The McClymonts – Wrapped Up Good – CD-Review

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Dass vom 5. Kontinenten unseres Planeten immer wieder richtig tolle Musik herüberkommt, wissen wir nicht erst seit den monumentalen Rock’n Roll-Urgesteinen von AC/DC. Und im Countrybereich ist das nicht anders! Der mittlerweile in den USA zum Superstar avancierte Keith Urban ist nur ein Beispiel, aber auch in den Staaten (unverständlicherweise) kommerziell nicht so etablierte Künstler wie etwa der begnadete Lee Kernaghan oder die wunderbare Catharine Britt sind Paradebeispiele für qualitativ hochwertige, ganz exzellente Country-/New Country-Musik, wie sie selbst in Nashville nicht an jeder Straßenecke produziert wird.

Nun machen sich auch die McClymonts auf, nachdem sie bereits Australien mit ihrer herrlich erfrischenden, genauso traditionell fundamentierten, wie modernen Country-/ New Country-/ Countrypop-„Mugge“ erobert haben, in den Staaten Fuß zu fassen. Brooke, Samantha und Mollie McClymont konnten bereits mit ihrem prächtigen Debüt „Chaos And Bright Lights“ (das wir jetzt im übrigen auch neu im Programm haben) die Aufmerksamkeit Nashville’s auf sich ziehen und wurden im Rahmen des Albums mit der Verpflichtung als Support-Act für Jason Aldeans letztjährige Stadion-Tour belohnt. Mittlerweile steht mit „Wrapped Up Good“ auch ihr in Australien bereits vor 1 1/2 Jahren erschienenes, zweites Album auf den US-Markt in den Startlöchern.

Die drei hübschen Schwestern (Samantha und Mollie sind jetzt blond, Brooke ist brünett) machen im Prinzip da weiter, wo sie bei ihrem tollen Erstling aufgehört hatten: Schöner, melodischer, recht organisch und tradionell gehaltener, von herrlichen Vokalharmonien geprägter New Country, mal mit traditionellen Strömungen und auch mal mit dem ein oder anderen, allerdings nie zu aufgesetzten, poppigen Moment, vom Allerfeinsten. Die meisten Songs sind wieder von Brooke McClymont komponiert (mit diversen Co-Autoren) und gesungen, drei Stücke führt Samantha an, während sich Mollie fast ausschließlich den Hamonies widmet.

„Are You Ready to Kick it up“ heißt es zu Beginn des starken Openers, dann heult die Fiddle auf und es wird mit einem flotten, rhythmischen, von Fiddle, Banjo und Gitarren domonierten Uptempotrack („Kick It Up“) losgelegt. Bringt sofort mächtig gute Laune und geht wunderbar ins Ohr. Countrymusic kann so erfrischend sein. Das unmittelbar folgende Titelstück hat ebenfalls richtig Power (klasse hier die Bazouki-artigen Gitarren- und Dobro-Fills) und verfügt mit seinem einprägsamen Refrain über jede Menge Hitpotential. Samantha McClymont hat dann bei den etwas ruhigeren Nummern „Take It Back“ (wunderschöne, reine Ballade mit feinem Dobro und dezenten Strings), „A Woman Is A Flame“ (schönes Pinao, Mandolinezupfer, erneut unaufdringliche Strings) und dem ein wenig an eine nicht zu poppige Shania Twain erinnernden Gute-Laune-Stampfer „If You’re Gonna Love Me“ ihren Einsatz.

Ganz tief in die Retro-Kiste wird bei „I’m Not Done With You Yet“ gegriffen. Da leiert die Pedal Steel-Gitarre richtig hawaianisch zu einem leicht swingendem Rhythmus und die Musiker können sich mit Fiddle, Steel und Piano mittels kleiner Solo-Einlagen richtig austoben. Gegen Ende beweist Brooke bei „I Could Be A Cowboy“, (eine typische, atmosphärische Western-Sonnenuntergangs-Ballade, klasse Fiddle-Solo, schöne Mandolinen-Fills) dass sie sich auch im Low Tempo-Bereich problemlos zurechtfindet.  Zum Schluß geht dann der „Cannonball“ nochmal ab, wie aus einer „Kanone“ gefeuert (schneller Gesang, quirlige Fiddle, klasse E-Gitarren-Picking, leicht bluegrassiger Anstrich). Hier zeigen besonders Stuart Duncan an der Fiddle und Mike Rojas am Honky Tonk-Piano und Akkordeon ihre ganze instrumentelle Klasse. Ein super Ende!

Die McClymont-Sisters legen mit „Wrapped Up Good“ ein tolles Album hin, das sowohl mit starkem Gesang, als auch feiner und raffinierter musikalischer Umsetzung (dank der tollen Musiker wie u.a. Adam Anders, Nick Buda, Stuart Duncan, Eric Siver, Dan Dugmore, Bob Britt, Mike Rojas) begeistert. Produziert haben Adam Anders und Nathan Chapman. Nicht nur die Liebhaber von feinstem „Girl-Country“ in Sphären von SHeDAISY, Lace, Dixie Chicks, The Wreckers, Little Big Town & Co. werden diese hoch talentierten, australischen Mädels ganz schnell in ihre Herzen schließen. „Kick it up, boys – and girls too“!

Fontana Australia (2011)
Stil: New Country

01. Kick It Up
02. Wrapped Up Good
03. He Used To Love Me
04. Boy Who Cried Love
05. Take It Back
06. Rock The Boat
07. I’m Not Done With You Just Yet
08. A Woman Is A Flame
09. Hearts On Fire
10. If You’re Gonna Love Me
11. I Could Be A Cowboy
12. Cannonball

The McClymonts
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Bärchen Records

Little Big Town – Tornado – CD-Review

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Fünfter Streich des beliebten und ursprünglich aus Alabama stammenden Quartetts. Die Konstellation von Little Big Town mit zwei Sängerinnen (Karen Fairchild, Kimberly Schlapman) und zwei Sängern (Jimi Westbrook, Phillip Sweet) ist in der Nashville-Szene rar gesät. Sie birgt einerseits sicher einiges an Potential für Reibereien, Unwägbarkeiten und auch Meinungsverschiedenheiten – schließlich dürfte es sich nicht einfach gestalten, immer vier Personen und ihre unterschiedlichen Ansichten unter einen Hut zu bringen. Es offeriert aufgrund der Einzigartigkeit und der Kombinationsmöglichkeiten aber auch große Chancen. Und die hat der Vierer seit seinem Bestehen (Gründung 1998) auch konsequent genutzt. Man ging von Anbeginn durch Dick und Dünn (Labelschwierigkeiten, Todesfälle innerhalb der Familien), von Skandalen oder Auflösungserscheinungen aber keine Spur.

Im Gegenteil: Die Band arbeitete sich peu-a-peu immer weiter in der Gunst der Fans nach vorne und sitzt mittlerweile sicherer denn je im Sattel eines der bestimmenden Major Labels (Capitol Records). Mit dem Vorgängerwerk „The Reason Why“ gelang es erstmalig ein Album auf Platz 1 der Billboard Country-Charts zu platzieren, was ihnen aber bei Singles bis dato verwährt blieb. Doch auch das ist mittlerweile Schnee von Gestern. Mit ihrem neuen, bravourösen Silberling „Tornado“ und der vorab ausgekoppelten Single „Pontoon“ (ein herrlich grooviger Gute-Laune-Song mit toller Mandoline und starkem Southern-affinen E-Gitarren-Solo) ist ihnen jetzt auch dort der ganz große Wurf gelungen.

