Larkin Poe – Bloom – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Die Verleihung des Grammy Awards für “Blood Harmony” 2024 haben Larkin Poe nur als kurze Auszeit genutzt. Das neue Studiowerk “Bloom” war damals bereits in der Mache. Gemeinsam mit Co-Produzent Tyler Bryant haben sie erstmals alle Stücke geschrieben. Die Inspiration für den neuen Longplayer ist geprägt durch die familiäre Synergie-Atmosphäre und Erfahrungen der letzten Jahre, also weit über eine nur musikalische Partnerschaft hinaus.

Mit dem ersten Song “Mockingbird” beginnt gleich der blues-rockige Teil einer insgesamt sehr vielfältigen Produktion. Nachdenkliche Lyrics über Wendungen im Leben und die Reflexionen bis hin zum Wechsel von Perspektiven bestimmen den Titel. Die Leichtigkeit der Komposition fließt bei “Easy Love Pt. 1” zwischen Southern- und Blues Rock sowie Rebeccas elektrisierender Voice-Power. “Pt. 2” des Tracks folgt erst mit Abstand und in Balladenform. Meghans Guitarwork und der zarte Refrain “You make it easy” verleihen dem Liebeslied nun einen grundlegend anderen Charakter.

Eine betont ruhigere Klangfülle bringt auch “Little Bit” in die Songliste. Zuversicht und Verbundenheit strahlen im swingenden Country-Southern-Style. Erneut ein lyrisches Kleinod, das teils härtere Soundelemente mit schönen Storytelling verbindet. Kein Geheimnis machen die Lovell Sisters aus den frühen Einflüssen ihrer Musik. Neben typischem Bluegrass Folk war Southern Rock der Allmans, aber ebenso geradliniger Fleetwood Mac-Sound u. a. je ein Baustein. Bei “Bluephoria” treffen Freude und Leid aufeinander, werden musikalisch rifflastig verwoben und psychedelisch klingende Passagen bestimmen die Komposition. Die Lead-Single erinnert trotz hartem Rock’n’Roll Outfit, lyrisch inspiriert, an die Memphis Blues Legende Furry Lewis. Schnelle Blues Rock-Vibes treibt “Nowhere Fast” vor sich her. Ein krachendes Solo lässt den Wüstensand förmlich aus den Boxen rieseln und Billy Gibbons gibt seinen Segen.

Ein erstaunlich erfrischender Ideenreichtum lässt “If God Is A Woman” im Masterpiece-Format entstehen. Das elektrisch ausgerichtete Delta Blues-Stück konkurriert im Ohr mit dem nachfolgenden “Pearls”: düster und heavy treibende Gitarrenriffs und Rebeccas Stimme verursachen eindeutig Herzschlag-Blues. Als Slide-Topper und Highway-Country Song zugleich bringt “Fool Outta Me” die big wheels in Bewegung, ein altes Blues-Rock-Herz geht auf und relaxed beim wunderbar melodiösen “You Are The River”. Ein Eagles-/Poco-Country Rock schlingert in zeitgemäßer Interpretation vorbei und beruhigt die Anspannung. Diese Dramaturgie einer gesundheitsfördernden Cool-down Übung übernimmt zum Schluss “Bloom Again”. Meghan beschreibt die Idee des langjährigen Tom Petty-Weggefährten und Larkin Poe Freundes Mike Campbell: Er schlug vor, einen Song zu schreiben, der im Stile der Everly Brothers unsere Geschwister-Harmonie präsentiert. Ein modernes Country-Rock/Folk-Finale, das auch von Emmylou Harris stammen könnte, und ein Gänsehaut-Solo als “Zugabe” setzen den Schlussakkord.

Die ehemals “kleinen” Schwestern der Allman Brothers haben sich längst vom Adjektiv befreit und mit dem Album “Bloom” deutlich die Avantgarde-Rolle in der amerikanischen Roots-Musik übernommen. Selten klang eine Eigenproduktion Genre übergreifender dirty Southern- und raw Blues-Rock Tracks mit Country- Anleihen so tiefgreifend überzeugend. In diesem Jahr feiern Larkin Poe das 15-jährige Bestehen. Der nächste Grammy ist nur eine Frage der Zeit.

