Savoy Brown – 01.04.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Kein April-Scherz, Savoy Brown um ihren Mastermind und Blues Rock-Urgestein Kim Simmonds, traten gestern Abend am 01.04.2018 wahrhaftig im Dortmunder Musiktheater Piano auf. Dort sind sie schon diverse Male im Laufe der Zeit präsent gewesen, von daher durften sich die Geschäftsführer der Location, Jenny Dore und Thomas Falke, über einen sehr guten Besuch freuen.

Via Ruf Records war mir letztes Jahr ihr aktuelles Album „Witchy Feelin‘‚“ zugesandt worden. Es zählte für mich zu einer der großen positiven Überraschungen in 2017, da ich – Asche auf mein Haupt – die Band zwar kannte, aber nie mal intensive Berührungspunkte mit ihr hatte. Von daher war ich gespannt, wie die Studiosongs live auf der Bühne rüberkommen würden.

Der nach wie vor agile, mittlerweile 70-jährige Bandleader (manchmal ein bisschen sympathisch schusselig wirkend) spielte sich an der Seite seiner starken Mitwirker Pat DeSalvo am Bass und dem Kraftpaket Garnet Grimm am Schlagzeug, zum Einstieg erstmal mit dem Uralt-Instrumental „Getting To The Point“ seine, noch im weiteren Verlaufe, stark beanspruchten Finger ein wenig warm.

Kims Haupt-Arbeitsgerät bei diesem Gig war eine dunkelgrüne DBZ-Gitarre, die einen herrlichen schweren, knarzenden Sound bei seinen unzähligen, filigranen und quirligen Soli hervor brachte.

Mit „Why Did You Hoodoo Me“ und dem swampigen „Livin‘ On The Bayou“ gab es dann die ersten Tracks aus „Witchy Feelin‘, die live ebenfalls ein Genuss waren. Erinnerten mich in ihrer Art an den guten alten Tony Joe White. Mit dem grandiosen „Poor Girl“ (im Instrumentalteil dezent an „Jessica“ von den Allmans erinnernd) vom „Looking In“-Album (1970) ging es weit zurück in die Vergangenheit.

Das Instrumental „Cobra“ von der 2014er Ruf-Scheibe „Goin‘ Down To The Delta“ diente als Vorbote für „A Hard Way To Go“ und „Needle And Spoon“, zwei weitere Klassiker, die Simmonds dem damaligen Ursprungssänger der Stücke, Chris Youlden, widmete.

Leider war der anschließende „Memphis Blues“, bei dem der Protagonist, erstmals seine Slide-Künste offerierte, das einzige weitere neue Lied vom aktuellen Longpayer, der spielstarken Vorstellung des Trios tat es aber keinen Abbruch.

Der claptoneske wunderbare Slowblues „Where Has Your Heart Gone“ würdigte den ebenfalls anwesenden Thomas Ruf und seine  Verdienste um den zeitgenössischen Blues Rock,  bevor der atmosphärisch ratternde „Hellbound Train“ (Kim mit Harp-Einlage), „Wag Dang Doodle“ (launiger Boogie) und der herrliche Countryrock-Schunkler „Tell Mama“ (Simmonds zum einzigen Male eine Gibson Les Paul ‚beslidend‘) den wie im Fluge vergehenden Hauptteil ausklingen ließen.

Im Zugabenteil konnten zunächst vornehmlich DeSalvo und Grimm mit beeindruckenden Soli beim „Louisiana Blues“ (Simmonds guckte sich das Ganze genüsslich auf einem Hocker sitzend an) erneut ihr Können präsentieren, um beim finalen tempogeladenen „Boogie“ nochmals im Kollektiv zu glänzen.

Eine bärenstarke Vorstellung von Savoy Brown im Musiktheater Piano zu Dortmund. Ein krönender Abschluss einer intensiven und erlebnisreichen Woche für uns mit gleich vier Konzerten innerhalb von sechs Tagen!

Line-up:
Kim Simmonds (lead vocals, electric guitar, harp)
Pat DeSalvo (bass, vocals)
Garnet Grimm (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Savoy Brown – Witchy Feelin‘ – CD-Review

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Manchmal ist es wie verhext. Da kennt man eine Band schon Urzeiten vom Namen her, hatte mit ihr aber irgendwie nie Berührungspunkte. So muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich von Savoy Brown nicht einen einzigen Tonträger in meiner nicht gerade kleinen Sammlung stehen habe, obwohl die Band um ihre einzige Konstante, Kim Simmonds, ja in Sachen Veröffentlichungen bereits seit 1965 zugange ist.

Jetzt hat mich Ruf Records unfreiwillig einfach mal zu meinem Glück gezwungen und mir den aktuellen Silberling „Witchy Feelin‘“ zugeschickt. Und der bereitet wirklich große Freude. Ganz spartanisch eingespielt im klassischen Trio mit Simmonds (vocals, guitars), Pat DeSalvo am Bass und Garnett Grimm am Schlagzeug, erhält man eine schön E-gitarrenlastige Blues Rock-Scheibe mit einem ganz eigenwilligen Charme.

Kreiert und auch produziert hat sämtliche Stücke natürlich Kim Simmonds, der auf dieser Scheibe auch ganz klar der Herr im Hause ist. Seine Rhythmusfraktion bietet hier die ledigliche, aber sehr gekonnte Grundlage für seinen dezent knöchrigen/kauzigen Gesang (ähnlich wie Tony Joe White) und seine exzellente und variable E-Gitarrenarbeit. Simmonds hat das Gespielte in einem sehr schön volumigen und transparenten Klangambiente eingefangen, sodass man beim Hören fast den Eindruck hat, die Band würde live im Wohnzimmer spielen.

Dass Simmonds ja schon ganz frühzeitig Amerika für das Wirken von Savoy Brown entdeckt hatte, erkennt man an Tracks wie dem swampingen „Livin‘ On The Bayou“ und der Bottleneck-bestimmten Phase des Albums mit den drei Songs „Vintage Man“, dem überragend relaxt vorgetragenen „Standing In The Doorway“ und „Memphis Blues“, wo ordentlich geslidet und gesurrt wird.

Ansonsten gibt es knackigen und eingängigen Blues Rock mit den typischen E-Gitarrenkomponenten. Vielleicht noch hervorhebenswert der längste Song der CD, „Thunder, Lighning & Rain“, mit ziemlich exzessivem Wah-Wah-Geniedel und das herrlich entspannte Instrumental „Close To Midnight“ als Finale, das mich ein wenig an eine Mischung aus Peter Greens damaligen „In The Skies“ und „Slabo Day“ erinnert.

Savoy Brown mit ihrem Gitarrenhexer Kim Simmonds legen mit „Witchy Feelin‘“ eines der 2017er-Highlight-Alben im Blues Rock-Genre hin. Klasse Stücke, toller Sound, dazu ein launiges Cover-Artwork. Und es hat in jedem Fall dazu geführt, dass ich die Truppe, in Zukunft intensiver im Auge behalten werde! Absolute Kaufempfehlung!

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock

01. Why Did You Hoodoo Me
02. Livin‘ On The Bayou
03. I Can’t Stop The Blues
04. Witchy Feelin‘
05. Guitar Slinger
06. Vintage Man
07. Standing In A Doorway
08. Memphis Bluesd
09. Can’t Find Paradise
10. Thunder, Lightning & Rain
11. Close To Midnight

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