Dean Miller – Platinum – CD-Review

Dea

Für Nachkömmlinge berühmter Musikerpersönlichkeiten erweist sich der Weg im gleichen Business unterzukommen, trotz zweifellos günstiger Startbedingungen, oftmals steiniger als erwartet. Ein Beispiel für diese These ist Dean Miller, Sohn der Countrylegende Roger Miller („King Of The Road“)! Rein äußerlich eine Mischung aus einem jungen Johnny Cash und Tom Hanks, schien dieser schon relativ frühzeitig dafür prädestiniert zu sein, sowohl im Musikgenre, als auch im Schauspielfach Fuß fassen zu können. Letztendlich überwogen aber die musikalischen Roots. Seine Ursprungs-Band „The Sarcastic Hillbillies“ hatte keine Lust auf vermeintliches „Stardom“, und so versuchte Dean Anfang der Neunziger, mit ein paar Songs im Gepäck sein Glück in Nashville. Schnell war er aufgrund seines Namens, insbesondere aber seines Talentes, ein gern gesehener Gast bei Songwriting-Sessions.

Mehr sollte aber für längere Zeit nicht herausspringen. 1997 schien dann doch der Durchbruch geschafft zu sein. Sein Debütalbum wurde seitens des Labels mit großem Aufwand produziert und auch gepuscht, der Erfolg stellte sich allerdings, trotz hervorragender Kritiken (die New York Times listete die CD unter den zehn besten Alben des Jahres), nicht ein, und zu mehr als einem intensiven Partyleben sollte es für einige Jahre nicht reichen. Miller musste sich irgendwann mit weltlichen Jobs durchschlagen, die aber laut eigener Aussage seinen Blick für die Realität wiederbelebten, und ihn zu einem besseren Mensch werden ließen. Er begann erneut Songs zu schreiben, und es gab mit Stücken u. a. für Terri Clark, Trace Adkins und George Jones erste Erfolge zu vermelden. Mittlerweile hat sich Koch Records des geläuterten Newcomers von einst angenommen und sein neues, ganz großartiges Album „Platinum“ veröffentlicht.

Elf Stücke alle im 3-Minuten-Single-Format, die zeigen, dass Dean Miller als aktiver Musiker nichts verlernt hat. Im Gegenteil, das Werk hat eigentlich alles, um den lang ersehnten Durchbruch endgültig zu vollziehen. Neun Stücke davon stammen aus Deans eigener Feder (z.T. mit Co-Writern), ein Cover von Fred Eaglesmith „105“, und eine recht eigenständige Version eines Liedes von Vater Roger „I’ve Been A Long Time Leaving“. Kurzweil war wohl das Motto, unter dem das Werk eingespielt wurde. Miller betonte, dass er keine Lust auf Experimente habe, und gab sich selbst ein recht knappes Zeitlimit zur Produktion des Silberlings. Zweifelsohne die richtige Herangehensweise, denn das Songmaterial ist exzellent, ohne auch nur den Ansatz von Hängern, die Texte zum Teil amüsant und voller autobiografischem Anstrich. Dazu kommen absolut überragende Musiker, die an Millers Kompositionen offensichtlich großen Gefallen gefunden haben. Herausragend dabei die starken Gitarristen Kenny Greenberg und Jeff King, Piano-Mann Gordon Mote und Steel-Koryphäe Russ Pahl, die allesamt immer wieder wohl dosierte Glanzpunkte im Rahmen der knapp bemessenen Zeit zu setzen wissen.

Wie bereits erwähnt, schwierig den einen oder anderen Song explizit herauszunehmen, man kann alle elf Stücke lobpreisen. Der Opener „Hard love“ mit seinem satten Dobro-E-Gitarrenintro, zeigt einen stimmlich frischen Dean Miller in Manier eines Johnny Cashs, an der Grenze zum Sprechgesang, dazu kommen tolle Steel- und E-Gitarrenduelle; „Ready For The Rain“, eine Outlaw-Country-Ballade, sehr atmosphärisch mit den berühmt-berüchtigten Telecaster-Fills und „Orgel-Pfeifen“ in Szene gesetzt; zwei weitere starke Balladen „Stronger Than Your Love“ und das bluesige „Coming Back To You”(bärenstarkes Gitarrenspiel von Greenberg und King), die ein wenig texanisches Esprit eines Radney Fosters versprühen; der kraftvolle Southern-Rocker „On A Good Day“ mit den klimpernden Honkytonk-Pianopassagen eines Gordon Mote (Skynyrds Billy Powell lässt grüßen) und klasse Double-Leads erneut vom prächtig harmonierenden Guitar-Duo Greenberg/King! „Right Now“, der einzige Countrysong mit etwas poppigem Charakter, sollte als Single ausgekoppelt werden: Sehr radiotaugliche, schöne Melodie, auch mit ein wenig Phantasie kompatibel auf Acts wie Drew Womack/Sons Of The Desert, Rushlow oder Rascal Flatts – kratzige Akustikgitarre, schöne Orgel-Fills und ein tolles E-Gitarren-Solo inbegriffen. Stark!

Zum Ausklang noch zwei humorige Nummern, „Yes Man“, das zeigt, was Männer so alles für die Liebe zu einer Frau in Kauf nehmen, und eine kleine, spaßige Abrechnung mit Nashvilles Entscheidern bei „Music Executive“ (köstlicher, mitgrölbarer Text: „I’m a music executive, I’m an industry star, ‘Got no time to listen, I’m too late for the bar“…). Dean Miller hat ein starkes, ausgeglichenes und sehr sauber produziertes Werk hingelegt. Er wirkt gereifter denn je und scheint offensichtlich den Spaß am Songwriting und Musizieren wieder gefunden zu haben. Wenn jetzt mit dieser CD nicht der Durchbruch gelingt, wann eigentlich dann? Klasse Musik, sowohl für Traditionalisten, als auch für Verfechter modernerer New Country-Songs!

Koch Records (2005)
Stil: New Country

01. Hard Love
02. 105
03. Ready For The Rain
04. Whiskey Wings
05. Stronger Than Your Love
06. I’ve Been A Long Time Leaving
07. Coming Back To You
08. On A Good Day
09. Right Now
10. Yes Man
11. Music Executive

Dean Miller
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Morrison-Williams – Same – CD-Review

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Hinter dem Duo Morrison-Williams verbergen sich zwei Musiker namens Shane Morrison und Clint Williams, mit deren Namen Musikinsider eine seinerzeit durchaus beliebte New Country-Band namens Perfect Stranger (Shane Morrison, Richard Raines, Steve Murray gefolgt in der Endphase von Clint Williams) in Verbindung bringen werden, die 1995 einen Major-Label-Vertrag besaßen und auch eine recht erfolgreiches Werk namens „You Have The Right To Remain Silent“ herausbrachten, mit dem sie sich immerhin fast vierzig Wochen in den Billboard Country-Charts behaupten konnten.

