Kinderträume sind manchmal Antriebsfedern, die ihre Schwungkraft auch viel später nicht verlieren. Ihre frühkindlichen Erinnerungen vom Cowgirl Outfit und Country Sound haben die Sängerin Clara Löw aka Cat Lion im Jahr 2022 dazu verleitet, mit ihrer eigenen Band eine musikalische Karriere anzugehen. Nach ersten Erfolgen auf verschiedenen Trucker- und Country-Festivals und einem Auftritt bei den International Country Music Awards in Houston, Texas, war Nashville eine spannende Erfahrung für die Songwriterin aus Österreich.
Anfang 2024 entstand in den renommierten Sound Emporium Studios das Debütalbum “On My Cloud”. 11 neue Songs, davon 10 im Co-writing konnte Cat Lion mit namhaften Session-Musikern, wie den Gitarristen Dan Dugmore (u. a. Linda Ronstadt), Tim Galloway (u.a. Keith Urban), Jon Conlay (u.a. Johnny Cash), dem Pianisten Michael Rojas (u. a. Lady A), Drummer Matt King (u. a. Brothers Osborne), sowie Bassist Lex Price (u.a. Miranda Lambert) formvollendet einspielen. Die magische Zusammenarbeit war eine unglaubliche Inspiration, so Cat Lion, und lobte die harmonische Atmosphäre der Produktion.
Die erste Vorab Single “Two Lives“ bringt ein frisch stompenden Track und eröffnet damit die Scheibe, einen Reigen aus teils traditionellen und teils poppig angehauchten Titeln. Die sehr gelungene Mischung vereint auffallend überwiegend temporeiche Aufnahmen (z. B. “Upside Down”, “Inside Out”, “Pin Me Up” oder “Pretty Baby”) mit ansprechenden, balladenartigen Kompositionen (z. B. “‘Cause Memories”, “They Last“ und “Out Of My Heart”), sowie mid-tempo Rock (“This Ain’t Love”) zum abwechslungsreichen Longplayer. Die gute Inszenierung lässt einen ebensolchen Titel-Song natürlich nicht aus und begeistert bis zum Schluss mit dem gleichermaßen radiotauglichen “Not Too Late”.
In einer Szene, in der sich Innovation oft nur in Nuancen zeigt, hebt sich Cat Lion durch eine entschlossene Ausrichtung und ein feines Gespür für Songstruktur und Produktion ab. Die Aufnahmen sind für ein Debutalbum weit ausgereift, ohne dabei überproduziert zu wirken. Inhaltlich zeigt sich die Künstlerin thematisch fokussiert – persönliche Erfahrungen und Reflexionen stehen im Zentrum der Songs. Insgesamt handelt es sich um ein Debut mit hohem Wiedererkennungswert, das Cat Lion innerhalb eines nach wie vor wachsenden europäischen Genres positioniert und Newcomer-Qualitäten erkennen lässt.
My Redemption Records (2025) Stil: Country
Tracks: 01. Two Lives 02. Upside Down, Inside Out 03. Stop! 04. Cause Memories, They Last 05. The Drizzle 06. Pin Me Up 07. Pretty Baby 08. Out Of My Heart 09. This Ain’t Love 10. My Cloud 11. Not Too Late
If Daniel Daus is going to London, Morgan Wallen might be the reason! Und so war es dann tatsächlich auch. Universal Music hatte mich recht kurzfristig um ein Konzertreview im Londoner Roundhouse gebeten und die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen.
Und so begann für mich eine aufregende Kurzreise in die britische Metropole, um den amerikanischen New Country-Superstar und Bad Boy bei der Live-Präsentation vieler Songs seines neuen Albums „I’m The Problem“ zu begutachten.
Vormittags ging es von Düsseldorf los, Ankunft war knapp eine Stunde später in Heathrow. Es war mein erster Besuch in London seit 44 Jahren. Somit hieß es erstmal, sich zurechtzufinden mit den Verkehrsbegebenheiten, aber mit ein bisschen Fragen (sehr hilfsbereit die Leute), verlief dann die Fahrt zum schönen Hotel im Stadtteil Old Street absolut unproblematisch.
Als ich aus der U-Bahn stieg, musste ich erstmal durchatmen, hypermoderne Wolkenkratzer und ein buntes Treiben um mich herum, da staunt der zwar in einer Großstadt arbeitende, aber privat in einer Kleinstadt lebende Normalbürger. Einchecken im Hotel, danach war das Zeitfenster bis zum Konzert samt Anfahrt schon kurz getaktet.
Ich entschied mich, Westminster zu besuchen, auf der Rückstrecke ging es noch schnell zur Tower Bridge. Zurück zum Hotel, duschen und dann war ich schon wieder in die ehemalige Punker-Hochburg Camden unterwegs, wo das Roundhouse beherbergt ist.
Allein auf dem Fußweg von der U-Bahnstation die ganzen Geschäfte und das bunte Bild der Leute zu beobachten, war schon überaus unterhaltsam, vor der Location hatte sich gegen 18:45 Uhr bereits eine lange Schlange gebildet, die sich dann aber mit dem Einlass schnell in Bewegung setzte.
Das Roundhouse hielt von innen das, was die Bilder, die ich mir im Netz angeschaut hatte, versprachen. Man merkte schon sofort, dass eine besondere Spannung und Atmosphäre in der ‚Luft‘ lag.
Als der Protagonist auf Rundbühne mit dem Titelstück der neuen Doppel-CD um 20:30 Uhr loslegte, brandete sofort das Gekreische und die heute übliche Handylawine auf, das Publikum begann direkt lautstark mitzusingen. Morgan saß im Vordergrund auf einem Hocker, sein ihn begleitendes Personal war an den seitlichen Rundungen ebenfalls sitzend positioniert und am Ende eher mehr schmückendes Beiwerk zur One Man-Show. Hier war alles Chefsache!
