Ted Z And The Wranglers – Southland – CD-Review

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Review: Michael Segets

Vor zwei Jahren gastierten Ted Z And The Wranglers in der Kulturrampe. In Vorbereitung auf das Konzert hörte ich mir den Backkatalog – bestehend aus zwei EPs und zwei Alben – ausgiebig an und war sofort begeistert. Ted Zakka komponiert melodiöse Songs mit guten Texten und setzt diese sowohl im Studio als auch auf der Bühne mit seinem ausdrucksvollen Gesang hervorragend um. Mit dem Auftritt in Krefeld spielte sich der sympathische Kalifornier dann auch endgültig in mein Herz.

Obwohl schon längere Zeit angekündigt, verzögerte sich das Erscheinen von „Southland“ immer wieder. Anders als der vorherige entstand der neue Longplayer in Eigenproduktion. Mittlerweile hat sich also nicht nur der Label-Status geändert, sondern ebenso die Bandbesetzung. Von den Musikern der Tour von 2017 ist keiner mehr dabei. The Wranglers sind jetzt Collin Mclean (Bass), Jackson Leverone (Gitarre) und Jordan Lipp (Schlagzeug).

Allerdings konnte ich nicht alle beteiligten Musiker recherchieren. So weiß ich beispielsweise nicht, wem die weibliche Stimme bei dem Duett „Sweet Loretta“ gehört. Vielleicht ist Rachel Perry erneut mit von der Partie. Wie dem auch sei: Das Warten hat sich gelohnt. „Southland“ schließt sich ohne musikalischen Bruch an die bisherigen Veröffentlichungen von Ted Z an.

Ted Z And The Wranglers präsentieren ihren Outlaw Country, in einer Mischung aus Balladen und schnelleren Nummern mit rockigen Gitarreneinlagen. Bei den langsameren Stücken wie „San Antone“, „Angels“ oder „Bottles And Bar Rooms“ ergänzen eine Slide-Gitarre und harmonischer Backgroundgesang die variable Stimme von Ted Z. Mühelos umschifft er selbst bei diesen sanfteren Songs den Kitsch. Die Titel laden zum Träumen ein, bleiben aber stets spannend.

Mit „Wimberly“ und „101“ legt die Band einen klassischen Country-Rhythmus vor, gewinnen ihm jedoch nette Facetten ab. Am besten gelingt dies bei „Setting Sun“, dem stärksten Beitrag auf dem Album. Das erstklassige Intro erzeugt einen dieser Gänsehautmomente, die mich bei Ted Z so begeistern.

Weit vorne ist auch der Gute-Laune-Titel „Guests On Sunday Morning“. Dieser geht ebenso wie das beschwingte „Corner Store“ direkt ins Tanzbein. Der mit einem gospeligen Background unterlegte Chorus erinnert streckenweise an Pete Seeger. Sehr schön ist auch, dass hier mal eine Mundharmonika ausgepackt wird.

Die quietschige E-Gitarre von Jackson Leverone setzt dem tollen Country-Rocker „Back In The Southland“ das Sahnehäubchen auf. Insgesamt sind knackige Rockstücke auf dem neuen Album weniger vertreten als auf dem Vorgänger „Ghost Train“ (2015), aber bei „Rambler“ schlägt die Band nochmals kräftigere Töne an. Eine ausgeklügelte Dynamik entwickelt die Rock-Ballade „Desiree“ vor allem durch das Trommeln von Jordan Lipp im Zusammenspiel mit Jackson Leverone, der erneut an seinem Instrument glänzt.

Vielleicht ist das neue Album nicht die stärkste Scheibe der Bandgeschichte, aber es bietet Outlaw Country, der kreativ mit den Traditionen umgeht und dadurch außerordentlich frisch wirkt. Bislang habe ich auf jedem Tonträger von Ted Z And The Wranglers mindestens einen hervorragenden Song ausgemacht, der es in meine persönlichen Charts schaffte.

„Southland“ bricht nicht mit dieser Tradition. Warum die Band keinen Vertrag bei einem Label hat, bleibt mir ein Rätsel. An der Musikqualität kann es nicht liegen.

Eigenproduktion (2019)
Stil: Outlaw Country

Tracks:
01. Guests On Sunday Morning
02. Back In The Southland
03. San Antone
04. Angels
05. Wimberly
06. Sweet Loretta
07. Corner Store
08. Setting Sun
09. Rambler
10. 101
11. Desiree
12. Bottles And Bar Rooms

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Ted Z And The Wranglers, 20.10.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Als eine der letzten Stationen ihrer ersten Europatournee machten Ted Z And The Wranglers in Krefeld halt. Bevor es bald zurück nach Costa Mesa, Kalifornien, geht, heizte die Truppe die Kulturrampe mit ihrem Qutlaw-Country mächtig auf. „Pille“ Peerlings versprach bei der Ankündigung der Band einen begeisternden Abend und behielt damit Recht. Unterbrochen von einer kurzen Pause präsentierte die Band zwei Sets, die es in sich hatten.