Shane, damals Zeit Bassist in o.a. Band und Clint lernten sich in einem Plattenladen in Texas kennen und begannen Songs für weitere Perfect Stranger-Produktionen zu komponieren, die jedoch nie auf einen Silberling landeten. Doch Gott sei Dank konnten sie nun auf Umwegen bei diesem Projekt verwirklicht werden konnten. Das kleine Indie-Label Palo Duro Records spielte hier das Zünglein an der Waage und sicherte sich die Dienste zweier enorm talentierter Musiker und Songwriter. Eine mehr als gute Wahl!

Und die Burschen bedanken sich mit zwölf radiofreundlichen, oft balladenhaften, aber dennoch knackigen Songs, die sich durchgehend auf einem anspruchsvollen Niveau bewegen. Fast jedes Stück hat Single-Charakter! Ihren Musikstil zu klassifizieren, ist dennoch nicht allzu einfach, auch wenn die Produktion in Nashville getätigt wurde. „Progressive Country mit Texas Spirit“ umschreibt das Ganze vielleicht am besten.

Hier wird (New-) Country mit Pop-, Rock-, ja zum Teil AOR/Melodic-Rock-, Southern- und Texas-Roots-Elementen wunderbar in Einklang gebracht, wobei äußerst melodische Songstrukturen immer das Grundgerüst darstellen. Dank der tollen Harmoniegesänge werden manchmal gar Erinnerungen an Restless Heart wach! Circa dreiviertel der Stücke bohren sich bereits nach dem ersten Hörgang in das Langzeitgedächtnis und laden zum Nachsingen der Refrains ein.

Die erste Single heißt „My Girl Friday“ und eröffnet den Reigen der folgenden Klassenummern. Ein lockeres, flüssiges, sehr melodisches, von sanften, kaum spürbaren B3-Tönen und einen flotten Akustikgitarrenrhythmus unterlegtes, „leichtes“ Lied mit recht trockenen E-Gitarren-Fills, das allerdings eine recht ernste Message verbreitet. Thematisch ein sogenannter „Cheatin’-Song“: Ein Mann beginnt eine Affaire mit einer Frau, die seitens ihres Ehemanns misshandelt wurde. Will sagen, behandele deine Frau gut, dann hat sie keinen Grund dich zu verlassen!

„Good Day To Die (The Alamo Song)“ war ein weiterer Auslöser, die Kooperation Morrison-Williams in Eigenregie fortzuführen. Das Stück war für den Soundtrack zum Film „The Alamo“ aus dem Jahr 2004 geplant, wurde jedoch von den Produzenten zugunsten eines rein instrumentalen Werkes gekappt. Dabei steckt dieses großartige Stück voller texanischem, atmosphärischem Country-Western-Outlaw-Flair, inklusiv fantastischer kratziger Mandoline, Banjountermalung, Dobroeinlagen und einem krachenden E-Gitarren-Solo. Ohne Zweifel ein Highlight dieses Albums!

Die folgende Ballade „Beautiful Regret“ würde ohne seine Steeleinlagen problemlos ins Hit-Repertoire eines Bryan Adams passen. Das folgende „Take Me As I Am“ erinnert ein wenig an den Stil der Warren Brothers; ein kraftvoll gesungener Refrain, sowie locker miteinender harmonierende Akustik- und E-Gitarren, und als Bonbon eine tolles Southern-E-Solo Marke Allman Brothers, mit kurzzeitigen Double-Leads!

Zwei Stücke, die ein wenig aus der Art schlagen, was allerdings überhaupt nicht negativ gemeint ist, sind „Preacher Michael“ und „Lovin’ You Is Tough“. Beim Erstgenannten variiert Williams seine Stimme gar ein wenig in Richtung eines country-infizierten Chris Thompson (Manfred Mann’s Earth Band), in Kombination mit Eagles-ähnlichen Harmonien, beim zweites gibt es schon fast Tendenzen in die AOR-Sparte.

Den Abschluss bildet ein starkes Remake von Dr. Hooks Riesen-Hit „Cover Of The Rolling Stones“, was auf eine Kindheitserinnerung von Clint Williams zurückzuführen ist. Laut eigener Aussage trällerte er dieses Stück schon in jüngsten Jahren lauthals nach, wann immer es in seines Daddy’s Truck im Radio lief. Alles in allem ein wunderbar in sich stimmiges, harmonisches, leicht AOR-orientiertes, New Country-Pop/-Rock-Werk, das durch seine kraftvolle Präsentation und eine hervorragende Melodik besticht. Morrison-Williams lassen die einstigen Perfect Stranger-Tage locker in Vergessenheit geraten. Fortsetzung erwünscht!

Palo Duro Records (2007)
Stil: New Country

01. My Girl Friday
02. Fighting For Love
03. Good Day to Die (The Alamo Song)
04. Beautiful Regret
05. Take Me As I Am
06. Lookin‘ At The Sun
07. Me Again
08. Preacher Michael
09. Lovin‘ You Is Tough
10. I Still Talk To You
11. Wonderful
12. Cover Of The Rolling Stone

Bärchen Records

Heidi Newfield – What Am I Waiting For – CD-Review

Heidi Newfield is back! Sie war der tragende Teil des beliebten und sehr erfolgreichen Trios Trick Pony, das zuvor drei richtig gute Alben hingelegt hatte. Trotzdem entschloss sich Heidi Newfield neue Pfade zu betreten und eine Solo-Karriere in Angriff zu nehmen. Nachdem der Vertrag bei Curb Records unter Dach und Fach war und Heidi mit dem alt gedienten Tony Brown (George Strait, Reba McEntire, Brooks & Dunn) auch noch den passenden Produzenten gefunden hatte, ging die Dame mit der explosiven Charakterstimme voller Elan an die Arbeit und fortan sprudelten die Ideen. Mit ihrem Solo-Debut „What Am I Waiting For“ dürfen wir uns nun am endgültigen Resultat erfreuen. Und um es vorwegzunehmen, es ist ein Prachtteil geworden.

