Branford Hwy – Same – EP-Review

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Review: Michael Segets

In letzter Zeit drehten sich für SoS meist Silberlinge in meinem CD-Player, die einem ruhigeren Gesamtkonzept folgten. Obwohl einige sehr gute Alben darunter waren, wurde es Zeit für etwas Abwechslung. Nun tönt mit der Debüt-EP von Brandford Hwy mal wieder Rock aus meinen Lautsprechern. Das Trio gibt auf den sechs Tracks Gas, was zu der Abkürzung Hwy, die wahrscheinlich für Highway steht, durchaus passt.

Die Schulfreunde Dewayne Hart (Lead Vocals, Guitar) und James Menezez (Bass) stammen aus Branford, Florida. Beide begeistern sich für den Rock der 70er beziehungsweise 80er Jahre und das hört man der EP auch an. Hart und Menezez hatten sich seit ihrer Jugend nie aus den Augen verloren, verfolgten aber unterschiedliche Bandprojekte, die hierzulande weitgehend unbekannt sind.

Allerdings waren sie auch mit Größen wie Godsmack, Dokken, L.A. Guns und Molly Hatchet unterwegs. Nun fanden sich die beiden Musiker zusammen, um die lang geplante gemeinsame Band Branford Hwy zu verwirklichen. Als Schlagzeuger komplettiert der Kalifornier Marc Myers die Truppe.

Branford Hwy haben eine Affinität zum Hard Rock, was „Hometown USA“ sowie manche Gitarrensoli zeigen. Diese halten sich jedoch im Rahmen und die Songs bleiben durchweg melodiös. Die Songstrukturen sind nicht übermäßig komplex, aber die braucht es auch nicht, um Spaß zu machen.

Das Erstlingswerk steigt stark ein. „Boots On The Ground” rockt aggressiv los und besticht durch einen eingängigen Refrain. „While The World Spins Around” kombiniert Southern-Flair mit Hard Rock-Elementen, was ziemlich gut funktioniert.

Mit dem folgenden „Fade Away“ gelingt Branford Hwy ebenfalls eine runde Rocknummer. In der zweiten Hälfte der EP fällt „Just In Time“ im Vergleich zu den anderen Stücken etwas ab. Das hymnenhafte „Legends“ lässt zum Abschluss der Scheibe den Classic Rock der 80er Jahre in seiner Reinform aufleben. Der Titel wird Nostalgiker besonders ansprechen.

Branford Hwy gibt einen Vorgeschmack auf den für Mitte des kommenden Jahres angekündigten Longplayer. Die selbstbetitelte EP bietet schmissigen Rock, der sich bei unterschiedlichen Stilrichtungen bedient. Da sich derzeit wenige Bands der Mischung aus Hard Rock und Southern Rock widmen, darf man gespannt sein, wie das Trio diese Lücke zukünftig ausfüllt.

Sandhill Studio Productions LLC (2020)
Stil: Rock

Tracks:
01. Boots On The Ground
02. While The World Spins Around
03. Fade Away
04. Hometown USA
05. Just In Time
06. Legends

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Two Side Moon Promotion

Sully Erna – Hometown Life – CD-Review

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Review: Michael Segets

„Hometown Life” ist das zweite Solo-Album des Godsmack-Frontmanns Sully Erna. Bei seinem Solo-Projekt schlägt er ruhigere Töne an und verarbeitet persönliche Themen. Dennoch kann Erna auf manchen Stücken nicht verbergen, dass er aus der Hardrock-Ecke kommt.

Die langgezogenen Rufe, die tiefen Klavierakkorde und das bombastische Schlagzeug zeigen dies bei „Hometown Life“ sehr deutlich. Fast leicht wirkt hingegen „Your Own Drum“, bei dem die Percussion beinahe karibische Sommergefühle aufkommen lässt. Die Percussion ist auch bei „Father Of Time“ dominant, das leicht orientalisch anmutet und daher auch gut auf „Avalon“ – Ernas ersten Solo-CD aus dem Jahr 2010 – gepasst hätte.

Zu dem Anti-Drogen-Song „Different Kind Of Tears“ gibt es ein bewegendes Video im Netz, das das Thema des Tracks visualisiert. Erna zeigt sich hier bis zum Einsatz der elektrischen Gitarre als Singer/Songwriter. Die Ballade ist sicherlich ein Höhepunkt des Albums.

Das stärkste Stück ist aber „Turn It Up!“, das mit beschwingtem Intro, mitreißendem Refrain, punktgenauem Einsatz der Bläser und gutem Gitarrensolo direkt für sich einnimmt. Ebenfalls gelungen ist das gitarrenorientierten „Don’t Comfort Me“, bei dem Erna geschickt einen Spannungsbogen rund um den kraftvollen Refrain aufbaut.

Die symphonischen Anflüge durch Klavier und Streicher geben „Take All Of Me“, „Blue Skies“ und „Forever My Infinity“ in der Verbindung mit langgezogenen Gesangspassagen melodramatische Züge, die mir etwas zu viel sind. Bei dem getragenen „Falling To Black“ integrieren sich die Streicher hingegen sehr passend.

Mit den Songs, in denen Erna den opulenten Sound reduziert, zeigt er sein Potential als Songwriter und Komponist. Dieses wird durch die Arrangements auf anderen Stücken etwas verdeckt. Insgesamt treffen einige Tracks aus dem abwechslungsreichen Angebot bestimmt auch den Geschmack der SoS-Freunde. Bei diesen würde er durch eine erdigere Produktion und ein Zurücknehmen des aus dem Hardrock entliehenen Bombasts sicherlich noch mehr Treffer landen.

Da Sully Erna in seinen Solo-Ausflügen sein eigenes Ding – unabhängig von Fans oder kommerziellen Interessen – machen möchte, bleibt abzuwarten, welchen Weg er zukünftig nimmt. Die Richtung, die er auf „Hometown Life“ einschlägt, ist jedenfalls die richtige.

BMG (2017)
Stil: Singer/Songwriter & More

01. Hometown Life
02. Your Own Drum
03. Different Kind Of Tears
04. Take All Of Me
05. Don’t Comfort Me
06. Turn It Up!
07. Blue Skies
08. Forever My Infinity
09. Father Of Time
10. Falling To Black

Sully Erna
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