Kenny Wayne Shepherd Band – Straight To You Live – CD-/DVD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Auf seiner ausgedehnten „Traveler World Tour“ war der US-amerikanische Blues Rock-Gitarrist Kenny Wayne Shepherd neben den Auftritten in Sao Paulo, London und Mumbai Ende 2019 u. a. auch in Leverkusen gelandet. Shepherd und seine Band spielten dort auf den 40. Jazztagen, ein vom WDR aufgezeichnetes Konzert, das nun unter dem Titel „Straight To You Live“ veröffentlicht wird.

Der mit großer Besetzung inklusive Bläser Truppe angereiste 43-jährige Songschreiber und Produzent, hat für diesen Festival-Gig auf den exzellenten Ruf der „iconic German TV Show Rockpalast“ (Shepherd) zurückgegriffen und die hervorragenden Aufnahmen vom 25.11.2019 als zweites Live-Album seiner Karriere und erste Konzert-DVD herausgegeben.

‚Aufreißer‘ des Sets ist das fesselnde Blues-Rock-Stück „Woman Like You“, das wie die folgenden Songs „Long Time Running“ und „I Want You“ vom vorherigen Longplayer „The Traveler“ stammt. Von Beginn an lässt Shepherd den überwiegend extended ausgerichteten Blues-Rock-Interpretationen viel Raum für seine ausgedehnten Soli und zugleich ebenso Platz für die eindrucksvollen Einzelleistungen der Bandkollegen.

Die Auswahl tiefgreifend swingender Slow-Blues-Tracks, wie „Heat Of The Sun“ und „Shame, Shame, Shame“ ermöglichen den Leadvocals von Noah Hunt ebenfalls längere brillante Selbstdarstellungen, die sich wie ein roter Faden wechselnder Energie im Spannungsfeld mit den Soloinstrumenten in den Songs entwickeln.

Wie gut Kenny Wayne Shepherd neben exklusiver Gitarrenkunst außerdem gesangliche Qualitäten beherrscht, zeigt er nicht zuletzt bei „Diamonds & Gold“, dem Boogie „Down For Love“ und beim klassischen Chicago-Blues-Cover „Talk To Me Baby“ (im Original von Elmore James).

Die fulminante Bandleistung, die in dieser 7-köpfigen Formation erstmals in Europa begeistert, wird beim 1997er Mega-Seller „Blue On Black“ nochmals getoppt. Besonders bemerkenswert ist, dass dieses Stück unlängst auf Initiative der kalifornischen Rockband Five Finger Death Punch (featuring Kenny Wayne Shepherd, Country-Sänger Brantley Gilbert und Queen-Gitarrist Brain May) 2018 nochmals den 1. Platz der Billboard Chart erreichen konnte.

Vom Publikum gleichermaßen umjubelt wurde der alte Muddy Waters-Song „(I’m a) King Bee“, der anschließend und als Zeichen für den flexiblen Sound der Band, puren Chicago Rhythm and Blues abliefert. Eine kaum mehr mögliche Steigerung des Auftritts brachte danach zum Abschluss jedoch die Stevie Ray Vaughn-Version des legendären Jimi Hendrix-Klassikers „Voodoo Child“, in einer 12-Minuten Edition.

Der Guitar-Maestro Kenny Wayne Shepherd hat sich in den vergangenen Jahren einen außergewöhnlichen Rang erspielt und liefert mit „Straight To You Live“ einen Konzert-Mitschnitt ab, der als umwerfendes Blues-Rock-Ereignis eine ausgewogene Setlist meisterlich und mit großartiger Begleitband inszeniert.

Hier ist es naheliegend die Kategorie eines der besten Blues-Rock-Live-Alben des Jahres zu vergeben. Für Fans von DVD-/Blu-Ray-Ausgaben gibt es mit dem Bonus Titel „Mr. Soul“, einen Buffalo Springfield-Track obendrauf. Ab September 2021 soll die „Traveler World Tour“ dann hoffentlich wieder in Deutschland fortgesetzt werden. Für Blues-Rock-Begeisterte ein Pflichttermin, auf den man sich schon jetzt durch Rockpalast „Straight To You Live“ perfekt einstimmen kann!

