Kenny Wayne Shepherd Band – 03.05.2023, Zeche, Bochum – Konzertbericht

Im letzten Jahr hatte Kenny Wayne Shepherd noch einmal sein legendäres „Trouble Is„-Album zum 25. Jubileum zelebriert und im Studio neu eingespielt. Gestern Abend in der mit ca. 600 Zuschauern gut besuchten Zeche in Bochum, durften dann seine Fans und Blues Rock-Liebhaber live daran teilhaben. Auch hier stand es im absoluten Mittelpunkt und wurde vollständig dargeboten, allerdings nicht in der Original-Reihenfolge.

Im Gegensatz zu seinen hier bereits erlebten Konzerten, wartete er neben seinem Stammpersonal mit Noah Hunt und Joe Krown mit neuformierter Rhythmusfraktion auf. Mützenträger Kevin McCormick am Bass und der wuchtige Sam ‚The Freight Train“ Bryant machten dabei einen tollen Job. 

Schon beim Einstieg mit dem Instrumental-Titelstück ließ Kenny direkt die Saiten glühen. Noah Hunt offerierte mit seiner Gesangsperformance und seinem sympathischen Erscheinungsbild dann ab „Somehow,Somewhere, Someway“ sofort, warum Shepherd gut beraten ist, ihm den Löwenanteil am Front-Mikro zu überlassen. Hunt griff zwischenzeitlich mal zur E- und Akustikgitarre und schüttelte ab und zu das Tambourine.

Bis zum ersten Durchatmer, dem ruhigeren  „I Found Love (When I Found You)“ ging erstmal, in bester texanischer Blues Rock-Manier à la Stevie Ray Vaughan, ordentlich die Post ab. „Nothing To Do With Love“, King’s Highway“, „True Lies“ und „(Long) Gone“ hießen die nächsten Stationen voller filigraner, krachender-Shepherd-Soli, bis dann auch sein offensichtliches Faible für Jimi Hendrix mit dem eher unbekannteren „I Don’t Live Today“ bedient wurde, wo er immer wieder in sich gekehrt den rechten Arm gen Himmel streckte.

Das Stück war vermutlich der Grund, warum auf seine übliche Paradeversion von „Voodoo Child“ verzichtet wurde. Klar, dass danach sein Hit  „Blue On Black“ die ohnehin gute Stimmung in der schön beleuchteten Zeche, noch mehr in die Höhe trieb. Mit „Slow Ride“ war, nach pünktlichem Beginn, um 21:05 Uhr das ein Viertel Jahrhundert alte Album nach heutigem Maßstab durchgespielt.

Als die Band vom Publikum lautstark auf die Bühne zurück zitiert gewesen war, folgte dann, nachdem Kenny die Band vorgestellt hatte, eine vier Tracks umfassende, furiose Abschlussphase, beginnend mit dem treibenden „Woman Like You“ mit starkem Gesang von Hunt.

Beim stampfenden „I Want You“ (inklusiv Krownschem Orgelsolo) übernahm Kenny zum ersten Mal die Leadvocals wie auch beim sensationell dargebotenen „Diamonds & Gold“, wo es nur so an Soli hagelte. Bassist Kevin McCormick gab den Groove im Stile eines Leadgitarristen, Shepherd ließ es zweimal scheppern und auch Krown schob sich auch dazwischen. Für mich das Highlight des Abends.

Im klassischen Bluesstil wurde dann mit dem B.B. King-Schinken “ You Done Lost Your Good Thing Now“  am Ende einer weiteren Größe des Musikbusiness, mit einer erneut emotionalen Version, die Ehre erwiesen. Klar, dass Kenny auch hier nach Krown-Pianosolo nochmals seine Stratocaster aufheulen ließ. Danach war um 21:40 Uhr Schicht in der Zeche.  Die rundum zufriedenen Besucher hatten einen Weltklasse E-Gitarristen erlebt, und durften sich in bluestypisch nostalgischer Manier nochmal an einem der Highlightalben des Genres erfreuen. Ein lohnenswerter Besuch!

