John Mellencamp – Plain Spoken – From The Chicago Theatre – CD/DVD-Review

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Review: Michael Segets

„Die Leute lieben es, von alten Zeiten zu erzählen. Um von ihnen erzählen zu können, muss man allerdings alt sein.“ Mit einem Augenzwinkern leitet John Mellencamp den Schluss seines Konzerts im Chicago Theater ein. Zuvor unternimmt er eine packende Zeitreise zurück zu seinen Anfängen.

Die DVD/Blue-Ray „Plain Spoken – From The Chicago Theatre“ enthält neben dem reinen Mitschnitt eine kommentierte Version des Konzerts aus dem Jahr 2016. Dabei steht der von Mellencamp gesprochene Text im Vordergrund. Die Musik untermalt dort lediglich die gesprochenen Worte.

Die Anekdoten und Gedankensplitter – teils amüsant, teils nachdenklich stimmend – können durchaus literarischen Wert beanspruchen. Der Text ist keine dokumentarische Abarbeitung biographischer Stationen, sondern Mellencamp spürt seinen Wurzeln nach, die ihn zu dem Künstler und Musiker gemacht haben, der er heute ist.

Er gibt Einblicke in prägende Momente seines Lebens, seine subjektive Sichtweise des Musikbusiness und gesteht auch persönliche Unzulänglichkeiten ein. In dem zwanzigseitigen Booklet findet sich der vollständig abgedruckte Text.

Die eingehendere Beschäftigung mit der kommentierten Video-Version lohnt sich und bildet das künstlerische Herzstück der Veröffentlichung. Aber auch das Konzert, das zudem als CD beiliegt, hat es in sich. Hier geht Mellencamp auf einen Streifzug durch sein musikalisches Schaffen der letzten 35 Jahre.

Das ist in etwa der Zeitraum, in dem ich mich für Musik interessiere und in dem mich die Mellencamps stetig begleitete. Anfang und Mitte der 1980er brachte er einige hervorragende gitarrenorientierte Rock-Alben heraus, die in einem Atemzug mit den Werken von Bruce Springsteen oder Tom Petty genannt werden können.

Sein Longplayer „The Lonesome Jubilee“ aus dem Jahr 1987 hat einen festen Platz in meiner persönlichen Top-Ten-Liste. Auf ihm integrierte er auch vermehrt Folk-typische Instrumente wie Geige oder Akkordeon und prägte so einen eigenen, unverwechselbaren Sound. In den folgenden Jahren stellte John Mellencamp manchmal den Rock, manchmal den Folk in das Zentrum seiner Scheiben. In der letzten Dekade nahm er fast ausschließlich den Folk und die Wurzeln der Roots-Musik in den Blick.

John Mellencamp entwickelte sich vom jugendlichen Rockstar hin zum ernsthaften Songwriter und Folk-Rocker, obwohl bereits seine Texte ab den 1980er-Jahren zum Teil gesellschaftliche Themen aufgreifen oder ein politisches Statement enthalten. So unterstützte er den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry und Mellencamps spätere musikalische Kommentare zur Lage der Nation führten zum Boykott seiner Lieder durch konservative Country- und Folksender. Auch im sozialen Bereich engagiert sich Mellencamp: Er initiierte zusammen mit Willie Nelson 1985 die jährliche Konzertreihe Farm Aid.

Seit einem Herzinfarkt Mitte der neunziger Jahre reduzierte Mellencamp seine Konzert-Aktivitäten. Da ich als (fast) alter Mann ja gerne von früher erzähle, sei noch angeführt, dass ich ihn 1992 in Düsseldorf live erlebt habe. Damals noch bemüht, seine Ärmel über die Schultern hochzukrempeln, damit man seine Tätowierung sieht, präsentiert sich Mellencamp auf „Plain Spoken – From The Chicago Theatre“ als gestandener und gereifter Mann im dunklen Jackett. Der Kraft und dem rebellischen Geist seiner Songs, von denen mehr als die Hälfte aus meiner Jugendzeit stammt, tut dies keinen Abbruch.

Die Band, in schwarzen Anzügen gekleidet, bietet ein stimmiges Gesamtbild vor dem edlen Ambiente des Chicago Theaters. Die Aufnahmen sind zumeist in einem stimmungsvollen Sepia-Ton gehalten. Die Kamerafahrten begleiten das Geschehen auf der Bühne und im Publikum ohne hektische Schnitte. Die Komposition der Bilder unterstützt perfekt die Atmosphäre der Musik. „Plain Spoken – From The Chicago Theatre“ ist ein audio-visueller Genuss.

Das Konzerts beginnt mit dem beschwingten „Lawless Time“ und dem folkigen „Troubled Man“ von seiner Studio-CD „Plain Spoken“ (2014). Danach folgen seine beiden Klassiker „Minutes To Memories“ und „Small Town“, die das Publikum vollständig mitnehmen. Der überwiegende Teil der Konzertbesucher dürfte wohl die Erstveröffentlichung der Songs bewusst erlebt haben.

Auf „Stones In My Passway“ legt Mellencamp zunächst einige lässige Tanzschritte aufs Parkett und dann den Blues in seine raue Stimme. Andy York steuert hier starke Slide-Gitarrenpassagen bei. Das anschließende „Pop Singer“ glänzt mit einer Mundharmonika-Einlage von Troye Kinnett. Nach dem zum Träumen einladenden „Check It Out“ erzählt Mellencamp eine nette Episode, die er mit seiner Großmutter erlebte.

Wie andere Zwischenbemerkungen während des Konzerts, ist die Erzählung für die CD herausgeschnitten, die ansonsten die gleiche Setlist aufweist wie die DVD. Die Erinnerung an seine Oma leitet zu dem unglaublich intensiven „Longest Days“ über. Mellencamp greift dabei zur akustischen Gitarre und York unterstützt ihn dezent an der zweiten Gitarre.