Der Song erklomm sofort die Chartspitze und eroberte die Herzen der Fans, der Kritiker, wie auch einer ganzen Reihe von im Genre beheimateter, hoch angesehener Kollegen (selbst Diven wie Wynonna oder alte Haudegen wie Charlie Daniels zollten diesem Track ihre große Hochachtung) im Sturm. Die Nummer ist natürlich auch bei den diesjährigen CMA-Awards als bester Song des Jahres mit hervorragenden Aussichten nominiert worden (dazu sind die vier auch noch in der Kategorie beste Vocal-Group dabei). Auch der Rest des Albums besticht mit bärenstarken Liedern und vor allem viel Variabilität. Da bringt sich wieder jeder perfekt auf den Song getimt als Leadsänger ein, mal wechseln weiblicher und männlicher Gesang, fast immer gibt es diese tollen auf den Punkt gebrachten Harmoniegesänge, was ihnen zum Teil den Ruf als „Fleetwood Mac der Countryszene“ einbrachte.

Ein exzellentes Beispiel hierfür ist das wunderbar fluffige, hoch melodische „Leavin‘ In Your Eyes“, das man gemeinsam mit den Warren Brothers komponierte. Man meint teilweise wirklich, dass Karen Fairchild und Kimberly Schlapman Seelenverwandte mit Stevie Nicks und Christine McVie wären. Toller Song, da denkt man sofort an das berühmte „Rumours“-Album zurück. Neben den vier Hauptprotagonisten glänzen hier aber auch zwei Songlieferantinnen. Natalie Hemby lieferte als Co-Writerin gleich den Stoff für fünf Titel („Pontoon“, „Tornado“, „Can’t Go Back“, „Self Made“ und „Night Owl“) und hat somit erheblichen Anteil an diesem starken Werk, aber auch die zierliche Lori McKenna, selbst eine wundervolle Interpretin, hat bei den eingängigen „Sober“ und „Your Side Of The Bed“ deutliche Spuren hinterlassen. An den Instrumenten verdient sich diesmal Multiinstrumentalist Johnny Duke (sämtliche Saiteninstrumente) Bestnoten.

Produziert und auch musikalisch beteiligt ist Jay Joyce, dem ein kristallklarer Sound gelungen ist. Der treibende Opener „Pavement Ends“ bietet richtig schönen, rootsigen Country und knüpft so ein wenig an alte „Boondogs“-Zeiten an. Auch beim swampigen „Front Porch Thing“ (klasse Dobro-Fills) geht es recht kräftig zur Sache und es wird sogar vor Delta-bluesiger Electric-Slide kein Halt gemacht. Ansonsten wird man in gewohnter Weise von den wirklich tollen Gesangswechseln und Harmonien verzaubert (teilweise auch in Accapella angelehnter Manier). Das ist schon sehr beeindruckend. Und so bekommt man beim abschließenden „Night Owl“ (fast schon bardenhaft vorgetragen) noch einmal eine Lehrstunde in dieser Hinsicht geboten.

Fazit: Little Big Town sind mit „Tornado“ auf dem bisherigen Gipfel ihrer Karriere angelangt. Mit ihrem Smash-Hit „Pontoon“ dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit sogar der Song des Jahres 2012 eingefahren werden. Es ist immer wieder schön, diesem sympathischen Quartett zuzuhören und an ihrer Weiterentwicklung teilzuhaben. Die Texte, enthalten in einem sehr geschmackvoll gestaltetem Cover/Booklet, tragen ebenfalls zum großen Gelingen dieses beeindruckenden Gesamtwerkes bei. Eine tolle Scheibe! Little Big Town erneut ganz groß!

Capitol Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Pavement Ends
02. Pontoon
03. Sober
04. Front Porch Thang
05. Your Side Of The Bed
06. Leavin‘ In Your Eyes
07. Tornado
08. On Fire Tonight
09. Can’t Go Back
10. Self Made
11. Night Owl

Little Big Town
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Bärchen Records

Lady Antebellum – Own The Night – CD-Review

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Drittes Album des mega-erfolgreichen, ganz großartigen Country-Trios! So etwas wie „High Noon“ ist in Nashville angesagt, wenn solch eine Top-Band wie Lady Antebellum ein neues Album auf den Markt bringt, vor allem, nachdem man, wie mit dem Vorgänger „Need You Now“ fast alle Rekorde in Sachen Charts, Awards und Grammys gebrochen hatte. Eine oft schwierige, ja gefährliche Situation, in der die Ansprüche seitens Industrie und des Publikums ins scheinbar Unermessliche steigen, meist einen schleichenden oder auch abrupten Karriereknick einläutend. Nicht so bei Lady Antebellum. Dem Trio bestehend aus Hillary Scott (Tochter von Countrysängerin Linda Davis), Charles Kelly (Bruder des ebenfalls erfolgreichen Singer/Songwriters Josh Kelley) und dessen langjährigem Freund Dave Haywood ist mit „Own The Night“ ein weiteres Glanzstück gelungen, dass in Sachen Songqualität sogar noch eine Steigerung offenbart. Eine super Scheibe!

Eines darf man hier nicht vergessen. Alle drei greifen nicht wie viele andere auf hitverdächtige Fremdkompositionen zurück, sondern schreiben ihre Songs größten Teils selbst (auch hier wieder zehn von zwölf, in Assistenz mit vielen großen Co-Writern wie Dallas Davidson, Monty Powell, Hillary Lindsey, River Rutherford) und sind auch im musikalischen Prozess nicht nur vokal involviert (Haywood spielt auch ganz ausgezeichnet Akustikgitarre und Piano). Produziert hat, wie auch den Vorgänger, wieder Paul Worley, der dem Trio natürlich eine ganze Reihe von ausgezeichneten Musikern (u.a. Chad Chromwell, Dann Huff-Bruder David, Rob McNelly, Jason Gambill, Michael Rojas, Craig Young, Yonathan Yudkin, Bruce Bouton) zur Seite stellte. Worley ist es erneut gelungen, die außerordentliche, besondere Chemie zwischen den Instrumentalisten und dem sich wunderbar ergänzenden Gesang (in vielen Variation, mal jeweils solo, mit ergänzenden Harmonies des anderen oder in einigen Fällen im Duett) der beiden Hauptprotagonisten Charles und Hillary „herauszukitzeln“. Das ist große große Klasse, die spürbar durch die gesamte Länge dieses Werk wirkt.

Wunderbar schon der Auftakt mit dem an den Albumtitel angelehnten „We Owned The Night“, das einerseits eine schöne folkige Note (feine Mandolinenbegleitung) aufweist, dann aber von einem satten E-Gitarrensolo durchbrochen wird. „Just A Kiss“, die vorab gebrachte Single mit ihren Stimmungs- und Tempowechseln hat ja bereits die Chartspitze erklommen. Die erste Fremdkomposition „Friday Night“ entpuppt sich als flotter Rocker, teilweise mit fulminantem, synchronem Sprechgesang der beiden Frontleute und einem quietschenden E-Gitarren-Solo. Starke Nummer. Wenn Hillary Scott mal das Mikro als Hauptsängerin wie bei „When You Were Mine“ übernimmt, dann erinnert sie zuweilen an Stevie Nicks zu deren Glanzzeiten, vielleicht mit einem ergänzenden Hauch Taylor Swifts. Stark am Ende das filigrane Gitarrenspiel von Rob McNelly.