Wallen sang mit seiner typischen Stimme, spielte ab und zu mal die Akustikgitarre und bediente zwischenzeitlich bei „Sand In My Boots“ das Piano, das dafür nach vorne an seine Front-Position geschoben wurde.
Am Ende wurden es 12 Stücke vom neuen Longplayer („‚I’m The Problem“. „Kick Myself“, „20 Cigarettes“, „Kiss Her In Front Of You“, „Don’t We“, „Eyes Are Closed“, „I Got Better“, „I’m A Little Bit Crazy“, „Superman“, „Love Somebody“, „What I Want“ und „Just In Case“) zwischendurch immer mal flankiert von Hits der Voralben wie u. a. „Cover Me Up“, „Whiskey Glasses“ und das finale „Last Night“ als Abschluss. Keine Zugabe, trotz riesiger Stimmung, die das Publikum entfacht hatte.
Bei Morgan Wallen sind seine kontroverse Persönlichkeit und vor allem der Wiederkennungswert der Lieder der Schlüssel zum Erfolg. Musikalisch war es eher monoton, ich kann mich an kaum ein Solo der Mitmusiker erinnern, auch wenn immer wieder fleißig die Gitarren getauscht wurden. Trotzdem hätte man sich vielleicht doch noch ein bis zwei Zugaben gewünscht. Der Schluss war dann jedenfalls ziemlich abrupt.
Und schon befand ich mich wieder, geflasht von den ganzen Eindrücken des Tages, auf dem Rückweg durch das abendliche Treiben in Camden zur Underground. Zurück im Hotel, ein paar wenige Stunden geschlafen, kurz nach Sechs wieder auf dem Weg nach Heathrow, Rückflug nach Düsseldorf. Heimfahrt mit dem Auto, ein paar Stunden Schlaf, eine Runde mit dem Hund, Essen und der Review und damit die Gelegenheit, dieses schon fast von Reizüberflutung gekennzeichnete, fast surreal wirkende Ereignis zu verarbeiten.
Mein großer Dank geht an Simone Geldmacher von Universal Music, die das alles ermöglicht hat.
Morgan Wallen beherrscht, seit der Veröffentlichung seines zweiten Albums „Dangerous“ (mit satten 30 Tracks) , mittlerweile seit gut fünf Jahren die Country-Szene und auch die arrivierte Konkurrenz nach Belieben. Selbst einige üble private Eskapaden, konnten seine Popularität nicht ankratzen, das 2023 nachgeschobene „One Thing At A Time“ (diesmal mit 36 Stücken), entwickelte sich seitdem ebenfalls zum Dauerbrenner.
Wallen bleibt egal, was er macht, zumindest bei seiner stetig wachsenden Fanbase ‚Everybody’s Darling‘. Er ist dabei, zu einem der aller größten Country-Künstler dieser Zeit zu werden! Diese Ambitionen werden nun durch das Werk „I’m The Problem“ nochmals tatkräftig untermauert.
Und zumindest was die Anzahl der Stücke betrifft, weist es eine erneute Steigerung auf. Jetzt sind es sogar 37 an der Zahl, physikalisch wieder als Doppel-CD und Dreifach-LP zu erwerben.
Das Problem, bei einer zeitnahen Rezension einer Veröffentlichung dieser Dimension, ist die Kürze der Zeit einer Bewertung, da, wie oft schon erlebt, sich Songs erst nach mehrmaligem Hören oder einer gewissen Zeit ‚entwickeln‘. Deshalb wäre es derzeit vermessen, Vergleiche zu den beiden Vorgängern zu ziehen.
Es ist klar, dass bei der ungeheuren Anzahl der Titel sich immer die Frage stellen wird, ob hier mehr auf Quantität oder Qualität gesetzt wird, aus meiner Sicht, überwiegt letztendlich die Qualität, anders ist der kontinuierliche Erfolg wohl kaum durchzuhalten.
Hier daher ein paar spontane Eindrücke: Wie der Album-Titel es schon suggeriert, weiß Morgan schon, sich und seine ‚dunklen‘ Seiten selbst zu reflektieren, auch wenn der Titelsong sich thematisch eher mit einer Beziehung auseinander setzt. In die Richtung interpretierbare Anspielungen findet man u. a. in Liedern wie „Superman„, „Kick Myself“, „Genesis, oder beim finalen Stück als gute Zusammenfassung seines bisherigen Lebens „I’m A Little Bit Crazy„.
Musikalisch würde ich den Opener, „I’m The Problem„, „Superman“, die Kooperation mit Pop-Sternchen Tate McRae auf „What I Want“ und das Duett mit Eric Church auf „Number 3 and Number 7“ als die schillernden Nummern auf dem ansonsten ein wenig im Midtempo dahinplätschernden ersten Silberling (allerdings ohne tatsächlich schwachen Song – ich kenne eh keinen von ihm), charakterisieren.
Der zweite Part weist aus meiner Sicht zumindest nach kurzer Betrachtung deutlich mehr Dynamik auf. Klasse hier die country-rockigeren Sachen wie „Come Back As A Redneck“ (feat. HARDY, mit dezentem Marshall Tucker Band– Flair) und der swampige „Working Man’s Song“ (mit schönen E-Soli), mit leichter Skynyrd– Note.