„The Full Catastrophe“ versetzt in eine rauchige Blues-Bar. Nur vom Keyboard begleitet, dem Kinnett den Klang eines Klaviers gibt, zelebriert Mellencamp den Song. Auf der DVD gibt der Allround-Künstler einen Einblick in sein schauspielerisches beziehungsweise theatralisches Talent. Im Video erscheint der Song in Schwarz-Weiß, was dessen Spelunken-Stimmung verstärkt.

Nach den instrumental reduzierten Beiträgen ruft John Mellencamp Carlene Carter für „My Soul‘s Got Wings“ auf die Bühne. Mit mehrstimmigem Gesang und einem leicht Country-infizierten Rhythmus feiert die Band zusammen mit dem Publikum das Stück, das ganz in der Tradition von Woody Guthrie steht.

„Overture“ verschafft Mellencamp eine Verschnaufpause. Miriam Sturm an der Geige und Troye Kinnett am Akkordeon performen als Duett den Instrumentaltitel. Beide liefern eine grandiose Leistung während des gesamten Konzerts und zeichnen sich für den typischen Sound von Mellencamps Kompositionen verantwortlich. Aber auch die anderen Bandmitglieder spielen äußerst souverän. Andy York hat bei den kommenden Titeln noch einige hervorzuhebende Momente an der Gitarre. Unauffälliger sind Mellencamps langjähriger Weggefährte Mike Wanchic an einer weiteren Gitarre, John Gunnell am Bass und Dane Clark am Schlagzeug.

Mittlerweile ohne Jackett zündet Mellencamp anschließend ein Feuerwerk seiner Hits. Auf „Rain On The Scarecrow“ folgen „Paper In Fire“ und „Authority Song“. Das Publikum nimmt sie begeistert auf und zeigt eine beeindruckende Textsicherheit. Mit der Ballade „Pink Houses“ und dem lockeren „Cherry Bomb“ geht ein abwechslungsreiches Konzert zu Ende.

John Mellencamp zeigt seine musikalischen Facetten und in den Kommentaren seinen unaufhörlichen Drang, sich künstlerisch auszudrücken. „Every day of my life I create something.“ So beschließt Mellencamp seinen Text auf „Plain Spoken“. Die Art und Weise, wie Mellencamp an seinem Schaffensprozess teilhaben lässt, ist auf der DVD und der CD wunderbar gelöst. Mit meiner vollständigen Begeisterung geht eine uneingeschränkte Kaufempfehlung einher.

Eagle Rock Entertainment hat dem Kleinod mit der sauberen Produktion einen würdigen Rahmen gegeben. Ein persönlicher Dank geht zudem an Universal Music, die das Besprechungsexemplar zur Verfügung stellte.

Eagle Rock Entertainment/Universal Music Group (2018)
Stil: Folk Rock and more

DVD:
01. Lawless Times
02. Troubled Man
03. Minutes To Memories
04. Small Town
05. Stones In My Passway
06. Pop Singer
07. Check It Out
08. Longest Days
09. The Full Catastrophe
10. My Soul’s Got Wings
11. Overture
12. Rain On The Scarecrow
13. Paper In Fire
14. Authority Song
15. Pink Houses
16. Cherry Bomb

CD:
01. Lawless Times
02. Troubled Man
03. Minutes To Memories
04. Small Town
05. Stones In My Passway
06. Pop Singer
07. Check It Out
08. Longest Days
09. The Full Catastrophe
10. My Soul’s Got Wings
11. Overture
12. Rain On The Scarecrow
13. Paper In Fire
14. Authority Song
15. Pink Houses
16. Cherry Bomb

John Mellencamp
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Universal Music

Reto Burrell – 09.05.2018, Freilichtbühne, Mülheim an der Ruhr – Konzertbericht

Burrell-Haupt

Reto Burrell hatte sich mit seiner Band im Rahmen der „Mittwochsreihe“ auf der Freilichtbühne in Mühlheim an der Ruhr angekündigt. Die Wetterprognosen waren sehr gut und der nächste Tag arbeitsfrei, also verabredeten sich Daniel und ich spontan für unser erstes gemeinsames Open-Air-Date. Da wir beide eher fototechnische Dilettanten sind, freute es uns, Karl Bongartz kurzfristig für die Bilder gewinnen zu können. Karl feierte seine Prämiere für Sounds Of South an diesem frühsommerlichen Abend bei einem Roots-Rock-Konzert vor toller Kulisse und großem Publikum.

Die Freilichtbühne wird von einer Felswand und reichlich Bäumen umschlossen, die ich in der Mühlheimer City nicht erwartet hätte. Mit Biergarten und ansteigender Wiese bietet sie ideale Voraussetzungen für stimmungsvolle Veranstaltungen. Obwohl sich schätzungsweise tausend Menschen einfanden, war die Atmosphäre sehr entspannt, was auch dem freundlichen und aufmerksamen Team der Regler Production zu verdanken war.

Pünktlich um zwanzig Uhr betrat Reto Burrell zusammen mit Ewald „Ewi“ Heusser an der elektrischen Gitarre, Valentin Plüss (alias Julien La Gaffe) am Bass und Mario Märchy am Schlagzeug die Bühne. Los ging’s mit „Shout It Out“, „Shampoo Or Gasoline“ und „On Top Of The Moon“. Die drei Rockstücke von dem aktuellen Album „Shampoo Or Gasoline” eröffneten das Konzert erhofft schwungvoll. Burrell interagierte von Beginn an ausgiebig mit dem Publikum und bezog es mit der Aufforderung zu klatschen oder mitzusingen oftmals ein.

Die erste Ballade „Tell Me Why“ bot dann eine Verschnaufpause, bevor Burrell mit „Swimming In Stars” versuchte, einen „Bruce Springsteen Moment“ zu erzeugen. Danach folgte das rockige „Where Is Robin Hood“, das ebenso wie das anschließende „Leaving Scars Behind“ von dem neuen Longplayer stammt.

