Etwa drei Jahre liegt der letzte Auftritt von Michael Schenker in NRW mittlerweile zurück. Damals war es ein Gastspiel mit dem Michael Schenker Fest mit vier verschiedenen Sängern. Diesmal war die Besetzung an den Vocals geringer und Robin McAuley, der auch beim Fest dabei war, war einziger Frontmann.
Ansonsten war sonst nur Steve Mann, der aber auch zuvor in der Vergangenheit öfter mit Schenker zusammengearbeitet hatte, als zweiter Gitarrist und Keyboarder übrig geblieben. Die Rhythmussektion ersetzte Schenker mit Barend Corbois am Bass und Bodo Schopf an den Drums, der den verstorbenen Ted McKenna schon bei den letzten Konzerten ersetzt hatte.
Nachdem die Tore der Zeche ab 19:00 Uhr geöffnet wurden tröpfelten die Besucher zunächst eher in die Halle, dass sich um 19:30 etwa 40–50 Gäste im Konzertsaal befanden. Dann änderte sich ab 20:30 schlagartig, als um 20:00 Uhr die aus New Jersey kommende Band Everdawn die Bühne betrat.
Etwa 40 Minuten präsentierten die Amerikaner um Frontfrau Alina Gavrilenko und den Gitarristen Richard Fischer Songs, die sie selber als Ultra Melodic Metal bezeichnen. Harte Gitarrenriffs, stampfende Bass- und Drum-Rhythmen verschmelzen dabei mit der sehr hohen Stimme der Fronterin und dem Keyboardspiel, das den Songs zuweilen eine gewisse Milde einhauchte. Es gelang ihnen, den Besuchern, die vor allem wegen Schenker gekommen waren, die Wartezeit zu verkürzen, was sich auch an dem Applaus der Zuschauer zeigte.
Um 21.00 Uhr betrat Michael Schenker nach einer relativ kurzen Umbaupause mit seinen Instrumentalisten die Bühne. In einer Ansage sagte Schenker, dass das folgende „Ascention“ seinem leider zu früh verstorbenen Drummer Ted McKenna gewidmet ist. Erst nach diesem instrumentalen Feuerwerk kam auch Sänger Robin McAuley suf die Bühne. Und es sollte in dem knapp 120 Minuten dauernden Konzert ein bunter Mix aus Songs folgen, an denen Michael Schenker in seiner mittlerweile 50 Jahre dauernden Karriere beteiligt war.
Schnell war der Funke auf das begeisternd mitgehende Publikum übergesprungen und es entwickelte sich ein toller Hard Rock-Abend. An den Gesichtern der Musiker konnte man erkennen, mit welcher Freude sie die Tracks spielten, und wie sie es genossen, die Resonanz der Zuschauer zu bekommen.
Dem „Cry For The Nations“ folgenden „Doctor Doctor“, der ersten UFO-Darbietung, konnte man etliche Besucher mitsingen sehen. McAuley ist gesanglich noch absolut auf der Höhe und hatte, wie auch im weiteren Konzert mit dem einen oder anderen Fan Augenflirts. Schön war, dass Schenker den anderen Musikern immer wieder die Möglichkeit gab, sich in der Frontline zu präsentieren und nicht irgendwo im Bühnenhintergrund ein Schattendasein zu fristen.
Dies lag aber auch an der geschickten, meist ausgewogenen Bühnenausleuchtung, wo Schenker nur bei einigen seiner von filigran bis brachialen Soloarbeit mit Spots klar in den Vordergrund gestellt wurde. Vor dem Licht steht eigentlich der Sound, der so abgemischt war, dass die Instrumente eindeutig zu identifizieren waren und auch so ausgesteuert waren, dass McAuleys Gesang in der Wucht, insbesondere der Drums und des Basses ,nicht unterging.
Nach einigen MSG-Stücken, wie „Warrior“ oder „Arena“ durfte sich mit „In Search Of Peace Of Mind“ auch ein alter Scorpions-Track (vermutlich sogar der erste, den er als Teenager selbst schrieb) aus den relativ kurzen Phasen seiner Anfangsband einreihen, aus der er ausstieg, um danach in der erfolgreichsten UFO-Zeit mitzuwirken.
Mit „Lights Out“ brachte die Band den Saal zum Kochen. Corbois bewies, dass er nicht nur ein begnadeter Bassist ist, sondern auch durch sein Auftreten und Posen dazu beiträgt, visuell die Fans aufzupuschen. Überhaupt muss gesagt werden, dass Corbois und Drummer Bodo Schopf einen stampfenden Sound vorlegten, der durch den Gitarristen und Keyboarder Steve Mann noch verfeinert wurde.
Nach „Lights Out“ verließ McAuley für einen Song die Bühne und überließ Michael Voss das Mikro, der dann das sehr melodische, eher ruhige „After The Rain“ sang. Nachdem die Fans für einen Song lang etwas heruntergekühlt wurden, gab es kein Halten mehr. Ein famoser Hard Rock_Kracher jagte regelrecht den anderen und Schenker baute mit dem wieder etwas ruhigeren „A King Has Gone“, das Ende des Monats auf dem neuen Album erscheinen wird, ein Stück aus der Zukunft ein, was beim Publikum sehr gut ankam.
Als die ersten Töne von „Rock Bottom“ erklangen, brandete Applaus durch die Halle und Schenker zeigte in minutenlanger Soloarbeit, was so alles aus einer Gitarre zu entlocken ist. Dabei offerierte er seine gesamte spielerische Bandbreite, die weit über den Hardrock hinausgeht und zuweilen auch klassische Elemente beinhaltet.
Wer gedacht hätte, nach diesem fast schon monomentalen Song könne nichts mehr kommen, wurde eines Besseren belehrt. Praktisch ohne große Pausen folgten „Shoot Shoot“, “Let It Roll“, „Natural Thing“, „Too Hot To Handle“ und „Only You Can Rock Me“, bei denen sich die Musiker scheinbar in einen Rausch spielten und es auch die Besucher auf der kleinen Tribüne nicht mehr auf den Sitzen hielt.
Zum Ende des Fegers schnappte Schenker sich sein Handy und knipste ins Publikum, um deutlich zu machen, dass dieser Abend auch für die Band etwas Besonderes war. Ein besonderer Dank geht neben dem an die Band für die tolle Musik auch an a.s.s.concerts & Promotion und an die wie immer sehr freundlichen Mitarbeiter der Zeche.
Line-up MSG:
Michael Schenker – Guitars, Backing Vocals
Robin McAuley – Lead Vocals
Bodo Schopf – Drums
Barend Courbois – Bass, Backing Vocals
Steve Mann – Guitars, Keyboard, Backing Vocals
Line-up Everdawn:
Alina Gavrilenko – Lead Vocals
Mike LePond – Bass
Dan Prestup – Drums
Boris Zaks – Keyboards
Richard Fischer – Guitars, Vocals
Text und Bilder: Gernot Mangold
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Zeche, Bochum