Das fluffig dahinrauschende „Love Somebody“ (mit herrlichem Flamenco-artigen Akustikgitarren-Solo) entpuppt sich, zumindest aus meiner Sicht, als der eingängigste Ohrwurm der Gesamt-.Scheibe. Sehr atmosphärisch kommt die Piano-getränkte Ballade „Drinking Til It Does“. Den tollen Abschluss bildet das reduziert gehaltene, mit einer Akustikgitarre untermalte Countrystück „I’m A Little Crazy“, das voller Selbstkritik strotzt, aber auch die eigene Schuld wieder ein wenig relativiert („I’m a little crazy but the world’s insane“).
Am Ende meine ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich behaupte, dass „I’m The Problem“ auch wieder durch die Decke gehen wird und Morgan Wallen (zumindest) in den Country-Billboard-Alben-Charts vom Langzeit-Double-Spitzenreiter zum Dauer-Triple-Anwärter avancieren wird.
Ich freue mich schon auf den 28. Mai, wo es mir vergönnt sein wird, diesen schillernden Musiker erstmals im Londoner Roundhouse live erleben zu können.
Big Loud / Republic / Universal (2025) Stil: New Country
Tracks: CD1 01. ’m The Problem 02. I Got Better 03. Superman 04. What I Want feat. Tate McRae 05.Just In Case 06. Interlude 07. Falling Apart 08. Skoal, Chevy, and Browning 09. Eyes Are Closed 10. Kick Myself 11. 20 Cigarettes 12. TN 13. Missing 14. Where’d That Girl Go 15. Genesis 16. Revelation 17. Number 3 and Number 7 feat. Eric Church 18. Kiss Her In Front Of You 19. If You Were Mine
CD2 01. Don’t We 02. Come Back As A Redneck feat. HARDY 03. Love Somebody 04. Dark Til Daylight 05. The Dealer feat. ERNEST 06. Leavin’s The Least I Could Do 07. Jack and Jill 08. I Ain’t Comin’ Back feat. Post Malone 09. Nothin’ Left 10. Drinking Til It Does 11. Smile 12- Working Man’s Song 13. Whiskey In Reverse 14. Crazy Eyes 15. LA Night 16. Miami 17. Lies Lies Lies 18. I’m A Little Crazy
Wenn ich auf den Titel der neuen Scheibe „No Country For Old Men“ von Dust & Denim schaue, müsste ich, allein rein meines realen Alters wegen, eigentlich sofort abbrechen. Ich hab nämlich bereits 62 Lenze auf dem Buckel und bin deswegen wohl unbestritten schon ein alter Mann!
Nun gut, von rein geistiger und auch von physikalischer Natur her, hat man mir schon des Öfteren attestiert, dass dem nicht so wäre, also wollen wir den Titel dann nicht mal ganz so ernst betrachten, zumal hier sicherlich eher auf eine musikalisch modern umgesetzte Version des Genres angespielt wird.
Die mir bis dato nicht bekannte Band, bestehend aus Nick Scargo (vocals), Amos Summers (guitar & backing vocals), Darron Watkins (guitar), Adrian Connor (bass guitar & backing vocals), Claude Chatel (drums), und Eton Saint John (keys and violin), behauptet von sich ganz selbstbewusst:
„Born in the southern states all six of us knew country even in the cradle. It is the heart and blood of the South and it’s in the air and everywhere and we inhaled it all our life. Now, still young, with „No Country For Old Men“ we deliver a country album that is rooted in the Southern tradition but with a lyrical freedom seldom seen in the country scene. Eight ass kicking songs that will make you jump and scream!”
Und in der Tat verbreitet das Sextett mit seinem launigen, Southern-umwobenen, meist schunkeligen Country von Beginn an gute Laune. Gleich der Opener „Door To The Kookoo Bin“ („Tür zur Kuckucksuhr“) dürfte mit seinem schönen E-Gitarren-Solo Freunde von Lynyrd Skynyrd aufhorchen lassen.
Der „Strange Woman Blues“ scheint mir eine Track zu sein, der nicht von Nick Scargo gesungen wurde, ein Storytelling-Barroomheuler in Outlaw Country-Tradition. Das folgende tanzbare „I Guess It Is Too Late“ (mit Tipple-Drums, Fiddle- und E-Gitarrenfills) könnte auch aus dem Repertoire eines Vince Gill stammen.
Mit den nächsten vier Tracks folgt dann die Hochphase des Albums. „Stand Up Southern Guy“ verbreitet schlagkräftig den Stolz des Southern Man, „The Bottle“ ist eine echter Ohrwurm im Stile des 90er New Country (Boy Howdy, Little Texas, Restless Heart & Co. lassen grüßen) und folgerichtig demnach die erste Single.
„Life Staring You In The Face“ und „High Up The Ladder“ mit klimpriger Piano-Untermalung und schöne E-Gitarrenparts (Fills, Soli) stehen dann zusammen mit humorvollen Texten wieder für diesen launigen Schunkel-Country, der automatisch die Fußwippe entfacht und zum Gang auf die Tanzfläche animiert.
Das einzige Lied, das dann doch etwas aus dem Rahmen fällt, ist das finale „Golden Fields Of Corn“, das sehr folkig rüberkommt (eine Art ‚Hooters go Country‘) und textlich nochmal das südstaatliche Lebensgefühl (Papa nimmt den Sohnemann mit zum Arbeiten auf das Kornfeld) in den Fokus nimmt.
Insgesamt eine schöne, abwechslungsreiche launige knappe halbe Stunde, für Freunde oben beschriebener Acts, hinzukommen auch noch Künstler wie u. a. David Lee Murphy und die Randy Rogers Band. Und natürlich sowohl für alte als auch junge Männer!
Vorab hineinhören in die durchgehend melodischen Songs kann man unter diesem Link.