Das Titelstück seiner CD „Lucky Charm“ leitete Burrell mit einem kurzen biographischen Einschub über Glücksbringer und Pechsträhnen ein. Im Verlauf des Abends kokettierte er mehrmals mit seiner Schweizer Herkunft und zeigte sich von Mühlheim sowie den angebotenen Caipirinhas begeistert. Cocktails sind für einen Roots-Rocker vielleicht nicht ganz stilecht, aber man weiß ja nicht, was in der Schweizer Musikszene so üblich ist. Jedenfalls versetzten die Rahmenbedingungen den Bandleader in Feierlaune.

Zum Abschluss des ersten Sets setzten Burrell und seine Mitstreiter mit „Uninvited Honesty“ ein Highlight des Konzerts. Der Song und das Publikum gingen richtig ab. Ewald Heusser lieferte ein ausgedehnteres Gitarrensolo und entlockte seinem Instrument einige Wah-Wah-Effekte, wofür er mit viel Applaus belohnt wurde.

In der zwanzigminütigen Unterbrechung bekamen die Besucher Gelegenheit, sich mit Getränken oder Snacks zu versorgen. Burrell stand in der Zeit für Gespräche oder Autogramme zur Verfügung.

Nach der Pause knüpfte die Band da an, wo sie aufgehört hatte. Der mitreißende Rhythmus von „This Is It“ holte das Publikum von den Zapfhähnen zurück. Mit „Dancing To The Rhythm Of The Rain“ spielte die Band den dritten Song des Albums “Go” in Folge. Im Studio begleitet Tift Merritt Reto Burrell, aber auch ohne den weiblichen Gesangspart, war das Stück eine runde Sache und lud zum Tanzen oder Wippen ein. Mario Märchy ließ sein Schlagzeug beim anschließenden „Shake It“ nochmal kraftvoll krachen, bevor Burrell zu einer Americana- und Westcoast-Phase überleitete.

Während des langsameren Intermezzos spielte die Truppe „Some Days“, „How Many Times” und „Blind (Everything Is Fine)“. Vor allem beim letztgenannten Track zog Burrell die Töne in manchen Gesangparts ziemlich lang. Davon bin ich ja kein Freund, aber die Live-Version sprach mich immerhin mehr an als die aus dem Studio.

Einige Songs von Burrell lassen den Vergleich zu denen von Will Hoge zu, so auch „A New Pair Of Shoes”, mit dem die Band gegen Ende des zweiten Sets erneut ordentlich aufdrehte. Die ausgelassene Stimmung wurde mit dem scheppernden „Raising To The Bait” und dem Tom-Petty-Cover „You Wreck Me” noch gesteigert.

Als Zugabe folgte das aus der Feder von Ryan Adams stammende „16 Days“, bei dem Heusser den Frontmann am Micro unterstützte. Mit „Ticket To Fly” endete das Konzert aus Rücksicht auf die Anwohner um 22.03 Uhr.

Wie schon bei der Besprechung der CD prognostiziert, funktionieren die Stücke von „Shampoo Or Gasoline“ live tadellos. Mit der Auswahl der Titel bewies Reto Burrell ein glückliches Händchen. Vor allem die Up-Tempo-Nummern von „Go“ wurden von dem Publikum begeistert aufgenommen. Der malerische Ort, die lauen Temperaturen, die gut aufgelegten Besucher, der kommunikative Bandleader sowie die ausgewogene Mischung aus Rock und Americana sorgten für einen vollständig gelungenen Konzertabend und eine ideale Einstimmung auf den Vatertag.

Line-up:
Reto Burrell (lead vocals, acoustic and electric guitar, harmonica)
Ewald Heusser (electric guitar, vocals)
Valentin Plüss (bass)
Mario Märchy (drums)

Bilder: Karl Bongartz
Text: Michael Segets

Reto Burrell
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Regler Produktion e.V.
Greywood Records

Melanie Dekker – Secret Spot – CD-Review

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Eine Dame, die, wenn es in unserer Interpretenskala eine Rangfolge nach Beliebtheit geben würde, ganz oben mit vertreten wäre, ist zweifellos die Kanadierin Melanie Dekker.

Die spielt sich seit zig Jahren, oft solo, mal in Begleitung eines bis zweier weiterer Musiker, regelmäßig bei uns, sowie fast ganz Europa, in den kleinen, Insider-Musik protegierenden Clubs, auf ihrer Akustik-Klampfe, für vermutlich kleines Geld, die Fingerkuppen wund, ohne dabei auch nur ansatzweise ihre lebensbejahende, fröhliche und sympathische Aura einzubüßen.

Mein erster Berührungspunkt mit ihr war 2009 „Acoustic Ride„. Danach hatte ich persönlich das Vergnügen, sie ein paar mal auf ihren Konzerten kennenlernen zu dürfen (in meiner Gegend ist sie leider nicht ganz so oft präsent). Seitdem bin ich soweit eine gesetzte Konstante, wenn es um das Besprechen ihrer neuen Werke geht.

Die aus Vancouver stammende Singer/Songwriterin beglückt uns nach einer knapp fünfjährigen Pause in Sachen Studio-Alben nach „Distant Star“ jetzt mit ihrem neuen Werk „Secret Spot“. Zehn wunderbare geschmackvolle Tracks, alle wieder größtenteils aus eigener Feder, lediglich das im wahrsten Sinne des Wortes, pfiffige Titelstück (Pfeif-, Slide-Gitarren-, Banjo-Einlagen) stammt vom hier, bei mehreren Liedern instrumental involvierten Allen Roger.

Wenn es so etwas wie Gerechtigkeit auf dieser Welt geben würde, müssten eingängige Stücke wie „Front Row“, „Ginned Up“, „Try Me (The Basket Song)“, „Always Gonna Be“ sowie der bereits erwähnte Titeltrack „Secret Spot“, eigentlich die Major-Label und Radiostationen, auf den Plan rufen.