Überhaupt klingt das Werk so manches Mal in seiner Art und Gestaltung (ganz großartige Bilder übrigens von Brantley Gutierrez, vor allem Hillary in ihrem weit ausschweifenden Ballkleid in Strandumgebung ist eine Augenweide, toll besonders das Coverfoto) wie eine countrykompatible Version des legendären „Rumours“-Albums von Fleetwood Mac, was in diesem Fall als großes Kompliment gemeint ist. Grandios einmal mehr das Wechselspiel von Charles’ warmer Baritonstimme und Hillarys juvenil klingendem Gesang beim entspannten „Cold As Stone“ mit herrlichen Mandolinen- und Dobrofills und auch das lässig groovende „Singing Me Home“ (baumstarkes Akustikgitarrensolo von Dave Haywood). Bombast und große Emotionen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Wer auf Powerballaden mit einem Heer von Streichern steht, hat bei Stücken wie „Wanted You More“ (hier sind gleich sieben Songschreiber involviert!), „As You Turn Away“ und dem abschließenden „Heart Of The World“ (die zweite Fremdkomposition – Tom Douglas, Scooter Caruso) die freie Auswahl.

Kurz vor Ende darf man allerdings noch zwei furiose Tracks nicht verpassen: Das Fiddle-lastige (stark hier Jonathan Yudkin) und wohl country-traditionellste Stück des Albums „Love I’ve Found In You“ (fulminant auch das an Bruce Hornsby erinnernde Pianospiel von Michael Rojas) und das nach nach dem Motto „R’n’B meets Country“ gestrickte, mega-entspannte „Somewhere Love Remains“ (wieder herrlicher Duettgesang beider Lead-Vokalisten). Große Musik! Insgesamt kann man als Fazit ziehen, dass Lady Antebellum mit „Own The Night“ die große Herausforderung, die „Need You Now“ an sie stellte, selbstbewusst angenommen und mit Bravour gelöst hat. Das Trio präsentiert sich stärker denn je. Ihre Erfolgsstory geht ohne Wenn und Aber auch mit diesen Album unaufhaltsam weiter!

Capitol Nashville (2011)
Stil: New Country

01. We Owned The Night
02. Just A Kiss
03. Dancin‘ Away With My Heart
04. Friday Night
05. When You Were Mine
06. Cold As Stone
07. Singing Me Home
08. Wanted You More
09. As You Turn Away
10. Love I’ve Found In You
11. Somewhere Love Remains
12. Heart Of The World

Lady Antebellum
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Bärchen Records

John David Kent – Before The Sun Comes Up – CD-Review

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Ganz starkes Album dieses Texaners, der mit tollen, melodischen Songs und einem satten Sound zwischen erdigem „vintage Countryrock“ und knackigem New Country voller Red Dirt-Esprit aufwartet. Auch wenn vermutlich, bis auf wenige Insider, John David Kent kaum jemand kennt, hat dieser Bursche aus Greenville, TX doch eine mehr als beachtliche Vita vorzuweisen. Schon mit 16 Jahren als tragendes Mitglied der Alternativ-Rock-Band „Radish“ (zusammen mit Ben Kweller und Ryan Green, John David Kent agiert hier noch als Drummer) Inhaber eines Major Label-Deals, sowie mit Auftritten in den legendären Late Night Shows von Connan O’Brian und David Letterman bedacht, einigen Singleerfolgen/Konzerten in Europa (unter anderem auf der Hauptbühne beim bekannten Reading Festival), sprechen für eine bereits bewegte musikalische Vergangenheit.

Nachdem er und Kweller sich dafür entschieden, getrennte Wege zu gehen, um sich auf ihre eigenen Solo-Karrieren zu fokussieren (John David formte vorher noch vorrübergehend die Band „Pony League“), bot sich ein drastischer musikalischer Stilwechsel für Kent förmlich an. Und da Texaner bekannterweise mit Country und Red Dirt tief verwurzelt sind, erweist sich sein Schwenk in Richtung dieser Genres (auch aufgrund seiner angehm rauchigen Stimme) als folgerichtig. Nach einer EP und seinem Debüt von 2011 legt John David Kent jetzt mit „Before The Sun Comes Up“ beim immer stärker aufkommenden Label „Thirty Tigers“ (u.a. Casey Donahew Band, Jason Isbell, The Statesboro Revue) einen überaus starken Nachfolger hin. Auch hier sind zunächst wieder grundlegende Veränderungen bezüglich des Vorgängeralbums zu bemerken.

John David Kent tauschte seine Begleitband zugunsten von Bruder Tony Kent (Drums), Randall Fuller (Bass) und dem starken Gitarristen Colton Gilbreath komplett aus. Auch die Produktion gab er diesmal aus den eigenen Händen, und zwar in die von Dwight A. Baker, der hier auch noch einige Percussion-Elemente und Harmonie-Gesänge beisteuert. Alles sehr gute Entscheidungen. Die Band harmoniert perfekt mit ihm (vor allem die grandiose E-Gitarrenarbeit von Gilbreath macht richtig Laune) und auch Baker hat deutlich mehr Struktur in seine Musik gebracht. Das Paket „John David Kent plus radiotauglichen, texanisch und Red Dirt angehauchtem New Country“ ist nun absolut stimmig.

Die CD startet direkt mit einem saustarken, schön rau gehaltenen Redneck Country-/Southern Rocker „Country Twang“. John Davids cooler Gesang und die typisch swampig rockenden E-Gitarren machen gleich richtig Dampf. Jason Aldeans „My Kinda Party“ oder „Brantley Gilberts „Kick It In The Sticks“ kommen einem hier in den Sinn, wenngleich, trotz aller Nashville-Kompatibilität, Kents Nummer deutlich erdiger, natürlicher und Red Dirt-rockiger köingt. Toller Auftakt! „Last Call“ ist ein weiterer Track, der in diese Kerbe schlägt. Als Single wurde (eigentlich völlig untypisch) das Lied ganz am Ende des Silberlings, „Until We Turn Around“ ausgewählt. Der etwas poppige und treibende Gitarrenrhythmus im Stile eines Keith Urban und der flockige Gute-Laune-Refrain bieten dann aber die schlüssige Begründung für das „Warum“.

Auch das wunderbar melodische Titelstück „Before The Sun Comes Up“ ist ähnlich strukturiert. Dazwischen gibt es einen klasse Dreierpack („Fight For You“, „Little Less Lonely“ und „Leaving Without You“), bei dem der uns ebenfalls gut bekannte Musiker Jeff Allen kompositorisch involviert ist. Allesamt variable Midtempotracks, immer durch schöne E-Gitarrenarbeit, hallende Orgel (klasse Gastmusiker: John Ginty), starke Refrains (mit hohem Wiedererkennungswert) und Kents angenehmen Gesang verziert. Das wunderbar atmosphärische „You Struck A Nerve“ (schöne Tempo- und Stimmungswechsel, „Uhuhuh“-Harmonies), das bluesige „Should’ve Just Let Me Go“ (klasse Akustikgitarrenuntermalung, Bariton-E-Gitarre, fettes E-Gitarren-Solo, großartiger Powerrefrain) und das einen stimmungsreich in seine Jugend zurückversetzende „Free To Drive“ (herrliche, euphorisierende Melodie, toller authentischer Gesang von Kent, abermals saugute Gitarrenarbeit von Gilbreath, absolut Hit-tauglich), ergeben den Rest eines Albums mit durchweg hervorragendem Songmaterial. Zu letztgenanntem Stück passt auch die schöne Coveraufmachung, bei der John David mit einer netten jungen Dame in einen roten Mustang bei einer Spritztour fototechnisch begleitet wird. Seine Musik ist der geradezu ideale Begleiter für solche Gelegenheiten. Hut ab!

