Wenn sich Bands aus dem Teenage Head Music-Fundus nach Europa begeben und dann auch in der Kulturrampe auftreten, weiß man mittlerweile, dass eine dementsprechend gute musikalische Qualität zu erwarten ist. Wo früher Bands wie u. a. Robert Jon & The Wreck sich ihr Standing und den entsprechenden Publikumszuspruch hart erkämpfen mussten, haben es Debütanten jetzt doch schon etwas leichter.
Das gilt auch für das erstmals in der Rampe aufschlagende, aus Lexington in Kentucky stammende Quartett MojoThunder, die ihren energiegeladenen, Southern-umwobenen Hard Rock bei uns salonfähig zu machen versuchen. Die Kulturrampe war so gut wie voll. Ihr 2021 erschienenes, auch bei uns besprochenes Album „Hymns From The Electric Church“ bildete dabei den Schwerpunkt.
Der Black Crowes-umwehte Opener „Movin‘ On“, eine Single aus dem Jahr 2019, gab bereits die Richtung vor, es wurde ordentlich laut. Auffällig für den Les Paul-, Strato- und Telecaster-gewohnten Southern-Kenner war, dass die beiden Gitarristen (Sänger Sean Sullivan und Solist Bryson Willoughby) im ersten Set, bis auf eine Ausnahme bei „Evergreen“, zunächst beide mit rot-schwarzen Gibson SG-Klampfen (wie man sie u. a. von Angus Young, Derek Trucks oder Gary Rossington kennt) agierten.
Obwohl der Gesang von Fronter Sean Sullivan gut zu vernehmen war, litten die E-Gitarren für meinen Geschmack etwas zu sehr durch den viel zu laut ausgesteuerten Drum-Sound, des agilen und immens heftig polternden Schlagzeugers Zac Shoopman, der quasi immer die Pace vorgab. Apropos ‚agil‘: Ich habe selten einen solch beweglichen Bassisten live gesehen wie MojoThunders Andrew Brockman, dessen aus Gummi zu bestehen scheinender Körper vom Anfang bis zum Ende tanzte, in diversesten Verrenkungen poste und natürlich auch einen heftigen Groove entfachte.
Im ersten Set wussten noch „Blackbird“, das psychedelisch verarbeitete Stones-Cover „Can’t You Hear Me Knocking“ und das etwas ruhigere und atmosphärische, mit einem Allman-Touch versehene „Soul“ zu gefallen. Nach der Pause wechselten dann sowohl Sullivan als auch Willoughby (der spielte sich mit einigen längeren Soli etwas in den Vordergrund) ausnahmslos zu Les Paul-Gitarren und ließen dann auch sporadisch die Southern-typischen Twin-Einlagen (u. a. bei „Untitled #69“ oder „Rising Sun“) einfließen.
Meine Favoriten in Set 2 waren das an eine härtere Version von „Midnight Rider“ erinnernde „Memphis Motel“ und das wie eine Mischung aus AC/DC, Bad Company und den Black Crowes wild dahinrockende „No Good“. Mit dem ebenfalls AC/DC-trächtigen „Jack’s Axe“, auf dem aktuellen Werk „Hymns From The Electric Church“ der Opener, wurde erneut nochmal die Hard Rock-Axt geschwungen und beim Konzert im Hauptteil der Schlusspunkt gesetzt. Insgesamt erinnerte mich alles ein wenig an die ebenfalls aus Kentucky stammenden Black Stone Cherry, nur in etwas kleineren Dimensionen.
Das Publikum war vom harten Stil des Kentucky-Vierers sehr angetan und auch Sullivan & Co. genossen den offerierten Zuspruch bei ihrem Rampen-Debüt sichtlich. So ließen sie ich nicht lange bitten und brachten auch die Freunde des psychedelischen Classic Hard Rocks mit einem ca. 10-minütigen Led Zeppelin-Medley in Euphorie.
Am Ende gab es noch ein kurzes Gespräch mit den sympathischen MojoThunder-Jungs am Merchandising-Stand, wo sie sich dann auch für unser obligatorisches SoS-VIP-Bild ablichten ließen. Dabei versprachen sie bereits eine baldige Wiederkehr nach Deutschland.
Line-up:
Sean Sullivan – lead vocals, electric guitar
Bryson Willoughby – electric guitar
Andrew Brockman – bass
Zac Shoopman – drums
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
MojoThunder
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