Darius Rucker – Southern Style – CD-Review

Großartig! Darius Rucker mit seinem bislang mit Abstand stärksten Album. „Southern Style“, ein Werk, bei dem der Name auch wirklich Programm ist. Dreizehn wunderbare, neue Tracks, durchströmt von einem herrlich relaxten omnipräsenten „Southern Flavor“, einfach nur zum Genießen! Der ehemalige aus Charleston, South Carolina stammende Frontmann der Rockband Hootie & The Blowfish hat mit seinem Schwenk als Solo-Interpret ins Countrygenre alles richtig gemacht. Als dunkelhäutiger Künstler kann er hier sogar fast so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal für sich verbuchen.

Alle seine bisherigen Alben, wie auch die auserkorenen Singles waren überaus erfolgreich. Auch „Southern Style“ hat sofort, und das vollkommen zu Recht, die Spitze der Billboard Country-Album Charts erklommen. Rucker beginnt sein Werk mit dem launigen, Popcorn-trächtigen „Homegrown Honey“, das unter Mithilfe von Nathan Chapman und Lady Antebellum-Frontmann Charles Kelley entstanden ist. Eine flockige, hippe E-Gitarrenlinie inkl. eines Southern-mäßigen Solos, ein spaßiger Text über ein flottes Southern Girl in New York hievten den Opener, zugleich erste Single de Albums, sofort unter die Top Ten. Apropos Songwriter: Auch bei den restlichen Tracks assistierten Darius mit Leuten wie Mark Nesler, Rivers Rutherford, Ashley Gorley, Rhett Akins, Troy Verges, Blair Daily, Hillary Lindsey, Monty Criswell etc. – das „Who-Is-Who“ der Szene. Ein zusätzlicher Beweis dafür, dass der Mann zur Zeit absolut gefragt ist.

Auch was die Musiker angeht, hat Capitol Records natürlich groß aufgefahren: Leute wie u. a. Shannon Forrest, Greg Morrow, Jt Corenflos, Brent Mason, Michael Rhodes, Danny Rader, Gordon Mote usw. sind da absolute Qualitätsgaranten, denen man auch hörbar den Spaß am guten Songmaterial anmerkt. „Good For A Good Time“ hält den Stimmungspegel zunächst weiter hoch, allerdings diesmal auf deutlich countrylastigerem Terrain. Dobro, Honky Tonk-Piano, Fiddle und Telecaster geben bei diesem Saloonfeger den Ton an. Erst mit „Baby I’m Right“ driftet Rucker in deutlich ruhigere Gefilde ab.

Ein grandioses melodisches Duett mit der famos (mit) singenden Mallary Hope (im Stile von Lee Ann Womack, Chely Wright), das so ein wenig an frühere Kollaborationen von Josh Abbott (Josh Abott Band) und Kacey Musgraves erinnert. Klasse hier die von Andy Leftwich gespielte zirpende Mandoline. Das Titelstück „Southern Style“ ist eine herrliche Hommage an das Lebensgefühl des Südens mit all seinen Klischees („…she loves Lil Wayne and Lynyrd Skynyrd, keeps her tan lines in the winter…“), musikalisch natürlich mit typischer Slide-Gitarre (Pat Buchanan und Rich Robinson) in Szene gesetzt. Das mit Josh Thompson und Jessi Alexander geschriebene „High On Life“ bietet ebenso wie das fröhliche „You, Me And My Guitar“ (beide wieder mit toller Mandoline) beschwingten Southern Country Rock, während der Lovesong „Perfect“, sowie das klasse instrumentierte „Low Country“ (Slide und Manoline, Orgel) eher balladeskere, melancholischere Töne anstimmen.

Hier kommt Darius‘ markanter Gesang (übrigen wieder eine Glanzleistung von ihm) natürlich besonders gut zur Geltung. „Need You More“ mit synthetischen Streicherarrangements und Harmoniegesängen im Power-Refrain ist der Blockbuster-taugliche Song für Ruckers kommende Stadion-Auftritte. Schönen ruralen Country mit positiver Aura serviert Rucker auf „Half Full Dixie Cup“. Das herrliche Zusammenwirken von Aubrey Haynies Fiddle und Mike Johnsons Dobro machen diesen musikalischen Becher halbvoll und nicht halb leer.

‚Lighter Up“ stampft unter der Führung von Bobby Terrys Banjo und knackigen E-Gitarren in Southern Rock-Manier, bevor Darius mit den Abschlusstracks „You Can Have Charleston“ (in seiner Heimatstadt wurde übrigens jetzt zu seinen Ehren eine Straße in den Darius-Rucker-Boulevard umbenannt) und „So I Sang“ in deutlich nachdenklicheres, teilweise autobiografisches Material driftet. Zwei Stücke voller Intensität, die nochmal seine einzigartige Stimme in den Vordergrund rücken. Produziert haben die beiden Urgesteine Frank Rogers (acht Songs) und Keith Stegall (fünf Songs) in einem angenehm klingenden Soundspektrum.

Darius Rucker fügt der Liste seiner bisherigen, hervorragenden Alben mit „Southern Style“ ein weiteres, ganz wundervolles Werk hinzu. Die Lieder fließen in ihrer Lockerheit und mit ihren herrlichen Melodien nur so in unsere Ohren. Klare, durchaus traditionell fundamentierte, natürliche, wunderschöne, dabei auch absolut den Nerv der Zeit treffende Countrymusic vom Allerfeinsten!