John David Kent legt mit seinem zweiten Longplayer eine gehörige Schüppe drauf und hat ganz klar, ähnlich wie die Eli Young Band, Wade Bowen, Cory Morrow oder No Justice, etc. das Potential, weit über Texas hinaus für Furore zu sorgen. Wer diesen John David Kent noch nicht kennt und auf recht unverbrauchten, sich nicht unbedingt an die Charts anbiedernden, aber umso stärkeren New Country und Countryrock in beschriebenem Maße steht, sollte mit „Before The Sun Comes Up“ diese musikalische „Bildungslücke“ „stante pede“ schließen. Ein (noch) echter Geheimtipp des Jahres 2013!

Thirty Tigers Records (2013)
Stil: New Country

01. Country Twang
02. Before The Sun Comes Up
03. Fight For You
04. Little Less Lonely
05. Leaving Without You
06. Last Call
07. Struck A Nerve
08. Should’ve Just Let Me Go
09. Free To Drive
10. Until We Turn Around

John David Kent
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Bärchen Records

Josh Kelley – Georgia Clay – CD-Review

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Klasse New Country-Debut von Josh Kelley (Josh ist der Bruder von Lady Antebellums Charles Kelley), der mit seiner ersten Single „Georgia Clay“ bereits die Top 20 der Billboard Country Singles-Charts geentert hat. Was er bietet, ist eine feine, ausgewogene Balance zwischen lockeren Midtempo-Nummern, ein paar sehr schönen Balladen und einigen kraftvollen, starken Uptempo-Songs. Der aus Augasta, Georgia stammende, 1980 geborene Musiker Josh Kelley ist eine interessante Persönlichkeit. Er begann bereits von früher Kindheit an zu musizieren und gründete mit gerade mal 14 Jahren mit seinem Bruder Charles eine Band namens Inside Blue. Ihre Wege trennten sich, Charles wurde, wie bekannt, Teil des mega-erfolgreichen Trios Lady Antebellum, Josh begab sich in Singer/Songwriter-/Pop-/Rock-Gefilde, brachte immerhin 4 Alben heraus und tourte mit bekannten Interpreten wie Rod Stewart oder den Counting Crows durch die Lande.

Aufsehen erregte Josh weiterhin durch die Hochzeit mit der hübschen und einer der bestbezahltesten Schauspielerinnen Hollywoods, Katherine Heigl („Greys Anatomy“, „Die nackte Wahrheit“). Mit seinem neuen Album „Georgia Clay“ schließt sich jetzt der Kreis wieder und er folgt seinem Bruder Charles in den (New) Country-Sektor. Charles ist übrigens beim Titeltrack „Georgia Clay“ und beim flott abgehenden „Ain’t Letting Go“ (sommerliche Note, klasse Gitarren, treibende Drums, surrende Steel) beim Songwiting mit involviert gewesen. Sämtliche Stücke stammen aus der Feder von Josh, alleine oder teilweise in Kooperation mit diversen Co-Autoren (u.a. Craig Wiseman, Patrick Davis, Rachel Thibodeau).

Produziert hat Kelley-Freund Clint Lagerberg, der sowohl kompositorisch, als auch instrumentell (diverse Saiteninstrumente) und mit einigen Background Vocals einen erheblichen Beitrag zu diesem sehr ansprechenden Werk leistete. Wie für ein Major-Werk üblich, wurden natürlich auch hochkarätige Musiker (u.a. Chris McHugh, Chad Cromwell, Charlie Judge, Glenn Worf, Gary Morse) zur Einspielung mit eingebunden. Zudem ist Josh, ähnlich wie sein Bruder, mit seiner leicht angerauten, viel Wärme ausstrahlenden Stimme fürs Country-Genre nahezu prädestiniert. Auch beim Songwriting merkt man sofort, dass man es mit keinem musikalischen Jungspund zu tun hat. Kelley weiß, wie man Stücke in Sachen Tempo und Atmosphäre in Szene zu setzen hat und sie auch dementsprechend instrumentell (mit den country-typischen Zutaten) ausstaffiert.

Das wirkt alles leicht, locker und entspannt, stimmlich ist er immer auf der Höhe. Die Refrains sind in der Regel so gestaltet, dass sie sofort im Ohr hängen bleiben. Man fragt sich spontan, warum er sich nicht schon länger in dieser Sparte bewegt hat. Die Single „Georgia Clay“ eröffnet die CD im melodischen Midtempobereich. Schönes Akustikgitarrenspiel, Steel und Piano geben den Ton an, Kelley singt im „Wohlfühlbereich“ irgendwo zwischen Phil Vassar, Pat Green und James Otto. Auch „Real Good Try“ (klasse „Backs“ hier von Ashley Moore) und „Gone Like That“ (gutes E-Slide-Spiel) verströmen entspanntes Country-Ambiente. Der mit Lee Brice komponierte kleine, feine, pianoträchtige Lovesong (dazu dezente Fiddle-Fills) würde auch ins Repertoire eines Marc Cohn passen.

„Naleigh Moon“ ist seiner adoptierten Tochter gewidmet. Hier spürt man eindeutig die sehr persönliche Note. Jerry Douglas (Alison Krauss & Union Station) brilliert an seinem Paradeinstrument, dem Dobro. Richtig zur Sache geht es zum ersten Mal beim launigen Stück „It’s Raining Whiskey“. Hier wird nach dem Motto „Hoch die Tassen, es regnet Whiskey“ in feucht-fröhlicher Toby Keith-Manier ein richtiger Mitgröhl-/Partysong zelebriert (klasse Bariton-E-Gitarren inkl. quirligem Solo, Steel-Fills, Honky Tonk-Piano, Crowd-Gesänge am Ende). Ganz hervorragend auch „Leaving You“. Ähnlich wie James Otto auf seinem letzten Werk beweist Josh hier, dass man soulige Elemente wunderbar mit Countryklängen verbinden kann. Großartig auch das herrlich dazu passende claptoneske Stratocasterspiel von Clint Lagerberg.

Bei „Great Idea“ (mit schöner Fiddle-/Steel-Kombination) und dem flott groovenden „Ain’t Letting Go“ wird dann das Gaspedal wieder etwas nach unten gedrückt. Auf einem Major-Werk darf natürlich auch eine große Powerballade nicht fehlen. Die gibt es hier dann mit „Don’t You Go“ zum Abschluss. Nach recht spartanischem, fast kammermusikartigem Beginn, steigert sich der Song mit Streicheruntermalung und einem Instrumentalfinish in einen echten Rausch der Emotionen. Erinnert in der Art ein wenig an das Duett „Don’t You Wanna Stay“ von Jason Aldean und Kelly Clarksen. Mit „Georgia Clay“ hat Josh Kelley eine erste, vielversprechende Duftmarke in Nashville gesetzt. Leute, die gerne auf leicht angeraute, viel Wärme verströmende Charakterstimmen a lá James Otto, Phil Vassar, Buddy Jewell, Pat Green oder Travis Tritt stehen, liegen bei Josh Kelley goldrichtig. Ein exzellenter Einstieg in die (New) Country-Szene!