Provogue Records (2020)
Stil: Blues-Rock

Tracklist:
01. Woman Like You
02. Long Time Running
03. I Want You
04. Diamonds & Gold
05. Talk To Me Baby
06. Heat Of The Sun
07. Down For Love
08. Shame, Shame, Shame
09. Turn To Stone
10. Blue On Black
11. King Bee
12. Voodoo Child (Slight Return)

Kenny Wayne Shepherd
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Kenny Wayne Shepherd – 01.07.2019, RuhrCongress, Bochum – Konzertbericht

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Toll geschnürtes Paket gestern Abend im Bochumer RuhrCongress: Das einstige Blues Rock-Wunderkind, heute bereits ein gestandener Musiker, Kenny Wayne Shepherd und die kalifornische (Blues-) Rockröhre Beth Hart, zogen gut 2.200 Zuschauer in die Halle und sorgten für stimmungsvolle Unterhaltung.

Der aus Shreveport, Louisiana stammende Paradegitarrist hatte mit Weltklassedrummer Chris Layton (u. a. Stevie Ray Vaughans Double Trouble, Storyville, Arc Angels), Sänger Noah Hunt, dem starken Tastenspieler Joe Krown und Bassist Scott Nelson hervorragende ‚Rückendeckung‘ für seine unzähligen filigranen und ordentlich s(c)hep(p)ernden Soli.

Am Start hatte er sein kürzlich auch von uns reviewtes Album „The Traveler„, das mit den drei Eröffnungstracks (hier durfte auch nur fotografiert werden) „Woman Like You“, der Buffalo Springfield-Nummer „Mr. Soul“ (Neil Young-Fan Gernot Mangold sofort hoch erfreut) und „I Want You“, dann auch direkt in den Vordergrund gestellt wurde. Bei letztgenanntem Lied, sowie später beim Elmore James-Cover „Talk To Me Baby“ (mit herrlichem HT-Geklimper von Krown) übernahm der Protagonist dann auch das Frontmikro, das ansonsten Noah Hunt inne hatte.

Meine Favoriten im Set waren allerdings die ruhigeren und atmosphärischen Stücke wie „Heat Of The Sun“ und „Turn To Stone“ (James Gang), bei denen Kennys ausschweifende fingerfertige Saitenkünste (bei letztem phasenweise an Skynyrd erinnernd) am besten zum Tragen kamen.

Grandios auch das einst mit Mark Selby und Ehefrau Tia Sillers zusammen komponierte „Blue On Black“ und die fulminante Version vom, als Finale gebrachten Hendrix-Klassiker „Voodoo Chile“, bei dessen Schlussakkorden sich das Publikum zu stehenden Ovationen aus den Sitzen der bestuhlten Kongresshalle erhob.

Eine einstündige Blues Rock-Gala der Kenny Wayne Shepherd Band und eine tolle Einstimmung zu Beth Hart!

Line-up:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Joe Krown(keys)
Scott Nelson(bass)
Chris Layton (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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3Dog Entertainment
Mascot/Provogue Label Group
RuhrCongress Bochum

Kenny Wayne Shepherd – The Traveler – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Einen besseren Albumtitel hätte man sich für die neue LP von Kenny Wayne Shepherd kaum vorstellen können. „The Traveler“ ist nicht nur die fast perfekte Beschreibung und vielleicht ein Synonym für seine bisherige Karriere, sondern auch ein wichtiger Ausdruck für die geänderte, persönliche Einstellung und Sichtweise des Gitarristen.

