Kody West – Green – CD-Review

Green_300

Da in den nächsten Tagen und vermutlich auch zu Beginn von 2018 erstmal nichts großartig Neues in Sachen CD-Veröffentlichungen anstehen wird, habe ich mal die Gelegenheit genutzt, mir mal ein paar Scheiben aus dem eigenen Fundus zu Gemüte zu führen, um vielleicht noch den einen oder anderen Geheim-Tipp für unsere Leserschaft zu generieren.

Gestoßen bin ich dabei auf den aus dem Raum Dallas/Fort Worth stammenden Texaner Kody West, der nach einer ersten EP („Higher Ground“), jetzt mit seinem Debütalbum „Green“ aufwartet. Wie nicht  anders zu erwarten, bekommen wir es hier mit lupenreinem Red Dirt zu  tun, allein schon die Stimme des Protagonisten weißt eine frappierende Ähnlichkeit mit der von Randy Rogers auf.

In einem sehr schön warmen klaren Sound  haben dieses zehn Stücke umfassende Werk die früheren Mitglieder der Band Six Market Blvd., Ben Hussey and Josh Serrato, produziert. Sämtliche Tracks bewegen sich im melodischen Midtempobereich und überzeugen neben der starken Vokalleistung des Protagonisten vor allem in der feinen Instrumentierung.

Es wird  eigentlich so alles an Instrumenten aufgeboten, die ich gerne höre. Flockige Akustikgitarren und E-Gitarren (mit einigen schönen Hooks und Soli wie beim starken Titelstück, hallende Orgel und in den etwas countrylastigeren Songs wie „In The Morning“, „The Player“, dem Western-trächtigen „Ogygia“ weint mal die Steelgitarre, zirpt eine Mandoline, raunzt eine Dobro oder grummelt eine Bariton-Gitarre. Herrlich auch das melancholische „Loves Me Too“, mit diesen Texas-typischen, weiblichen Harmoniegesängen.

Freunde des melodiebetonten Red Dirts von Acts wie Sam Riggs, Randy Rogers, Wade Bowen, Eli Young Band, Willie Stradlin, Bart Crow & Co. werden  sofort  erkennen, dass man es bei Kody Wests (gerade erstmal 21 Jahre alt!) erstaunlich reifem Debütalbum „Green“ beileibe nicht mit musikalischen Grünschnäbeln zu tun hat.

Eigenproduktion (2017)
Stil: Red Dirt Rock

01. Shine Out
02. For The Last Time
03. In The Morning
04. Green
05. Ledges
06. The Player
07. Love Me Too
08. Ogygia
09. Million Miles
10. Melody

Kody West
Kody West bei Facebook

Dolly Shine – Walkabout – CD-Review

Dolly Shine_Walk_300

Man kann schon in unseren Breitengraden richtig neidisch werden, wenn man sieht und hört, was im Bundesstaat Texas so alles an hochkreativer Musik fabriziert wird. Nächstes Beispiel ist die Band Dolly Shine, die jetzt mit „Walkabout“ nach dem Debüt „Room To Breathe“ und der EP „All In“ ihren dritten Tonträger veröffentlicht.

Benannt nach einer spanischen Redensart im tiefen Süden von Texas („Dale Shine“), die im übertragenen Sinne hier bei uns so etwas wie ‚Gib Gas‘ bedeutet, hat sich das Quintett aus Stephensville in diversen Besetzungen zu einem mittlerweile richtig heißen Red Dirt-Act entwickelt. Stücke wie „Spinning My Wheels“, „Should Have Known“, „Her Name Was Trouble“ oder „Dangerous Love“ hatten bereits die Texas Music Charts erobert.

Die beiden Gründungsmitglieder Zack McGinn (Lead vocals) und Wes Hall (Fiddle) haben sich mittlerweile den starken E-Gitarristen Jerrod Flusche gekrallt und mit Ben Hussey (Bass, vocals) sowie Johnny Goodson (Drums, percussion) die passende Rhythmus-Fraktion gefunden. Produziert haben Hussey und Josh Serrato (der sich hier auch  mit diversen Saiteninstrumenten und B3-Organ einbringt), besonders bekannt für ihre Mitwirkung als Musiker bei Six Market Blvd.

