Frankie Ballard – 03.05.2017, MTC, Köln – Konzertbericht

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Eine Fahrt zu Konzerten nach Köln mit ihren verkehrstechnischen Besonderheiten (an vielen Stellen darf man z. B. nicht links abbiegen, abenteuerlich anmutende Parkplatzsuche), ist doch immer wieder schön, besonders, wenn man sich zu den, in dichtbesiedelten Wohngebieten liegenden Clubs, wie in diesem Fall, dem MTC, im Studentenviertel der Stadt, begeben darf.

Man mag es eine glückliche Fügung des Schicksals nennen, als nach mehreren vergeblichen Runden durch das Gebiet, sich plötzlich zwei junge Burschen, direkt vor der Nase, in ihr Auto zur Wegfahrt setzten, und der mitgereiste Fotograf Jörg Schneider und meine Wenigkeit sich dann in die enge Parklücke quetschen konnten.

Es war unser/mein erster Besuch im schlauchförmigen MTC-Club, der mich dann irgendwie an eine etwas verengte und etwas düstere Variante des ebenfalls nicht weit weg liegenden Luxors erinnerte. Nach und nach füllte sich die Location und als um 21:00 Uhr etwas unverhofft eine junge hübsche Dame, namens Marla, sich mit ihrer Akustikgitarre auf den bereitstehenden Barhocker vors Publikum setzte, hatten sich für einen Mittwoch in der Woche, geschätzt, gute 150 Zuschauer, für den eigentlichen Hauptact, den New Country Rocker Frankie Ballard, eingefunden.

Das langhaarige Mädel aus dem schönen Heidelberg ‚melancholierte‘ dann eine knappe halbe Stunde englisch gesungene Songs, aber im Stile und mit der Nonchalance einer französischen Liedermacherin/Chanteuse. Da das Anliegen der Reise jedoch nicht ‚Verliebt in Paris‘, sondern eher ‚Hungrig auf Nashville‘ war, ist man dann doch irgendwann froh gewesen, als Frankie Ballard inklusive ’seiner Jungs‘ Eddie Robinson, Travis McNabb und Robbie Harrington, mit dem launigen Opener „Drinky Drink“ die Bude ordentlich in Schwung brachte. Die Stimmung war von Beginn an bis zum Ende prächtig.

Das lag nicht zuletzt an der instrumentellen Qualität der beteiligen Burschen, ihrem agilen Auftreten, dem tollen Songmaterial (plus sehr stark interpretierter Covernummern wie u. a. „Folsom Prison Blues“ – Johnny Cash, „L.A. Woman“ – The Doors, „Hound Dog“ – Elvis, „You’ll Accomp’ny Me“ – Bob Seger) und natürlich auch an der mitnehmenden, freundlichen und humorvollen Führungsqualität des immer noch lausbubig wirkenden Protagonisten samt seiner tollen Stimme.

Frankie präsentierte im weiteren Verlauf unterhaltsame, kurzweilige, immer melodische Stücke aus dem eigenen Fundus seiner drei bisherigen Werke wie „Young & Crazy“, „Little Bit Of Both“, „Tell Me You Get Lonely“, „Wasting Time“, „It All Started With A Beer“ (die beiden letztgenannten Lieder mit Frankie an der Akustikgitarre), „Cigarette“, „Helluva Life“, „Good As Gold“ und „El Camino“, wobei man an der Setlist deutlich sieht, dass man sich naturgemäß vordergründig auf sein aktuelles Album „El Rio“ konzentrierte.

Wie bereits erwähnt, ein tolles Kollektiv dieses Quartett. Ballard überzeugte mit seinem rauchigen Gesang, guter und variabler Gitarrenarbeit sowie seiner aufs Publikum eingehenden und kommunikativen Art. Das kam hervorragend an. Der schlaksige Eddie Robinson beeindruckte mit vielen filigranen Fills und Soli, besonders klasse war’s, wenn er mit seinem Glasröhrchen zum Sliden ansetzte. Herrlich auch immer, wenn sich die beiden Gitarrenkönner zu den Southern Rock-typischen Twins ‚vereinten‘. Die Rhythmusfraktion mit Kraftpaket McNabb und Harrington, polterte, pumpte und groovte, was das Zeug hielt.