Für die B-Note, also den künstlerischen Teil, stehen der melancholische Opener „Memories Of You“, das kammmermusikartige „More Human“ (Ukulele, Cello, Piano), der Tex-Mex Country-Storyteller „Te Amo Mucho“ (Akustik-Gitarren-, Akkordeon-Untermalung, E-Fills), das soulige „Better When We Do“ (Wurlitzer-Piano, Trompete) und das abschließende, titelmäßig schön passende „When It’s Over“ (nur auf Gesang, Piano, Bass und Harmonies reduziert, atmosphärisch).

Auf dem Cover sitzt Melanie so ein wenig geschafft, abgekämpft, aber zufrieden und glücklich, auf einem gepflasterten Steinboden an eine Häuserwand gelehnt, wie jemand, der gerade eine anstrengende Sache hinter sich gebracht, aber umso erfolgreicher beendet hat.

„Secret Spot“ ist ein tolles, mit viel Feingefühl für kleine instrumentelle Fertigkeiten gewordenes, Singer/Songwriter-Kleinod geworden, das sich nicht zu verstecken braucht und eigentlich weit über den Nischen-Charakter hinaus bekannt werden müsste.

Und auf dem mir zugesendeten Exemplar ist natürlich auch wieder mit „Dear Daniel, thank you for bringing music to the fans! Mel“ eine per Hand vermerkte persönliche Widmung. Wie anfangs schon erwähnt – einfach eine liebenswerte sympathische Person, diese Melanie Dekker!

Eigenproduktion (2018)
Stil: Singer/Songwriter

01. Memories Of You
02. Front Row
03. More Human
04. Ginned Up
05. Try Me (The Basket Song)
06. Always Gonna Be
07. Te Amo Mucho
08. Secret Spot
09. Better When We Do
10. When It’s Over

Melanie Dekker
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Reto Burrell- CD-Gewinnspiel

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Das Gewinnspiel ist beendet.

Die richtige Antwort hieß ‚Eidgenosse‘!

Über eine tolle CD von Reto Burrell darf sich

Tanja Hammerschmidt aus Wernberg-Köblitz,

freuen, der der Gewinn in den nächsten Tagen zugeht!

Sounds Of South wünscht viel Spaß damit!

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In Zusammenarbeit mit Greywood Records verlosen wir ein Exemplar der neuen Reto Burrell-CD „Shampoo Or Gasoline„. Starke Scheibe, mitmachen lohnt sich.

Folgende Frage, die sich gewaschen hat, muss dazu richtig beantwortet werden:

Wie bezeichnet man im allgemeinen Sprachgebrauch auch einen Bürger der Schweiz?

a) Eidgenosse
b) Leidgenosse
c) Zeitgenosse

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 12.04.2018 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

Reto Burrell
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Greywood Records

Reto Burrell – Shampoo Or Gasoline – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die Covergestaltung lässt eigentlich ein Live-Album erwarten, stattdessen finden sich zwölf neue Studiotracks auf „Shampoo Or Gasoline“. Die Songs sind allerdings im Zuge der letztjährigen Konzerttournee von Reto Burrell entstanden und bereits live erprobt. Die CD wurde in den Soniccourtyardstudios schön erdig abgemischt, wie es sich für eine Roots-Rock-Scheibe gehört.

Burrell und seine Mannen legen direkt scheppernd los. „Rising To The Bait“ hat einen harmonischen Refrain, in den Strophen ist der Gesang rauer und die kreischende Gitarre sorgt für die richtigen Ecken und Kanten, sodass das Stück nicht glatt geschliffen wirkt. Bei dem Titelsong „Shampoo Or Gasoline“ setzt die Band tempomäßig noch eine Schippe drauf. Fast ungestüm bearbeitet Chris Filter das Schlagzeug und gibt so zusammen mit dem Bassisten Toby Bachmann den treibenden Rhythmus vor. Das Zusammenspiel der beiden elektrischen Gitarren von Burrell und Ewald Heusser bringt gegen Ende nochmal neue Impulse in die schnellste Nummer des Longplayers.

Den Höhepunkt des rockigen Einstiegs bildet aber „On The Top Of The Moon“. Burrell trifft hier genau in mein Heartland-Rock-Herz. Der schnörkellose Song punktet mit eingängigem Chorus, dezentem Orgelsound im Hintergrund und guter Gitarrenarbeit – einschließlich eines kurzen Solos.

Danach wechseln sich langsamere und Uptempo-Stücke ab. Abwechslung bringt auch der Einsatz unterschiedlicher Gitarrensounds. Bei dem getragenen „Carried Away“ dominiert eine Steel-Guitar – ergänzt mit einer ausgiebigen Mundharmonika-Einlage – und bei „Leaving Scars Behind“ wird die Slide-Guitar ausgepackt. Mit den langgezogenen und hohen Textpassagen im Chorus des letztgenannten Songs kann ich mich nicht recht anfreunden. Die anderen Ausflüge Burrells in stimmliche Höhen, wie beispielsweise auf „In A Bucket With A Hole“, liegen hingegen noch im Toleranzbereich.

Die Melodie von „Tell Me Why“ erinnert anfänglich sehr stark an „More Than I Can Say“ von Leo Sayer. Das kraftvolle „Shout It Loud“ weckt in einigen Passagen leichte Assoziationen zu John Mellencamp, welcher ja keine schlechte Referenz ist. Ebenfalls gelungen sind „Where Is Robin Hood?“ mit seinem Country-Rock-Einschlag und „She Says She’s American“, auf dem Thomas Kull am Piano zum Zuge kommt.

Auch wenn das im mittleren Tempo angesiedelte „Blind (Everything Is Fine)“ musikalisch nicht vollständig überzeugt, lohnt sich auf alle Fälle ein Blick in die beigefügten Texte. Burrell zeigt sich als genauer Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen. Er kritisiert das fehlende Bewusstsein für ökologische, politische oder soziale Zusammenhänge und das unreflektierte Hinnehmen von Missständen. Rockmusik hatte immer etwas mit Protest zu tun und Burrell steht diese Attitüde gut.