Auch die Trick Pony-Fans können aufatmen. Während der verbleibende Rest mit Ira Dean und Keith Burns einfach keinen adäquaten Ersatz zu finden scheint (und sich scheinbar auch endgültig getrennt hat), geht Heidi den einst zu dritt beschrittenen Weg mit sehr viel Geschick weiter, ohne dabei allerdings ihre vielseitigen musikalischen Wurzeln zu vergessen, was dem neuen Werk damit naturgemäß aber eine viel persönlichere Note verleiht. Die Tücher zu ihren einstigen Weggefährten sind offenbar nicht vollends zerschnitten, wie die Tatsache, dass beide beim Titeltrack, sowie Ira Dean bei einen weiteren Song, kompositorisch beteiligt sind, untermauert. Das Album wird mit einer bärenstarken, höchst interessanten und sehr mutig ausgewählten Nummer eröffnet, die sogleich Heidis große Vielseitigkeit und ihr großes Talent belegt.

„Can’t Let Go“ ist ein nach vorne preschender rockiger Countrysong, geschrieben von Randy Weeks, den einst Alternate Country-/Americana-Göttin Lucinda Williams auf ihrem berühmten „Car wheels on a gravel road“-Album bekannt machte. Heidi Newfield trägt ihn mit ihrer typischen, rotzige Röhre vor, untermalt mit einer kratzigen Akustikgitarre (klasse Ilya Toshinsky), begleitet mit einer bluesigen Harp (kann Heidi ja auch fantastisch spielen) und toller E-Gitarrenarbeit von dem großartigen Kenny Greenberg. Hat ein rootsiges Americana-Feeling, durchaus aber auch den „Pep“, der bei der Trick Pony-Gemeinde ankommt. Deren „Pour Me“ oder auch „Big River“ kommen da direkt wieder in Erinnerung.. Das anschließende „When Tears Fall Down“ beinhaltet eine weitere Überraschung. Ein schöner, melodischer New Country-Song (mit Steel-Einlagen), bei dem aber auch dezent poppige Elemente eingebaut wurden.

Heidis Gesang hat einen schönen Drive und erinnert gar ein wenig an Stevie Nicks. Center-Song des Werkes ist „Johnny And June“, das vorab auch schon als Single veröffentlicht wurde. Ein Stück voller Zitate über das Cash-Ehepaar, garniert mit Heidis emotionaler Gesangsperformance im Refrain. Da kann eigentlich nur ein Hit bei rauskommen. Beim Titelsong und dem folgenden „Love Her And Lose Me“ wird dann wieder mehr auf ruhigere Töne gesetzt. Hier kann man sich wunderbar an den hervorragenden Musikerleistungen und dem exzellenten Gesang der Protagonistin erfreuen. Das wunderschöne, herrlich erfrischende, sonnige, flockige „Cry Cry (‚Til The Sun Shines)“ pendelt genüsslich zwischen einem lässigem Groove in den Strophen und rhythmischem Temperament mit purer Lebensfreude im Refrain hin und her.

Filigrane E-Gitarren-Arbeit von Kenny Greenberg und die Piano-/Orgel-Klänge von Steve Nathan und Reese Wynans geben dem Song einen wunderbaren Rahmen. Ein echter „Sommer-Hit!“. Aus der Feder von Lori McKenna stammt die schöne, ohne jeden Kitsch dahin gleitende Countryballade „Wreck You“. Heidis Stimme lässt Assoziationen an eine Julie Roberts aufkommen. Richtig aggressiv und sogar ein wenig psychedelisch geht es bei „Nothin’ Burns Like A Memory“ zur Sache. Heidi schreit ihre im Text formulierte Wut förmlich heraus und verleiht dem Stück somit ein sehr authentisches Flair. Bei „All I Wanna Do“ kann man sich vom Vorgänger wieder erholen. Mrs. Newfield agiert bei dieser Slow-Country-Nummer ganz im Stile der großen Diven der Zunft. Hier zeigt sich, dass sich Heidi auch locker mit Kolleginnen wie Reba McEntire oder Martina McBride messen kann.

Den Abschluss bildet mit „Knocked Up“ dann wieder ein Stück, das auch auf jedem Trick Pony-Album seine Berechtigung gehabt hätte. Die Nummer ist ein toller, frecher New County-Song mit Redneck-Touch, bei dem Heidi nochmals mit dreckiger Röhre und ihrem starken Harpspiel zu glänzen vermag. Die Refrainzeile „Knocked up, shame, shame, I’m gonna ruin my family name“, bietet sich regelrecht dazu an, aus vielen Kehlen mitgegrölt zu werden. Ein starkes Finish!

Fazit: Heidi Newfield hat mit „What Am I Waiting For“ alles richtig gemacht. Zum einen hat sie ihre ganze Vielseitigkeit wesentlich deutlicher ins Licht gesetzt als je zuvor und zum anderen ihre sicherlich immer noch reichhaltig vorhandenen Trick Pony-Anhängerschaft mit im Boot belassen und in keinster Weise „vergrault“. Im Gegenteil! Die Trick Pony-Gemeinde werden dieses Werk lieben und Heidi wird darüber hinaus viele neue Fans hinzugewinnen. Eine klasse Leistung! So warten wir schon jetzt gespannt und mit Freude auf ihre weiteren Werke. „Rock on“, Heidi!

Curb Records (2008)
Stil: New Country

01. Can’t Let Go
02. When Tears Fall Down
03. Johnny And June
04. What Am I Waiting For
05. Love Her And Lose Me
06. Cry Cry (Til The Sun Shines)
07. Wreck You
08. Nothin‘ Burns Like A Memory
09. All I Wanna Do
10. Knocked Up

Heidi Newfield
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Jill King – Jillbilly – CD-Review

Jill

Das Wortspiel, das Jill King für den Titel ihrer ersten CD gewählt hat, also ihr Vorname in Kombination mit der Country-verwandten Stilrichtung Hillbilly, ist äußerst passend. Denn ihr Name steht ohne Zweifel für traditionelle Countrymusik.

Die aus Arab, Alabama stammende Dame hat den für viele Künstler des Genres üblichen Weg hinter sich. Als Kind schon im Gospelchor der Kirche auf Pfaden des Großvaters, mit zehn schon die ersten Songs geschrieben, später erste Erfahrungen auf Stadtfesten und kleineren Musikfestivals gesammelt. 1992 Gang nach Nashville und Konzentration zunächst aufs Songwriting mit über 200 Stücken. 2002 dann der Durchbruch. Ein Jahresengagement im historischen Club Tootsie’s und der Plattendeal mit Blue Diamond Records.

