Josh Abbott Band – The Highway Kind – CD-Review

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Seit Josh Abbott und seine Band 2008 die Red Dirt-Szene, quasi in ihrer Blütezeit, als die Newcomer gefühlt alle paar Wochen aus dem Boden gesprossen sind (die Zeiten scheinen mittlerweile allerdings längst vorbei zu sein), betreten hatte, sind er und seine Mannen spätestens mit dem dem herrlichen „She’s Like Texas„-Album (wir erinnern uns z. B. an das wunderschöne „Oh Tonight“ mit Kacey Musgraves als Harmoniegesangspartnerin), neben Acts wie die Randy Rogers Band, Wade Bowen, Casey Donahew  oder der Eli Young Band, bis heute, zu einer der festen Größen im Genre avanciert.

Nun legt er mit seinen Bandkollegen Preston Wait (fiddle, electric guitar), Edward Villanueva (drums), James Hertless (bass), Caleb Keeter (electric guitar), Austin Davis (banjo), David Fralin (Keyboards) mit „The Highway Kind“ seinen sechsten Longplayer hin (erneut auf dem bandeigenen Label Pretty Damn Tough Records).

Und ich kann den Worten des Bandleaders “The „Highway Kind“ is the album I wish we had put out seven years ago. The lyrics, the melodies, the subtle touches; this album is the very best effort from our group“, nur beipflichten – eine Hammerscheibe, vom Eagles-mäßig dahinrauschenden Titelsong (geschrieben von Erik Dylan, Jon Randall und Troy Cartwright) bis hin zum finalen grassig-beschwingten „Old Men & Rain“ (tolle musikalisch respektvolle Verneigung von Abbott der alten Generation gegenüber)!

Auch die anderen acht Stücke wissen zwischen eingängigem, sehr melodischen Country und kleinen southern-geprägten Country Rock-Ausflügen („Where I Wanna Be“ – da wo das Bier kalt ist und die Mädels hübsch sind…) “ das in Chris Cagle-Manier Marke „Country By The Grace Of God“, „The Chicks Dig It“ & Co. abgehende „24-7-365“  (aus der Feder von Jon Pardi), ausnahmslos zu überzeugen.

Ob vom Mädel, das wirklich gut ist, im, den Teufel um sich scheren zu lassen („Real Damn Good“), die Danksagung an die Ehegattin, die Abbott selbstlos den Rücken stärkt („Settle Me Down“), das  Poco-angehauchte „The Luckiest“ (erinnert ein bisschen an „Rose Of Cimarron“), das Marke Eli Young Band gestrickte „Little More You“ (mit Hitpotential), nicht zu vergessen die beiden schönen „One More Two Steps“ (ein Line Dance-Paradesong mit so einem Endlosspielcharakter und Raum für viele Instrumental-Soli) und „Women & Wishes“ (wieder radiotauglich) – alles passt wie aus einem Guss, gleich einem perfekt geschrieben musikalischen Drehbuch.

Josh Abbott und seine Bandkumpanen (die sich wieder allesamt toll mit ihren Instrumenten einbringen, mit dabei auch wieder diverse starke weibliche Harmoniegesänge) ist mit dem von Marshall Altman (Marc Broussard, Frankie Ballard, Aaron Watson) produzierten „The Highway Kind“, ein wunderbares Country-Audio-Road-Movie mit vielen kleinen abwechslungsreichen Stationen gelungen, das ähnlich stimmungsvoll rüberkommt, wie das schön eingefangene Covertitelbild. In der Tat mit sein bestes Werk – da kann man wirklich nur eine dicke Kaufempfehlung mit auf den Highway geben.

Pretty Damn Tough Records, 2020 
Stil: Red Dirt

Tracklist:
01.The Highway Kind
02. Real Damn Good
03.Where I Wanna Be
04.Settle Me Down
05. The Luckiest
06. Little More You
07. 24-7-365
08. One More Two Steps
09. Women & Wishes
10. Old Men & Rain

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Josh Abbott Band – She’s Like Texas – CD-Review

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Ungemein frisch, schön knackig, locker, spritzig, aufgenommen in einem glasklaren, saftigen Sound: Die Josh Abbott Band mit einem herrlichen, traumhaft melodischen Countryrock-Juwel, das wie selbstverständlich die Trademarks der goldenen Countryrock-Tage der Siebziger (Poco, Eagles), traditionelle Countrywurzeln und die kernigen, würzigen Charakteristika der rockigen Texas/Oklahoma-Red Dirt-Bewegung (ala Eli Young Band, Wade Bowen, Cross Canadian Ragweed, Randy Rogers Band) miteinander vereint. Countryrock lebt – und wie!

