Review: Michael Segets
Nach ein paar Begrüßungsworten, die Jason Isbell an das Publikum seiner fünfzigsten Show im Ryman Auditorium, Nashville, richtet, startet das Album mit „Save The World“. Es stammt wie das anschließende, mit einer langen von Sadler Vaden an der elektrischen Gitarre dominierten Instrumentalpassage versehene „King Of Oklahoma“ von seinem letzten Longplayer „Weathervanes“ (2023). Das mit zwei Grammys dekorierte Werk steht neben „Reunions“ (2020) im Zentrum des Doppelalbums.
Meine jeweiligen Favoriten – „It Gets Easier“ und „Death Wish“ – der beiden Longplayer tauchen nicht auf, ansonsten gibt es an der Songauswahl wenig zu bemängeln. Von „Reunions“ wählte Isbell die rockigsten Tracks („Overseas”, „Running With Our Eyes Closed“). Darüber hinaus ist das Album mit der Ballade „Only Children“ vertreten., die auch live auf der ganzen Linie überzeugt. Im Vergleich mit der Studioversion erscheint „River“ etwas schwächer. Hier macht sich das Fehlen von Amanda Shires mit ihrer Geige besonders bemerkbar. Mit „Dreamsicle” gibt es noch einen fünften Beitrag, der sich ursprünglich auf der 2020er Veröffentlichung findet.
Neben den beiden bereits erwähnten Songs greift Isbell auf sechs weitere von „Weathervanes“ zurück. Dabei darf das preisgekrönte „Cast Iron Skillet” natürlich nicht fehlen. Zusammen mit dem unmittelbar ins Ohr gehenden „Strawberry Woman” gehört es zu den ruhigeren Titeln, bei denen die akustische Gitarre den führenden Part übernimmt. Daneben kommen auch Stücke mit einem voluminöseren Sound zu Gehör. „Miles“ oder „This Ain’t It”, mit dem Isbell And The 400 Unit den Abschluss des Longplayers über neun Minuten hinweg zelebrieren, sind hier zu nennen. Zuvor lässt es die Band bei „When We Were Close“ mal richtig scheppern. Die Bühnen-Performance des Songs klingt etwas erdiger und unmittelbarer als die Studioversion, was für Live-Mitschnitte ja nicht ungewöhnlich ist. So oder so bleibt er ein starker Titel.
Es gibt keine Überschneidungen mit Tracks von seiner ersten „Live From The Ryman“ aus dem Jahr 2018. Das einzige ältere Stück von Isbell ist „The Last Song I Will Write“. Weiterhin covert Isbell „Room At The Top“. Ihm gelingt dabei eine gefühlvolle Hommage an Tom Petty, bei der er das Original in seinem eigenen Stil interpretiert.
Die Cover-Gestaltung des zweiten Albums aus dem Ryman Auditorium ist eng an die des ersten angelehnt und schafft so auch optisch eine Verbindung der beiden Werke. Vielleicht folgt in den nächsten Jahren ja noch eine dritte Veröffentlichung. Für Oktober sind bereits weitere Auftritte in dieser Location angesetzt.
Die neuen Aufnahmen aus dem Ryman widmen sich Titeln der Alben „Reunions“ und „Weathervanes“ mit einer ausgewogenen Mischung von Americana und Roots Rock. Dadurch, dass Amanda Shires mit ihrer Geige anders als auf „Vol. 1“ nicht mit von der Partie ist, unterscheiden sich manche Stücke nicht nur von den Studioaufnahmen, sondern auch die Soundatmosphäre des Liveauftritts ändert sich an einigen Stellen. Ungeachtet dessen, präsentieren Jason Isbell And The 400 Unit die aktuelleren, fast druchgängig starken Songs in gewohnt souveräner Art.
Southeastern Records – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Rock, Americana, Roots Rock
Tracks:
01. Save The World
02. King Of Oklahoma
03. Only Children
04. Overseas
05. Dreamsicle
06. Running With Our Eyes Closed
07. Middle Of The Morning
08. The Last Song I Will Write
09. Strawberry Woman
10. Cast Iron Skillet
11. Miles
12. River
13. When We Were Close
14. Room At The Top
15. This Ain’t It
Jason Isbell
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