MojoThunder – 08.04.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Wenn sich Bands aus dem Teenage Head Music-Fundus nach Europa begeben und dann auch in der Kulturrampe auftreten, weiß man mittlerweile, dass eine dementsprechend gute musikalische Qualität zu erwarten ist. Wo früher Bands wie u. a. Robert Jon & The Wreck sich ihr Standing und den entsprechenden Publikumszuspruch hart erkämpfen mussten, haben es Debütanten jetzt doch schon etwas leichter.

Das gilt auch für das erstmals in der Rampe aufschlagende, aus Lexington in Kentucky stammende Quartett MojoThunder, die ihren energiegeladenen, Southern-umwobenen Hard Rock bei uns salonfähig zu machen versuchen. Die Kulturrampe war so gut wie voll. Ihr 2021 erschienenes, auch bei uns besprochenes Album „Hymns From The Electric Church“ bildete dabei den Schwerpunkt.

Der Black Crowes-umwehte Opener „Movin‘ On“, eine Single aus dem Jahr 2019, gab bereits die Richtung vor, es wurde ordentlich laut. Auffällig für den Les Paul-, Strato- und Telecaster-gewohnten Southern-Kenner war, dass die beiden Gitarristen (Sänger Sean Sullivan und Solist Bryson Willoughby) im ersten Set, bis auf eine Ausnahme bei „Evergreen“, zunächst beide mit rot-schwarzen Gibson SG-Klampfen (wie man sie u. a. von Angus Young, Derek Trucks oder Gary Rossington kennt) agierten.

Obwohl der Gesang von Fronter Sean Sullivan gut zu vernehmen war, litten die E-Gitarren für meinen Geschmack etwas zu sehr durch den viel zu laut ausgesteuerten Drum-Sound, des agilen und immens heftig polternden Schlagzeugers Zac Shoopman, der quasi immer die Pace vorgab. Apropos ‚agil‘: Ich habe selten einen solch beweglichen Bassisten live gesehen wie MojoThunders Andrew Brockman, dessen aus Gummi zu bestehen scheinender Körper vom Anfang bis zum Ende tanzte, in diversesten Verrenkungen poste und natürlich auch einen heftigen Groove entfachte.

Im ersten Set wussten noch „Blackbird“, das psychedelisch verarbeitete Stones-Cover „Can’t You Hear Me Knocking“ und das etwas ruhigere und atmosphärische, mit einem Allman-Touch versehene „Soul“ zu gefallen. Nach der Pause wechselten dann sowohl Sullivan als auch Willoughby (der spielte sich mit einigen längeren Soli etwas in den Vordergrund) ausnahmslos zu Les Paul-Gitarren und ließen dann auch sporadisch die Southern-typischen Twin-Einlagen (u. a. bei „Untitled #69“ oder „Rising Sun“) einfließen.

Meine Favoriten in Set 2 waren das an eine härtere Version von „Midnight Rider“ erinnernde „Memphis Motel“ und das wie eine Mischung aus AC/DC, Bad Company und den Black Crowes wild dahinrockende „No Good“. Mit dem ebenfalls AC/DC-trächtigen „Jack’s Axe“, auf dem aktuellen Werk „Hymns From The Electric Church“ der Opener, wurde erneut nochmal die Hard Rock-Axt geschwungen und beim Konzert im Hauptteil der Schlusspunkt gesetzt. Insgesamt erinnerte mich alles ein wenig an die ebenfalls aus Kentucky stammenden Black Stone Cherry, nur in etwas kleineren Dimensionen.

Das Publikum war vom harten Stil des Kentucky-Vierers sehr angetan und auch Sullivan & Co. genossen den offerierten Zuspruch bei ihrem Rampen-Debüt sichtlich. So ließen sie ich nicht lange bitten und brachten auch die Freunde des psychedelischen Classic Hard Rocks mit einem ca. 10-minütigen Led Zeppelin-Medley in Euphorie.

Am Ende gab es noch ein kurzes Gespräch mit den sympathischen MojoThunder-Jungs am Merchandising-Stand, wo sie sich dann auch für unser obligatorisches SoS-VIP-Bild ablichten ließen. Dabei versprachen sie bereits eine baldige Wiederkehr nach Deutschland.

Line-up:
Sean Sullivan – lead vocals, electric guitar
Bryson Willoughby – electric guitar
Andrew Brockman – bass
Zac Shoopman – drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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MojoThunder – Hyms From The Electric Church – CD-Review

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MojoThunder sind mal wieder ein guter Beweis, dass der Southern Rock sich keine Sorge um seinen Nachwuchs zu machen braucht. Das kreative Potential im Süden der Staaten erscheint schier unerschöpflich, hier haben wir es mit einem hochtalentierten Quartett aus Lexington und Louisville in Kentucky zu tun, das jetzt mit „Hyms From The Electric Church“ sein Debüt in den Ring wirft.