Herausgekommen ist eine Zusammenstellung sowohl eigener Lieder, als auch Stücke von Songwritern, denen Jill King im Laufe der Zeit immer schon große Bewunderung gezollt hat. Und die Liste kann sich sehen lassen. Craig Wiseman, Gary Nicholson, Leslie Satcher, Tony Martin oder Mark Nessler sind längst arrivierte Namen, die aus der Szene nicht mehr wegzudenken sind und von vielen Darstellern in Anspruch genommen werden. Aber auch mit ihren eigenen Kompositionen braucht sie sich nicht zu verstecken. Die Songs hören sich allesamt an, als wären sie live eingespielt, also kaum Overdubs, was das Werk an sich schon sympathisch macht.

Hier ein paar Highlights:
– „It’s Me Again“ mit schönem Piano-Intro, viel Western-Flair, herrlicher Akustikgitarre im Duell mit Steelgitarre und Fiddle, sehr druckvoll gespielt.
– „One Mississippi“, die erste Singleauskoppelung, das an einen Mix aus Mary Chapin Carpenters „Shut Up And Kiss Me“ und Wynonnas „Old Enough To Know Better“ erinnert.
– Das swingende „After All“ mit herrlichem Pianogeklimper und tollem Leadsolo. Beide letztgenannten Lieder könnte man problemlos auf die, für die in den USA beliebte Rennsportserie NASCAR produzierten Musiksampler packen. Die haben wirklich mächtig Drive.
– „Hand Me Down Heartache“ ist dann doch ein Stück , das relativ modern und peppig aufgemacht ist, würde auch Faith Hill gut zu Gesicht stehen.

Richtig bluesig wird es dann bei „Makes Perfect Sense To Me“. Jill King meets Eric Clapton, so könnte man diesen schönen Titel umschreiben. Die angenehme Ballade „Down The Fields To Hay“ lässt knappe vierzig Minuten guter Unterhaltung ausklingen.

Zwei oder drei Heuler möchte ich dennoch nicht verschweigen, nämlich wenn Jill im Stile von Reba McEntire bestimmte Wörter und Refrains mit dünner Stimme in Länge und Höhe zieht. Augenblicke, in denen meine Frau mir unweigerlich die rote Karte fürs Hören im Wohnzimmer zückt…
Trotzdem unterm Strich ein nettes Album, dass auch Verfechter moderner Töne wie mich überzeugt hat und für Traditionalisten ohnehin ein Muss ist.

Blue Diamaond Records (2003)
Stil: New Country

01. 98,6 Degrees And Fallin‘
02. It’s Me Again
03. One Mississippi
04. Not Knowing Anymore
05. Down’N’Out
06. Three Month, Two Weeks, One Day
07. After All
08. Hand Me Down Heartache
09. The Part I Don’t Understand
10. Makes Perfect Sense To Me
11. Down The Fields To Hay

Jill King
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Bärchen Records

Jana Kramer – Same – CD-Review

Die aus Detroit, Michigan, stammende Jana Kramer ist bis jetzt in erster Linie als Schauspielerin in Erscheinung getreten. Die Liste ihrer (Neben-) Rollen ist lang und führt von Serien wie ‚CSI‘ über ‚Grey’s Anatomy‘ bis hin zu ‚One Tree Hill‘, in der sie mittlerweile zu den Hauptdarstellern zählt. Dass Schauspielerei und Countrymucke ganz gut funktionieren können, haben u. a. Tim McGraw, John Corbett oder Christian Kane bereits bewiesen und auch die 28-jährige, hübsche Brünette zeigt bei ihrem Debüt, dass sie auf musikalischem Parkett durchaus ihre Reize zu bieten hat.

Angesichts des hohen Vermarktungspotenzials (nebenbei sorgte auch noch ihre nur einen Monat währende Ehe mit Schauspiel- und Serienkollege Jonathan Schaech für Gesprächsstoff) war mit Warner Music Nashville schnell ein gut situiertes und hier auch perfekt passendes Label zur Stelle, das mittels Department-Chef und Producer Scott Hendricks (Blake Shelton, Brooks & Dunn, Alan Jackson, Trace Adkins) für die perfekten Rahmenbedingungen eines erfolgreichen Albums sorgte.

Ihr Debüt kletterte dann auch ganz schnell auf Platz 5 der Billboard Countrycharts und ist das erste seit sehr langer Zeit, das es von einer Nicht-Blondine in die Top-Ten geschafft hat. Auch ihre Single „Why Ya Wanna“ (eine Powerballade mit etwas Rascal Flatts-Flair) hält sich momentan konstant unter den ersten Zwanzig.

Die elf Songs (zwei darunter von Jana mitkomponiert) bieten eigentlich alles, was das (New-) Countryherz begehrt, was im Prinzip, angesichts der arrivierten Songwriter (u.a. Jessi Alexander, Jim Beavers, Rachel Proctor, Katrina Elam, Troy Verges, Dean Maher, Jennifer Hanson) und der ganzen hochkarätigen Musikerschar wie Troy Lancaster, Tom Bukovac, Ilya Toshinsky, Bryan Sutton, Jimmie Sloas, Glenn Worf, Paul Franklin, Dan Dugmore, Shannon Forrest, Aubrey Haynie, Charlie Judge, Eric Darken, Gordon Mote & Co. (die sich spürbar für Jana ins Zeug legten), keine Überraschung ist.

Da gibt es einige richtig fröhlich abgehende Stücke, die dank ihrer noch sehr unverbraucht und jung klingenden Stimme absolut gute Laune verbreiten und auch immer mit einem gewissen Flirt-Faktor aufwarten („Good Time Comin‘ On“ – das Führungsriff erinnert ein wenig an „Listen To The Music“ von den Doobie Brothers; „I Hope It Rains“ – herrliches Mandolinengezirpe von Haynie; „Goodbye California“ – rhythmische Claps, Ooo-Ooh-Ooh-Gesänge Marke SHeDAISY; „One Of The Boys“ – mit Foot-Stompin‘-Refrain; „What I Love About Your Love“ – cooler Rhythmus, Fiddlefills) oder auch mal den einen oder anderen Seitenhieb in Richtung des Ex bei der Liederauswahl vermuten lassen („King Of Apology“).