Der mittlerweile 41-jährige US-Amerikaner aus Louisiana ist bereits seit Mitte der 90er Jahre sehr erfolgreich in der Blues-Szene unterwegs und hat die oftmals noch staubigen Blues-Klassiker seiner Vorbilder in die ‚Neuzeit‘ überführt – der Blues-Musik damit ein breiteres Publikum erschlossen.

So beginnt das zehnte Studioalbum mit dem zielstrebigen Blues-Rocker „Woman Like You“, der noch viel von den musikalischen Einflüssen vergangener Jahre aufweist. Thematisch hat sich KWS auf dieser Scheibe jedoch neuen Blues-Stories gewidmet, da für ihn – wie er anmerkt – inzwischen andere Gedanken und Gefühle in den Fokus gerückt sind, die er in den acht Eigenkompositionen umfassend verarbeitet. Hierzu gehört eindeutig das laute „Long Time Running“, eine R’n’B-Nummer ohne Kompromiss, das die Scheibe gekonnt in das nächste Highlight treibt.

„I Want You“ ist ein funkiger Blues mit intensiver Bläser-Unterstützung, der sich auch gut auf einem Bonamassa-Longplayer machen würde und durch schöne, straighte Soli die ausgedehnten sechs Minuten allemal rechtfertigt. Die softe, akustisch-gestylte Ballade „Tailwind“ erinnert an das herrliche „Lay It On Down“ vom gleichnamigen Album (2017) und verbreitet unwillkürlich einen Hauch von Country Feeling, das durch Kennys Gesang und ein dynamisches Gitarren-Solo einfühlsam zelebriert wird.

Der Song ist zugleich die Inspiration und der Namensgeber für das gesamte Album, so Shepherd: „Wir reisen alle zusammen durch dieses Ding, das man Leben nennt. Die momentanen Zeiten und Spannungen sind verrückt und sind ein Test für uns als Gesellschaft.“

Mit „Take It On Home“ begibt sich Shepherd erneut gerne in die Randbereiche zwischen Country und Southern-Rock und bestätigt sein Songwriter-Talent in Form dieser eingängigen Ballade, die für viele US-Radio-Shows eingeplant sein dürfte. Auch die soulige Blues-Rock-Nummer „Better With Time“ markiert im fast fröhlichen Sound die Anfänge der Allman Brothers Band, nur im modernen Gewand und exzellent – wie die anderen Tracks – von Marshall Altman produziert.

Weitere Höhepunkte der Scheibe sind die beiden Cover-Versionen alter Hits; zum einen der von Neil Young stammende Buffallo Springfield-Song „Mr. Soul“, den Shepherd schnell und geradlinig, aber superb zum Besten gibt und zum anderen, das Joe Walsh-Stück „Turn To Stone“, das hier die verdiente Anerkennung bekommt. Beide Songs werden nach wiederholten Live-Darbietungen endlich auf Platte serviert.

Nicht zu vergessen: ein nächstes Album mit Shepherds anderem Band-Projekt „The Rides“ (u.a. zusammen mit Stephen Stills und Barry Goldberg) steht schon in den Startlöchern.

„The Traveller“ von Kenny Wayne Shepherd gehört insgesamt eindeutig schon jetzt zu den Top Blues-Alben 2019 und wird seine Wirkung auf die kommende Generation zukünftiger Blues-Enthusiasten nicht verfehlen. Shepherd festigt nochmals seinen Status als einer der führenden und einflussreichsten Blues-Songwriter und -Gitarristen.

Das neue Werk fügt sich daher nahtlos in die Spitzenklasse seiner bisherigen Arbeit ein. Die in Kürze anstehende Konzert-Reise vom „Traveler“ sollte deshalb unbedingt beachtet werden.

Provogue (Mascot Label Group) (2019)
Stil: Blues Rock

01. Woman Like You
02. Long Time Running
03. I Want You
04. Tailwind
05. Gravity
06. We All Alright
07. Take It On Home
08. Mr. Soul
09. Better With Time
10. Turn To Stone

Kenny Wayne Shepherd
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