Reto Burrell hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht nur als Solokünstler einen Namen gemacht und mit der Band C. H. 2011 den Prix Walo in der Kategorie Country eingeheimst, sondern er ist zudem als Musikproduzent aktiv und fördert Newcomer. So hat er beispielsweise mit den Basement Saints zusammen gearbeitet.

Unter dem Aspekt der Nachwuchsförderung kann daher das abschließende „Like Zombies And Toys“ gesehen werden. Maple Tree Circus begleiten hier Burrell über die eineinhalb Minuten des Stücks. Die junge Band aus Luzern, hat sich der Americana-Musik beziehungsweise dem Folk verschrieben, wie die Instrumentalisierung mit Banjo (Sebastian Schwarz), Geige (Lukas Bircher), akustischer Gitarre (Fabio Erni) und Kontrabass (Kevin Emmenegger) bereits vermuten lässt.

Das neue Werk hält mühelos die Qualität der früheren Veröffentlichungen von Reto Burrell, auf denen sich immer wieder Songperlen aus dem Roots-Rock-Genre finden. In der Gesamtschau zählt „Shampoo Or Gasoline“, besonders wenn Burrell den mittleren Tempobereich verlässt, zu seinen besten Alben und übertrifft sogar seinen „Klassiker“ Echopark (2001).

Im April und Mai nimmt sich Reto Burrell die Zeit, um durch Deutschland und Spanien zu touren. Er macht dabei in unserer Region Station, nämlich in Wesel und Mühlheim an der Ruhr. Den Auftritten kann man freudig entgegensehen, denn besonders die Uptempo-Titel auf „Shampoo Or Gasoline“ sind für die Bühne gemacht.

Anmerkung Red.: Wir werden in den nächsten Tagen nach dem Veröffentlichungstermin in Sounds Of South ein Exemplar in einem Gewinnspiel verlosen.

TOURBOmusic (2018)
Stil: Roots Rock / Americana

01. Rising To The Bait
02. Shampoo Or Gasoline
03. On Top Of The Moon
04. Blind (Everything Is Fine)
05. Where Is Robin Hood?
06. In A Bucket With A Hole
07. Shout It Out
08. Tell Me Why
09. She Says She’s American
10. Carried Away
11. Leaving Scars Behind
12. Like Zombies And Toys

Reto Burrell
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Greywood Records

Ben Rogers – The Bloodred Yonder – CD-Review

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Review: Michael Segets

Das dritte Album von Ben Rogers steht in den Startlöchern. Vor dessen Veröffentlichung geht der Kanadier aber mit seinem Album „The Bloodred Yonder“ auf Tour. Im April und Juni gibt er fast zwanzig Konzerte in Deutschland. Das ist ein guter Grund, sein noch aktuelles Album aus dem Jahr 2015 zu würdigen.

Das Debüt „Lost Stories: Volume I“ (2013) fand begeisterte Aufnahme bei den Kritikern und der Nachfolger „The Bloodred Yonder“ wurde für den Juno Award, ein kanadischer Musikpreis, nominiert. Produziert hat das Album Bens älterer Bruder Matthew Rogers, mit dessen Band The Harpoonist & The Axe Murderer Ben schon einige Male zusammen gearbeitet hat.

Ben Rogers hat sich live schon einige Sporen verdient, so spielte er beispielsweise vor Dwight Yoakam oder Dustin Bentall. „The Bloodred Yonder“ eignet sich nicht nur zur Einstimmung auf die bevorstehende Tour, sondern ist ein hörenswertes Country-Album. Die klasse Stimme sowie das Songwriting von Roberts, der sich an traditionellen Elementen orientiert und diese in eigener Weise verarbeitet, zeichnen es aus.

Der Country-Song „Wild Roses“ entwickelt im oberen Midtempo einen dezenten Twang, der genau das richtige Maß trifft. Rogers tiefe Stimme ist angenehm weich und wird mit der Pedal-Steel von Matt Kelly untermalt. Das anschließende „Wanted“ weckt vom Titel und vom Aufbau des Textes Assoziationen an den Klassiker „Wanted Man“. Eine Bar-Piano-Einlage, ein E-Gitarren-Solo und gelegentliche Kicks in der Stimme bringen Abwechslung in den Track. Beide Stücke erfinden den Country nicht neu, stellen aber sehr gelungene Genrebeiträge dar, die durchaus frisch wirken. Gleiches gilt für „Panhandler“, dem schnellsten Stück auf dem Longplayer.

Danach nimmt Rogers das Tempo mit „Goodbye Rosalie“ und „Sinners“ heraus. Viel Slide erzeugt eine sentimentale Stimmung. Die Balladen werden von Ben Rogers Stimme, die mal samtig, mal rau klingt, vor dem Abgleiten in den Kitsch bewahrt. Nach einem Orgelintro setzt das Schlagzeug ein, das dem Track „River“ deutlich mehr Schwung gibt, als ihn die beiden vorangegangenen Stücke aufweisen. Ein schepperndes Gitarrensolo bildet den krönenden Abschluss des Songs.

Gute Laune versprüht „Don’t Buy Me Roses“, mit dem die CD wieder Tempo aufnimmt. Die Orgel quietscht wie auf einer Kirmes und der Refrain geht direkt ins Ohr. Auf Konzerten lädt die Nummer sicher zum Tanzen ein. Zum Schunkeln und Mitsingen eignet sich das einprägsame „The More I Learn“, bei dem Rogers locker über die üblichen Country-Pfaden rollt. Obwohl die Melodie harmlos und gefällig daherkommt, weist der Text eine gehörige Prise bissigen Humors auf.

Eingängig ist auch „Living Without You“. Eine dunkle Gitarre prägt das Stück, das unaufgeregt ein mittleres Tempo beibehält. In kurzen Passagen ähnelt Rogers´ Intonation der von Bob Dylan, wenn dieser in eine tiefere Stimmlage geht.