Tricki-Woo (2025)
Stil: Roots Rock, Blues, Blues Rock, Southern Rock

Tracks:
01. Mockingbird
02. Easy Love Pt. 1
03. Little Bit
04. Bluephoria
05. Easy Love Pt. 2
06. Nowhere Fast
07. If God Is A Woman
08. Pearls
09. Fool Outta Me
10. You Are The River
11. Bloom Again

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Tres Chicas – Bloom, Red & The Ordinary Girl – CD-Review

Die drei „Hühner“ aus North Carolina sind zurück! Nachdem Caitlin Cary (Whiskeytown), Lynn Blakey (Glory Fountain) und Tonya Lamm (Hazeldine) bereits für ihr starkes Debüt „Sweetwater“ von der Kritikergilde mit Lobeshymnen geradezu überschüttet wurden, kommt jetzt mit „Bloom, Red & The Ordinary Girl“ konsequenter Weise der ersehnte Nachfolger. Die drei Damen begaben sich diesmal auf europäisches Terrain, um mit den britischen Produzenten Neil Brockbank und Robert Trehern (übernahm hier zumeist die Arbeit des Drummings) zusammenzuarbeiten, die sich u. a. bereits mit Musikergrößen wie Nick Lowe (spielt auf dieser CD bei zwei Tracks den Bass) oder Van Morrison einen Namen gemacht haben.

Mit involviert noch als tragende musikalische Säulen sind Geraint Watkins (überragende Piano- u. Orgelarbeit) und Matt Radford am Bass, sowie eine Anzahl hochwertiger Gastmusiker mit sporadischen Einsätzen (u. a. Bill Kirchen, Steve Donnolly, BJ Cole). Insgesamt ist die Atmosphäre gegenüber ihrem Erstling noch intimer geworden. Den Löwenanteil der Songwriting-Arbeit übernahmen Carey und Blakey, dazu kommt noch ein Stück aus der Feder von Geraint Watkins („My Love“), sowie das Lou-Ford-Cover „Drop Me Down“ (ein herrlich relaxter, melodischer Midtemposong mit toller Akustikgitarren-, Piano- und Orgeluntermalung), und die rhythmische, Steel-betonte Country Retro-Nummer „If You Think That It’s All Right“ aus der Feder von Johnny-Carver.

Die meisten Lieder sind von der einzigartigen, entspannten und auf stimmlicher Chemie basierenden Tres-Chicas-Atmosphäre geprägt. Sie reihen sich in einträchtiger Harmonie und Gemütlichkeit aneinander und wirken dabei fast noch intimer als auf dem Erstling. Zu dem gewohnten, folkigen Americana-/Alternate Country-Feeling gesellen sich vereinzelt dezente Blues-/Barroom- und ansatzweise auch mal angeswingte, jazzige Elemente. Klasse die von Poesie und Humor geprägten Texte (im Booklett natürlich aufgeführt), sowie der sinnliche Gesang der drei Hauptakteurinnen, sei es als Solistinnen oder auch im mehrstimmigen Bereich. Hier und da offenbart Caitlin Carey ihr etatmäßiges, versiertes Violinenspiel.

Herausragend neben dem Opener „Drop Me Down“ vielleicht das Barroom-trächige „Stone Love Song“ (tolles Piano, Flöte, Klarinette, Streicher), das herrlich dahinfließende „Sway“, die Orgel-betonte Ballade „Still Run“, das mit Countryflair und vielen, kleinen Soli behaftete, launige „Man Of The People“, die tolle Caitlin Carey-Nummer „400 flamingos“, sowie die herrliche Countryballade (wunderschöne Akustikgitarren- und Violinenparts) „Slip So Easily“, die seinerzeit auch schon Glory Fountain aufnahmen. Aber im Prinzip sind hier nicht der einzelne Song, sondern das stimmige Gesamtkonzept und die sympathischen musikalischen Persönlichkeiten der „Star“ des neuen Tres Chicas-Albums. So darf sich „Bloom, Red & The Ordinary Girl“ auch diesmal der Gunst der Kritikerzunft sicher sein! Feines Teil!

Yep Roc Records (2006)
Stil: Americana

01. Drop Me Down
02. Stone Love Song
03. My Love
04. Shade Trees in Bloom
05. Red
06. Sway
07. Only Broken
08. Stil I Run
09. The Man Of The People
10. 400 Flamingos
11. Slip So Easily
12. If You Think That It’s All Right

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