Eigenproduktion (2025) Stil: Country
Tracklist: 01. Door To The Kookoo Bin 02. Strange Woman Blues 03. I Guess It Is Too Late 04. Stand Up Southern Guy 05. The Bottle 06. Life Staring You In The Face 07. High Up The Ladder 08. Golden Fields Of Corn
Wenn man, wie ich, seit über zwanzig Jahren Reviews über New Country-Scheiben verfasst hat, geht das wahrscheinlich, was die Anzahl betrifft, schon in den vierstelligen Bereich hinein.
Da hat man so gut wie jede Künstlerart, ob weiblich, männlich oder im Verbund als Gruppe und ihre unterschiedlichen Ansätze, sich im Genre zu profilieren, schon mehrfach im CD-Player liegen gehabt.
Viele sind so schnell, wie sie aufgetaucht sind, genau so rapide wieder in der Versenkung verschwunden, manche haben eine zeit lang Erfolg und pendeln sich dann in der Masse ein, ein gewisser Anteil schafft es dauerhaft im oberen Segment der Sparte zu verweilen.
Mit Chase Matthew versucht zur Zeit ein weiterer junger Musiker im Genre längerfristig Akzente zu setzen, die Sterne stehen für ihn jedenfalls momentan recht günstig. Er ist unter der Warner-Major-Flagge unterwegs und veröffentlicht mit „Chase“ sein drittes Album.
Matthew ist einer, der das Basecap dem Cowboyhut vorzieht, vermutlich seinen Rapper-Attitüden. ganz zu Anfang, noch vor seiner eigentlichen Country-Karriere, geschuldet. Seit seinem Major-Debüt ist die Entwicklung mehr als rasant. Mit mehr als 1,4 MILLIARDEN Streams weltweit (mit mehr als 400 MILLIONEN Streams für seinen ersten RIAA PLATINUM-zertifizierten Hit „County Line“) hat Matthew über 1,5 MILLIONEN Follower in den sozialen Medien, wurde von HITS als „One to Watch“ bezeichnet, ist Mitglied der „Class of 2024“ für „Opry NextStage“ und „MusicRow’s Next Big Thing“ und wurde für die People’s Choice Country Awards 2024 nominiert.
Das neue Werk, auf dem der Protagonist an neun Stücken (von insgesamt 13) in kreativer Hinsicht mit diversen Co-Writern (eher Namen, die man bis dato noch nicht so häufig gehört hat) beteiligt ist, wurde zu großen Teilen von Austin Shawn produziert.
Die CD beginnt mit einem stampfenden Country Rocker der Marke Trace Adkins, wobei man wohl zum LKW-Fahrer geboren sein muss, um die Sinnhaftigkeit des Textes („My Baby Drives me crazy when she drives my truck“) nachvollziehen zu können.
Danach geht es dann direkt deutlich ruhiger zu, wobei das Duett mit Lauren Alaina auf „Heart Half Empty“ mit Hit-Avancen aufwartet. Mir gefällt Matthew am besten, wenn er aus dem Tebey– oder Kane Brown-Milieu der Marke „I Don’t Wanna Know“ in die Sphären von Jason Aldean und Brantley Gilbert switcht, zu hören bei weiteren Tracks wie „No Name Roads“, „Fire In Her Eyes“, „You Turn“, „Waiting On You To Call“, „Backroads Of My Mind“ oder das finale „No Way Around It“, die hier am Ende deutlich überwiegen und damit den bleibenden Eindruck hinterlassen.
Chase Matthew hat in den vergangenen Tagen neben einigen Gigs in Großbritannien am Country2Country in Berlin und Rotterdam teilgenommen, bevor er sich im Sommer der Keith Urban-Tour anschließen wird. Das wird seiner Popularität auch bei uns höchstwahrscheinlich zu Gute kommen, sodass ich mir sicher bin, den Burschen in nicht all zu langer Zukunft mal in unseren Sphären als Headliner auftauchen zu sehen.
Sein drittes Album „Chase“, das viel Persönliches suggeriert und auch liefert, kann man in den beschriebenen Kreisen ohne Gewissensbisse empfehlen, ob es mal in Luke Combs– oder Morgen Wallen-Regionen reichen wird, bleibt abzuwarten. Bahnbrechend Neues kann auch er letztendlich nicht liefern, aber Chase Matthew ist aber auf jeden Fall ein Künstler, der in 2025 ein ‚Wörtchen‘ mitsprechen wird.
Warner Music Nashville (2025) Stil: New Country
Tracklist: 01. Drives My Truck 02. Missing Me Missing You 03. Heart Half Empty 04. No Name Roads 05. I Don’t Wanna Know 06. Fire In Her Eyes 07. Driving Through My Hometown 08. If I Had Wings 09. You Turn 10. Waiting On You To Call 11. Backroads Of My Mind 12. Sunday Clothes 13. No Way Around It
Eine gute Woche nach dem schönen Carly Pearce–Gig führte uns die Reise in Sachen SOUND OF NASHVILLE erneut nach Köln, diesmal zu Drake Milligan mit der schweizerischen Vorgruppe Florian Fox & Fox Band im altehrwürdigen GLORIA mitten in der Innenstadt.
Die Eidgenossen waren uns ja lange Zeit in Sachen Country-Musik mit ihren tollen Festivals (u. a. in Gstaad) weit voraus. Musikalisch sind mir da eher Hard Rock-Acts wie Krokus oder Gotthard bekannt, Florian Fox und seine Begleitband waren eher unbekanntes Terrain. Nicht zuletzt dank der o. a. Reihe ist die Welle der Begeisterung mittlerweile zu uns herübergeschwappt und die involvierten Künstler und Interpreten erfreuen sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit.
So war dann auch für Drake Milligan und seinem Support mit rund 600 Leuten im ausverkauftem Haus der passende Rahmen hergerichtet.