MCA Nashville (2011)
Stil: New Country

01. Georgia Clay
02. A Real Good Try
03. Gone Like That
04. Baby Blue Eyes
05. Naleigh Moon
06. Two Cups of Coffee
07. Rainin‘ Whiskey
08. Great Idea
09. Learning You
10. Ain’t Lettin‘ Go
11. Don’t You Go

Josh Kelley
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Bärchen Records

Casey James – Same – CD-Review

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Großartiges Newcomer-Debüt! Wenn heutzutage noch wirklich etwas auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zutrifft, dann ist es zweifelsfrei das schier unglaubliche Reservoir an Musiktalenten. Der Aus Fort Worth, stammende 29-jährige Texaner Casey James (mit seiner Lockenmatte so ein wenig ein Dierks Bentley-Typ) ist wieder so ein passendes Paradebeispiel. Wie üblich, aus einer musikbegeisterten Familie entsprungen (beide Eltern sind Musiker, mit seinem Bruder spielte in einer Band), lernte er bereits mit 13 Jahren das Gitarre spielen. Blues Rock Gitarristen wie Doyle Bramlett II oder Stevie Ray Vaughan bis zu den alten Meistern wie Albert Collins & Co. hatten es dem jungen Burschen angetan, hinzu kamen aber auch Bands wie Lynyrd Skynyrd und Pearl Jam.

Amüsanter Weise, ohne die Sendung „American Idol“ jemals zuvor verfolgt zu haben, wurde ihm die Bewerbung seitens seiner Mutter nahegelegt und letztendlich auch in die Tat umgesetzt. Casey James belegte schließlich, trotz eines zwischenzeitlichen, ernsten Motorradunfalls, einen hervorragenden dritten Platz in der neunten Staffel des Contests und befindet sich von nun an in bester Gesellschaft mit Interpreten wie Carrie Underwood, Bo Bice, Scotty McCreery oder Lauren Alaina. Sony Music Nashville CEO Gary Overton war absolut begeistert von den Liveauftritten (vor allem sein Gitarrenspiel hatte es ihm angetan) und verpflichtete ihn für das Sony-Unterlabel BNA Records. Aber nicht nur das. Für Major-Companies recht ungewöhnlich, gewährte er ihm auch genügend Zeit, sowohl für die behutsame Genesung angesichts des o.a. Unfalls, als auch im Hinblick auf Caseys kompositorische Fähigkeiten für die Entwicklung der entsprechenden Songs. Zu guter Letzt ließ man den Burschen neben dem Gesang auch den überwiegenden Teil der Akustik- und E-Gitarrenparts (dazu auch noch Dobro) selbst übernehmen und involvierte ihn direkt auch gleich noch bei der Produktion (zusammen mit Chris Lindsey, ein Track mit Aimee Mayo).

Den ihm gewährten Vertrauensvorschuss zahlt Casey dann auch mit einer mehr als beeindruckenden Leistung zurück. Neun der insgesamt elf Stücke stammen aus seiner Feder, wobei ihm u.a. namhafte Schreiber der Szene wie Scooter Caruso, die Warren Brüder, Brice Long, Terry McBride, Brett James oder David Lee Murphy mit sicherem Gespür zur Seite standen. Der exklusive Musikerkreis mit z.T. Leuten wie Pat Buchanan, Ilya Toshinsky, Jimmy Lee Sloas, Shannon Forrest, Tony Harrell und Dan Dugmore schnürrte das Paket fest und machte es schließlich endgültig zum „sicheren Ding“. Herausgekommen ist, wie es auch für ein Debütwerk im New County-Bereich zunächst sinnvoll ist, ein Gesamtüberblick über die Fähigkeiten des Protagonisten. So wird das gesamte Spektrum von Ballade, über Mid- bis Uptempo, von countrylastigen, bis zu rockigen, hier sogar auch bluesig und soulig angehauchten Stücken abgedeckt und das natürlich knackig, kurzweilig und perfekt aufeinander abgestimmt.

Als Einstieg gibt es mit „The Good Life“ ein, wie der Titel es schon andeutet, flockiges, erstklassiges, knackiges und melodisches Gute Laune-Stück, mit einem klug eingestreuten Tempobreak und einem schönen E-Gitarren-Solo. „Crying On A Suitcase“, ebenfalls sehr eingängig (vor allem der Refrain), wechselt lediglich ein wenig die Stimmung (aufgrund der textlichen Thematik, es geht um Abschied in einer Liebesbeziehung), glänzt aber mit hervorragender Hintergrund-Slidearbeit und zwei schönen E-Gitarren-Solopassagen. Die bereits im letzten Jahr vorab ausgekoppelte, jetzt aber in den Billboard-Charts erst richtig in Fahrt kommende Single „Lets Don’t Call It A Night“ offeriert zum einen James‘ klare Blues- und Soul-Tauglichkeit, dient zum anderen aber auch als eindrucksvoller Beweis dafür, wie schön sich diese Stilart mit New Country vermischen lässt. Hier kam eine tolle, atmosphärische Ballade im Stile von James Otto heraus (klasse E-Gitarren-/Steelguitar-Solo-Kombination, plus 2. E-Gitarren-Soli gegen Ende).

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Love The Way You Miss Me“ (Clapton-mässige Note). Das „real“ Countryherz schlägt schließlich bei „Drive“ ganz hoch. Eine Kooperation mit den Warren Brothers, wobei sich Dobro (starkes Spiel von Casey) und E-Gitarre eine heiße Wettfahrt liefern. Cooler Song! Balladenfreunden dürften die herrlich instrumentierten Nummern „Undone“ (Akkordeon, Pianotupfer) und „So Sweet“ (Powerrefrain, angenehme Orgel) wohlige Momente bereiten. Einfach schön und absolut kitschfrei. Im hinteren Bereich der CD wird dann das Tempo schön gleichmäßig angezogen. „She’s Money“ (schwungvoller Groove, tolles an die Doobie Brothers erinnerndes rollendes E-Gitarren-Führungs-Lick, fulminante E-Gitarren-Passagen), „Tough Love“ (swampig, viel Slide, Orgel, Handschrift von Mitkomponisten David Lee Murphy ist deutlich erkennbar) und das flott dahinpolternde „Workin On It“ (satte Drums von Shannon Forrest, Southern Rock E-Gitarren-Solo) bilden dabei ein mehr als eindrucksvolles und unterhaltsames Trio.

Als Finale entschied sich Casey dann für eine ruhige, recht melancholische, hoch melodische Nummer. „Miss Your Fire“ würde hierbei auch einem John Mayer gut zu Gesicht stehen. Ein leises, zunächst sanftes (einem Wasserrauschen gleichkommendes Akustikgitarrenspiel als Untermalung), sich langsam steigerndes Stück mit hohem Wohlfühlfaktor. Ein wunderbarer Abschluss. Casey James beeindruckt auf seinem vielschichtigen Debüt mit gesanglichen, spieltechnischen und auch kompositorischen Qualitäten auf ungemein hohem Niveau. Fans von „jungen Wilden“ wie Bucky Covington, Frankie Ballard, besagtem Dierks Bentley, Lee Brice aber auch von Musikern wie Keith Urban, James Otto, Travis Tritt oder Luke Bryan sollten hier die Antennen ausfahren. Es lohnt sich! Der Bursche ist richtig gut!