Capitol Records NASHVILLE (2015)
Stil: New Country

01. Homegrown Honey
02. Good For A Good Time
03. Baby I’m Right (feat. Mallary Hope)
04. Southern Style
05. High On Life
06. Perfect
07. You, Me And My Guitar
08. Low Country
09. Need You More
10. Half Full Dixie Cup
11. Lighter Up
12. You Can Have Charleston
13. So I Sang

Capitol Records Nashville (2015)
Stil: New Country

SONY NASHVILLE/ COLUMBIA (2013)
Stil: New Country

Darius Rucker
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Hootie & The Blowfish – Looking For Lucky – CD-Review

Hootie & The Blowfish haben mich zu Beginn ihrer CD-Veröffentlichungen regelrecht begeistert. Ihr Debüt „Cracked Rear View“ verkaufte sich über 16 Millionen Mal und übte natürlich auf den Nachfolger „Fairwheather Johnson“ einen immensen Erfolgsdruck aus. Obwohl mir dieses Album eigentlich sogar noch besser gefiel, blieb die kommerzielle Resonanz zwar beachtlich, konnte von den Zahlen her „CRV“ aber in keinster Weise das Wasser reichen. In Europa hingegen fand die Truppe um Darius Rucker leider kaum Beachtung. Es folgte ein drittes Werk „Musical Chairs“, dass auch von der musikalischen Qualität her, ganz erheblich nachließ. Zu diesem Zeitpunkt erlosch ebenfalls mein Interesse am Quartett aus South Carolina. Die Band brachte ein weiteres Studiowerk (mit B-Seiten) heraus, eine obligatorische „Best Of“, Gitarrist Mark Bryan und Frontmann Darius Rucker versuchten sich auf Solopfaden, ohne aber ihren Anfangselan jemals auch nur annähernd zu erreichen.

Plötzlich bei einem Review von Trick Ponies aktueller Scheibe „R.I.D.E.“ tauchte der Name Darius Rucker wieder aus meiner inneren Versenkung. Der lieh für das Duett mit TP-Bassist Ira Dean bei „Sad City“ seine Stimme. Und kurze Zeit später erschien jetzt ihr neuer Silberling „Looking For Lucky“. Mittlerweile bei einem Independant-Label untergekommen, scheint der Ballast – immer wieder an Zahlen gemessen worden zu sein – förmlich von den Schultern zu fallen.

Da sind sie wieder, diese unbeschwerten, lockeren Hootie-Songs, mit ihren tollen Melodien, ihrer klasse Instrumentierung, Bryan’s blendendendes Gitarren- und Mandolinenspiel, Darius‘ unverwechselbare kräftige, immer mit einem Hauch Melancholie unterlegte Charakterstimme, die soviel Wärme ausstrahlt, die knackige Rhythmushälfte in Form und Person von Bassist Dean Felber und Drummer Jim Sonefeld. Auch ihr Produzent aus den Anfangstagen, Don Gehman ist wieder mit an Bord.

Die Opener „State Your Peace“ (mit klasse Double-Leads-Passagen) und „Hey Sister Pretty“ preschen, wie beim Debüt, mit leicht zu merkenden Refrainzeilen melodisch voran, bis mit „Killing Stone“ die erste balladeske Nummer Zeit zum Durchatmen gewährt.

Der Song ist dank brillanter Gitarrenarbeit von Mark Bryan leicht psychedelisch angehaucht, ein toller politischer Text, das herrlich inbrünstige Stimmorgan Rucker’s und die angenehmen Backs von Gastmusikerin Matraca Berg veredeln dieses erste Super-Highlight des Albums zusätzlich. „Get Out Of My Mind“, „A Smile“ und „Free To Everyone“ bilden den Nachschlag für die Vertreter der mehr Pop-Rock-orientierten Spaßfraktion, während „One Love“ (wieder starke Akustik- und E-Arbeit von Bryan), das auch als Single ausgekoppelt wurde, das Herz von Balladenfreunden wie mir erwärmt.

Eine ganze Reihe von Nummern wie „Can I See You“, „Leaving“, „Autumn Jones“ oder „Waltz Into Me“ untermauern, dass Hootie & The Blowfish durchaus auch auf dem Country-/Bluegrass-Terrain eine gute Figur abgeben. Hier zeigt Mark Bryan, wie filigran er die Mandoline zu bedienen weiß (herrliches Gezirpe), hier und da erhält auch die Fiddle mal sporadisch Einzug. Insgesamt besticht „Looking For Lucky“ durch seine Ausgeglichenheit in der Songqualität, im Prinzip gibt es überhaupt keinen Ausfall.

Ich persönlich hätte vielleicht nicht direkt vier Killernummern an den Anfang platziert, sondern versucht, hier noch ein Stück der mehr Country-lastigeren Zweithälfte zu integrieren. Aber egal, letztendlich überwiegt die Freude, dass die Band zu alten Stärken zurück gefunden hat, und es bleibt der Versuch im Rahmen unserer Möglichkeiten einen kleinen Beitrag zu leisten, die Popularität von Hootie & The Blowfish in unseren Breitengraden etwas anzukurbeln.

Vanguard Records (2005)
Stil:  Country Rock

01. State Your Peace
02. Hey Sister Pretty
03. The Killing Stone
04. Get Out Of My Mind
05. Another Year’s Gone By
06. Can I See You
07. A Smile
08. One Love
09. Leaving
10. Autumn Jones
11. Free To Everyone
12. Waltz Into Me

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