Zum Abschluss des Werks setzt Ben Rogers nochmal auf eine Ballade. Anfänglich sehr reduziert begleitet, singt Rogers besonders tief und beinahe sanft. Gegen Ende steigert sich die Instrumentalisierung von „Darling Please“. Insgesamt hätte auf diesem und einigen anderen Titeln die Dominanz der Pedal-Steel- und Slide-Effekte etwas verringert werden können.

Rogers sollte auf seine Stimme vertrauen, die viel Atmosphäre transportiert, und könnte daher zurückhaltender mit dem Wimmern der Instrumente umgehen. Dass dies funktioniert, verdeutlicht die neueste Single „The Highway Of Tears“, die sich vermutlich auf dem kommenden Longplayer finden wird.

Canada FACTOR/Greywood Records (2015)
Stil: Country

01. Wild Roses
02. Wanted
03. Panhandler
04. Goodbye Rosa Lee
05. Sinners
06. River
07. Don’t Buy Me Roses
08. More Than I Learn
09. Living Without You
10. Darling Please

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Greywood Records Promotion

Grant-Lee Phillips – Widdershins – CD-Review

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Review: Michael Segets

Seit dreißig Jahren veröffentlicht Bryan G. Phillips regelmäßig Longplayer: zunächst mit seiner Band Shiva Burlesque, dann in den neunziger Jahren mit Grant Lee Buffalo und schließlich ab der Jahrtausendwende als Solokünstler unter dem Namen Grant-Lee Phillips. Sein neuntes Soloprojekt trägt den Titel „Widdershins“. Der mittlerweile in Tennessee lebende Kalifornier bewegt sich mit seiner aktuellen Veröffentlichung im Vergleich zu den vorangegangenen Alben stärker in Richtung Roots Rock.

Phillips überrascht gerne musikalisch und inhaltlich. Eingängige Melodien erhalten Brüche und bissige Texte werden in harmlos klingende Songs verpackt. Die CD kann man zwar auch nebenher hören, dann entgeht einem aber die Aussage der sozialkritischen Songs. „Unruly Mobs“ mit schön dreckiger Gitarre thematisiert beispielsweise die Verführbarkeit der Massen. „Liberation“ stellt fest, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird. Dabei laden die Trommelwirbel eigentlich zum unreflektierten Mitmarschieren ein. Einen Kontrast zum locker rollenden Rhythmus und dem sanften Gesang bildet die Charakterisierung der miesen Ausbeuterin „Miss Betsy“, die Profit aus Kinderarbeit zieht. Bei dem Song unternimmt Phillips einen Ausflug in den Alternative Country.

Die Tracks bewegen sich insgesamt eher im mittleren Tempobereich. „Scared Stiff“ mit pochendem Schlagzeug sowie abwechslungsreicher Gitarrenarbeit von Phillips, der hier zudem eine starke Vibration in seine Stimme legt, ist der aggressivste Song auf der Scheibe. Auch „Walk In Circles“ und „The Wilderness“ weichen im Tempo nach oben ab. Die beiden gradlinig gespielten Rocktitel sind erdig produziert und gehen direkt ins Ohr. Für den nötigen Druck sorgt die Rhythmus-Section mit Jerry Roe am Schlagzeug und Lex Price am Bass. Zum rauen Charme der Songs hat wahrscheinlich auch der Umstand beigetragen, dass das Album live im Studio eingespielt wurde.

Der wiederholt heraus gepresste Refrain, begleitet von energischen Einschlägen auf das Fell der Drums, bleibt bei „Something´s Gotta Give“ im Gedächtnis. Gelungen ist auch „Great Accelation“ mit dominanter, manchmal leicht verzerrter Gitarre. Bei den anderen Stücken fallen die Backgroundstimmen auf, die den streckenweise betont harmonischen Gesang von Phillips begleiten. Nach Aussage von Phillips wollte er bei „Totally You Gunslinger“ einen Sound zwischen Roy Orbison und The Smith erzeugen. Tendenziell hat sich Roy Orbison durchgesetzt. Auf der gefühlvollen Ballade „History Has Their Number“ funktioniert das gut. Zu schwülstig erscheint mir hingegen „King Of Catastrophes“ und das bemühte „Another, Another, Then Boom“. Die Grenze zwischen Gefühl und Schmalz mag aber jeder selbst ziehen und ist vielleicht auch von der Tagesform des Hörers abhängig.

In der Gesamtschau legt Grant-Lee Phillips mit „Widdershins“ ein Werk vor, das musikalisch abwechslungsreicher als die Vorgängeralben ist. Er zeigt eine rockige Seite, die ihm hervorragend steht, und die einzelnen Anleihen beim Country wirken frisch. Bei den getragen Songs spielt Phillips seine Stärke als Sänger aus, wobei nicht alle Titel überzeugen. Die Texte sind inhaltsschwer und viele historische Bezüge gilt es zu entdecken. Trotz aller Sozialkritik scheinen doch ein bitterer Humor und sogar eine Prise Optimismus durch. Für „Widdershins“ sollte man sich Zeit nehmen und in die Weltsicht von Phillips eintauchen, denn seine Musik ist sicherlich ein guter Weg, mit den Trübnissen der Welt umzugehen.

YEP ROC/H’art (2018)
Stil: Roots Rock/Americana

01. Walk In Circles
02. Unruly Mobs
03. King Of Catastrophes
04. Something´s Gotta Give
05. Scared Stiff
06. Miss Betsy
07. The Wilderness
08. Another, Another, Then Boom
09. Totally You Gunslinger
10. History Has Their Number
11. Great Acceleration
12. Liberation

Grant-Lee Phillips
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H’ART Musik-Vertrieb GmbH

Hardpan – Same – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

In seiner 2016 veröffentlichten Autobiographie „Born To Run“ schrieb die Heatland Rock Legende Bruce Springsteen: Demokratie in einer Band sei eine tickende Zeitbombe. Diese Prognose kann man für Hardpan nicht unbedingt aufstellen. Die vier begnadeten Singer/Songwriter aus den USA haben nach 16 Jahren ihr zweites Studioalbum aufgenommen und zeigen vor allem: Demokratie in einer Band funktioniert! 12 Songs sind auf dem Album zu finden, von jedem Bandmitglied wurden 3 Songs beigesteuert und von dieser Aufgabenteilung lebt das Album!

