Rambler (Country) – Starting Over – CD-Review

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Man kann schon wirklich neidisch werden, wenn man einmal mehr in der Biographie einer talentierten New-Countrygruppe liest, mit wem sie schon alles als Tour-Support in Amerika unterwegs gewesen ist. Wenn man sich dann vorstellt, was einem in Deutschland so alles an Konzerten verwehrt und in Zukunft wohl auch vorenthalten bleiben wird, kommt noch jede Menge Resignation dazu.

Leider ist unsere Heimat in Sachen New-Country ein Entwicklungsland, so unbefriedigend diese Feststellung auch sein möge. Ein Gig von Garth Brooks vor vielen Jahren in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle, die den Megastar damals enthusiastisch feierte, wird hierzulande mein Highlight bleiben.

Auch Rambler haben bereits mit zahlreichen Größen des Musikgeschäfts, wie z.B. Charlie Daniels, Alabama, Tim McGraw, The Great Divide, Bad Company und natürlich Garth Brooks ein Stelldichein auf der Bühne gehabt. Und wie es ihr Name andeutet (Rambler = Wanderer), kann man ihre neuste CD „Starting Over“ als einen bunten Streifzug durch die moderne und traditionelle Countrymusik und ihre angrenzenden Stile wie Southern Rock, Hillbilly und Americana betrachten. Dabei haben sie viele Einflüsse ihrer Konzertpartner mit in ihre Songs verarbeitet. Der Gesang variiert irgendwo zwischen Great Divide Frontmann Mike McClure und Garth Brooks, manchmal klingt er komischerweise ein wenig nach Mick Jagger.

Rambler gefallen mir am besten, wenn sie locker und flapsig gut gelaunt drauflos spielen, wie beim Opener „Jonny’s Gone“, „Then There Was You“ oder dem Titelstück „Starting Over“. Tolle Rhythmen, Melodien, die sofort im Ohr bleiben, kurze Gitarrensoli, laden einfach herrlich zum Mitwippen ein.

Hervorragend auch „I Ain’t Drinkin‘ Any Less“, bei dem man meinen könnte, Charlie Daniels, Garth Brooks und die Marshall Tucker Band hätten sich zu einer Jam-Session getroffen, um eine neue Version des CDB-Klassikers „Trudy“ einzuspielen; lustiger Text und ein Dreier-Solo-Pack (Honkytonkpiano, Steel- und E-Gitarre) am Ende, wie man es häufiger bei der MTB vorfindet. Balladenfreunde kommen beim Killerstück „Whiskey Song“ auf ihre Kosten, mit klasse Gitarren und wunderschöner Hammond B-3-Begleitung.

Ein paar wenige traditionelle Heuler sind zwar auch auf der Scheibe, aber insgesamt gesehen, sollte sie auf keiner Grillparty beim gemütlichen Plausch als Hintergrundmusik fehlen. JR Ewings verschmitztes Lächeln mit einem Gläschen Whisky in der Hand beim Southfork-Barbecue wäre ihnen jedenfalls sicher gewesen…

Southwest Wholesale Records (2001)
Stil: Country Rock

01. Jonny’s Gone
02. I Ain’t Drinkin‘ Any Less
03. Do You Remember The Good Times
04. It’s Just Fine By Me
05. The Whiskey Song
06. Bottle Of Wine And A Memory
07. Same Old Feelin‘
08. Then There Was You
09. Starting Over
10. Drofter’s Lament
11. You Don’t Love Me Anymore
12. Mexican Stripper
13. No Words

Bärchen Records

Rambler (Southern Rock) – First Things First – CD-Review

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Manchmal hat man die Qual der Wahl im Leben. So standen am 17.04.04 zwei tolle Events zur Auswahl und ich musste – das war klar – auf eines von beiden verzichten. Da gab es die Eroberung der AOL-Arena in der schönen Stadt Hamburg durch Rot-Weiss Essen mit einem 4:0 Kantersieg, das sich damit auf den längst fälligen Spitzenplatz der Liga katapultierte.

Da ich meinen Club ja noch in näherer Zukunft des Öfteren sehen kann, entschied ich mich schweren Herzens für Alternative zwei, dem alljährlichen ‚Blue-Highways-Festival‘ im niederländischen Utrecht (mit malerischer Innenstadt, in der auch das Musikzentrum Vredenburg liegt), gespickt mit einer fulminanten Besetzung, die das Herz eines jeden (New-) Country- oder Rootsrockfans höher schlagen lässt: Reckless Kelly, Caitlin Cary, Chris Hillman mit Al Perkins, Allison Moorer, Rodney Crowell, Drive-by Truckers und noch einige andere sehenswerte Künstler die man in meinen Gefilden wohl kaum zweimal zu Gesicht bekommen wird.