Mit der fulminanten, southern-rockigen Version von „Sunshine & Whiskey“ von gleichnamiger CD (erneut grandiose E-Gitarren von Robinson und Ballard) zum Abschluss des Hauptteils und der tosend eingeforderten Zugabe „You Could’ve Loved Me“ (wunderbare semi-akustische Ballade) verabschiedeten sich Ballard & Co. nach tollem Gig, wobei der Protagonist es nicht versäumte, am Ende auch noch ausgiebig Autogramme am Bühnenrand zu verteilen. Insgesamt somit eine fantastische Gesamtleistung von Frankie Ballard und Band! Er hat an diesem Abend hier sicherlich viele Freunde gefunden. Und auch die gute alte Domstadt am Rhein war deshalb mal wieder ihre Reise wert…!

Line-up:
Frankie Ballard (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, percussion)
Eddie Robinson (electric guitar, slide guitar, vocals)
Robbie Harington (bass, vocals)
Travis McNabb (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Frankie Ballard – Same – CD-Review

Bärenstarker, rockin‘ Country/New Country voller Kraft, Dynamik und toller Melodien! Der 1983 geborene, aus Battle Creek, Michigan stammende Frankie Ballard ist so was wie ein musikalischer Spätstarter. Sein eigentlicher Traum war es, professioneller Baseballspieler zu werden. Erst mit 18 Jahren schnappte er sich die Akustikgitarre seines Vaters und begann zu üben. Dafür aber um so intensiver. Laut eigener Aussage teilweise 8-10 Stunden am Tag.

Zunächst ging es durch die Bluesschule von Leuten wie Stevie Ray Vaughan, B.B. King, Buddy Guy und Eric Clapton, später mehr country-orientiert anhand von Vorbildern wie Ricky Skaggs, Albert Lee, Roy Nichols und Leuten, die mit Merle Haggard und Carl Perkins zusammenspielten. Aus der heutigen Zeit beeindrucken ihn Gitarristen wie Brad Paisley, Vince Gill von der Traditionalisten-Garde und Keith Urban mit seiner an den Rock’n’Roll-angelehnten Spielart. Frankie selbst sieht seine Berufung eher darin, eine bluesigere Note ins Genre einzubringen, was ihm auf seinem acht Songs umfassenden Mini-Debütalbum, im übrigen direkt unter einer Major-Flagge, eindrucksvoll gelingt.

Gerade auf Major-Alben ist es nicht alltäglich, quasi als „musikalischer Nobody“, angesichts der exquisiten Studiomusiker (hier Alison Prestwood, Jimmy Sloas, Greg Morrow, Tommy Harden, Danny Rader, Mike Johnson, Adam Shoenveld, Tony Harrell und jede Menge Backgroundsänger/-innen wie u.a. Wes Hightower, Lisa Torres, Vicky Hampton, Rachel Proctor) sofort bei fast allen Stücken (gerade mit der wichtigen E-Gitarre) instrumentell involviert zu werden, was eindeutig für Frankie Ballards Talent als Saitenvirtuose spricht. Auch die Buchung für die Grand Ole Opry und als Support von Top-Acts wie Kenny Chesney, Taylor Swift oder Bob Seger gelten als klarer Beleg für viel vorhandenes Potential.