Übrigens eine schöne Story am Rande: Ich kam vor Konzertbeginn mit einem neben mir stehenden Besucher ins Gespräch. Der erzählte mir, dass er aus dem Westerwald angereist sei und vorher noch seine Tochter zum parallel stattfindenden Pitbull-Gig in der ausverkauften Lanxess-Arena abgeliefert hätte. Ich sagte spontan: „Tja, Erziehungsauftrag deutlich verfehlt!“ Er erwiderte schlagfertig: „Ja, aber nur zu 50 Prozent“ und verwies dann stolz auf seinen Sohn, der links neben ihm stand!
Aproppos Support: Florian Fox & Fox Band passten als Einstimmung ganz gut zum Protagonisten des Abends, da die Combo in einem ähnlichen Neo-Country-Traditional-Stil unterwegs ist.
Der engagierte Fronter Florian Fox gab sich alle Mühe, die Audienz schonmal auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Quartett hatte seine brandaktuelle EP „True Love‘ mit im Gepäck, aus der dann naturgemäß Stücke (u. a. „Friday Night“, „Toxic Fascination“) vorgestellt wurden.
Hingucker waren dabei der wuchtige Contrabass, bedient von Nicolas Adam, der dann erst gegen Ende zum Elektrobass umschwenkte. Gitarrist Rich Harpur glänzte mit vielen quirligen E-Soli und Leader Florian Fox überraschte noch mit einer doppelhändigen Harp-Solo-Showeinlage (mit jeweils einer Mundharmonika in der linken und rechten Hand im Wechsel).
So erhielt das schweizerische Ensemble in einer kurzweiligen halben Stunde auch seinen verdienten durchgehenden Applaus.
Line-up Florian Fox & Fox Band: Florian Fox (lead vocals, acoustic guitar, harp) Rich Harpur (electric guitar, vocals) Nicolas Adam (bass, vocals) Kaspar Hafner (drums)
Nach ca. einer halben Stunde Umbaupause ging es dann mit dem Hauptact Drake Milligan und seinen Begleitmusikern weiter. Der Sonnyboy, gebürtig aus aus Arlington, Texas stammend, schien den Wind des letztjährigen Country2Country-Festivals in eigener Sache mitgenommen zu haben, das Besucherinteresse bei seinem ersten Headliner-Auftritt spricht da schon Bände.
In mein Leben ist er erst mit seiner Kurz-EP „Jukebox Songs“ eingetreten. Der junge Bursche ließ von Anfang an, keine Zweifel an seinen Entertainer-Fähigkeiten aufkommen und gab direkt mit dem Carl-Perkins-Cover klar zu erkennen, warum er für diverse Elvis-Verkörperungen und bei einigen Kontests zur ersten Wahl zählte.
Er nahm mit seiner kommunikativen Art die Leute sofort mit und hielt die Stimmung eigentlich auch von vorne bis zur Endphase, die angesichts von insgesamt 26 performten Tracks dann auch ohne Zugabe auskam. Für mich als nicht geborener Neo-Traditionalist waren deswegen auch ein paar, am Ende aber verschmerzbare Längen (zum Beispiel was das integrierte Medley anging) damit verbunden.
Als weiterer Blickfang und Aktivposten neben dem stark aufspielenden Gitarristen Ryan DeMers (der ähnelte mit seinem dunklen Schnäuzer und der wehenden Haarpracht zumindest äußerlich dem jungen Carlos Santana), entpuppte sich die blondmähnige Kelly Hagan mit diversen gekonnten Fiddle-Einlagen.
Zu meinen klaren Favoriten zählten von daher auch eher die locker ins Ohr fließenden, melodischen Schunkler wie „Over Drinkin‘ Under Thinkin'“, „Jukebox Songs and Barstool Beers“, der Ohrwurm des aktuellen Werkes „What I Couldn’t Forget“, „Cowboy Kind of Way“ (mit schönem atmosphärischen Chis Isaak-Flair) und das fluffige „Kiss Goodbye All Night“.
Zum Abschluss verabschiedete sich Drake samt seiner Musiker mit dem launig country-rockenden „Sounds Like Something I’d Do“ und ging nochmals händeschüttelnd durch die Besucher-Frontreihe. Von diesem talentierten Burschen wird, da war ich mir am Ende sicher, in Zukunft noch einiges kommen.
Line-up Drake Milligan: Drake Milligan (lead vocals, acoustic guitar) Kelly Hagan Fiddle Ryan DeMers (electric guitar, vocals) Adam Story (keys) Kramer Sell (drums, vocals) Clay Sell (bass)
Schöner Montag-Abend in der gutbesuchten Kölner Kantine. Die angesagte Nashville-Künstlerin Carly Pearce hatte den vornehmlich in Texas bekannten und sehr beliebten Red Dirt Singer-/Songwriter Wade Bowen als Support mit auf ihrer Europa-Tournee und dieser allein hätte ja eigentlich schon Hauptactambitionen gehabt.
Bowen, den wir ja vor Jahren bereits mal live im kleinen Blue Shell in der Domstadt erlebt hatten und mit dem wir damals auch ein Interview gemacht haben, betrat pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne und hatte um sich noch den Bassisten Caleb Jones sowie den filigranen Gitarristen Nick Gardner, der ihn 2022 auch schon begleitet hatte, versammelt.
Wade hatte im letzten Jahr wieder mit „Flyin‘“ ein starkes Album am Start, das aber überraschender Weise völlig außen vor gelassen wurde. Der Protagonist ließ dann zu den wunderbar klar klirrenden Akustikgitarren seine zum Dahinschmelzen raspelige Wohlfühlstimme bei Stücken wie u. a. „When Love Comes Around“ (Opener), „Til It Does“, „Sun Shines On A Dreamer“ auf die Audienz wirken. Die hatte dann spätestens nach dem autobiografischen „A Guitar, A Singer And A Song“ erkannt, was da für ein Musik-Juwel auf der Bühne performte und die bis dato glänzende Vorstellung mit punktgenau aufbrausendem Applaus honorierte.