Den Wink bekam ich vor einigen Wochen von meinem Musikkollegen Harald Birkner, der in einem früheren Magazin, das ich einst mitbegründete, mittlerweile eine schöne Radiosendung mit Geheimtipps aus dem Genre moderiert. Ich schrieb die Band an und man sendete mir das Album mit ein paar Infos kurze Zeit später.

MojoThunder wurden 2018 von Leadgitarrist Bryson Willoughby und Drummer Zac Shoopman gegründet. Hinzu kamen Bassist Andrew Brockman und Sean Sullivan aus Louisville als Sänger, der allerdings auch das Keyboard und Gitarren vorzüglich bedienen kann.

Letztgenannter entpuppt sich als ein echtes Juwel, vor allem seine unverbraucht frisch und ehrgeizig klingende Stimme bewegt sich irgendwo in variablen Sphären zwischen Paul Rodgers, Robert Plant und Chris Robinson und verleiht dem Sound eine ungemeine Dynamik, die allerdings bei der musikalischen Gangart des Quartetts auch unabdingbar erscheint.

Die auf den ersten Blick nur recht wenig erscheinenden neun Songs haben aber eine Gesamtspielzeit von knapp 42 Minuten, sodass die Gefahr, Songs ‚von der Stange‘ zu erhalten, von vorne herein ausgeräumt werden kann.

Ganz im Gegenteil, auch wenn natürlich viele etabliere Bands wie die Black Crowes, AC/DC, Lynyrd Skynyrd, Led Zeppelin, Free, Georgia Satellites, die Stones oder die Allman Brothers, klar ihre Spuren hinterlassen, sind es gerade die spürbar unverbrauchte Spielfreude, die unbekümmerte Kreativität, der grandiose Gesang von Sullivan und die teils unkonventionellen Bridges und Soli in den Tracks, die der eigenen Etikettierung ihres Stils als Alternative Southern Rock eine hohe Beweiskraft verleihen.

Allein der Opener „Jack’s Axe“ mit seinem treibenden AC/DC-Grundrhythmus, dem Black Crowes-typischen Gesang und untergelegtem HT-Piano von Sullivan, legt die Latte für den weiteren Verlauf des Albums hoch. Spätestens mit dem folgenden Southern Rock-Kracher „Blackbird“ (ähnlich den Georgia Thunderbolts) weiß man, dass man es hier mit Riesentalenten zu tun hat.

Bis auf „Soul„, das zumeist in ruhigeren Gefilden schwelgt (mit klasse Harmoniegesängen – das können sie auch noch!), allerdings auch im E-Gitarren-Soloteil wieder mit einem überraschenden Stimmungswechsel aufwartet, geht eigentlich durchgehend fulminant die Post ab, wobei immer wieder wohl dosierte progressive als auch psychedelische Mittel, Spannung erzeugen.

Das famose „Bulleit“ (was für ein Gesang von Sullivan!), eine Art furiose Session von den Black Crowes mit Lynyrd Skynyrd, hätte ich mit seinem „Freebird“-angelehnten Instrumentalfinish (aber etwas kürzer) eigentlich als krönenden Schlusspunkt gewählt, da die Burschen aber scheinbar ihren eigenen Kopf haben, gibt es in einem fließenden Übergang zu „A New Dawn“, psychedelische introvertierte Kost a la Free, allerdings auch mit einem fulminant krawalligen E-Gitarrenabschluss.

Es passiert eigentlich selten, dass ich bei härterer Musik ins Schwärmen gerate. Der Vierer aus Kentucky hat aber eine superbe Formel gefunden, wie Southern Rock melodisch, impulsiv und spannend zugleich gestaltet werden kann. Dazu gibt es eine,  für eine Eigenproduktion von Newcomern, richtig gute transparente Produktion.

Es donnert ordentlich, aber klar aus den Boxen und man verspürt unweigerlich den Drang, diese Band live auf der Bühne zu sehen. Auch wenn es mit „Hyms From The Electric Church“ bisher nur ein Album ist: Willkommen MojoThunder in der Spitzengarde des neuzeitlichen Southern Rocks!

Label: Eigenproduktion
Stil: Alternative Southern Rock

Tracks:
01. Jack’s Axe
02. Blackbird
03. Rising Sun
04. Soul
05. Fill Me Up
06. Babylon
07. Untitled #69
08. Bulleit
09. A New Dawn

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