Kenny Wayne Shepherd – 01.07.2019, RuhrCongress, Bochum – Konzertbericht

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Toll geschnürtes Paket gestern Abend im Bochumer RuhrCongress: Das einstige Blues Rock-Wunderkind, heute bereits ein gestandener Musiker, Kenny Wayne Shepherd und die kalifornische (Blues-) Rockröhre Beth Hart, zogen gut 2.200 Zuschauer in die Halle und sorgten für stimmungsvolle Unterhaltung.

Der aus Shreveport, Louisiana stammende Paradegitarrist hatte mit Weltklassedrummer Chris Layton (u. a. Stevie Ray Vaughans Double Trouble, Storyville, Arc Angels), Sänger Noah Hunt, dem starken Tastenspieler Joe Krown und Bassist Scott Nelson hervorragende ‚Rückendeckung‘ für seine unzähligen filigranen und ordentlich s(c)hep(p)ernden Soli.

Am Start hatte er sein kürzlich auch von uns reviewtes Album „The Traveler„, das mit den drei Eröffnungstracks (hier durfte auch nur fotografiert werden) „Woman Like You“, der Buffalo Springfield-Nummer „Mr. Soul“ (Neil Young-Fan Gernot Mangold sofort hoch erfreut) und „I Want You“, dann auch direkt in den Vordergrund gestellt wurde. Bei letztgenanntem Lied, sowie später beim Elmore James-Cover „Talk To Me Baby“ (mit herrlichem HT-Geklimper von Krown) übernahm der Protagonist dann auch das Frontmikro, das ansonsten Noah Hunt inne hatte.

Meine Favoriten im Set waren allerdings die ruhigeren und atmosphärischen Stücke wie „Heat Of The Sun“ und „Turn To Stone“ (James Gang), bei denen Kennys ausschweifende fingerfertige Saitenkünste (bei letztem phasenweise an Skynyrd erinnernd) am besten zum Tragen kamen.

Grandios auch das einst mit Mark Selby und Ehefrau Tia Sillers zusammen komponierte „Blue On Black“ und die fulminante Version vom, als Finale gebrachten Hendrix-Klassiker „Voodoo Chile“, bei dessen Schlussakkorden sich das Publikum zu stehenden Ovationen aus den Sitzen der bestuhlten Kongresshalle erhob.

Eine einstündige Blues Rock-Gala der Kenny Wayne Shepherd Band und eine tolle Einstimmung zu Beth Hart!

Line-up:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Joe Krown (keys)
Scott Nelson (bass)
Chris Layton (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Kenny Wayne Shepherd
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3Dog Entertainment
Mascot/Provogue Label Group
RuhrCongress Bochum

Kenny Wayne Shepherd – The Traveler – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Einen besseren Albumtitel hätte man sich für die neue LP von Kenny Wayne Shepherd kaum vorstellen können. „The Traveler“ ist nicht nur die fast perfekte Beschreibung und vielleicht ein Synonym für seine bisherige Karriere, sondern auch ein wichtiger Ausdruck für die geänderte, persönliche Einstellung und Sichtweise des Gitarristen.

Der mittlerweile 41-jährige US-Amerikaner aus Louisiana ist bereits seit Mitte der 90er Jahre sehr erfolgreich in der Blues-Szene unterwegs und hat die oftmals noch staubigen Blues-Klassiker seiner Vorbilder in die ‚Neuzeit‘ überführt – der Blues-Musik damit ein breiteres Publikum erschlossen.

So beginnt das zehnte Studioalbum mit dem zielstrebigen Blues-Rocker „Woman Like You“, der noch viel von den musikalischen Einflüssen vergangener Jahre aufweist. Thematisch hat sich KWS auf dieser Scheibe jedoch neuen Blues-Stories gewidmet, da für ihn – wie er anmerkt – inzwischen andere Gedanken und Gefühle in den Fokus gerückt sind, die er in den acht Eigenkompositionen umfassend verarbeitet. Hierzu gehört eindeutig das laute „Long Time Running“, eine R’n’B-Nummer ohne Kompromiss, das die Scheibe gekonnt in das nächste Highlight treibt.

„I Want You“ ist ein funkiger Blues mit intensiver Bläser-Unterstützung, der sich auch gut auf einem Bonamassa-Longplayer machen würde und durch schöne, straighte Soli die ausgedehnten sechs Minuten allemal rechtfertigt. Die softe, akustisch-gestylte Ballade „Tailwind“ erinnert an das herrliche „Lay It On Down“ vom gleichnamigen Album (2017) und verbreitet unwillkürlich einen Hauch von Country Feeling, das durch Kennys Gesang und ein dynamisches Gitarren-Solo einfühlsam zelebriert wird.

Der Song ist zugleich die Inspiration und der Namensgeber für das gesamte Album, so Shepherd: „Wir reisen alle zusammen durch dieses Ding, das man Leben nennt. Die momentanen Zeiten und Spannungen sind verrückt und sind ein Test für uns als Gesellschaft.“

Mit „Take It On Home“ begibt sich Shepherd erneut gerne in die Randbereiche zwischen Country und Southern-Rock und bestätigt sein Songwriter-Talent in Form dieser eingängigen Ballade, die für viele US-Radio-Shows eingeplant sein dürfte. Auch die soulige Blues-Rock-Nummer „Better With Time“ markiert im fast fröhlichen Sound die Anfänge der Allman Brothers Band, nur im modernen Gewand und exzellent – wie die anderen Tracks – von Marshall Altman produziert.

Weitere Höhepunkte der Scheibe sind die beiden Cover-Versionen alter Hits; zum einen der von Neil Young stammende Buffallo Springfield-Song „Mr. Soul“, den Shepherd schnell und geradlinig, aber superb zum Besten gibt und zum anderen, das Joe Walsh-Stück „Turn To Stone“, das hier die verdiente Anerkennung bekommt. Beide Songs werden nach wiederholten Live-Darbietungen endlich auf Platte serviert.

Nicht zu vergessen: ein nächstes Album mit Shepherds anderem Band-Projekt „The Rides“ (u.a. zusammen mit Stephen Stills und Barry Goldberg) steht schon in den Startlöchern.

„The Traveller“ von Kenny Wayne Shepherd gehört insgesamt eindeutig schon jetzt zu den Top Blues-Alben 2019 und wird seine Wirkung auf die kommende Generation zukünftiger Blues-Enthusiasten nicht verfehlen. Shepherd festigt nochmals seinen Status als einer der führenden und einflussreichsten Blues-Songwriter und -Gitarristen.

Das neue Werk fügt sich daher nahtlos in die Spitzenklasse seiner bisherigen Arbeit ein. Die in Kürze anstehende Konzert-Reise vom „Traveler“ sollte deshalb unbedingt beachtet werden.

Provogue (Mascot Label Group) (2019)
Stil: Blues Rock

01. Woman Like You
02. Long Time Running
03. I Want You
04. Tailwind
05. Gravity
06. We All Alright
07. Take It On Home
08. Mr. Soul
09. Better With Time
10. Turn To Stone

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