Ein Konzertbesuch der Randy Rogers Band im „Blue Light“, einem kultigen Club in seiner Heimatstadt Lubbock/Texas stellte 2004 so etwas die Initialzündung für Josh Abbott dar, seine musikalischen Talente zu seinem absoluten Lebensmittelpunkt zu machen. Deren Art zu spielen, ihre Bühnenpräsenz und Rogers’Gesang, sowie die Verbundenheit mit dem Publikum faszinierten und motivierten Abbott derartig, dass er sein Studium abbrach und fortan nur noch auf die Karte Musik setzte. „I think I can do that, too“, lautete seine Maxime.

Sechs Jahre später veröffentlicht er mit seiner Band, bestehend aus Preston Wait (Fiddle, Electric guitar), Edward Villaneva (Drums), Daniel Almodova (Bass) und Gabe Hanson (Electric guitar, baritone, harmonica) mit „She’s Like Texas“ seine bereits zweite CD, nachdem er zuvor schon mit seinem Debüt bei den Kritikern („they rumble out like a Texas thunderstorm“; „honest songs about real-life emotions with strong harmonies and winsome melodic hooks“) und den Radiostationen in und um Texas herum für mächtig Furore sorgte.

Das musikalische Konzept von Josh Abbott orientiert sich naturgemäß durchaus an der Randy Rogers Band, wenngleich Abbott und seine Truppe mit diesem Album Rogers & Co. fast schon in den Schatten stellen. Wie bei Rogers spielen variabel eingesetzte Akustik/E-Gitarren (sehr stark Lead Gitarrist Gabe Hanson) und eine markante Fiddle (Preston Wait gleicht fast einem Pendant zu Brady Black) als essentieller Part neben Abbott’s charismatischer gesanglicher Präsenz (tolle, überaus angenehme, typisch texanische Red Dirt-taugliche Stimme) die dominierende Rolle. Das Songmaterial ist ohne jede Ausnahme vom Allerfeinsten!

Um zu erahnen, was das für die Zukunftsaussichten der Josh Abbott Band bedeuten könnte, braucht man kein Hellseher zu sein, sofern man die Erfolgsstory der Randy Rogers Band verfolgt hat. Für „She’s Like Texas“ konnte man zudem den überaus erfolgreichen Produzenten Erik Herbst (u.a. Eli Young Band, Bois D’Arcs, Kyle Bennett Band, Macon Grayson) gewinnen, der den Sound der JAB in noch professionellere und, das meinen wir nur positiv, sehr radiokompatible Bahnen gelenkt hat, ohne dabei auf das nötige rootsige, ursprüngliche, erdige und würzige Ambiente zu verzichten. Damit scheinen die Weichen für den ganz großen überregionalen Wurf gestellt zu sein.

Zu der großen Klasse des Albums tragen ohne Zweifel auch die klug ausgewählten Gastmusiker (u.a. Clay und Carla Corn, Gerald Jones und vor allem Virtuose Milo Deering mit seinem unwiederstehlichem Mandolinenspiel) bei, die allesamt bestens mit dem Quintett harmonieren. Dazu kommen wirklich gelungene Guestvocals, zum einen durch die exzellente Kacey Musgraves beim traumhaften Duett „Oh Tonight“ (wie eine Session der Randy Rogers Band mit den Wreckers – Musgraves klingt wie Michelle Branch; toll hier auch das bereits erwähnte grandiose Mandolinengeklirre von Milo Deering), zum anderen im Trio mit den Abbott-Kumpeln Trent Willmon und Roger Creager, die sich beim lockeren, dezent grassig angehauchten „End Of A Dead Road“ deutlich hörbar mit viel Freude die Gesangsbälle gegenseitig zuwerfen. Ganz stark dieser Song.

Das an die Eli Young Band oder No Justice erinnernde, wunderbare „All Of Sudden“ mit seinem nicht mehr aus den Ohren weichendem Refrain wurde schon im Vorfeld an die Radiostationen verschickt und erntete bereits höchste Chart-Ehren in den Texas Music-Charts. Die herrlich melodischen „The Walking Out“ und „If You’re Leaving (I’m Coming Too)“ gehen fliessend ineinander über und versprühen mit ihrem tollen E-Gitarrenrhythmus eine gewisse Heartland-Countryrock-Atmosphäre. Voller Hit-Potential stecken die flockigen „Fall In Love Again“ und „She’s Like Texas“, beide mit toller Mandolinenuntermalung, weiblichen Harmonies und Fiddle-Solo.