Sony Nashville (2012)
Stil: New Country

01. The Good Life
02. Crying On A Suitcase
03. Let’s Don’t Call It A Night
04. Drive
05. Love The Way You Miss Me
06. Undone
07. So Sweet
08. She’s Money
09. Tough Love
10. Workin‘ On It
11. Miss Your Fire

Casey James
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Bärchen Records

JT Hodges – Same – CD-Review

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Und schon wieder ein neues Riesentalent im New Country-Genre! Der 1977 in Forth Worth, Texas, geborene JT Hodges mit seinem saustarken Debüt. Wie so oft in dortigen Gefilden ist auch JT mit musikalischen Genen gesegnet. So ist sein Vater Besitzer eines Tonstudios und seine Mutter hatte in den 1980er Jahren ein Plattenvertrag mit MCA Nashville. Hodges hielt sich nach seinem Studium zunächst in Los Angeles auf, wo er einige Jahre intensiver Teilnehmer des dortigen „Coffeehouse Circuit“ war. Erst 2009 zog er mit seiner Frau nach Nashville, um dort sein Glück zu versuchen. Der hoch begabte Singer/Songwriter ergatterte einen Kontrakt mit dem Universal Show Dogs Label, dem Toby Keith vorsteht und wurde dann auch als Support für dessen „Locked And Loaded“-Tour gebucht.

Sein aus zehn Stücken bestehendes Debütwerk (Hodges ist Mitkomponist von 9 der 10 Tracks), produziert von Mark Wright, Don Cook, Mark Collie und Ross Copperman (an einem Lied beteiligt) fasziniert vor allem dadurch, dass es trotz aller herrlicher Melodien und Radiofreundlichkeit, völlig unangepasst wirkt (z. T. wegen der Texte und Diversität der Songs) und mit dem typischen Mainsteam-Country nur dezente Gemeinsamkeiten aufweist. Anders sind die nur mäßigen Platzierungen der bisher veröffentlichten beiden Singles „Hunt You Down“ (ein unglaublich markanter, humorvoller Gute-Laune-Sommer-Song, der es ganz locker mit Kid Rocks „All Summer Long“ aufnehmen kann, aber, statt der Sommerhit dieses Jahres zu werden, nur auf Platz 39 der Single Charts landete) und des rhythmisch voranpreschenden „Goodbye Made You Mine“ (alle Instrumente durch o.a. Ross Copperman gespielt) nicht zu erklären.

Nach Abstimmung seiner Fanbasis wurde jetzt mit „Sleepy Little Town“ (Heartland-Note, Power-Refrain, an Springsteen erinnernde Ohohoh-Harmonies, surrendes Slide-Solo) ein neuer Versuch in Richtung Top-20 gestartet. Ähnlich wie Jace Everett oder Eric Heatherly umweht Hodges immer ein Hauch von Introvertiertheit und auch eine gewisse Portion Retro-Verbundenheit. Beste Belege dafür sind Stücke wie der Opener „Rather Be Wrong Than Lonely“, das unweigerlich an „Bad Things“ des Erstgenannten reminsisziert, oder „Leaving Me Later“ (klasse Bariton-E-Gitarren-Begleitung).

Das Album gewinnt vor allem durch eine spürbare, hohe Authentizität und auch durch die großartige instrumentelle Umsetzung der beteiligten Musiker. Was hier die bekannten Klasse-Leute wie Chad Cromwell, Mike Brignardello, die begnadeten Gitarristen Kenny Greenberg, Tom Bukovac, Greg Droman, Ilya Toshinsky oder Paul Franklin, Eric Darken und John Jarvis an unaufdringlicher, aber filigraner Arbeit abliefern, ist schon unglaublich. Gerade letzgenannter Keyboarder John Jarvis brilliert (neben den Gitarristen) an (E)-Piano, Wurlitzer und B-3, dass es eine wahre Freude ist, ohne sich dabei auch nur irgendwie in den Vordergrund zu drängen. Hier kann man richtig viele Feinheiten entdecken. Herrlich auch das irische Flötenspiel von Droman und die feine Mandoline Toshinsky’s beim folkigen „Rhythm Of The Radio“.

Stark auch die quäkende Mundharmonika von Jelly Roll Johnson beim bluesig stampfenden Rausschmeißer „Green Eyes Red Sunglasses“. Nicht zu vergessenen die brillante Guest-Appearence von Vince Gill (ob er sich aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit zu JT ein bisschen zum Ziehvater berufen fühlt…?), der auf der Gänsehaut erzeugenden Ballade „When I Stop Crying“ mit seinen berühmt einfühlsamen Harmoniegesängen und seiner unwiderstehlicher Stratocaster-Arbeit (inkl. furioser Kurzsoli) eine starke Präsenz zeigt. Toll! Mit JT Hodges ist die New Country-Szene in Music City um ein weiteres Juwel bereichert.

Sympathisch ist einfach, dass der sein eigenes Ding durchzieht und nicht die Priorität auf den schnellen kommerziellen Erfolg zu legen scheint (wie scheinbar übrigens auch seine Protegées Mark Wright und Toby Keith). Ein sehr ehrliches, abwechslungsreiches und kurzweiliges Album (alle Texte im Booklet dabei) auf einer Ebene nicht alltäglicher Interpreten wie Eric Heatherly, Jace Everett oder Drew Womack & Co., auf dem es viele Feinheiten zu entdecken gilt. Daumen hoch für JT Hodges. Echt klasse, der Typ! Man beachte im übrigen die Markteinführung durch das Label zu dem vorzüglichen Sonderpreis. So etwas darf gerne weiter Schule machen…

Show Dog Universal Music (2012)
Stil: New Country

01. Rather Be Wrong Than Lonely
02. Sleepy Little Town
03. Hunt You Down
04. Give It One More Night
05. When I Stop Crying
06. Goodbyes Made You Mine
07. Leaving Me Later
08. Right About Now
09. Rhythm Of The Radio
10. Green Eyes Red Sunglasses

JT Hodges
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Bärchen Records

Hilljack – Stand Up – CD-Review

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Hinter Hilljack verbirgt sich ein Quartett von erstklassigen Musikern, die sich in Nashville beim Co-Songwriting für andere Künstler kennen gelernt hatten und nach einigen Erfolgen entschieden, dass es sinnvoll wäre, ihre Ideen zu bündeln und in eine eigene Band einfließen zu lassen. Welch guter Gedanke, denn ihr Debütwerk „Stand-Up“ kann man ohne Übertreibung schlichtweg als einen kleinen New Country-/Countryrock-/-pop-Geniestreich bezeichnen.

Paul Jefferson (Vocals, Acoustic guitar), Porter Howell (Guitars, Dobro, Vocals), John Putman (Bass) und John Riffe ( Drums, Vocals zaubern da 14 peppige und frische Stücke, die auch noch von ihnen selbst produziert oder co-produziert wurden, aus dem Ärmel, daß es eine wahre Freude ist – ohne jeden Aussetzer! Da gibt es Songs, die mit ihrem leicht southern-angehauchtem Drive ein wenig an die tolle Musik der Südstaaten erinnern, wie „This Could Get Good“ (überragende, rhythmische Uptemponummer  mit starkem E-Gitarren-Solo), „Luv Sux“ (wahrscheinlich ein echter Live-Kracher) oder das rockige, Dobro-getränkte „Loud Enough“.