Beim ersten Listening entstehen sofort Erinnerungen an CSN&Y und der Vergleich mit der „Supergroup“ aus den 60er Jahren ist nicht zu weit hergeholt. Damals hießen die Protagonisten: David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young. Jetzt heißen sie: Todd Thibaud, Chris Burroughs, Terry Lee Hale und Joseph Parson. Alle sind auch als Solokünstler bereits seit mehreren Jahrzehnten aktiv und haben ihre Musikerfahrung erneut hervorragend vereinigt.

„Can’t Keep Up“, aus der Feder von Todd Thibaud, ist ein eher mittelmäßiger Opener, mit hervorstechender Akustik-Gitarre und regelmäßigen E-Gitarren Akzenten. Aber mit dem beschwingten zweiten Stück „The Hands That Hold The Reins“ nimmt das Album dann erstklassig an Fahrt auf. „Long Tomorrows“ ist ein starker Strukturbruch, vom Soft Rock geht es hier eher in die Richtung Hank Williams und Country Roots Traditional. Das langsame und von düsterer Stimmung getragene „Dust Bowl“ findet seine Stärke im metaphorischen Songwriting von Joseph Parsons: „We drunk enough to sink this boat, bring me more wine“. Im wunderschönen und erfrischenden „Best I Can“ bringt Thibaud die musikalischen Wurzeln mal kurz auf den Punkt: „Spent a little time in Reno, working the bars and casinos. They like to hear „Folsom Prison Blues“, „King Of The Road“, „Blue Suede Shoes“.

Die Lieder sind minimal instrumentalisiert, kommen ohne wuchtigen Drumbeat aus und zeichnen sich vor allem durch den mehrstimmigen Gesang aus. Das unbeschwerte, von Akustik-Gitarre dominierte „Lighthouse“, spielt in den Lyrics wieder mit wirkungsvollen Landschaftsbildern. Auf „Miracle Cure“ kommt eine vertraute „Heart Of Gold“ Mundharmonika zum Einsatz. Das sparsame aber stimmungsvoll effektive „This Place And Time“ geht über in das 7-Minuten Stück „Dangling“, das seine schönste Stelle hat, als eine kurze Mundharmonikauntermalung beginnt. Damit hätten in einigen anderen Songs auch noch gute Akzente gesetzt werden können. Diese kritische Anmerkung ändert letzten Endes aber nichts am tollen Gesamteindruck des Albums.

Was CSN&Y so einzigartig machte, war der Country-Folk-Rock Sound, begleitet vom begeisternden, mehrstimmigen Gesang, gepaart mit exzellentem Songwriting. Und genau das findet sich auch alles auf diesem Longplayer wieder. Eingängige Lieder und tiefsinnige, auf die Sprache fokussierte Tracks erschaffen hier ein musikalisch abwechslungsreiches und von hoher Qualität geprägtes Album. Wer CSN&Y gut findet, wird dieses Album lieben!

Blue Rose Records (2017)
Stil: Americana, Folk-Rock, Country-Rock

01. Can’t Keep Up
02. The Hand That Holds The Reins
03. Long Tomorrows
04. Dust Bowl
05. Best I Can
06. Lighthouse
07. Bombast
08. Miracle Cure
09. Can’t Have It All
10. One Clear Thought
11. This Place And Time
12. Dangling

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Blue Rose Records

Charlie Parr – 06.02.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Parr-Haupt

‚Pille‘ Peerlings, der Chef der Krefelder Kulturrampe, hat 2018 die neue Konzertreihe „Caesar’s Pallets“ ins Leben gerufen. Im „Bluebird Cafe“ (BBC) werden dienstags akustisch gehaltene Liveauftritte präsentiert, bei denen vor allem Newcomern eine Bühne geboten wird. Nach dem Gastspiel des gut aufgelegten Dortmunders Edy Edwards lud das BBC zum ersten „Special“ mit dem alten Hasen Charlie Parr aus Minnesota ein.

Der im Qualitätsjahrgang 1967 geborene Singer/Songwriter hatte seine neue CD „Dog“ im Gepäck. Eine Auswahl der stärksten Stücke seines sechzehnten Album streute Parr in die beiden Sets des Abends ein. Neben dem eingängigen Titelsong „Dog“ durfte das grandiose „Hobo“ natürlich nicht fehlen. Ebenfalls begeistert vom Publikum aufgenommen wurden „I Ain’t Dead Yet“ und das swingende „Boiling Down Silas“. Den Geist New Orleans atmete die Liveversion von „LowDown“ – trotz der reduzierten Instrumentierung – ebenso deutlich wie auf dem Longplayer.

Parr beeindruckte mit den Klangvariationen, die er seiner akustischen 12-String-Guitar entlockte. Slide-Passagen, so bei „Remember Me If I Forget“, und feines Picking, wie bei „Last Day“ wechselten sich ab oder wurden bei „True Friends“ gekonnt kombiniert. Nicht nur hinsichtlich der Gitarrenarbeit zog Parr alle Register, auch mit den stilistischen Elementen zwischen Folk, Blues und Country zeigte er die Bandbreite seiner älteren Kompositionen.

Er spielte mit einem augenzwinkernden Kommentar zu Bob Dylan „Cheap Wine“, das Blues-getränkte „Too Much Liquor, Not Enough Gasoline“, seinen bislang größten Erfolg „1922 Blues“ und die stampfende Country-Nummer „Rocky Raccoon“. Seine besondere Vorliebe zu Hunden schien erneut bei „Old Dog Blue“ durch.

