde Pedal Steel (ohne dabei allerdings aufdringlich zu wirken), setzen naturgemäß die markantesten Akzente auf diesem Silberling.

Die zweite Scheibe von Cale Tyson „Careless Soul“ ist Wasser auf die Mühlen der Anhänger von Countrymusik der guten alten Schule. Interpreten wie u. a. Dwight Yoakam und J.P. Harris würde ich in etwa als ungefähre zeitgenössische Bezugsgrößen hier anführen. Der Bursche wird im Mai in Kürze zu drei Terminen auf Bühnen in unserem Lande vorstellig, darunter auch am 08.05.2017 in unserer geliebten Kulturrampe in Krefeld (siehe dazu auch unsere Konzert-Tipps).

Clubhouse Records (2017)
Stil: Country

01. Staying Kind
02. Somebody Save Me
03. Careless Soul
04. Easy
05. Traveling Man
06. Pain In My Heart
07. Railroad Blues
08. Dark Dark
09. High Lonesome Hill
10. Gonna Love A Woman
11. Pain Reprise
12. Ain’t It Strange

Cale Tyson
Cale Tyson bei Facebook
H’ART Musik-Vertrieb GmbH