The Wild Feathers – Alvarado – CD-Review

Review: Michael Segets

The Wild Feathers starteten ihre Karriere direkt mit einem Major-Vertrag in der Tasche und tourten bereits mit Bob Dylan und Willie Nelson. Die ersten beiden Longplayer landeten dann fast folgerichtig in diversen amerikanischen Chartlisten. Mittlerweile endete das Engagement bei dem Major-Label. Nach einem solchen Einschnitt stellt sich die Frage, ob das Bandprojekt zu den Akten gelegt, oder ob weiterhin an ihm festgehalten wird. The Wild Feathers haben sich nach der Krise zusammengerauft und machten weiter. Sie empfanden die Lösung von den Bindungen sogar als eine Art Befreiung.

Die Band machte in ihren Anfängen auf mich den Eindruck einer Americana-Boygroup, die souverän eingängige, radiotaugliche Songs mit mehrstimmigen Gesang und leichtem Rockeinschlag produzierte. „Alvarado“ zeigt sie nun etwas gereifter, wobei kein gravierender Bruch zu ihren früheren Veröffentlichungen festzustellen ist. Die meisten Songs bleiben wie der Titeltrack im Midtempo. Auch wenn einzelne Titel etwas gleichförmig erscheinen („Top Of The World“) oder leicht süßlich wirken („Get Out Of My Own Way“), gelingen dem Qunitett aus Nashville einige gute Nummern. „Flashback“ zählt ebenso zu diesen wie die rockigeren „Over The Edge” und „Midway Motel“. Beim letztgenannten beteiligte sich Will Hoge beim Songwriting.

Wenn The Wild Feathers das Tempo bei „Ain’t Lookin’” – von Jeffrey Steele mitgeschrieben – und „Side Street Shakedown” anziehen, laufen sie zur Hochform auf. Hier zeigt die Combo auch mal Ecken und Kanten. Besonders gefällt mir der trockene Klang des Schlagzeugs, der auf mehreren Tracks den Rhythmus vorgibt und „Long Shot“ zusammen mit einer Mundharmonika stimmungsvoll einleitet.

Eine Affinität zum Country offenbaren The Wild Feathers mit „Another Sunny Day”, bei dem sie auf Slide und Twang setzen. An „Out On The Road” hätten Trucker bestimmt ihren Spaß. Der gleichmäßige Rhythmus im Takt rollierender Reifen trägt über einige Meilen auf den Highways des mittleren Westens. Durch die Country-infizierten Songs tritt eine weitere Facette der Scheibe zutage, die hauptsächlich zwischen mehrstimmigen Americana und melodiösem Rock changiert. The Wild Feathers zählen Tom Petty zu ihren Inspirationsquellen. Die Bezüge drängen sich nicht unbedingt auf, scheinen aber beispielsweise bei „Off Your Shoulders“ durch.

„Alvarado“ vereint Elemente von Rock und Americana mit einer gelegentlichen Prise Country. The Wild Feathers wirken dabei nicht ganz so wild, wie der Bandname vermuten lässt. Die Songs, auf denen sie rockigere Töne anschlagen, entwickeln mehr Biss und gehören zu den starken Tracks auf dem Album. Nach der Lösung von dem Major-Label schlägt das Quintett den richtigen Weg ein. Dabei setzen The Wild Feathers eher auf Evolution statt auf Revolution.

Als LP und CD kommt „Alvarado“ voraussichtlich erst im Januar 2022 auf den Markt.

New West Records/PIAS – Rough Trade (2021)
Stil: Americana, Rock

Tracks:
01. Alvarado
02. Ain’t Lookin’
03. Over The Edge
04. Side Street Shakedown
05. Out On The Road
06. Get Out Of My Own Way
07. Off Your Shoulders
08. Long Shot
09. Top Of The World
10. Flashback
11. Midway Motel
12. Another Sunny Day

The Wild Feathers
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New West Records
Oktober Promotion

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