„Brushy Creek“ glänzt mit einem satten Hill Country-/Hillbilly-Flair, erzeugt durch Banjo und Fiddle, und erinnert mit seinen kernigen E-Gitarren-Riffs (inkl. großartigem Solo) sogar entfernt an eine countryeske Ausgabe von Lynyrd Skynyrd’s „Swamp Music“. Fröhlichen, knackigen Country mit einem Refrain zum Mitsingen bietet „I Just Wanna Love You“. Beeindruckend hier das starke Baritone-E-Gitarren-Spiel von Gabe Hanson. Das Ende der Scheibe gehört dann dem Bandleader (fast) allein, der bei „Let My Tears Be Still“ (es geht um einen kurz vor dem Tode stehenden, seine Lebensbilanz ziehenden Kriegsveteranen) zu den traurigen Pianoklängen von Gastmusiker Clay Corn eine emotionsgeladene, unter die Haut gehende Gesangsperformance abliefert und seine ganze vokale Klasse nochmals eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Josh Abbott und seine Band haben mit „She’s Like Texas“ einen tollen Longplayer hingelegt, der nachhaltig die Prognose eines amerikanischen Kritikers untermauert, der sagt: „The next big thing out of this terrific Texas music scene“! Das unterschreiben wir blind! Die CD kommt in einem schönen, 2-fach aufklappbaren Digipack mit ausführlichem, 16-seitigem Booklet, inklusive aller Texte. Hier passt alles! Begeisternder (Red Dirt)-Countryrock, wie wir ihn aus Texas lieben!

Pretty Damn Tough Records (2010)
Stil: Red Dirt

01. Road Trippin
02. All of A Sudden
03. The Walking Out
04. If You’re Leaving (I’m Coming Too)
05. Fall In Love Again
06. She’s Like Texas
07. Brushy Creek
08. Oh, Tonight
09. Hot Water
10. I Just Wanna Love You
11. End Of A Dirt Road
12. Let My Tears Be Still

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Josh Abbott Band – Small Town Family Dream – CD-Review

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Die Josh Abbott Band macht konsequent dort weiter, wo sie vor zwei Jahren mit dem wunderbaren „She’s like Texas“ aufgehört hatte. Erneut präsentiert sie uns ein mit durchweg herrlichen, traumhaft melodischen Songs gespicktes Red Dirt Countryrock-Juwel, das, da braucht man wirklich kein Prophet zu sein, am Jahresende in den Rankings der besten und erfolgreichsten Red Dirt-Scheiben 2012 ein gewichtiges Wörtchen mitreden wird.

Frisch, knackig, voller Spielfreude und mit exquisiter Musikalität gelingt der Truppe eine Art Konzeptalbum, das das einfache Leben der einfachen Leute in den „small towns“ von Texas zum Thema hat. Dabei geht die musikalische Bandbreite von knackigem Countryrock über Americana, Roots, bis hin zu purem Texas-Country. Die Spuren reichen von Steve Earle über Terry Allen (von ihm covert die Band hier mit „FFA“ und „Flatland Farmer“ zwei ineinander überlaufende Countrysongs), Poco, eine texanische Ausgabe von Tom Petty & the Heartbreaker bis hin zu George Strait, alles ungemein eingängig verschmolzen zu diesem einzigartigen Red Dirt-Sound im Fahrwasser von der Randy Rogers Band, Wade Bowen, der Kyle Bennett Band und der Eli Young Band.

Der Eröffnungstrack „Idalou“, Josh Abbotts Heimatstadt, beginnt direkt mit einer kraftvollen Instrumentaluntermalung zu Abbotts typischem, leicht genäselten, wunderbar „warmen“, angenehmen Gesang, wobei das klirrende Banjo (so ein bisschen Keith Urban-Style) besonders Spaß bereitet. Im Refrain packt Josh aus gegebenem Grund seine gesamte Emotionalität hinein. Die starke E-Gitarren/Fiddle-Kombi im Soloteil und das wieder Urbaneske Banjobreak komplettieren diesen herrlichen, melodischen Auftakt.

Der Kraftpegel bleibt auch beim folgenden „I’ll Sing About Mine (The Tractor Song)“ auf hohem Level. Der Song stammt aus der Feder des kurzzeitigen The Band Of Heathens-Mitglied Brian Keane (aus seinem auch in unserem Programm befindlichen Album „90 Miles An Hour“), das textlich gegen die oberflächliche und teilweise zu wenig authentische Musik in Nashville Spitzen „schießt“. Abbott’s Version kommt genau so kräftig wie Keanes, aber dank integrierter Fiddle und Banjo deutlich countrylastiger.