Dass Jana es auch im langsamen Bereich drauf hat, offenbart sie bei emotional aufgemachten Tracks wie „Whiskey“ (Fiddle, Mandoline, weinende Steel, E-Fills, Harmoniegesänge), „Over You By Now“ (kammermusikartig mit Cello und Steel), „When You’re Lonely“ (atmosphärisch mit toller Bariton-E-Gitarre) und der entspannten Schlussnummer „Good As You Were Bad“ (steel-betont, Steel-Solo). Hier braucht sie sich bei Leibe nicht vor den bekannten Diven der Szene zu verstecken.

Das Debüt der hübschen Newcomerin Jana Kramer bietet somit über die gesamte Spieldauer angenehme Unterhaltung mit viel positiver Ausstrahlung und hat das Herz des (New-) Country-erfahrenen Rezensenten direkt gewonnen. Muntert bei unserem trüben Wetter dieser Tage richtig auf. Diese hübsche junge Dame ist nicht nur ein optischer Blickfang (sehr schöne Fotos im Booklet), sondern auch durchaus eine musikalisch ernstzunehmende Konkurrenz für Swift, Underwood, Pickler & Co. Keep it up, Jana!

Warner Music Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Good Time Comin‘ On
02. I Hope It Rains
03. Why Ya Wanna
04. Goodbye California
05. Whiskey
06. Over You By Now
07. One Of The Boys
08. What I Love About Your Love
09. When You’re Lonely
10. King Of Apology
11. Good As You Were Bad

Jana Kramer
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Bärchen Records

James Otto – Sunset Man – CD-Review

Bärenstarker Nachfolger des weitgereisten und vielseitigen Musikers/Songwriters/Schauspielers, nachdem er bereits schon 2004 mit seinem sehr guten Debüt „Days Of Our Lives“ auf sich aufmerksam machte. James Otto, mittlerweile Mitglied der Country Kreativ-Schmiede „Muzik-Mafia“ (u.a. Big & Rich, Gretchen Wilson, Kid Rock), war allerdings mit seinem Major-Erstwerk nicht so richtig glücklich, da ihm zu viele unterschiedliche Leute einen Stempel aufdrücken wollten. Die Songs wurden ihm seinerzeit teilweise vorgeschrieben und auch die Vermarktungsstrategie erwies sich als nicht allzu glücklich.

So war der Wechsel des passionierten Bob Seger-Fans zum Warner Brothers Nashville Unter-Label „Raybaw“ eigentlich nur konsequent und die Produktion durch John Rich von Big & Rich aus o.a. Gründen naheliegend. Drei Tracks auf seinem brandaktuellen Album „Sunset Man“ wurden dazu noch von Rascal Flatts-Bassist Jay DeMarcus betreut („For You“, „You Don’t Act Like My Woman“ und“The Man That I Am“). Die ganze, neu gewonnene Energie entläd sich direkt beim modernen, muskelstrotzenden, stampfenden Opener „Ain’t Gonna Stop“, der ibn allerbester, satter „Big & Rich“- Manier aus den Boxen „rockt“.

Kein Wunder, denn der Song ist eine Komposition von James und den beiden, wobei John Rich und Big Kenny ihre unverwechselbaren Background Gesänge mit einbrachten. Mit „Just Got Started Lovin’ You“ (bereits in den Top-5 der Billboard Country-Singles-Charts mit Pfeil nach oben) )bekommt man dann erstmalig den typischen James Otto geboten: Eine herrlich flockig, relaxt dahin groovende traditionell verwurzelte (New) Countrynummer mit einer frischen, unbefangenen, leicht souligen Note. „For You“, eine der zwei Fremdkompositionen (der gesamte Rest stammt aus der Feder von Otto mit diversen hochkarätigen Co-Autoren wie Monty Powell, John Rich, Big Kenny, Jay DeMarcus, Shannon Lawson, Monty Criswell) ist eine wunderschöne Ballade, bei der man den Einfluss von DeMarcus zwar spürt, die aber dann doch ohne den poppigen Bombast seiner Hausband Rascal Flatts auskommt.

Ein weiterer Höhepunkt einer tollen CD ohne jede Schwächen ist das ebenfalls dezent soulige, locker dahinwippende „These Are The Good Ole Days“, bei der Otto mit seiner warmen, dezent raspeligen Stimme sich ganz in seinen Element zu befinden scheint. Ganz toll auch das recht traurige „Where Angels Hang Around“, das in seiner Gestaltung wie ein countryintonierte Version des Marc Cohn-Klassikers „Walking In Memphis“ rüber kommt (tolle Pianobebleitung). Der prächtige, melodische, lockere Titelsong „Sunset Man“ steckt textlich voller witziger Selbstironie und gewinnt durch die flockige Instrumentierung mit einer herrlichen Baritone-E-Guitar (Troy Lancester), Mandoline (glänzend Jonathan Yudkin), Steel (Mike Johnson) und dem schönem Piano (Mike Rojas) eine unwiderstehliche, leicht Westcoast eingefärbte New Country-Frische.

Selbstredend wurde das Werk natürlich ausnahmslos von Klasse-Musikern aus der ersten Garde Nashvilles eingespielt (u.a. Tom Bukovac, Tommy Harden, GlennWorf, Russ Pahl, Tony Harrell, Eric Darken, Dan Dugmore). „You Don’t Act Like My Woman“ (dezentes Southern-Flair, klasse Bukovac-E-Gitarren-Solo), „When A Woman’s Not Watching“ (emotional, heulende Fiddle, leiernde Steel Gitarre) und „Damn Right“ (atmosphärisches Southern-Flair, soulig) sind weitere angenehme, höchst melodische Balladen, während bei „Drink & Dial“ noch mal launiges Big & Rich-Feuer (Refrain zum Mitsingen) entfacht wird. Mit dem Country-bluesigem „The Man That I Am“ gelingt James Otto dann am Ende noch einmal ein grandios instrumentierter Abschluss (besonders der psychedelisch-angehauchte Ausklang, genial dabei Bukovac an der E-Gitarre).

Das neue Werk von James Otto ist vergleichbar mit der Schönheit und Stimmung eines malerischen Sonnenuntergangs, kommt karrieretechnisch wohl aber eher einem Sonnenaufgang gleich. Dieser Musiker ist auf dem richtigen Weg ein ganz Großer seiner Zunft zu werden. So muss knackiger, auf den Punkt gebrachter Nashville-New Country heute klingen. Dicke Konkurrenz für Stars wie Tim McGraw, Travis Tritt, Montgomery Gentry, Big & Rich & Co. Von daher unser unumstößliches Urteil: (James) Otto – finden wir gut!