Bei seinem Debüt setzen er und seine Plattenfirma auf Qualität statt Quantität. Die von Michael Knox (Jason Aldean) produzierten acht Tracks sind allesamt kraftvolle, dynamische und jederzeit melodische Klassenummern ohne auch nur einen einzigen Hänger! Das Werk beginnt mit dem, mit einem fluffigen, aber kernigen Gitarrenrhythmus unterlegten, satt dahinrockenden „A Buncha Girls“ (Richtung Brooks & Bunn mit einem würzigen Heartland-Flair ala John Mellencamp), der zweiten Single des Albums (einziger Song, den Frankie mitgeschrieben hat, ansonsten sind so bekannte Songwriter wie Ben Hayslip, Dallas Daidson und Rhett Akins die Zulieferer), nachdem man bereits mit „Tell Me You Get Lonely“ (toller rauchiger Gesang, Orgeltupfer, Klasse E-Gitarren-Solo, Steel-Fills, wunderbare Harmonies, markanter Refrain) einen Achtungseinstieg gefeiert hatte.

Neben seiner Gitarrenfertigkeit muss in jedem Fall auch Frankies hervorragender Gesang herausgestellt werden, der mit seiner leicht angerauten, sehr variablen Art irgendwo zwischen Bobby Pinson, Jeffrey Steele, Eric Church und besagtem John Mellencamp angesiedelt werden kann. Diese leicht „dreckig“ wirkende Röhre sieht man dem sehr juvenil wirkenden Burschen auf den ersten Blick gar nicht an. Ein regelrechter „(Rock-) Wolf im (Country-) Schafspelz“! Toll auch, dass sämtliche Stücke eine omnipräsente Southern-Note aufweisen, sei es durch das Einflechten eines swampigen Banjos wie bei „Single Again“ (klasse Baritone-/E Gitarren-Solo-Kombi, wieder sehr schöne Steel-Fills) und dem stampfenden, treibenden „Get On Down The Road“ (tolle E-Slide-Arbeit) oder einfach mittels der obligatorischen Twin-Gitarren bei „Place To Lay Your Head“.

Ruhepausen gönnt uns Frankie beim bluesigen, mit dezentem „Tuesday’s Gone“-Flair versetzten, in „Cryin‘ in My Beer-Song“-Tradition gebrachten „Sober Me Up“ (markantes Führungsriff, wunderbar pathetischer Gesang) und bei der für Major-Labels fast unumgänglichen, emotionalen Powerballade „Rescue Me“ (wäre durchaus auch Duett-tauglich gewesen, bleibt aber so relativ kitschfrei). Jason Aldean & Co. lassen grüßen. Und wenn Frankie Ballard am Ende nochmals so einen furiosen Southern-Rocker wie „Grandpa’s Farm“ raushaut, dann gibt es kein Halten mehr. Wieder erzeugen das Banjo, das kernig kickende Drumming, Ballards angerauter Gesang, die satten E-Gitarren (inkl. starkem Soli) sowie die berühmten, weiblichen „Oooh-ooh“-Harmonies ein authentisch-swampiges Southern-Ambiente. Ein Song der Marke „My Kinda Party“ von Jason Aldean oder „Kick It In The Sticks“ von Brantley Gilbert aus der jüngeren Vergangenheit. Wow! Ein bärenstarker Abschluss. Da hätte man gerne noch drei, vier Songs mehr gehört.

Ein fulminantes, frisches, unverbrauchtes Debüt. Leute, die Musik an der Schnittstelle der o.a. Interpreten (dazu kommen noch Bands und Interpreten wie Eric Church, Blake Shelton, Chris Young) bevorzugen, werden den Newcomer Frankie Ballard mit offenen Armen in Empfang nehmen. So muss heute moderner rockin‘ Country/New Country klingen. Ein grandioser Einstieg. Bitte mehr davon, Frankie Ballard!

Warner Nashville (2011)
Stil:  New Country

01. A Buncha Girls
02. Single Again
03. Place To Lay Your Head
04. Tell Me You Get Lonely
05. Get On Down The Road
06. Sober Me Up
07. Rescue Me
08. Grandpa’s Farm

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Frankie Ballard – Sunshine & Whiskey – CD-Review

Jetzt startet er richtig durch! Nach seinem klasse Erstling von 2011 folgt nun ein noch stärkeres, zweites Album, das auch gleich den ersten Hit abwirft. „Helluva Life“ (schön instrumentierter, melodischer Goodtime-Country, klasse E-Gitarren-Solo) ist bereits in den Top 15 der Billboard Country Singles-Charts angekommen (zur Zeit Platz 11) und marschiert immer weiter in Richtung Spitze. Der aus Michigan stammende 31-jährige, der 2008 mal Kenny Chesneys ins Leben gerufenen Wettbewerb „Next Big Star“ gewonnen hat, geht unbeirrt seinen Weg weiter.