Bowen, sichtlich gerührt, erwähnte noch, dass er Carly Pearce quasi beim Songwriting als Seelenverwandte schätze, da sie, wie auch er, ein Faible für eher traurige Songs besitze. Er legte dann noch seinen Billboard-Top-40-Hit „Saturday Night“ sowie das launige „Fell In Love On Whiskey“ zum Abschluss nach, wo auch Gardner und Jones noch mal so richtig ihre instrumentelle Klasse aufblitzen ließen. 40 Minuten akustischer Texas Red Dirt auf höchsten Niveau vergingen wie im Fluge. Bestnote für das ‚Wade Bowen-Trio‘!
Line-up Wade Bowen: Wade Bowen (lead vocals, acoustic guitar) Nick Gardner (acoustic guitar) Caleb Jones (bass, vocals)
Die Mitglieder der an diesem Abend involvierten Roadcrew schienen in der Vergangenheit allesamt auch schonmal in bürgerlichen Berufen gearbeitet zu haben. Ich deute Ihre schnelle und gute Arbeit jedenfalls als Empathiebeweis gegenüber Menschen wie mir, die am nächsten Tag in der Woche wieder früh aufstehen müssen.
Die Bühne war für Carly Pearce nämlich innerhalb von rekordverdächtigen 15 Minuten hergerichtet und so konnte das Mädel, ursprünglich aus Kentucky stammend, samt ihren Begleitjungens mit „Rock Paper Scissors“ gegen 21:00 Uhr sofort eine flott-rockige Nummer aufs Parkett legen.
Das folgende „Next Girl“ stand dann direkt als Blaupause für die enorme Chartkompatibilität ihrer, in der Regel selbst kreierten Tracks. Neben ihrem hübschen Aussehen (lediglich in Sachen Outfit ist vielleicht noch etwas Luft nach oben) und ihrer äußerst sympathischen Art, stand natürlich auch ihre ausdrucksstarke Stimme, als weiterer Baustein ihres Erfolges im Vordergrund, besonders beeindruckend im emotional besungen „I Don’t Fight Anymore“ dargeboten.
Apropos Begleitjungens: Die allesamt pfiffigen Burschen alias Daniel Johnson (drums) und Phil Noel (bass) als Rhythmussektion sowie der überragende Multiinstrumentalist Jon Aanstead (keyboards, acoustic guitar, fiddle, electric guitar, vocals) und der versierte Gitarrist Nick Huddleston (der bespielte gefühlt so ungefähr jedes derzeitig am Markt verfügbare Saiten-Modell im Laufe des Gesamtsets) trugen ebenfalls zum Gesamterfolg dieses schönen Abends bei. Klasse zum Beispiel beim launigen Schunkler „Still Blue“.
Eine tolle Geste von Carly in Richtung von Wade Bowen spielte sich danach beim herrlich zelebrierten „Louisiana Woman, Mississippi Man“ ab, als sie den Texaner zu einem tollen klassischen Country-Duett nochmals auf die Bühne zitierte. Aus meiner Sicht einer der Höhepunkte der Show!
Die immer wieder in ihren Tracks zur Schau gestellte Wut bezüglich ihrer gescheiterten Ehe mit Hallodri Michael Ray wurde dann in den Ansagen (der Stachel scheint trotz der mittlerweile vergangenen Jahre immer doch noch irgendwie zu sitzen) zu Liedern wie „Should Have Known Better“ und „29“ auch live, quasi als Lebenshilfe-Ratgeber für die vielen jungen anwesenden Damen im Publikum, nochmals thematisiert.
Und so verlief die Zeitspanne mit Liedern wie u.a. „Things I Don’t Chase“ „Woman To Woman“ bis zum finalen Track des Hauptteils „I Hope You Are Happy Now“ sehr kurzweilig.
Als Zugaben servierten dann Pearce & Co. noch „Oklahoma“ (akustisch gehalten) und „What He Didn’t Do“. Insgesamt wieder Mal eine tolle Werbung im Rahmen der Sound Of Nashville-Reihe, die inklusive des angenehmen Kölner Publikums am Ende alle als Gewinner zurückließ.
Und wenn selbst der eigentlich nicht so New Country-affine, fotografierende Kollege Mangold (der war in diesem Fall übrigens sehr über die vorbildlichen Arbeits-Bedingungen begeistert) dies als das beste Countrykonzert, das er bis dato gesehen hat, bezeichnet, dürfte wirklich alles gesagt sein!
Line-up Carly Pearce:
Carly Pearce (lead vocals, acoustic guitar, mandolin, electric guitar)
Jon Aanstead (keyboards, acoustic guitar, fiddle, electric guitar, vocals)
Daniel Weston Johnson (drums)
Phil Noel (bass, vocals)
Nick Huddleston (electric guitar, acoustic guitar, mandolin, dobro, vocals)
Wenn man über zwanzig Jahre Tischtennis auf recht hochklassigem Niveau gespielt hat, ist einem die außergewöhnliche Gabe, Dinge zu antizipieren, vermutlich mit in die Wiege gelegt worden. Besonders in dieser Sportart muss man Situationen in Millisekunden vorhersehen und gleichzeitig schon die effektive Reaktion darauf. geistig und auch physisch erfolgsbringend umsetzen.