Warner Bros (2008)
Stil: New Country

01. Ain’t Gonna Stop
02. Just Got Started Lovin‘ You
03. For You
04. These Are The Good Ole Days
05. Where Angels Hang Around
06. Sunset Man
07. You Don’t Act Like My Woman
08. When A Woman’s Not Watching
09. Drink & Dial
10. Damn Right
11. The Man That I Am

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Tracy Lawrence – Strong – CD-Review

Law

Tracy Lawrence hat schon etliche CDs veröffentlicht und muss sicherlich mit zu den Urgesteinen der New-Country-Szene gezählt werden. Jede Menge Anerkennung hat er sich damit ohne Zweifel erarbeitet, zum Superstarstatus eines Garth Brooks oder Tim McGraw hat es bisher aber nicht gereicht.
Ein wichtigen Schritt in diese Richtung dürfte er allerdings jetzt mit seinem neuen Album „Strong“ gemacht haben. Das Werk hat kaum Aussetzer, dafür aber jede Menge hitverdächtige Songs. So hat sich auch die erste Singleauskoppelung „Paint Me A Birmingham“ bereits in den Country-Billboard-Charts (Platz 4) eingenistet.

Insgesamt gesehen drängt sich mir ein Vergleich mit Chris Cagles letzter Scheibe förmlich auf, auch wenn Tracy bei „Strong“ den Fokus komplett auf Fremdkompositionen gesetzt hat, dies aber mit sehr viel Bedacht. Ähnlich wie bei Cagle präsentiert er seinen Mix aus knackigen Mid- und Uptempo-Nummern und kraftvollen Balladen mit viel Herzblut und man spürt, wie er mit Leib und Seele bei der Sache ist.

Und so brennt dann auch direkt bei den beiden Eröffnungsstücken der Lawrence. „It’s All How You Look At It“ und „Strong“ haben alles, was ein guter New-Country-Song braucht: Rockiger Rhythmus, sparsame Fiddle-, Steel- und Pianoeinlagen, dezente Backgrounds und klasse E-Gitarren.
Die druckvollen Sachen wie „Everywhere But Hollywood“ und „What The Flames Feel Like“ (erinnert an „It’s All In Your Head“ von Diamond Rio) zählen zu meinen weiteren Favoriten. Toll auch die Hillbilly-Honkytonk-Tanznummer „Sawdust On Her Halo“, das mit seinen Steel-Passagen ein wenig Pirates Of The Mississippi-Charakter aufweist.

Nach dem locker flockigen „Think Of Me“ glaubt man sich schon bei der abschließenden Ballade „The Questionnaire“ in aller Ruhe entspannt zurücklehnen zu können, da durchrüttelt einen gegen Ende ein plötzlich einsetzender Schlagzeugwirbel und ein gigantisches Gitarrensolo, das im Genre seines Gleichen suchen dürfte.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Als Rezensent eines Musikmagazins und der damit verbundenen inflationären Hörtätigkeit von CDs ist man mangels Zeit zum Teil der Gefahr einer oberflächlichen Bewertung ausgesetzt (gerade im New-Country-Bereich), allerdings bemühe ich mich, dies in der Regel zu vermeiden. Deshalb erscheinen mir gerade die Anfangs- und Endstücke eines Werkes in kommerzieller Hinsicht die wichtigsten zu sein, weil diese doch am meisten im Ohr hängen bleiben. Und auch in diesem Punkt hat Mr. Lawrence somit alles richtig gemacht, das Spannungsbarometer erstreckt sich jedoch, wie bereits anfangs erwähnt, über die gesamte Spieldauer.

Eine tolle Scheibe, die ganz sicher zu den Highlights des Jahres 2004 zählen wird, oder wie der Amerikaner es einfach sagen würde: „Strong“!

DreamWorks Records Nashville (2004)
Stil: New Country

01. It’s All How You Look At It
02. Strong
03. Stones
04. Paint Me A Birmingham
05. Everywhere But Hollywood
06. A Far Cry From You
07. Bobby Darwin’s Daughter
08. What The Flames Feel Like
09. Sawdust On Her Halo
10. When Daddy Was A Strong Man
11. Think Of Me
12. The Questionnaire

Tracy Lawrence
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Danni Leigh – A Shot Of Whiskey & A Prayer – CD-Review

Dan

Wow! Was für eine heiße Frau, dachte ich, als sie mir das erste Mal mit ihrem Videoclip zu „Honey I Do“ in der Sendung Country Roads begegnete. Nicht nur ein knackiger Song, sondern auch das Äußere nicht minder ansprechend! Mein Interesse war geweckt, aber es sollte noch einiges an Zeit vergehen, bis diese Scheibe in meinem Besitz landen sollte.

Zunächst suchte ich die CD in den zwei, drei einschlägigen hiesigen Läden, die recht gut mit New-Country-Musik ausgestattet sind, jedoch Fehlanzeige. Auch bei Bärchen Records weit und breit nichts von Danni Leigh zu lesen. Die Gründe dafür sind allerdings in den recht unglücklichen Umständen zu suchen, unter denen das Werk entstanden war, denn es wurde mehrfach gecancelt oder verschoben, bis Sony sich letztendlich bereit erklärte, es im Rahmen ihres ‚Fan-Demand-Projekts‘ zu veröffentlichen.

Danni Leigh wurde in Strasburg, Virginia, einer kleinen Stadt in der Nachbarschaft ihres Idols Patsy Cline geboren. Mit drei Jahren singt sie schon zum ersten Mal solo in der heimatlichen Kirche. Ihren ersten Job nimmt sie mit sechzehn Jahren in einem Plattenshop an und endeckt ihre Vorliebe für Reiten und Motorradfahren. Gerade mal 19 geworden, führt sie ihr Weg nach Orlando, Florida und sie singt für gerade anbietende Countryband im Umkreis, mit mehr oder weniger Erfolg.

Erwähnenswert vielleicht Auftritte mit und der Artimus Pyle Band. Sie entschließt sich letztendlich nach Nashville zu gehen und nimmt dort einen Job als Kellnerin im legendären Bluebird Cafe an, in dem die ansässige Musikerszene ein und aus geht. Danni beginnt einige Songs zu schreiben, unter anderem „I Want To Feel That Way Again“, das mit ihr als Co-Writerin für Tracy Byrd zu einem Top-Five-Hit wird, und sich 28 Wochen in den Charts hält. Cafebesucher Michael Knox von Warner vermittelt ihr den ersten Plattendeal bei Decca Records. Die Firma wird kurze Zeit später im Rahmen heute üblicher Fusionen geschluckt und damit platzten auch zunächst Dannis Hoffnungen.