Neben den Eigenkompositionen unternahm Parr eine Zeitreise durch die Geschichte des Folks mit seinen unterschiedlichen Variationen. So spielte er „My Grandfathers Clock“ und „Ragged And Dirty“, das von William Brown stammt. Die Auswahl der Songs trifft Parr auf seinen Konzerten spontan. Er lässt sich von Stimmungen treiben oder wird getrieben. Wer kann das bei Künstlern schon sagen? Den krönenden Abschluss bildete eine A-Cappella-Zugabe von „Ain’t No Grave Gonna Hold My Body Down“. An Intensität übertraf Parr die bekannte Version von Johnny Cash bei weitem.

Das Publikum im vollen BBC verabschiedete Parr mit tosendem Applaus. Es erlebte einen introvertierten Musiker, dessen Humor in kurzen Anekdoten aufblitzte. In seinen Songs legt er hingegen seelische Abgründe offen. Manche sprachlichen Wendungen bleiben reduzierte Gedankensplitter, die zur Interpretation einladen. In bester Singer/Songwriter-Tradition erzählt Parr Geschichten, denen man gerne zuhört, da sie Situationen und Gefühle aufgreifen, die wohl jeder mal erlebt hat.

Vergänglichkeit und Tod, Freiheit und Einsamkeit sind in seinen Texten gegenwärtig. Aus seinen Lyrics spricht oftmals ein tiefes Mitgefühl für verlorene Seelen und eine rastlose, letztlich unvollendete, Sinnsuche. Charlie Parr stellt sich der Frage, welche Spuren man hinterlässt. Von dem Abend bleibt die Erinnerung an ein intimes Konzert und an die intensive Darbietung eines bescheiden auftretenden Menschen, der großartige Songs schreibt.

Das BBC ist eine tolle Idee und eine bessere Alternative zu einem Abend vor dem Fernseher, der schnell vergessen wird. Dass bei den Caesar’s-Pallets-Konzerten in der Regel auf einen festgesetzten Eintritt verzichtet wird und stattdessen ein Hut rumgeht, ist fair und lädt zu einem spontanen Besuch ein. Für den nächsten Termine im Februar sind das Duo Kassiopeia und Hello Luke angekündigt.

Line-Up:
Charlie Parr (vocals, guitar)

Bilder und Text: Michael Segets

Charlie Parr
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Kulturrampe Krefeld

Samantha Fish – Belle Of The West – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Samantha Fish, die wir erst vor einigen Tagen auch bei einem Konzert in Dortmund genießen konnten, ist wirklich eine beeindruckende, äußerst kreative Musikerin. Innerhalb eines Jahres legt sie nach „Chills & Fever“ mit „Belle Of The West“ nun schon das nächste Album vor. Und beide könnten unterschiedlicher nicht sein! Während sie auf „Chills & Fever‘ noch dem Soul und Rhythm and Blues huldigte, ist ihr neues Werk sehr ‚Americana‘-geprägt, mit Delta Blues-, Country- und Folk-Einflüssen. Dementsprechend stilecht hat sie ihr neues Werk auch in den renommierten Zebra Ranch Studios im Norden von Mississippi unter Mitwirkung von Luther Dickinson (North Mississippi Allstars) als Produzent eingespielt.

Zu hören gibt es insgesamt elf Tracks, von denen drei Songs keine Eigenkompositionen, sondern Coverstücke von R. L. Burnside („Poor Black Mattie“), Little Mae („Nearing Home“) und Jimbo Mathus („Belle Of The West“) sind. Alle Stücke haben ihrer Aussage zufolge einen sehr persönlichen Hintergrund, sie setzen sich in einer Mischung aus akustischen und elektronischen Sounds mit ihrer Herkunft aus dem mittleren Westen auseinander.

Zu allen Sounds liefert Ihre ausdrucksstarke, relaxte Stimme die passenden Emotionen. Die Instrumentierung der Stücke ist, Americana-typisch, mit Akustikgitarre, Violine, Flöte, Drums und teilweise Mundharmonika gestaltet. Bemerkenswert ist der rhythmische Opener „American Dream“, der ohne Umschweife sofort mit einer den Song beherrschenden Basstrommel loslegt. Das folgende „Blood In The Water“ hingegen ist wesentlich entspannter und kommt recht melodiös rüber.

Hervorzuheben ist auch Fishs Interpretation des countrybeeinflussten „Belle Of The West“. Das beste Stück des Albums ist aber zweifellos, zumindest nach dem Geschmack des Rezensenten, das swampig treibende „Poor Black Mattie“ mit Lightnin’ Malcolm. Aber auch die übrigen Songs grooven sehr schön, lediglich „Daughters“ ist etwas schwächer. Aber dies ist sichtlich auch seine Frage der Vorlieben des Hörers.

Insgesamt zeigt die CD die bisher unbekannten Seiten von Samantha Fishs musikalischen Qualitäten. Dabei überzeugt sie auch dank ihrer Fingerfertigkeit an der Akustikgitarre. Sie taucht mit ihrem Album tief in den Mississippi Blues ein und interpretiert ihn auf eine Herz erfrischende Art und Weise.

Line up:
Samantha Fish – Vocals, Guitar
Luther Dickinson – Guitar, Mandoolin
Lightnin’ Malcolm – Guitar, Harmonica, Vocals
Jimbo Mathus – Fender Rhodes, Harmonica, Vocals
Amy LaVere – Upright Bass, Vocals
Lilie Mae – Violin, Vocals
Tikyra Jackson – Drums, Vocals
Sharde Thomas – Fife, Drums, Vocals
Trina Raimey – Drums

Ruf Records (2017)
Stil: Blues/Americana

01. American Dream
02. Blood In The Winter
03. Need You More
04. Cowtown
05. Daughters
06. Don’t Say You Love Me
07. Belle Of The West
08. Poor Black Mattie
09. No Angels
10. Nearing Home
11. Gone For Good

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Ruf Records