Das neue „Guest On Sunday Morning“ eröffnete den Abend. Danach folgte mit „Tightrope“ ein starkes Stück von dem ersten Longplayer „My Blood´s Still Red“ (2013), das von der Struktur und dem Gesang an Green On Red erinnert. Der langsamen Ballade „San Antoine“ steuerten Rachel Perry und Bassist Trevor Walton den Harmoniegesang bei. Bereits hier deutete sich die Extraklasse des Gitarristen Harrison Moore an. Der junge Mann, der mit seiner Baseball-Kappe direkt einem Manga entsprungen zu sein schien, überzeugte während des gesamten Konzerts mit seiner Fingerfertigkeit in allen Bereichen: ob beim Slide-Spiel, beim Picking oder bei rockigen Riffs. Wenn es Gerechtigkeit im Musikbusiness gäbe, müsste er zu einem der ganz Großen werden.

Ein Höhepunkt des ersten Sets war „Like A King“, Titelstück der zweiten EP der Band aus dem Jahr 2014. Der schnelle, staubtrockene Country-Song mit dem von Ted Z genölten Refrain ging direkt ins Tanzbein. „Lovin Blues“ rollte mit schönen Picking-Einlagen hinterher. Anschließend widmete Ted Z mit „Wiskey“ seinem Lieblingsgetränk einen Song. Während des Slide-Gitarrensolos von Harrison Moore brachte der Frontmann mit Stampfeinlagen ausdrucksstark Bewegung auf die Bühne. Bei „Cornerstore“ ergänzten sich die beiden elektrischen Gitarren von Rachel Perry und des Lead-Gitarristen prima. Die weibliche Stimme in den Harmoniegesängen wertet viele Songs nochmal auf. Besonders gelungen war der mehrstimmige Einstieg in „Johnny“, in dem ein tragischer Konflikt zweier Brüder thematisiert wird. Beim wunderschönen „Go Find Your Heaven“ stimmte dann auch – aufgemuntert durch Ted Z – das Publikum in den Refrain ein.

Tiefe Gitarrenklänge bereiteten das rockige „Setting Sun“ vor. Während „Bottles And Barrooms“ zum Schunkeln einlud, setzte „Kansas“ mit stampfendem Sound, abwechselndem Spiel der E-Gitarren und einer Lichtshow mit allem, was die Rampe hergibt, ein Ausrufezeichen zum Ende des ersten Sets.

Das zweite Set war insgesamt temporeicher angelegt. Mit schönem Slide-Intro nahm „Joseph Radcliff“ die Fahrt wieder auf. „Postcard“ setzte sie ungebrochen fort. Nach „Hold On“, das Erinnerungen an Tom Pettys „Wildflowers“-Album aufflackern ließ, folgte das langsame und bislang unveröffentlichte „Desiree“. Zu meinen Favoriten im Repertoire von Ted Z zählt „Shoot Em Up“, das Assoziationen zu Jason Ringenberg weckt. Harrison Moore zeigte hier wieder seine genialen Fähigkeiten an der Gitarre – diesmal mit härteren Riffs.

Das wehmütige „Ghost Train“ von der gleichnamigen CD (2015) wurde von Thor Fay am Schlagzeug und seiner Percussion treffend untermalt. Bei dem kraftvollen Rocker „Southland“ legte Ted Z einige Shuffle-Schritte aufs Parket. Das langsame Duett mit Rachel Perry „Sweet Loretta“ gönnte dem Publikum eine kurze Verschnaufpause, bevor mit „Rambler“ wieder Bewegung in die Menge kam. Der Song „Virginia“ – mit gelungenem Harmoniegesang – steigerte seine Geschwindigkeit und bereitete so auf den Boogie „Ball and Chain“ vor. Während des abschließenden Songs erfolgte die Vorstellung der Band.

Die Zuhörer bedachten die Musiker mit langem Applaus, sodass die Band als Zugabe noch „Trouble“ spielten. Zuvor vergewisserte sich Ted Z aber, dass keine Kinder im Saal anwesend waren, da der Text des Liedes nicht ganz jugendfrei ist. Ted lobte das Publikum als „bestes“ aufgrund von zwei Umständen: Die Leute würden so gut aussehen und vor allem seien sie zum Konzert gekommen.

Der freundliche und charismatische Ted Zakka hat neben Rachel Perry drei Wrangler zusammengetrieben, die trotz ihres jugendlichen Alters den Auftritt professionell gemeistert haben. Besonders hervorzuheben ist Gitarrist Harrison Moore, der mit seinem Spiel nicht nur mich, sondern auch Daniel und Gernot, die nun ja wirklich schon viele Virtuosen gesehen haben, zu Begeisterungsstürmen hinriss.

Der abwechslungsreiche Auftritt von Ted Z And The Wranglers hat meine Erwartungen übertroffen. Wenn überhaupt etwas zu optimieren ist, dann hätte im ersten Set die eine oder andere Uptempo-Nummer eingestreut werden können. Wirklich vermisst habe ich nur „Afraid Of Dying“, das gefühlvolle Titelstück der ersten EP, die mittlerweile ausverkauft ist.

Line-up:
Ted Zakka (vocals, acoustic guitar)
Rachel Perry (electric guitar, vocals)
Harrison Moore (electric and slide guitar)
Trevor Walton (bass, vocals)
Thor Fay (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

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