Welches Standing Abbott in der Red Dirt Szene besitzt, sieht man vor allem an der prominenten Liste seiner Co-Writer (u.a. Radney Foster, Jay Clementi, Adam Hood, Brandon Rhyder, Django Walker) und auch an der Gastpräsenz von Pat Green, der mit ihm ein tolles Duett bei der Hymne „My Texas“ abliefert, das schon in den Texas Charts ordentlich abgeräumt hat. Das wieder voller (angenehmer) Emotionalität (Powerrefrain) strotzende „Touch“ (klasse wieder die auch schon auf Josh’s letzter Scheibe mitwirkende Kacey Musgraves, die hier gleich auf fünf Tracks ihre wunderbaren Hamonies einbringt, abenso das filigrane Fiddlespiel Preston Waits am Ende des Songs) wurde zur aktuellen Single auserkoren und dürfte erneut gute Chancen auf viel Airplay und Chartpräsenz haben.

In eine ähnliche Kerbe schlägt das folgende „She Will Be Free“ (grandiose Doppel-E-Gitarre/Gypsy-mäßige Fiddle-Kombi als Solo-Teil). Ungewohnt rockig dann „Hotty Toddy“, das schon fast in Rolling Stones-Richtung geht. Klasse hier das „Gimme 3 Steps“ (Lynyrd Skynyrd)-verdächtige E-Gitarren-Solo. „Dallas Love“ ist das Pendant zu „Oh Tonight“ vom Vorgängeralbum, wo Abott und Musgrave liebespaarartig zu klirrenden Mandolinen- (wieder von Milo Deering) und Fiddle-Klängen gesangstechnisch harmonieren. Ein echter Ohrwurm!

„Hell Gates On Fire“ ist den Opfern der gefürchteten texanischen Waldbrände gewidmet. Der mit einer gut passenden Dramatik gespielte Song drückt sowohl Mitgefühl als auch Mut, sich gegen das Schicksal aufzubäumen, aus. Abbott wirkt hier wie viele Musiker nicht aufgesetzt, sondern absolut ehrlich und authentisch (im beigefügten Steck-Booklett, mit allen Texten, des Digipaks wird auch für eine, sich mit dieser Sache auseinandersetztenden Hilfsorganisation hingewiesen). Bei den beiden Abschlusstracks („Rain Finally Coming Down“ und dem Titelstück „Small Town Family Town“) kommt, nachdem, wie oben bereits angeführt, das vorangegangene Gros der CD ein Plädoyer für die texanischen „Simple- und Workingmens“ beinhaltete, nun der Familienvater wie du, ich und Josh Abbott an die Reihe und somit schließt sich der Kreis dieses in sich stimmigen und musikalisch unglaublich versierten Werkes.

Man kann nur hoffen, dass dieser Josh Abbott und seine hochklassige Band, bestehend aus Austin Davis, Preston Wait, Ed Villanueva, Caleb Keeter und James Hertless, sich den Fängen der kommerziellen Begehrlichkeiten noch eine Weile entziehen und uns weiter mit dieser wunderbaren Musik erfreuen können. Angesichts solcher Leistungen ist ein Weg wie der Randy Rogers Band, Eli Young Band oder Wade Bowen allerdings so gut wie vorprogrammiert. Produziert hat erneut Erik Herbst! Diese Band gehört endgültig zu den Besten, die die Red Dirt-Szene zu bieten hat. Herrlich!

Atlantic Records, 2012
Stil: Red Dirt

01. Idalou
02. I’ll Sing About Mine
03. Touch
04. She Will Be Free
05. Hotty Toddy
06. FFA
07. Flatland Farmer
08. My Texas (feat. Pat Green)
09. Dallas Love
10. Hell s Gates On Fire
11. Rain Finally Coming Down
12. Small Town Family Dream

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Josh Abbott Band – Front Row Seat – CD-Review

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Einfach grandios! Die Josh Abbott Band auf dem kreativen Höhepunkt ihrer Karriere. Mit „Front Row Seat“ präsentiert das aus Lubbock, Texas, basierende Sextett, bestehend aus Bandleader Josh Abbott (lead vocals, acoustic guitar), Austin Davis (banjo), Preston Wait (fiddle, mandolin, electric/acoustic guitar), Caleb Keeter (lead guitar), Eddie Villanueva (drums) und James Hertless (bass, background vocals) ein Konzeptalbum, das chronologisch das Scheitern von Abbotts erster Ehe aufarbeitet.