Schon direkt der euphorisch knackige Opener „Young & Crazy“ offeriert seine absoluten Stärken. Ein Gefühl für den richtig zu ihm passenden Song, seine herrlich rauchige Stimme und auch sein exzellentes und variables Gitarrenspiel (Akustik- und E-Gitarre), das er trotz an seiner Seite stehender Klasseleute wie u.a. Adam Shoenveld, Troy Lancaster und Rob McNelley immer wieder mit einbringt. Der Titelsong „Sunshine & Whiskey“ macht, wie der Titel es schon suggeriert, richtig Laune. Klasse das vom Southern Rock inspirierte E-Gitarren-Solo, auch eines der sich immer wiederholenden Markenzeichen von Frankie Ballard.

Die einzige Komposition aus eigener Feder (zusammen mit Jon Nite), „It Don’t Take Much“, kommt mit einer gewissen Heartland-Attitüde herüber, auch hier wieder mit einem starken Gitarrensolo. Countrybluesig geht es auf „Drinky Drink“ zu, die quäkige Harp, der kräftige Mitgröl-Refrain (Redneck-Flair, Crowd-Harmonies) und das klirrende Banjo-Spiel von Ilya Toshinsky machen richtig „Alarm“. „Tell Me You Get Lonely“ und „Sober Me Up“ kennt man bereits vom Vorgängerwerk. Auch auf „I’m Thinking Country“ (Autoren David Lee Murphy/Marcel Chagnon) wird zu filigranem Banjo-Rhythmus ordentlich Gas gegeben. Der rotzige Powerrefrain lädt zum Mitwippen und -singen ein, toll die von Shoenveld und Frankie eingebrachten Twin-Gitarren.

Herrlich atmosphärisch das ruhig mit Akustik- und E-Gitarren, sowie weinender Steel gespielte „Tip Jar“, das ein grandioses Southern Soul-Feeling versprüht. Ebenfalls ruhig geht es auf „Don’t You Wanna Fall“ zu. Wunderbar die von Jason Mowery gespielte, wie eine Dobro klingende Resonator-Gitarre, die einfühlsamen Harmoniegesänge von Cassandra Lawson und auch das immer wieder mal dazwischen gluckernde E-Piano. Eine Gänsehaut-Ballade, dazu wieder mit fulminantem E-Gitarren-Solo. Am Ende huldigt Frankie mit dem viel gecoverten Country-Oldie „Don’t Tell Mama I Was Drinkin’“ noch seinen Michigan-Wurzeln. Der banausenhafte Gesang in Kid Rock-Manier und das in Bob Seger-Tradition gespielte Piano als Beweis, lassen keinen Zweifel an seiner Herkunft aufkommen.

Frankie begeistert auf „Sunshine & Whiskey“ mit 11 großartigen, melodischen, zumeist recht knackigen, aber auch flockigen Songs, die sehr eingängig wirken, aber auch immer eine erdige Grundnote beibehalten. Das ist zeitgemässer, astreiner, prächtiger New Country vom Allerfeinsten! Frankie Ballard befindet sich unmittelbar auf dem Weg in die oberste Etage der jungen Wilden in Nashville! Bärenstarker Stoff!

Warner Nashville (2014)
Stil:  New Country

01. Young & Crazy
02. Sunshine & Whiskey
03. It Don’t Take Much
04. Helluva Life
05. Drinky Drink
06. Tell Me You Get Lonely
07. Sober Me Up
08. I’m Thinking Country
09. Tip Jar
10. Don’t You Wanna Fall
11. Don’t Tell Mama I Was Drinking

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