Schon der ruppig polternde Opener „Blackbird“ deutet an, wie diese Truppe die dortig einschlägigen Lokalitäten wie das Billy Bob’s Texas, Gruene Hall & Co. in Wallung zu verbringen mag. Schon hier offeriert sich ein Trademark der Band, das sich wie ein roter Faden durch alle Stücke zieht, und zwar das wüste Fiddlespiel von Wes Hall, der es immer wieder geschickt versteht, sein Teil in allen erdenklichen Variationen wie ‚Sägen‘, ‚Quietschen‘, ‚Surren‘, ‚Heulen‘ oder sonstwie in den Fokus zu rücken, allerdings in Flusche, mit seinen E-Gitarren-Attacken, einen kongenialen, ihm Paroli bietenden Mitspieler erwischt hat.

Das folgende flockige, an der Schnittstelle zwischen Reckless Kelly und Micky & Motorcars liegende „Come Out Swingin'“ besticht durch die hervorragende Harmonie zwischen Fronter Zack McGinn und der zauberhaft mitsingenden Rachel Loy, die u. a. auch beim grandiosen atmosphärischen Abschlussstück „Old Flame“ nochmals zum Einsatz kommt. Höre ich immer wieder gerne!

Die Jungs haben auch eine sporadisch düstere Note in ihren Tracks, was bei Liedern wie „Rattlesnake“ (kühle Fiddelei von Hall) oder dem schon fast bedrohlich wirkenden Southern-Stampfer „Hitchhikin‘ zum Ausdruck kommt. Auch der absolut überragende Song des Werkes „“Snakeskin Boots“, mit seinem bedrückenden Fiddle-/Banjo-Intro geht auch in diese Richtung. Ein hallendes und gurgelndes B3-Organ und Flusches starke E-Arbeit verleihen dem Stück eine leicht swampige Atmosphäre. Klasse auch das Bridge, in dem McGinns Stimme durch eine Voicebox modifiziert wurde. Grandiose Musik!

Für die Charts bleiben dann die eingängigen Sachen wie „Closing Time“ (mit schön klirrender Mandoline), „Twist The Knife“ (launiger Refrain, sirenenartige Fiddle, markante E-Gitarrenlinie) und das rockig-rhythmische und trotzdem sehr melodische „Anywhere Close To Find“ über.

Insgesamt entpuppt sich das neue Werk „Walkabout“ von Dolly Shine, wie der Titel es schon suggeriert, als runde Sache. Sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Jedes Stück eine Perle für sich. Wer auf recht Fiddle-dominierten Red Dirt Richtung Reckless Kelly, Casey Donahew Band, oder Micky & Motorcars steht (Texas Renegade– und Randy Rogers Band-Liebhaber dürfen auch mal ein Ohr riskieren) ist hier an der richtigen Adresse.

Die typisch geschmackvolle Cover-Art-Gestaltung der, bei uns auch schon oft erwähnten, Dodd-Sisters (Backstage Design Studio), kommt auch noch hinzu. Wir sind uns ganz sicher, dass Dolly Shine in der nächsten Zeit noch ordentlich Gas geben werden! Tolle Burschen!

Vision Entertainment (2016)
Stil: Red Dirt

01. Blackbird
02. Come Out Swingin‘
03. Closing Time
04. Rattlesnake
05. Twist The Knife
06. Anywhere Close To Fine
07. Snakeskin Boots
08. Hitchhikin‘
09. Old Flame

Dolly Shine
Dolly Shine bei Facebook
RPR Media
Veröffentlicht am Kategorien AllgemeinTags , , , , , , Schreibe einen Kommentar zu Dolly Shine – Walkabout – CD-Review