Atmosphärische Balladen und Midtempo-Nummern, wunderbar melodisch, mit schöner Akustikgitarre unterlegt, wie „Bigger Than Dallas“, sogar mal leicht alternativ-düster amgehaucht, und doch so schön, wie das Titelstück „Stand Up“, oder herrlich Westcoast-orientiert mit klasse Harmoniegesang, wie bei „How Many Hearts Like Mine“ und „In California“, sind regelrechte Ohrwürmer. Nein, nicht nur die, sondern einfach alle Songs setzen sich mit ihren tollen Melodien schnell in den Gehörgängen fest.

„I Kissed Miss Mississippi“ (was für ein Schwung, was für eine eine Melodiik – traumhaft), glänzt durch seine humorvolle Art in Sachen Text und Darbietung, „Dead And Gone“ ist eine etwas andere Hommage an die Countrymusik, die einen durch ihre differenzierte Betrachtungsweise, ähnlich wie bei Travis Tritts „Country Ain’t Country“ gefangen nimmt, und das abschließende „Throw-down Hoe-down“ kommt als völlig abgedrehte und durchgeknallte Uptemponummer der Marke Big & Rich! Fast alle Lieder sind mit knackigen E-Gitarren-Soli des überragenden Porter Howell durchzogen.

Die angenehme, klare Stimme von Paul Jefferson ähnelt zum Teil der von Lonestar-Frontmann Richie McDonald. Cool, hip, knackig, wunderbar melodisch, klar, frisch und dennoch immer „country“, sich angenehm abhebend von vielen Standardwerken; Hilljack sind eine echte Belebung für Nashville! Man ist fast geneigt zu sagen, dass der, der dieses Werk nicht besitzt, ein Loch, „bigger than Dallas“ in seiner  New Country-CD-Sammlung hat, um es mal in Hilljacks metaphorischer Art und Weise auszudrücken.

Ach ja, da bliebe noch die Klärung des Bandnamens: Ein „Hilljack“ ist ein ländlicher Gentleman, der geneigt ist, zu glauben, dass er etwas besseres darstellt, als der normale Landbewohner, im Volksmund als „Hillbilly“ (Hinterwäldler) belächelt. Auch wenn die Wahl des Namens sicher einen gehörigen Schuss Selbstironie beinhaltet, ist es den vier Burschen bei einem solch genialen Album ruhig gestattet, die Nase mal kurz hoch zu halten. Wirklich phänomenal!  Das Label Crop Circle Records hat hier einen dicken Fisch an der Angel. Gebt den Jungs eine Chance, es lohnt sich!

RCR (2004)
Stil: New Country

01. This Could Get Good
02. Bigger Than Dallas
03. Still You Think About Me
04. Stand Up
05. Luv Sux
06. My Side of Town
07. I Kissed Miss Mississippi
08. Dead and Gone
09. Not Susan
10. In California
11. The Day Katherine Gregory Died
12. Texas 101
13. Loud Enough
14. Throw-Down Hoe-Down

Hilljack
Bärchen Records

Scotty McCreery – See You Tonight – Deluxe Edition – CD-Review

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Deluxe Edition mit 3 zusätzlichen Bonustracks! Großartiges, neues Countryalbum des einstigen „American Idol“-Gewinners (er gewann 2011 die zehnte Staffel im Finale gegen Lauren Alaina). Scotty ist noch immer so etwas wie eine echte Überraschung für die Countrywelt – und zwar im positivsten Sinne. War sein Debüt „Clear As A Day“ schon Platin-zertifiziert, gilt es für den gerade mal Zwanzigjährigen, aus North Carolina stammenden Künstler, jetzt mit „See You Tonight“ die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben. Das wird ihm ohne Zweifel gelingen, denn man muss dem rein äußerlich immer noch ein wenig juvenil wirkenden Burschen mit dem Lausbubengesicht eine deutliche Weiterentwicklung konstatieren. Seine variable, eindrucksvolle Bariton-Stimme überrascht immer wieder mit einer erstaunlichen Reife, aber auch seine (auf dem Vorgänger nicht vorhandenen) Songwriterqualitäten (er war diesmal an fünf Tracks kompositorisch mitbeteiligt) sind überaus erwähnenswert.

So macht der Opener „Now“ mit seinem coolen, swampigen Rhythmus und denm satten Powerrefrain (dazu gibt es ein klasse E-Gitarren-Solo) direkt schon mal fast „southern-rockigen“ Dampf. Die folgende Single, zugleich Titelsong des Werkes, besticht durch eine sehr schöne, mandolineverzierte Melodie (aber auch würzigen Gitarren) und dem typischen, kraftvoll und euphorisch wirkenden Anstrich. Zwei ganz starke New Country-Nummern zum Auftakt! Produziert hat das Werk im übrigen hauptsächlich der erfahrene Frank Rogers (Brad Paisley, Darius Rucker, Trace Adkins), für zwei Lieder („Can You Feel It“ – mit urbanesker Banjo-/E-Gitarrenuntermalung und „Carolina Eyes“) konnte Scotty mal eine Zusammenarbeit mit Mark Bright (Rascal Flatts, Carrie Underwood, Sara Evans) antesten, der sich mit unterschiedlichen Musikern (mit an Bord ist in beiden Fällen natürlich wieder ein „Who-is-Who“ der Nashville-Studiomusiker) aber dem Grundschema des Albums anpasst.

Ein echtes Highlight ist der „Feel Good Summer Song“. Hier konterkarieren der traurige Text und die schwermütige, leicht depressive musikalische Aufmachung den Titel, hinter dem man zunächst einen Gute Laune-Party-Kracher vermuten würde. Toll gemacht. Sehr introvertiert auch das mit schönen Pianoklängen, E-Gitarren, Celli/Violinen ziemlich voluminös ausstaffierte „The Dash“. Der Song zur Wiederaufmunterung folgt dann aber mit dem sommerlich dahingroovenden „Blue Jean Baby“, dass auch Leuten wie Kenny Chesney oder Billy Currington sehr gut zu Gesicht gestanden hätte.

Laune pur verbreiten dann auch noch Tracks wie das cool gesungene „I Don’t Wanna Be Your Friend“ (wieder mit fettem Powerrefrain) oder das dezent in den Strophen an Steve Millers „The Joker“ erinnernde „Roll Your Window Down“ (eine der drei Bonusnummern). Für filgrane, traditionelle Country-Genießer hat McCreery mit dem Jon Randall-Song „Carolina Moon“ unter Beteiligung der bezaubernden, großartige Fiddle und zuckersüße Harmoniegesänge einbringenden Allison Krauss ein echtes Bonbon parat.

Herrlich hier das Zusammenwirken von den starken Gesängen und der begleitenden Instrumente wie Fiddle, Dobro und Mundharmonika. Purer Country in seiner reinsten und schönsten Form! Mit dem voller Pathos behafteten, Steelguitar-getränkten „Something More“ (auch wieder mit aus Scottys Feder) schließt der Hauptpart. Die weiteren Bonustracks „Before Midnight“ und „Carolina Eyes“ bieten noch einmal absolut chartauglichen, schön kräftig instrumentierten New Country, mit den typischen Tempo und Stimmungswecheseln und powernden Refrains.

Scotty McCreerys zweites Album „See You Tonight“ bietet satte 16 Lieder auf durchgehend starkem Niveau, die sein vokales Talent und seine künstlerische Weiterentwicklung eindrucksvoll demonstrieren. Der junge Mann hat eine Riesen-Countrystimme, beweist das richtige Händchen bei der Auswahl seiner Songs und trifft damit genauso den Nerv der Traditionalisten, wie den solch angesagter New Country-Leute wie beispielsweise Josh Turner, Billy Currington, Joe Nichols und Dierks Bentley. McCreery klingt einfach immer „real country“! Klasse!