Ihr Kämpferherz wird aber dann doch noch belohnt und sie erhält bei Monumental Records eine weitere Chance unter der Regie von Emory Gordy jr. (Patty Loveless) und Richard Bennett. Nach zwei Singleauskoppelungen und recht mäßigem Erfolg in den Radiostationen wird das Werk erneut verschoben, bis Sony wie bereits erwähnt, den langersehnten Traum zur Realität werden ließ. Mittlerweile tauchte die Kurzkritik auch bei Jürgen Thomä auf, in der Mrs. Leigh als weiblicher Dwight Yoakam bezichtigt wird, was mich widerum eher abschreckte.

Vor einigen Wochen bei einem Einkaufsbummel im Oberhausener Centro hielt ich die CD dann doch noch in den Händen. Der riesige Laden total überfüllt, sämtliche Kopfhörer ebenso. Links und rechts Kids, die sich reichhaltig mit Techno- und Hip-Hop-Müll eingedeckt hatten und denen eine Scheiss-Egal-Haltung, was das Geschehen hinter ihnen anging, auf die Stirn geschrieben zu sein schien. So wählte ich die Position hinter einem Mann, ungefähr in meinem Alter, der schon gerade begonnen hatte, zwei, für die Zivilisation so wertvolle Dinge wie Bravo-Doppel-CDs zu hören, und dies dann aber auch mit stoischer Ruhe tat.

So verbrachte ich erstmal die Zeit mit dem wunderschön anzuschauenden Cover – die Frau ist echt unglaublich attraktiv – aber nach mehr als einer Viertelstunde und ersten mordlüsternen Blicken meinerseits, kam ich dann doch noch in den Genuss, mir einen kurze Kostprobe ihres Werkes zu verschaffen. Und so kamen Danni und Daniel dann doch noch zusammen.

Die Songs selber sind eine recht bunte Mixtur jenseits aller kommerziellen Pfade. Drohende, zur Introvertiertheit neigende Passagen, ala Dwight Yoakam, werden immer wieder durch plötzliche Tempowechsel oder peppige Country-Rock’N’Roller mit viel Drive abgelöst. Dazu nette Gitarrenparts, viel Steel und einiges an Fiddelei, das Übliche halt, was zu einer schönen New-Country-CD gehört.

Ihre Stimme erinnert mich teilweise, bei einigen Liedern, an die von Janis Joplin. Meine persönlichen Favoriten sind die absolute Killerballade „Can’t Build A Better Love, Honey I Do“ und die Barroomballade „Back In Your Arms Again“. Gerade bei den langsamen Stücken hält sie recht gut die Balance und driftet nicht in das mir so verhasste Geheule mancher anderer Country-Ladies.

Fazit: Ein Album, bei dem letztendlich auch die musikalische Qualität das hält, was die Optik von vorne herein eh schon verspricht. Manko die knappe halbe Stunde zum damaligen Preis von 36 DM.

Sony Music (2001)
Stil: New Country

01. Chain Gang
02. Longnecks, Cigarettes
03. Trying To Get Over You
04. Watcha Gonna Do
05. Shiver Of Lonesome
06. Honey I Do
07. Little Things
08. Can’t Build A Better Love
09. I Don’t Feel That Way Anymore
10. Back In Your Arms Again
11. Cruel Heart

Danni Leigh
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Aaron Lewis – The Road – CD-Review

Sowohl der YouTube-Clip des Songs „Forever“ aus Aarons Lewis‘ im letzten Jahr veröffentlichten Solo-Album „The Road“ als auch sein kontrovers diskutierter Gesang aufgrund seines Mitwirkens in einer Grunge Band namens Staind hatten mich neugierig gemacht. Glücklicherweise hatte Bärchen Records die Scheibe auch noch in seinem Programm, sodass die Motivation zu einem Review angeheizt war.

Jetzt liegt mir sein Werk vor und ich bin von diesem bis an den Hals tätowierten Redneck-Typen (so einen möchte man bei Handgreiflichkeiten sicher nicht auf der Gegenseite haben…) ziemlich positiv überrascht. Ich habe mir parallel natürlich auch diverse Beispielsongs mal von Staind angehört, wo Lewis sich vokal dann auch tatsächlich zum Teil in ganz anderen Sphären bewegt.

Bei normalem Gesang finde ich die Stimme für die Art von Musik durchaus okay und würde sie irgendwo zwischen Metallicas James Hetfield und Nickelbacks Chad Kroeger ansiedeln (also alles andere als schlechte Referenzen), das zwischenzeitliche Gebrülle gehört zum Genre und Stil der Band vermutlich mit dazu, empfinde ich auch als weniger gelungen. Auf dem Country-Album meint man dann tatsächlich, ein ganz anderer Mensch stünde da hinterm Mikro. Als stimmliche Vergleichsgrößen fallen einem hier spontan eher Leute wie Charlie Daniels, Billy Ray Cyrus, Bobby Pinson oder Bill McCorvey (Pirates Of The Mississippi) ein.

Lediglich einmal, ganz kurz bei der schönen, ansonsten sehr melancholisch gehaltenen Ballade „Anywhere But Here“, geht er im Staind-Stil (allerdings viel gemäßigter) aus sich heraus und lässt, so hat man den Eindruck, den im Text beschriebenen Frust lauthals heraus. Wirkt hier sogar richtig authentisch. Widersprechen muss ich dem Kollegen in meinem Gesamtfazit auf jeden Fall, dass dieser Mann eine stimmliche Fortbildung benötigt. All das bisher Formulierte weist eher auf eine recht hohe vokale Variabilität hin, und gerade für’s Country-Parkett ist der Mann fast wie geschaffen.

Die Songs von „The Road“ sind alle bis auf einen (nur das patriotische „Red White & Blue“ stammt nicht von ihm – ist aber nicht der Skynyrd-Song) von Ihm selbst komponiert (übrigens ist Lewis als Songwriter auch schon Grammy-nominiert gewesen) und überwiegend sehr traditionell angesiedelt. Im Vergleich zum Rest ist lediglich die Single „Endless Summer“ fast überschwänglich fröhlich gestaltet. Sie hat aufgrund ihrer eingängigen Art und dem schönen Refrain das Zeug zu einem New Country-Hit oder zumindest für gesteigerte Radio-Präsenz.

