MojoThunder – Hyms From The Electric Church – CD-Review

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MojoThunder sind mal wieder ein guter Beweis, dass der Southern Rock sich keine Sorge um seinen Nachwuchs zu machen braucht. Das kreative Potential im Süden der Staaten erscheint schier unerschöpflich, hier haben wir es mit einem hochtalentierten Quartett aus Lexington und Louisville in Kentucky zu tun, das jetzt mit „Hyms From The Electric Church“ sein Debüt in den Ring wirft.

Den Wink bekam ich vor einigen Wochen von meinem Musikkollegen Harald Birkner, der in einem früheren Magazin, das ich einst mitbegründete, mittlerweile eine schöne Radiosendung mit Geheimtipps aus dem Genre moderiert. Ich schrieb die Band an und man sendete mir das Album mit ein paar Infos kurze Zeit später.

MojoThunder wurden 2018 von Leadgitarrist Bryson Willoughby und Drummer Zac Shoopman gegründet. Hinzu kamen Bassist Andrew Brockman und Sean Sullivan aus Louisville als Sänger, der allerdings auch das Keyboard und Gitarren vorzüglich bedienen kann.

Letztgenannter entpuppt sich als ein echtes Juwel, vor allem seine unverbraucht frisch und ehrgeizig klingende Stimme bewegt sich irgendwo in variablen Sphären zwischen Paul Rodgers, Robert Plant und Chris Robinson und verleiht dem Sound eine ungemeine Dynamik, die allerdings bei der musikalischen Gangart des Quartetts auch unabdingbar erscheint.

Die auf den ersten Blick nur recht wenig erscheinenden neun Songs haben aber eine Gesamtspielzeit von knapp 42 Minuten, sodass die Gefahr, Songs ‚von der Stange‘ zu erhalten, von vorne herein ausgeräumt werden kann.

Ganz im Gegenteil, auch wenn natürlich viele etabliere Bands wie die Black Crowes, AC/DC, Lynyrd Skynyrd, Led Zeppelin, Free, Georgia Satellites, die Stones oder die Allman Brothers, klar ihre Spuren hinterlassen, sind es gerade die spürbar unverbrauchte Spielfreude, die unbekümmerte Kreativität, der grandiose Gesang von Sullivan und die teils unkonventionellen Bridges und Soli in den Tracks, die der eigenen Etikettierung ihres Stils als Alternative Southern Rock eine hohe Beweiskraft verleihen.

Allein der Opener „Jack’s Axe“ mit seinem treibenden AC/DC-Grundrhythmus, dem Black Crowes-typischen Gesang und untergelegtem HT-Piano von Sullivan, legt die Latte für den weiteren Verlauf des Albums hoch. Spätestens mit dem folgenden Southern Rock-Kracher „Blackbird“ (ähnlich den Georgia Thunderbolts) weiß man, dass man es hier mit Riesentalenten zu tun hat.

Bis auf „Soul„, das zumeist in ruhigeren Gefilden schwelgt (mit klasse Harmoniegesängen – das können sie auch noch!), allerdings auch im E-Gitarren-Soloteil wieder mit einem überraschenden Stimmungswechsel aufwartet, geht eigentlich durchgehend fulminant die Post ab, wobei immer wieder wohl dosierte progressive als auch psychedelische Mittel, Spannung erzeugen.

Das famose „Bulleit“ (was für ein Gesang von Sullivan!), eine Art furiose Session von den Black Crowes mit Lynyrd Skynyrd, hätte ich mit seinem „Freebird“-angelehnten Instrumentalfinish (aber etwas kürzer) eigentlich als krönenden Schlusspunkt gewählt, da die Burschen aber scheinbar ihren eigenen Kopf haben, gibt es in einem fließenden Übergang zu „A New Dawn“, psychedelische introvertierte Kost a la Free, allerdings auch mit einem fulminant krawalligen E-Gitarrenabschluss.

Es passiert eigentlich selten, dass ich bei härterer Musik ins Schwärmen gerate. Der Vierer aus Kentucky hat aber eine superbe Formel gefunden, wie Southern Rock melodisch, impulsiv und spannend zugleich gestaltet werden kann. Dazu gibt es eine,  für eine Eigenproduktion von Newcomern, richtig gute transparente Produktion.

Es donnert ordentlich, aber klar aus den Boxen und man verspürt unweigerlich den Drang, diese Band live auf der Bühne zu sehen. Auch wenn es mit „Hyms From The Electric Church“ bisher nur ein Album ist: Willkommen MojoThunder in der Spitzengarde des neuzeitlichen Southern Rocks!

Label: Eigenproduktion
Stil: Alternative Southern Rock

Tracks:
01. Jack’s Axe
02. Blackbird
03. Rising Sun
04. Soul
05. Fill Me Up
06. Babylon
07. Untitled #69
08. Bulleit
09. A New Dawn

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