Mercury Nashville/19 Recordings/Interscope (2013)
Stil: New Country

01. Now
02. See You Tonight
03. Get Gone with You
04. Feelin‘ It
05. Feel Good Summer Song
06. Buzzin‘
07. Can You Feel It
08. The Dash
09. Blue Jean Baby
10. Forget to Forget You
11. I Don’t Wanna Be Your Friend
12. Carolina Moon
13. Something More
14. Roll Your Window Down (Bonustrack)
15. Before Midnight (Bonustrack)
16. Carolina Eyes (Bonustrack)

Scotty McCreery
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Bärchen Records

Thomas Rhett – It Goes Like This – CD-Review

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Prima Debut von Thomas Rhett, dem Sohn des in Nashville ungemein profilierten und etablierten Songwriters Rhett Akins (er sieht ihm übrigens wie aus dem Geschicht geschnitten ähnlich), der in den Neunzigern selbst einige hervorragende Alben (wir erinnern uns z. B. gerne an sein starkes „Friday Night In Dixie“) mit dem ein oder anderen Hit veröffentlichte. Thomas macht seinem Vater alle Ehre. Er ist ein klasse Sänger und Songwriter. Er schrieb bereits parallel zu seiner eigenen Karriere Lieder wie „1994“ für Jason Aldean, „Parking Lot Party“ für Lee Brice oder „Round Here“ für Florida Georgia Line – hier hat er an acht der insgesamt 12 Stücke mitgewirkt. Jetzt kommt er mit einer Scheibe beim ungemein erfolgreichen Big Machine-Unterlabel Valory Records (Reba McEntire, Justin Moore, Brantley Gilbert), die absolut im Trend der so erfolgreichen „jungen Wilden“ Nashvilles liegt.

Apropos Trend: Thomas arbeitet bei seinem Erstling ähnlich wie zur Zeit andere angesagte Interpreten (Keith Urban, Billy Currington, Chris Young, etc.) mit Jay Joyce (Little Big Town), Luke Laird und Michael Knox (Jason Aldean) mit gleich drei verschiedenen, namhaften Produzenten, die allesamt ihre eigene Handschrift hinterlassen. Somit befindet sich der 23-jährige direkt auf der Höhe der (Nashville-) Zeit. Dem zufolge ist hier ein bunter Mix an zum Teil dezent mit New Country kombinierten Stilen (RnB, Hip Hop, Southern Rock, Jazz , 80ies Rock) herausgekommen, die aber entgegengesetzt aller etwaiger Vermutungen, richtig gut zusammenpassen und wunderbar im Ablauf der Tracklist harmonieren.

Es müssen halt nur die richtigen Leute (Produzenten, Songwriter) und Musiker (hier natürlich auch wieder alles, was in Music City Rang und Namen hat) bei so etwas eingebunden werden, dann funktioniert es auch wunderbar. Und so verläuft diese Scheibe ungemein kurzweilig und macht richtig Spaß. Bei den beiden Auftakttracks lässt es der Sonnyboy direkt richtig krachen. „Watcha Got In That Cup“ und „Something To Do With My Hands“ (derzeit Platz 15 in den Billboard Charts als zuvor ausgekoppelte Single) rocken mit satten Gitarren (Slide, herrliche Soli) deftig voran, letzgenanntes fast schon wie die immer stärker werdenden Southern Rock-Shooting Stars von Blackberry Smoke.

Thomas’ Gesang mit einem schönen Southern-Twang passt hier natürlich blendend. Die beiden ersten von Luke Laird betreuten Songs „Get Me Some Of That“ (typisch kräftige Nashville-Powerballade) und auch das mit einem unterschwelligen RnB-Rhythmus versehene „Call Me Up“ (markante Refrainzeile, klasse Lairds kristallklares Akustikgitarrenspiel) zielen deutlich auf weitere potentielle Charterplatzierungen ab. Auch das mit viel Augenzwinkern versehene Feierlied „Sorry For Partyin’“ (Mitgrölrefrain, Crowd-Gesänge, Partygeräusche am Ende) dürfte gerade bei der jüngeren Generation bestens Anklang finden. Den bisher größten Erfolg der drei Producer heimste jedoch erstmal Michael Knox ein.

Der Titelsong „It Goes Like This“ (aus der Feder von Vater Rhett Akins, Ben Hayslip und Jimmy Robbins) hat mit Platz 2 der Billboard Country Singles-Charts nur ganz hauchdünn die Pole-Position verpasst. Die beiden weiteren Stücke unter seinen Fittichen „In A Minute“ (cooler Gesang, schöne Orgel, E-Gitarre, Eric Church-Flair), und das entspannte Midtempo-Stück „Take Me Home“ (pfeifende Orgel, E-Gitarre + Solo, Powerrefrain) bieten dann ebenfalls sehr radiofreundlichen Stoff mit Hitambitionen. Jay Joyce steht hier so etwas wie für die experimentelle Note des Albums. „Make Me Wanna“ überrascht mit einem sommerlich dahin swingenden Smooth-Jazz-/Countryfeeling, das wohl ganz gut auf eine der anstehenden Pool-Partys bei der Familie Akins passen würde.

Am Ende der Feier (zu später Stunde, nachdem die geladenen Gäste bereits fort sind…) übernehmen dann aber Rhett und seine Kumpels mit dem Hip Hop-trächtigen „Front Porch Junkies“ (komponiert von ihm, den Warren Brothers, Mark Irwin und Josh Kear) samt seines typischen Sprechgesangs zu rhythmischen Beats und des derben Mitgrölrefains) das Ruder, um sich am Ende vermutlich bei Polizei und den Nachbarn mit dem o. a. „Sorry For Partyin’“ zu entschuldigen.

Eine weitere Kooperation mit Brett und Brad Warren steht namens „All American Middle Class White Boy“ auf der Joyce-Agenda. Hier wird der musikalische Einfluss der Brüder ganz deutlich. Ein frech rockendes Stück im Stile ihrer eigenen früheren Sachen wie „Sell A Lot Of Beer“, „Quarter To Three“ & Co. Am Ende gibt es mit „Beer With Jesus“ noch eine ganz starke, traditionell gehaltene Nummer (hier liegt der Fokus hauptsächlich auf countrytypischen Gitarren und überzeugendem Gesang). Da zeigt Thomas, wie man sich auch ohne typisch übertriebenes amerikanisches Pathos, sondern mit humorvollem Unterton dem Thema Religiösität auf angenehme Weise widmen kann. Ein tolles Finish.

Thomas Rhett tritt mit seinem Debüt „It Goes Like This“ mit Bravour in die erfolreichen Fußstapfen seinen Vaters Rhett Akins. Knackiger, satter, moderner New Country mit viel Hit-Potential! Willkommen in der jungen Garde solcher Interpreten wie Jason Aldean, Eric Church, Kip Moore, Jake Owen, Brantley Gilbert, Tyler Farr & Co. So kann es gerne weitergehen!

Valory Records (2013)
Stil: New Country

01. Whatcha Got In That Cup
02. Something To Do With My Hands
03. Get Me Some Of That
04. Call Me Up
05. It Goes Like This
06. Make Me Wanna
07. Front Porch Junkies (Remix)
08. In A Minute
09. Take You Home
10. Sorry For Partyin‘
11. All-American Middle Class White Boy
12. Beer With Jesus

Thomas Rhett
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