
Ich weiß nicht wie es euch geht. Man hat sich im Laufe der vielen Jahre, von Jugend an bis zum heutigen Tage, eine riesige Platten- und CD-Sammlung angehäuft. Und der aller größte Teil der Scheiben, mögen sie auch noch so gut sein und von noch so berühmten Interpreten stammen, dümpeln dann in der Regel innerhalb der Sortierung ewig vor sich hin.
Gerade bei mir als Rezensent eines Magazins spielt das ‚Hier und Jetzt‘ eigentlich nur noch die bestimmende und entscheidende Rolle: CD bekommen, ein paar mal hören, Notizen machen, Review schreiben, möglichst vor VÖ online stellen, nächste CD…
Da ich mich schon mittlerweile im gesetzteren Alter befinde und sich das Ende des Arbeitens in nicht mehr in allzu weiter Ferne befindet (aber immerhin noch gut vier Jahre beträgt), rede ich mir zumindest ein, dass unser Eins vielleicht dann mal wieder die Muße für solche Sachen haben wird.
Just in den Tagen, in denen Bad Company samt eines Auftritts von Paul Rodgers und Simon Kirke (die beiden anderen Bandmitglieder Mick Ralphs Boz Burrell leben ja leider nicht mehr) in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen werden sollte, gibt es ein Tribute-Werk , das die markantesten Tracks der Briten nochmals in modernen Versionen aufleben lässt.
Vor wenigen Tagen erreichte uns die traurige Nachricht, dass Paul aus gesundheitlichen Gründen passen muss, Kirke sprang dann allerdings mit prominenten Musikern wie u. a. Chris Robinson, Bryan Adams, Nanci Wlison und Joe Perry in die Bresche. Beide sind aber natürlich auf der CD auch bei ein paar Tracks mit involviert.
Es ist manchmal schon kurios. Vor gut 1 1/2 Jahren hatte ich Paul Rodgers ja mal im Rahmen eines Aprilscherzes ein Southern Rock-Tribute-Album angedichtet, jetzt spielen tatsächlich Acts wie Blackberry Smoke oder Black Stone Cherry die Musik von ihm.
Kommen wir zur CD, wo sich ein bunter Reigen von Acts aus vielen unterschiedlichen Genres eingefunden hat, um den Bad Co-Klassikern eine Frischzellenkur zu verpassen.
„Shooting Star“ bekommt durch den musikalischen Ansatz von Halestorm und dem weiblichen Gesang von Elizabeth „Lzzy“ Hale im Duett mit Rodgers eine ganz spezielle Note. Der gute Slash beweist auf „Feel Like Makin’ Love“, dass er es E-Gitarren-technisch immer noch drauf hat und lässt dementsprechend gegen Ende ordentliche Salven ab.
Überragend sind die Versionen von Blackberry Smoke, die aus „Run With The Pack„, trotz Mitwirkung von Paul und Brann Dailor (Mastodon, Arcadea), dem Lied einen klaren Southern Rock-Stempel ihresgleichen aufsetzen, quasi eine echte ‚freundliche‘ Übernahme. Fulminat auch die rockigen Varianten von „Rock Steady“ durch Dirty Honey und „Burnin’ Sky“ mit der Drum- und Gesangswucht von Black Stone Cherry.
Die ewig gestrigen Immer-Nörgler werden natürlich genug Haare in der Suppe finden, um das typische „an die Originale kommt nichts ran“ runterzuleiern.
Auch ich habe ein paar Kleinigkeiten (Jammern auf hohem Niveau), wie zum Bespiel, dass das vielfältig unterschätzte Album „Rough Diamonds“ garnicht berücksichtigt wurde. Mit „Seagull“ ist ein Track dabei (auch wenn es hier einen reizvollen Zusammenschluss zwischen Bad Company und Def Leppard gibt) , der mir noch nie so gefiel, da ich eher nicht der esoterisch-spirituell genordete Typ bin.
Und, dass das zwar toll durch The Pretty Reckless (klasse Gesang von Sängerin Taylor Momsen) performte „All Right Now“ hier eigentlich nicht hingehört. Da hätte man alternativ allein für Free sicherlich auch noch so ein komplettes Werk hinbekommen können. Stattdessen hätte ich Stücke wie „The Ballad Of The Band“ „Simple Man“ oder „Oh Atlanta“ lieber serviert bekommen.
Insgesamt ist das Tribut-Album zu Ehren von Bad Company aber mit viel Respekt und guten Ideen umgesetzt worden. Sehr kurzweilig und schön, mal wieder quasi ‚gezwungen‘ worden zu sein, sich mit dieser zeitlosen Musik im neuen Gewand beschäftigen zu dürfen.
Und auch der mittlerweile 75-jährige Paul Rodgers zeigt sich am Ende beeindruckt von den Interpretationen seiner Songs. »Es war wirklich spannend, die neuen Versionen zu hören. Ich habe mich immer wieder beim lächeln erwischt, als ich sie gehört habe. Vor allem aber hat mich überrascht, dass diese Künstlerinnen und Künstler Bad Company ihren Tribut zollen wollten. Wir sind ausgesprochen dankbar dafür!«
Primary Wave (2025)
Stil: Classic Rock
01. Ready For Love (Hardy)
02. Shooting Star (Halestorm featuring Paul Rodgers)
03. Feel Like Makin’ Love (Slash Featuring Myles Kennedy and The Conspirators)
04. Run With The Pack (Blackberry Smoke featuring Paul Rodgers and Brann Dailor)
05. Rock ‘N’ Roll Fantasy (The Struts)
06. Bad Company (Charley Crockett)
07. Rock Steady (Dirty Honey)
08. Burnin’ Sky (Black Stone Cherry)
09. Seagull (Joe Elliott and Phil Collen featuring Paul Rodgers and Simon Kirke
10. All Right Now (The Pretty Reckless)