Ob sich das auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen lässt, steht dann zwar erst mal auf einem anderen Blatt Papier, aber auch im beruflichen Bereich als Verkäufer im Messewerbebereich hat diese Gabe bewiesener Maßen oft zu unverhofft ertragsreichen und renommierten Deals geführt.
In Sachen Musik erwies sich dieses Gespür u. a. beim Debütalbum von Künstlern wie Keith Urban oder dem Erstling von Taylor Swift als wegweisend, wo diese hierzulande so gut wie niemand auf dem Schirm hatte und ich Ihnen schon damals eine große Karriere vorausgesagt hatte.
Auch im jetzigen Fall von Max McNown (in unseren Sphären wohl auch bis dato eher ‚unknown‘) lehne ich mich wieder aus dem Fenster, der in wenigen Tagen sein Zweitwerk „Night Diving“ auf den Markt bringen wird. Ein Schelm, wer hier nicht schon nach den ersten Songs spontan das Potential in ihm erkennt, eine Art ‚Nashville-Ed Sheeran‘ aufzubauen und damit vielleicht Morgan Wallens Dauerregentschaft mal wieder die Stirn zu bieten.
In den Staaten geht der 23-jährige in den sozialen Medien, in den Billboard-Charts und auch bei Gigs (u. a. mit Wynonna, Grand Ole Opry) bereits durch die Decke. Der Bursche hat ein außergewöhnliches Songwriting-Talent (sehr einprägsame Lieder, wunderbar klar instrumentiert zwischen Country, Indie, Heartland und folkigem Pop) und die vokale Gabe, überaus variabel, in allen Tempi und Stimmungen. immense Wirkung zu erzeugen.
In einem sich durchgehend auf massenkompatiblem. hohen Niveau befindlichen Werk, ohne dabei tatsächlich anbiedernd zu erscheinen, dürften aus meiner Sicht das flockige „Better Me For You (Brown Eyes)„, die wunderbare Kooperation mit Hailey Whitters auf „Roses and Wolves“ (da weiß man direkt schon nach 30 Sekunden, dass das ein typischer Duettsong wird – und schon wieder funktionierte die Antizipation…!), sowie der Good Feeling-Track mit dem prominenten Titel „Marley“ (schöne Quintessenz hier: Leg ’ne Marley-Scheibe auf den Plattenteller, schieb deine Sorgen beiseite und hab ’ne gute Zeit), das meiste Aufsehen erregen.
Und, dass Max McNown auch ein klein wenig Southern Rock im Blut hat, beweist das mit plusternder Harp und ABB-/Bettsscher-E-Gitarre verzierte „Won’t Let Go“. Die Umrandung mit dem eröffnenden Titeltrack „Night Diving“ und dem finalen „Freezing In November“ ist von beeindruckender Melancholie geprägt, gerade letztgenanntes Lied mit seiner, von fröstelnder Einsamkeit geprägten Stimmung, löste bei mir allein im Auto in den nasskalten düsteren Morgenstunden auf dem Weg zur Arbeit tatsächlich Gänsehautmomente aus, ein toller Track zum Abschluss!
Lediglich vom Cover, ohne den Name des Interpreten und dem Album-Titel, sondern nur mit dem schlichten Abbild des Protagonisten, bin ich persönlich nicht ganz so begeistert. Aber auch hier steckt sicherlich eine ein klare Botschaft dahinter: Liebe Leute, merkt euch dieses Gesicht! Bei uns in Deutschland ist Max McNown zum ersten Mal am 7. März beim C2C Festival in Berlin zu sehen!
Fugitive Recordings (2025) Stil: New Country
Tracks: 01. Night Diving 02. Better Me For You (Brown Eyes) 03. Love I Couldn’t Mend 04. Azalea Place 05. It’s Not Your Fault 06. Hotel Bible 07. Won’t Let Me Go 08. Roses and Wolves (feat. Hailey Whitters) 09. Marley 10. Freezing in November
Seit Midland, alias Sänger und Gitarrist Mark Wystrach, Bassist und Sänger Cameron Duddy sowie Leadgitarrist und Sänger Jess Carson mit ihrem Superhit „Drinkin‘ Problem“ (wie heißt es so schön im Volksmund: „Ich habe kein Problem mit Alkohol, sondern ohne Alkohol…!“) im Jahr 2017 durch die Decke gegangen sind, ist das Trio aus den höheren Gefilden des Country-/New Country in Nashville nicht mehr wegzudenken.
Die drei Musiker, die sich eher zufällig auf der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes kennengelernt hatten, sind seither mit jeder neuen Veröffentlichung immer mehr gereift und bieten so gut wie immer Qualitätsware an. Für ihr neues Werk „Barely Blue“ (hier mit zwei zusätzlichen Songs in der Deluxe-Version), das thematisch eine Reise durch die Einsamkeit, der Männlichkeit und die Kraft der Widerstandsfähigkeit in Zeiten von Herzschmerz behandelt, konnten sie zum ersten Mal Dave Cobb als Produzenten gewinnen.
„Dave Cobb war ein Produzent, mit dem wir schon lange zusammenarbeiten wollten, seit wir Metamodern Sounds in Country Music von Sturgill Simpson gehört hatten“, merkt Mark Wystrach an. „Daves vielseitiger musikalischer Hintergrund und seine Herangehensweise, das Aufnehmen als Erlebnis zu betrachten, machten ihn zur perfekten Wahl für uns. Bei „Barely Blue“ haben wir wirklich das Gefühl, dass Dave uns geholfen hat, genau den Sound zu finden, den wir schon lange gesucht hatten.“
Cobb stellte bei vielen Stücken immer einzelne Instrumente ein wenig in den Vordergrund, beim Opener „Lucky Sometimes“ zum Beispiel ist es eine nölende Harp, beim Titelstück tritt eine fiepende E-Gitarre mit Steelergänzungen in den Vordergrund, „Better Than A Memory“ wird von einer knisternden Akustikgitarre mit Flamenco-Touch geführt, „Old Fashioned Feeling “ und „Halfway To Heaven“ enthalten ein wenig Duane Allman-Gedächtnis-Slide.
