Sass Jordan – Support: Chris Caddell And The Wreckage – 09.05.2019, Arnheim, Luxor Live – Konzertbericht

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Gut eineinhalb Jahre, nachdem wir die wundervolle Location Luxor Live in Arnheim bezüglich eines Sass Jordan-Gigs für uns entdeckt hatten, wollten wir uns, nach nun bereits einigen zwischenzeitlichen Besuchen, ihre Rückkehr im Rahmen eines Europa-Kurztripps, natürlich nicht entgehen lassen. Immerhin hatte ich das damalige Konzert im Rückblick 2017 zum Jahreshighlight auserkoren.

An diesem Abend im Luxor Live gab es wieder das gleiche ‚Package‘. Das Vorprogramm bestritt ihr hochtalentierter und wildgelockter Gitarrist Chris Caddell mit seiner Begleitband The Wreckage, samt Drummer Cassius Pereira (auch schon für kanadische Stars wie Jeff Healey und Johnny Reid tätig) und dem erfahrenen Bassisten Derrick Brady.

Chris stellte in einer halben Stunde mit Songs wie u. a. „From The Wreckage“, „My End“, „Workin'“ oder „Stop“, Sachen aus seinem eigenen Kreativfundus vor. Er scheint als Gitarrist immer stärker zu werden und offerierte bei einigen Tracks mit tollen Slideeinlagen und filigranen Soli auch eine gewisse Southern Rock-Kompatiblität.

Am Ende gab es mit „Fade To Black“ eine schöne bluesig-proggig-umwehte Dire Straits-Cover-Version, aus der Spätphase (1991 „On Every Street“) der einstigen Superband. Insgesamt eine megastarke Vorstellung des spielfreudigen Trios.

Nach einer weiteren haben Stunde Gelegenheit zum Regenerieren für Caddell, Brady und Pereira, kam dann die in komplett schwarz gekleidete kanadische Diva mit der langen blonden Mähne, samt dem besagten Trio auf die Bühne und wählte mit „If You’re Gonna Love Me“ direkt einen launigen Einstieg, bei dem ihre positive Energie verströmende und sofort einnehmende Art, bestens zur Geltung kam.

Da sie sich schon seit längerem eine kreative Pause, zumindest, was die Veröffentlichung von ganz neuen Songs angeht, gönnt, schien das Interesse, der ja ansonsten eigentlich immer musikverrückten Holländer, doch ein wenig abgeebbt zu sein. Es waren, trotz der starken Leistung 2017, viel weniger Zuschauer präsent, was sich am Ende auch ein wenig in der Stimmung niederlegte. Die war natürlich alles andere als schlecht, aber nicht so euphorisch wie beim letzten Mal.

Dabei hatte Sie sich neben den Klassikern „You Don’t Have To Remind Me“, „Mobile Again“, „High Road Easy“, „Feeling’s Gone“ und „Make You A Believer“, mit Stücken wie „I’m The One“, „Crazy Heart“, „Big BLue Plantation“, Winding Me Up“, I’m Not“, „Head“, „If I Was You“ und „Desire“,
durchaus Mühe gegeben, einiges an Variation zum letzten Arnheim-Auftritt zu bieten.

Die Tracks kamen mir diesmal in der Performance deutlich härter und mit mehr Wums vor, was natürlich zum großen Teil an der wieder furios aufspielenden Begleitband lag, wo besonders der wie entfesselt agierende Chris Caddell (z. B. sein Hammer-Solo bei „Feeling’s Gone“) seinen großen Anteil hatte. So wurde das Quartett um die bewegungsfreudige (viel tanzend und hüpfend), wieder wild mit ihren Armen gestikulierende, gesangsgewaltige (herrlich ihr Zwischenschrei bei „Feeling’s Gone“) und auch mimisch begeisternde Fronterin, naturgemäß nicht ohne Zugabe in den Feierabend gelassen.

