Hootie & The Blowfish – Looking For Lucky – CD-Review

Hootie & The Blowfish haben mich zu Beginn ihrer CD-Veröffentlichungen regelrecht begeistert. Ihr Debüt „Cracked Rear View“ verkaufte sich über 16 Millionen Mal und übte natürlich auf den Nachfolger „Fairwheather Johnson“ einen immensen Erfolgsdruck aus. Obwohl mir dieses Album eigentlich sogar noch besser gefiel, blieb die kommerzielle Resonanz zwar beachtlich, konnte von den Zahlen her „CRV“ aber in keinster Weise das Wasser reichen. In Europa hingegen fand die Truppe um Darius Rucker leider kaum Beachtung. Es folgte ein drittes Werk „Musical Chairs“, dass auch von der musikalischen Qualität her, ganz erheblich nachließ. Zu diesem Zeitpunkt erlosch ebenfalls mein Interesse am Quartett aus South Carolina. Die Band brachte ein weiteres Studiowerk (mit B-Seiten) heraus, eine obligatorische „Best Of“, Gitarrist Mark Bryan und Frontmann Darius Rucker versuchten sich auf Solopfaden, ohne aber ihren Anfangselan jemals auch nur annähernd zu erreichen.

Plötzlich bei einem Review von Trick Ponies aktueller Scheibe „R.I.D.E.“ tauchte der Name Darius Rucker wieder aus meiner inneren Versenkung. Der lieh für das Duett mit TP-Bassist Ira Dean bei „Sad City“ seine Stimme. Und kurze Zeit später erschien jetzt ihr neuer Silberling „Looking For Lucky“. Mittlerweile bei einem Independant-Label untergekommen, scheint der Ballast – immer wieder an Zahlen gemessen worden zu sein – förmlich von den Schultern zu fallen.

Da sind sie wieder, diese unbeschwerten, lockeren Hootie-Songs, mit ihren tollen Melodien, ihrer klasse Instrumentierung, Bryan’s blendendendes Gitarren- und Mandolinenspiel, Darius‘ unverwechselbare kräftige, immer mit einem Hauch Melancholie unterlegte Charakterstimme, die soviel Wärme ausstrahlt, die knackige Rhythmushälfte in Form und Person von Bassist Dean Felber und Drummer Jim Sonefeld. Auch ihr Produzent aus den Anfangstagen, Don Gehman ist wieder mit an Bord.

Die Opener „State Your Peace“ (mit klasse Double-Leads-Passagen) und „Hey Sister Pretty“ preschen, wie beim Debüt, mit leicht zu merkenden Refrainzeilen melodisch voran, bis mit „Killing Stone“ die erste balladeske Nummer Zeit zum Durchatmen gewährt.

Der Song ist dank brillanter Gitarrenarbeit von Mark Bryan leicht psychedelisch angehaucht, ein toller politischer Text, das herrlich inbrünstige Stimmorgan Rucker’s und die angenehmen Backs von Gastmusikerin Matraca Berg veredeln dieses erste Super-Highlight des Albums zusätzlich. „Get Out Of My Mind“, „A Smile“ und „Free To Everyone“ bilden den Nachschlag für die Vertreter der mehr Pop-Rock-orientierten Spaßfraktion, während „One Love“ (wieder starke Akustik- und E-Arbeit von Bryan), das auch als Single ausgekoppelt wurde, das Herz von Balladenfreunden wie mir erwärmt.

Eine ganze Reihe von Nummern wie „Can I See You“, „Leaving“, „Autumn Jones“ oder „Waltz Into Me“ untermauern, dass Hootie & The Blowfish durchaus auch auf dem Country-/Bluegrass-Terrain eine gute Figur abgeben. Hier zeigt Mark Bryan, wie filigran er die Mandoline zu bedienen weiß (herrliches Gezirpe), hier und da erhält auch die Fiddle mal sporadisch Einzug. Insgesamt besticht „Looking For Lucky“ durch seine Ausgeglichenheit in der Songqualität, im Prinzip gibt es überhaupt keinen Ausfall.

Ich persönlich hätte vielleicht nicht direkt vier Killernummern an den Anfang platziert, sondern versucht, hier noch ein Stück der mehr Country-lastigeren Zweithälfte zu integrieren. Aber egal, letztendlich überwiegt die Freude, dass die Band zu alten Stärken zurück gefunden hat, und es bleibt der Versuch im Rahmen unserer Möglichkeiten einen kleinen Beitrag zu leisten, die Popularität von Hootie & The Blowfish in unseren Breitengraden etwas anzukurbeln.

Vanguard Records (2005)
Stil:  Country Rock

01. State Your Peace
02. Hey Sister Pretty
03. The Killing Stone
04. Get Out Of My Mind
05. Another Year’s Gone By
06. Can I See You
07. A Smile
08. One Love
09. Leaving
10. Autumn Jones
11. Free To Everyone
12. Waltz Into Me

Hootie & The Blowfish
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Bärchen Records

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