Eine CD, auf der sich nur zehn Stücke befinden, wovon dann auch noch zwei („Vegas“ und „Lone Star State Of Mind“) in verschiedenen Versionen als die beiden Bonustracks serviert werden, als Deluxe-Ausgabe zu benennen, halte ich, gelinde gesagt, für recht kühn, aber an Selbstbewusstsein hat es den Burschen ja noch nie gemangelt.
„Lone Star State Of Mind“, das für mich stärkste Stock des Werkes, erhält in der Bonusversion durch die hölzernen kauzigen Zusatzvocals von Paul Cauthen tatsächlich nochmal eine besondere Note.
So bekommt man auf „Barely Blue“ quasi acht neue melodische, Melancholie-umwobene Ohrenschmeichler, die aus meiner Sicht genau das Midland-Flair ausstrahlen, wofür sie ihre Fans lieben. Die große bahnbrechende Veränderung sehe ich hier trotz Dave Cobb eigentlich nicht.
Big Machine Records (2024) Stil: Country
Tracks: 01. Lucky Sometimes 02. Barely Blue 03. Better Than A Memory 04. Old Fashioned Feeling 05. Vegas 06. Baby It’s You 07. Halfway To Heaven 08. Lone Star State Of Mind 09. Vegas (feat. Kaitlin Butts) 10. Lone Star State Of Mind (feat. Paul Cauthen)
Debüt des mit viel Vorschusslorbeeren (Breakthrough Artist to Watch“ – Amazon Music und „Next Rising Star“ – Billboard) bedachten Singer/Songwriters Dylan Schneider.
Touren als Support von Florida Georgia Line, Morgan Wallen und Kane Brown, als auch seine TikTok-Viral-Hits „Ain’t Missin‘ You“, „Bad Decisions“ sowie das autobiografische „Daddy Drinks Whiskey“ im Vorfeld dürften ebenfalls den Fokus auf ihn verstärkt haben.
Jetzt präsentiert er auf seinem Erstwerk „Puzzled“ satte 16 Songs, alle von ihm mitgeschrieben mit diversen Co-Writern wie u. a. Rodney Clawson, Brett Tyler, Gabe Foust, Zach Abend und Lalo Guzman. Die drei Letztgenannten waren auch produktionstechnisch involviert. Der starke Titelsong „Puzzled“ zum Abschluss geht ganz allein auf Dylans Kappe.
Die Produktion und Instrumentierung entspricht natürlich allen modernen Nashville-Standards, um in den relevanten Charts oben mitzumischen. Schneiders angenehme, mit einem Hauch von Raspel gekennzeichnete Stimme weist zudem gewisse Ähnlichkeiten zu Morgan Wallen auf, was sicherlich nicht minder zuträglich sein dürfte.
Die Songs gehen allesamt gut und leicht, oft mehr poppig ins Ohr, am Ende hätte man sich vielleicht etwas mehr Ecken und Kanten, bzw. eine etwas rockigere und countryesker geprägte Ausrichtung gewünscht.
Ein wenig hat man das Gefühl, dass Dylan auf den Morgan Wallen-Erfolgszug aufspringen soll, im Prinzip werden hier viele ähnliche Melodien und Refrains wie die des Dauer-Chart-Toppers aus dem Ärmel geschüttelt (man höre sich z. B. „Gone Is What I Get “ mal an), aber dazu muss man auch erstmal fähig sein.
Humor hat der Bursche auch, wenn man ihn beispielsweise „Girl, we are good at making bad decisions“ singen hört.
So sind Anhänger von Acts wie Thomas Rhett,Jimmie Allen, Kane Brown, Sam Hunt oder Tebey hier zunächst mehr die Zielgruppe, ich persönlich hätte mir, trotz vieler guter Ansätze, die durchaus vorhanden sind, das Pendel etwas mehr in Richtung Brantley Gilbert oder Jason Aldean ausschlagend gewünscht. Aber der junge Bursche ist zweifellos sehr talentiert und somit auch sicher noch entwicklungsfähig.
„Mein Debütalbum ist das Ergebnis meiner bisherigen Arbeit und Erfahrungen. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich erscheint! Die Songs spiegeln wider, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich will. Ich freue mich schon auf die Reaktionen des Publikums, wenn wir damit auf Tour gehen,“ so Schneiders Fazit zu seinem Gesamtwerk, das ab heute, dem 27. September, käuflich zu erwerben sein wird.
Richtig gut hat mir die Covergestaltung mit dem Puzzlebild des Protagonisten passend zum Titel des Albums gefallen. Somit ist „Puzzled“ von Dylan Schneider als ein erstes Puzzle-Stück auf dem Weg in eine vielversprechende Karriere zu sehen. Man darf gespannt sein, ob hier tatsächlich ‚The next big thing‘ aus den Startlöchern hervorkommt.
BBR Music Group/BMG Nashville (2024) Stil: New Country
Tracks: 01. Carhartt 02. Country Right 03. Without June 04. Bad Decisions 05. Here Comes The Sun 06. Bad At Breaking Up 07. Ain’t Missin’ You 08. Truck I Grew Up In 09. Buy That Girl A Beer 10. Ruin This Town 11. Put The Whiskey Away 12. Gone Is What I Get 13. Momma’s House 14. Better Than You Left Me 15. Daddy Drinks Whiskey 16. Puzzled
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