Die wurde dann mit dem launig shuffelnden „So Hard“, wie schon beim letzten Stelldichein, recht rockig dargeboten. Die mit nur 70 Minuten auch etwas kurz geratene Spielzeit, verflog aufgrund des hohen Unterhaltungswertes naturgemäß wie im Flug. Da hätte man gerne, auch angesichts der Anreise, noch 3-4 Tracks mehr gehört. Am Ende nahm sich dann Chris Caddell zumindest noch die Zeit für unser obligatorisches VIP-Galerie-Bild.

Danke an Marijn de Valk und dem Luxor Live Team für die gewohnt gastfreundschaftliche Aufnahme und die Akkreditierung. Tot ziens bis zum nächsten Mal.

Line-up Chris Caddell And The Wreckage:
Chris Caddell (lead vocals, electric guitar)
Derrick Brady (bass, vocals)
Cassius Pereira (drums)

Line-up Sass Jordan:
Sass Jordan (lead vocals)
Chris Caddell (electric guitar, vocals)
Derrick Brady (bass, vocals)
Cassius Pereira (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Sass Jordan
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Chris Caddell And The Wreckage
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Luxor Live, Arnheim

Sass Jordan – Support: Chris Caddell And The Wreckage – 15.09.2017, Arnheim, Luxor Live – Konzertbericht

Sasss_Haupt

Ein Gig, auf den ich mich dieses Jahr schon seit längerem gefreut habe, war der von Sass Jordan, die anlässlich des 25-jährigen Jubileums ihres Paradealbums „Racine“  (jetzt zeitgleich neu eingespielt, wieder aufgelegt als „Revisted“-Ausgabe, siehe unsere Besprechung), in Europa tourt.

Die Kinnlade ging natürlich immens runter, als das geplante Konzert im Kölner Jungle Club wegen zu geringem Kartenabsatzes kurzfristig abgesagt wurde. Der deutsche Michel besucht in der Domsadt scheinbar lieber anonyme Kommerz-orientierte Massenveranstaltungen zu horrenden Preisen – Metallica lassen grüßen.

Sounds Of South, das Magazin, das immer auf Zack und flexibel ist, reagierte sofort, und organisierte  in Verbindung mit Brooke-Lynn Promotion noch spontan eine Akkreditierung für den Gig im niederländischen Arnheim, übrigens Gernots und mein erster Auslandseinsatz in Sachen Live-Berichterstattung seit Bestehen dieses Magazins.

An dieser Stelle muss ich mal eine Lanze für unser Nachbarland brechen. Als Hundebesitzer und demnach passionierter langjähriger Zeeland-Urlauber bewundere ich immer wieder den Sinn für deren Gemeinschaftsleben, die recht entspannt und gebildet wirkenden Menschen, u. a. auch besonders die Pflege der dortigen Infrastruktur.

Das Land scheint nicht von einer, durch eine kleine elitäre geldgeile Klicke, infiltrierten selbstsüchtigen und entrückten Politikerschaft sowie einer weitestgehend unfähigen und nicht belastbaren Beamtenschaft delegiert zu werden. Und so auch in Arnheim: Eine einladende Stadtstruktur, perfekte Straßen, gepflegte Sauberkeit, wohin das Auge blickte, ein durch Elektrobusse befahrener Stadtkern, bezahlbare Parkhäuser (2 Euro für den Abend), dazu eine wunderbar hergerichtete Konzert-Location, eine straffe, freundliche Top-Organisation des Events eingeschlossen.  Der gerechte Lohn: Ein volles Haus (geschätzt etwas mehr als 500 Leute)!

Beim Jordan-Abend wurden direkt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Kanadierin wurde von Chris Caddell begleitet, der als Vorband mit den beiden anderen involvierten Musikern Cassius Pereira und Derrick Brady, die Gelegenheit erhielt, für sein Solo-Projekt Werbung zu machen.

Das Trio (blues-) und (southern-) rockte mit einer wuchtigen Intensität, wobei sich Caddell  als angenehmer Sänger und starker E-Gitarrist (auch als Slide-Spieler) profilieren konnte. Stücke wie „From The Wreckage“, „Workin'“, „The Rescue“, „Through My Hands“ und die abschließenden „Ohio“ (fette rockige Version zur Freude des Neil Young-Liebhabers Gernot) und „Killing Me“ füllten eine toll performte erste halbe Stunde. Ich habe selten eine so gute Vorgruppe erlebt.