Ansonsten behandelt Aaron die typischen Country-Themen, wie die Straße, Erlebnisse aus dem Musikerleben, Einsamkeit, Trinken, verlorene Chancen, Probleme mit Frauen und sich selber, etc. Die Texte sind im eingesteckten Booklet des DigiPaks mitgeliefert. Und bei „Granddaddy’s Gun“ outet er sich beileibe nicht als potenzieller Unterstützer von Obamas Plänen, die Macht der Waffenlobby einzuschränken. So sind’se halt, die Amis – scheint irgendwie genetisch bei ihnen verankert zu sein – einfach unbelehrbar und bekloppt, was dieses Thema betrifft!

Ich bin zwar im Prinzip nicht der traditionelle Country-Typ, aber hier stimmt einfach das Gesamtpaket. Vor allem die beteiligten, durchgehend exzellenten Musiker, u. a. besonders zu erwähnen, Brent Mason an der Bariton-E-Gitarre, Ben Kitterman an der Dobro und Paul Franklin an der Steel-Gitarre zeigen bei glasklarer, moderner Produktion von Lewis und Veteran James Stroud (in den Achtzigern mal Mitglied der Marshall Tucker Band) ihr außergewöhnliches Können. Gerade Masons famoses Gitarrenspiel hat so etwas wie Lehrbuchcharakter. Wahnsinn, was der an Soli und Fill-Arbeit im Zusammenwirken mit Sol Littlefield leistet.

Nicht zu vergessen nochmals Lewis‘ perfekt zu den Songs passende Stimme zu erwähnen – 1a! Was seine Qualitäten im Country-Genre angeht, muss ich Aaron Lewis für „The Road“ somit eine Meisterleistung attestieren. Nachschlag hier in jedem Fall erwünscht, weiter rumgegrowlt darf dann ruhig bei seinem Staind-Projekt werden – und alle sind glücklich…!

Blaster Records, Warner Music Nashville (2012)
Stil: New Country

01. 75
02. The Road
03. Endless Summer
04. Red, White & Blue
05. Lessons Learned
06. Forever
07. Granddaddy’s Gun
08. State Lines
09. Anywhere But Here
10. Party In Hell

Aaron Lewis
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Little Texas – Missing Years – CD-Review

Little Texas, eine der erfolgreichsten New Country-Bands der 90er-Jahre, hatte mit Brady Seals und Tim Rushlow den Verlust von gleich zwei charismatischen Bandleadern zu verkraften (beide versuchten es zunächst solo, um dann mit ihren Projekten Rushlow und Hot Apple Pie Fuß zu fassen), was naturgemäß zunächst einen länger anhaltenden Break zur Folge hatte.

2004 versuchte der verbliebene Rest nach Klärung der rechtlichen Belange ein Comeback mit Steven Troy als neuem Sänger, der allerdings 2006 schon wieder ausschied. Seit Lead-Gitarrist Porter Howell nun das Mikro übernommen hat (erstaunlich, dass er bei seinen gesanglichen Qualitäten nie früher zum Zuge kam) fluppt die Sache wieder.

Das Quartett mit den übrigen Ursprungsmitgliedern Del Gray (drums), Duane Propes (bass, vocals), Dwayne O’Brien (guitars, vocals) und Porter Howell (lead vocals, lead guitar) meldete sich dieses Jahr mit einem Doppelschlag zurück. Zunächst gab es als Appetithappen ein tolles Live-Album mit ihren größten Hits, zwei Covernummern und einem neuen Stück, das ihren Ruf als ausgezeichneter Live-Act eindrucksvoll untermauerte (die Band spielte in ihren Anfangstagen wie auch zu ihren Hoch-Zeiten fast 300 Gigs pro Jahr, was ihr den Ruf als ‚hardest working band in country music‘ einbrachte).
Knapp zwei Monate später ist mit „Missing Years“ jetzt ein brandneues Studioalbum auf dem Markt. Die Hälfte der Nummern stammt aus der Feder von Howell, Gray und O’Brien, der Rest wurde von arrivierten Nashville-Songwritern (u.a. Marc Beeson, Don Pfrimmer, Anthony Smith, Angelo & Brett James) beigesteuert.

Neben einigen entspannten New Country-Songs, die meist aufgrund der herrlichen Harmoniegesänge mit viel Westcoast-Flair umgarnt sind (die Band klingt hier oft wie eine Art ‚texanischer‘ Eagles), zeigen Little Texas diesmal eine doch sehr überraschende, raue Seite. Es gibt für ihre Verhältnisse recht viele rockige Country-Songs mit Southern-Anleihen und auch dezentem Redneck-Touch. Howell meistert vokal dabei jedes Tempo auf angenehme Art und Weise und lässt auch seine exzellenten Gitarrenkünste mehrfach aufblitzen.

Mir persönlich gefallen am besten „Rebel“, ein swampiger Southern-Stomper, mit klasse Slide-Arbeit, der Stones-mäßige Honkytonk-Gute-Laune-Rocker „Party Life“ (schöne E-Gitarren, Kuhglocken-Drums) und die humorvolle Hommage an ihren Heimatstaat „Texas 101“ (»… We got George Bush and Dixie Chicks, I guess oil and water just don’t mix …«). Letztgenanntes Stück wurde von Howell übrigens zusammen mit Johnny Slate und einem gewissen Paul Jefferson, Bandleader einer weiteren sehr talentierten und von mir heiß geliebten Band, namens Hilljack, komponiert, die 2005 ein brillantes CD-Debüt gab, und auf deren Nachfolger ich schon seit längerem warte. Jefferson und Howell weisen übrigens auch erstaunliche Stimmähnlichkeiten auf.

Fazit:  Little Texas haben mit ihrem neuen Werk „Missing Years“ auch ohne ihre einstigen Leitwölfe ein erstaunliches, und sehr abwechslungsreiches Comeback auf allerhöchstem musikalischen Niveau hingelegt. Vielleicht sogar eins ihrer besten Studioalben bisher. Die zum Quartett erschlankte Band mit Peter Howell als Frontmann hat ohne Zweifel Zukunft.

Montage Music Group (2007)
Stil: New Country

01. Gotta Get Me Down Home
02. Missing Years
03. Rebel
04. Knees
05. Reason
06. Party Life
07. Texas 101
08. So Long
09. When He’s Gone
10. You Ain’t Seen Me Lately
11. Your Blues
12. Your Woman

Little Texas
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Bärchen Records