Vandoliers – Life Behind Bars – CD-Review

Review: Michael Segets

Im April vor zwei Jahren konnte ich die Vandoliers in der Krefelder Kulturrampe erleben. Seitdem hat sich in der Bandbesetzung des Sextetts eigentlich nichts geändert – oder eben doch. Wenn man in binären Geschlechtskategorien denkt, wurde die Frontfrau Jenni Rose damals noch als Mann wahrgenommen. Noch im gleichen Jahr outete sie sich als Transfrau: Ein mutiger Schritt in den Vereinigten Staaten von Amerika, die sich zwar die Freiheit auf die Fahne schreiben, sich dann aber doch mit der Toleranz von Diversität schwer tun. Ein mutiger Schritt im Country-Bereich, dessen Fans oftmals nicht zu einer progressiven Klientel gehören.

Anstoß für Jenni Rose, sich als Transfrau zu outen, gab die Verabschiedung eines Gesetzes in Texas im Mai 2023, das Drag-Shows zum Schutz der Jugend verbietet. Die Vandoliers setzten am gleichen Tag ein politisches Zeichen und traten in Frauenkleidern auf. Dies fühlte sich für Rose richtig an und so zog sie letztlich die Konsequenz, ihre Transsexualität öffentlich zu machen. Das Verhältnis von Musik und Politik bietet genug Stoff, um einige Artikel zu füllen – wie nicht zuletzt der Disput zwischen Bruce Springsteen und Donald Trump belegt. Für Rose war der Widerstand gegen staatliche Diskriminierung ein Akt persönlicher Befreiung.

Das Gefühl, bisher ein Leben hinter Gittern geführt zu haben, teilte Rose mit einigen Bandmitgliedern – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So entstanden der Titeltrack und die thematische Ausrichtung des neuen Albums. Die Suche nach Authentizität sowie die Schwierigkeiten, diese zu gewinnen, durchziehen die Texte. Insgesamt konnte die Band auf einen Pool von vierzig neuen Songs zurückgreifen. Zusammen mit Ted Hutt, der u. a. Alben von Dropkick Murphys, The Gaslight Anthem, Lucero, Old Crow Medicine Show produzierte, wurden zehn Titel für „Life Behind Bars“ ausgewählt.

Die Vandoliers zeigen dort eine ähnliche Bandbreite wie auf dem vorangegangenen, selbstbetitelten Album aus dem Jahr 2022. Es finden sich ein Country-Schwofer („You Can’t Party With The Light On”) mit Twang und Slide, eine Tex-Mex-Nummer („Valencia”) und eine sehr stimmungsvolle Country-Ballade („Your Picture”) auf der Scheibe. Einen Indie-Einschlag erhält „Thoughts And Prayers”, indem mit dem gängigen Country-Rhythmus im Verlauf des Tracks gebrochen wird. Etwas Punk scheint bei dem losgaloppierenden „Jim’s Barn” durch.

Sehr stark ist der Einstieg der CD mit den gradlinigen Country-Rockern „Dead Canary“ und „Life Behind Bars“. Ebenso überzeugt „Bible Belt“, das in Richtung Roots-Rock geht. Cory Graves untermalt den Song mit seinen Keys. Auf anderen Tracks setzt er mit seiner Trompete Akzente, die ein charakteristisches Soundelement der Vandoliers darstellt. Das Werk lässt die Band mit dem lockeren „Evergreen“ und dem getragenen „Dead In A Ditch“ ausklingen. Mit den beiden Folkstücken endet ein Album, das auch in musikalischer Hinsicht Beachtung und Respekt verdient.

Break Maiden Records – Thirty Tigers/Membran (2025)
Stil: Alternative Country/Roots Rock

Tracks:
01. Dead Canary
02. Life Behind Bars
03. Your Picture
04. Bible Belt
05. Thoughts And Prayers
06. You Can’t Party With The Light On
07. Valencia
08. Jim’s Barn
09. Evergreen
10. Dead In A Ditch

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