Nach einer halben Stunde Pause in dem eindrucksvoll gestalteten Konzertsaal, den die drei Burschen auch zum Kleidungswechsel nutzten, ging es mit der Protagonistin der Veranstaltung im Quartett weiter.

Schon der Auftakt mit den vier „Racine“-Stücken „If You Gonna Love Me“, „Who Do You Think You Are“, „Where There’s A Will“ und der herrlichen Ballade „Remind Me“ ließ einem wohlige Schauer, den Rücken runter laufen. Das Publikum, wie auch wir beiden, waren absolut begeistert und sofort auf Betriebstemperatur!

Sass Jordan ist einfach eine einnehmende Frontfrau. Für Ihr Alter immer noch toll aussehend, körperlich absolut erstklassig in Form, sympathisch, kommunikativ, dazu diese extravagante Stimme, sowohl zahm wie ein Lamm, aber auch überwiegend kräftig und aggressiv wie ein beute-hungriges Raubtier.

Sass, wie sich ihren Ansagen entnehmen ließ, wohl nicht zum ersten Mal an dieser Stelle auftretend, zeigte sich gut gelaunt, redefreudig, tanzte, gestikulierte, schlängelte mit den Armen, ließ die blonde Mähne wehen und zog mit einem gut ausgewähltem Programm ihres Schaffensspektrums, die Leute über die gesamte Dauer in ihren Bann. Auch hier bewiesen die drei Mitstreiter wieder ihre instrumentelle Klasse (Caddell mit toller Rhythmus-, Fill- und auf den Punkt gebrachter Solo-Arbeit an der E-Gitarre, der ungemein agile Brady mit seinem pumpenden Bass – beide auch mit guten Harmoniegesängen – sowie der heftig polternde Pereira).

Und so schloss sich in einem erstklassigen Wechselbad der musikalischen Gefühle, mit Songs wie „Mobile Again“, „Shuffle“ (herrliches Slide-Solo von Caddell, Schatten-Box-Einlage von Sass am Ende), dem fulminanten „Pissin‘ Down“ (Jordan knurrt regelrecht zum Abschluss des Liedes), dem grandiosen „The Feeling’s Gone“ (Sass mit schrillem Cockerschem Urschrei), dem stampfenden „Ugly“, „Damaged“ und „High Road Easy“, der „Racine“-Kreis des Hauptteils mit dem allseits beliebten „Make You A Believer“, das den Saal in euphorische Sphären bewegte.

Die nicht lange auf sich warten lassenden Zugaben wurden mit einer unter die Haut gehenden Cover-Version vom einstigen Stevie Nicks-Debütwerk „Bella Donna“, „Stop Dragging My Heart Around“ (damals im Duett mit Tom Petty), bei dem Sass und Chris diesmal duettierten, und dem knackigen „So Hard“ zelebriert.

Ein Wahnsinns-Abend, der in allen Belangen überzeugte. Selbst Kollege Gernot, bei dem meine anfängliche Überzeugungsarbeit gefruchtet hatte, war richtig ‚von den Socken‘. Ich bin mir relativ sicher, gestern mit Sass Jordan & Band, das vermutliche Konzert-Highlight des Jahres 2017 erlebt zu haben. Einfach wunderbar!

Danke an Birgit Bräckle von Brooke-Lynn Promotion und SJ-Tour-Manager Wouter Bakker für die verlässliche und spontane Unterstützung.

Line-up Chris Caddell And The Wreckage:
Chris Caddell (lead vocals, electric guitar)
Derrick Brady (bass, vocals)
Cassius Pereira (drums)

Line-up Sass Jordan:
Sass Jordan (lead vocals)
Chris Caddell (electric guitar, vocals)
Derrick Brady (bass, vocals)
Cassius Pereira (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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