Line-up:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Joe Krown (keys)
Kevin McCormick (bass)
Sam ‚The Freight Train“ Bryant (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kenny Wayne Shepherd Band – Straight To You Live – CD-/DVD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Auf seiner ausgedehnten „Traveler World Tour“ war der US-amerikanische Blues Rock-Gitarrist Kenny Wayne Shepherd neben den Auftritten in Sao Paulo, London und Mumbai Ende 2019 u. a. auch in Leverkusen gelandet. Shepherd und seine Band spielten dort auf den 40. Jazztagen, ein vom WDR aufgezeichnetes Konzert, das nun unter dem Titel „Straight To You Live“ veröffentlicht wird.

Der mit großer Besetzung inklusive Bläser Truppe angereiste 43-jährige Songschreiber und Produzent, hat für diesen Festival-Gig auf den exzellenten Ruf der „iconic German TV Show Rockpalast“ (Shepherd) zurückgegriffen und die hervorragenden Aufnahmen vom 25.11.2019 als zweites Live-Album seiner Karriere und erste Konzert-DVD herausgegeben.

‚Aufreißer‘ des Sets ist das fesselnde Blues-Rock-Stück „Woman Like You“, das wie die folgenden Songs „Long Time Running“ und „I Want You“ vom vorherigen Longplayer „The Traveler“ stammt. Von Beginn an lässt Shepherd den überwiegend extended ausgerichteten Blues-Rock-Interpretationen viel Raum für seine ausgedehnten Soli und zugleich ebenso Platz für die eindrucksvollen Einzelleistungen der Bandkollegen.

Die Auswahl tiefgreifend swingender Slow-Blues-Tracks, wie „Heat Of The Sun“ und „Shame, Shame, Shame“ ermöglichen den Leadvocals von Noah Hunt ebenfalls längere brillante Selbstdarstellungen, die sich wie ein roter Faden wechselnder Energie im Spannungsfeld mit den Soloinstrumenten in den Songs entwickeln.

Wie gut Kenny Wayne Shepherd neben exklusiver Gitarrenkunst außerdem gesangliche Qualitäten beherrscht, zeigt er nicht zuletzt bei „Diamonds & Gold“, dem Boogie „Down For Love“ und beim klassischen Chicago-Blues-Cover „Talk To Me Baby“ (im Original von Elmore James).

Die fulminante Bandleistung, die in dieser 7-köpfigen Formation erstmals in Europa begeistert, wird beim 1997er Mega-Seller „Blue On Black“ nochmals getoppt. Besonders bemerkenswert ist, dass dieses Stück unlängst auf Initiative der kalifornischen Rockband Five Finger Death Punch (featuring Kenny Wayne Shepherd, Country-Sänger Brantley Gilbert und Queen-Gitarrist Brain May) 2018 nochmals den 1. Platz der Billboard Chart erreichen konnte.

Vom Publikum gleichermaßen umjubelt wurde der alte Muddy Waters-Song „(I’m a) King Bee“, der anschließend und als Zeichen für den flexiblen Sound der Band, puren Chicago Rhythm and Blues abliefert. Eine kaum mehr mögliche Steigerung des Auftritts brachte danach zum Abschluss jedoch die Stevie Ray Vaughn-Version des legendären Jimi Hendrix-Klassikers „Voodoo Child“, in einer 12-Minuten Edition.

Der Guitar-Maestro Kenny Wayne Shepherd hat sich in den vergangenen Jahren einen außergewöhnlichen Rang erspielt und liefert mit „Straight To You Live“ einen Konzert-Mitschnitt ab, der als umwerfendes Blues-Rock-Ereignis eine ausgewogene Setlist meisterlich und mit großartiger Begleitband inszeniert.

Hier ist es naheliegend die Kategorie eines der besten Blues-Rock-Live-Alben des Jahres zu vergeben. Für Fans von DVD-/Blu-Ray-Ausgaben gibt es mit dem Bonus Titel „Mr. Soul“, einen Buffalo Springfield-Track obendrauf. Ab September 2021 soll die „Traveler World Tour“ dann hoffentlich wieder in Deutschland fortgesetzt werden. Für Blues-Rock-Begeisterte ein Pflichttermin, auf den man sich schon jetzt durch Rockpalast „Straight To You Live“ perfekt einstimmen kann!

Provogue Records (2020)
Stil: Blues-Rock

Tracklist:
01. Woman Like You
02. Long Time Running
03. I Want You
04. Diamonds & Gold
05. Talk To Me Baby
06. Heat Of The Sun
07. Down For Love
08. Shame, Shame, Shame
09. Turn To Stone
10. Blue On Black
11. King Bee
12. Voodoo Child (Slight Return)

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