Das gesamte Werk, sowohl gestalterisch (tolles Cover-Artwork mit 28-seitigem Booklet, das natürlich alle Texte und Infos, sowie Bilder der Band in Theateratmosphäre beinhaltet), als auch musikalisch, wurde als eine Art Theateraufführung inszeniert: Insgesamt 16 Stücke (hier als Szenen bezeichnet), thematisch fünf Akten Exposition, (Schaustellung), Incitation (Ansporn), Intimacy (Vertrautheit), Dissolution (Zerfall) und Aftermath (Folgen) zugeordnet.

Der erste Akt charakterisiert den jungen unbekümmerten, noch allein stehenden Abbott, der das Leben genießt, wie es kommt. Die drei Songs „While I’m Young“, „I’ve Beeen Known“ und „Live It While You Got It“ bieten positiv gestimmten Red Dirt Countryrock, wie man ihn von der Eli Young Band und Randy Rogers Band zu ihren Anfangstagen kennt. Banjo und Fiddle, die im gesamten Album immer wieder eine zentrale Rolle einnehmen, werden relativ zentral und fröhlich eingesetzt.

Akt 2 beschreibt die Kennenlernphase, beinhaltet u. a. mit „Wasn’t That Drunk“ ein fantastisches Duett mit Carly Pearce, die hier auf Augenhöhe, der früheren Gesangspartnerin von Abbott, Kacey Musgraves, in typisch texanischer Manier, bestens die Stirn bietet. Klasse auch das aus der Feder von Jay Clementi, Chase Yudkin und Radney Foster stammende „If It Makes You Feel Good“, das Fosters typisch dezent introvertierte, aber überaus melodische Songwriting-Handschrift deutlich offenbart. Toller Song!

Im dritten Akt wird dann der Beziehungsverlauf mit den „Crazy Things“, die man dann plötzlich in der Retrospektive so gemacht hat, zunächst in positiver Weise gezeichnet. Schön, das von trockenem Banjo und Gypsy-mäßiger Fiddle geführte, sehr eingängige „Kisses We Steel“ (starke E-Gitarren/Fiddle-Solo-Kombi).

Im Part des bitteren Scheiterns („This Isn’t Easy – Her Song“ – mit herrlicher Mandoline) ändert sich die Musik in deutlich nachdenklichere, pessimistischere Sphären, vor allem durch Preston Waits zunehmend trauriger gespielte Fiddle authentisch dargeboten. „Born To Break Your Heart“ lautet letztendlich dann Abbotts selbstkritisches Resümee.

Der Schlussakt wird dann von einem düsteren Intro eingeleitet, das in die ungemein emotionale Single „Amnesia“ übergeht, in der Abbott sich eine Gedächtnislücke herbeiwünscht , um das Geschehene ungeschehen zu machen, bzw. vergessen zu können. Ein starker, melodischer, für Abbott-Verhältnisse rockiger Track, sicherlich der emotionale Höhepunkt des gesamten Werkes. Am Ende sieht sich der Protagonist wieder mit dem Alleinsein konfrontiert. Passend dazu wird der finale Song „Anonymity“ dann auch von Josh solo, nur zu Klängen seiner Akustikgitarre performt. Ein mitnehmeder Abschluss.

Mit „Front Row Seat“ von der Josh Abbott Band erhält der Hörer einen packenden Seelenstriptease ihres Bandleaders, der authentisch (wirklich überhaupt nicht aufgesetzt wirkend) und musikalisch in traditionellem Red Dirt-/Americana-/Country-Ambiente wunderbar in Szene gesetzt wurde (wie bereits angedeutet, ganz viele tolle Saiteninstrument-Einlagen mittels Banjo, Fiddle, Mandoline, Steel-, Akustik- und E-Gitarren). Respekt auch an das Vertriebs-Label Thirty Tigers, das mal wieder keine Kosten und Mühen gescheut hat, solch ein individuelles Werk zu protegieren.

„Front Row Seat“ der Josh Abbott Band dürfte somit ganz vorne in erster Reihe stehen, wenn es um die besten Country-/Red Dirt-Alben des Jahres geht! Ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk! Ganz großer Respekt in allen Belangen! Vorhang auf für die Josh Abbott Band!

Pretty Damn Tough Records (Thirty Tigers), 2015
Stil: Red Dirt

01. While I’m Young
02. I’ve Been Known
03. Live It While You Got It
04. Wasn’t That Drunk (with Carly Pearce)
05. Kiss You Good
06. If It Makes You Feel Good
07. Crazy Things
08. Front Row Seat
09. Kisses We Steal
10. Born To Break Your Heart
11. Ghosts
12. This Isn’t Easy (Her Song)
13. Intro: A Loss Of Memory
14. Amnesia
15. Autumn
16. Anonymity

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