Gespielt wurde zeitversetzt in zwei klimatisierten Sälen bei einer Spielzeit von 75 Minuten pro Interpret. Es gab maximal 10 Minuten Umbaupause. Ein kurzweiliges, gut besuchtes Ereignis, ohne dass es eng wurde. Herrlich lockere Atmosphäre für 35 Euro! Kann ich nur jedem empfehlen.
Vorher besuchten wir noch einen Riesen-Antik-Trödelmarkt mit kombinierter Platten- und CD-Börse. Dort traf ich dann die Gaby Wenzel und Jürgen Thomä unseres Partners Bärchen Records. Und kurz bevor wir uns Richtung Festival aufmachen wollten, drückte der gute Jürgen mir mal eben so beiläufig ein Werk von Rambler in die Hand.

Rambler? Sind das nicht die New-Country-Knaben, deren Scheibe „Starting Over“ ich für unser Internet-Magazin bereits beleuchtet habe? Nein! Weit gefehlt. Es handelt sich um eine Southern-Rock-Band vom Feinsten. Ehrlich gesagt, keine Ahnung, woher die Namensgleichheit. Ob erstgenannte sich mittlerweile ins Nirvana verabschiedet haben oder der Name nicht geschützt ist, ob da eine Rechtsstreit in der Schwebe liegt oder beide einvernehmlich nebeneinander weiter musizieren, wird wohl die Zukunft zeigen, ist aber aus meiner Sicht relativ egal.

Fakt ist, dass die Southern-Rambler ein Album hingelegt haben, was vor 25 Jahren mit Sicherheit für große Kasse und Furore gesorgt hätte.
Sämtliche Songs sind Eigenkompositionen und zu 90% als Balladen mit wunderbaren Melodien (für mich immer ein Kriterium für niveauvolle Musik) und allen southern-typischen Gitarrenspielarten angelegt. Spontan fallen Songs wie „Simple Man“, „Tuesday’s Gone“, „Melissa“, „There Goes Another Love Song“ oder „Can’t You See“ als Vergleichsmuster ein, natürlich viel knackiger und zeitgemäßer eingespielt. Eigentlich fehlt da nur noch ein „FreeBird“-Plagiat am Ende mit dem obligatorisch langen Gitarrenfinish. Eine Gänsehaut jagt da den nächsten Schauer, der einen am Rücken herunterläuft, versprochen!

Um es mal so auszudrücken: Bei dem flotten gitarrenlastigen „Hard Times“, dem inbrünstigen „Whiskey Drinkin‘ Eyes“, dem traumhaft akustisch ummantelten „Travellin‘ Man“ oder dem atmosphärischen „Intoxicated“, geht Herrn Daus im wahrsten Sinne musikalisch einer ab.
Die CD ist ein klarer Fall für die Inselfrage. Rein äußerlich und auch stimmlich ähnelt Sänger Pat Terranova Eddie Montgomery von Montgomery Gentry, allerdings mit nicht so starkem Knödelsyndrom behaftet.

Einige Nummern sind von Artimus Pyle gefeatured, was immer das auch in diesem Zusammenhang bedeuten möge. Der Song „Skynyrd Fantasy“ und auch sein Text spricht für sich (ähnelt „Ode To Ronnie“ von Laidlaw). Nie war es schöner sich von Klischees, derer sich die Truppe reichhaltig, aber äußerst kreativ bedient, verwöhnen zu lassen. Glaubt mir, einfach genial. Mich hat es jedenfalls vom Hocker geworfen, und ich hoffe, dass sich viele andere an dieser phantastischen CD erfreuen werden. Eine wahre Stern-(Dreiviertel-)Stunde des Südstaaten-Rocks!

Landmark Productions (2004)
Stil: Southern Rock

01. Hard Times
02. Whiskey Drinkin‘ Eyes
03. Drifter
04. Travellin‘ Man
05. 2nd Time For Romance
06. Intoxicated
07. Skynyrd Fantasy
08. Liquor In The Front, Poker In The Rear
09. Missin‘ You
10. Blame It On Me

Rambler
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