Die meisten Interpreten touren nach Veröffentlichung einer neuen Platte, um diese zu promoten. Auch bei Josh Smith war dies bei seinem Auftritt im Schwarzen Adler der Fall. Die neue Scheibe, „Burn To Grow“, die nun mittlerweile elfte Platte des 39-jährigen, aus Connecticut stammenden Musikers, ist seit Mitte August erhältlich.
Leider war der Publikumszuspruch an diesem Donnerstag Abend nicht so, wie der Ausnahmegitarrist Smith es mit seiner Band verdient gehabt hätte. Die Anwesenden sollten aber nicht enttäuscht werden, denn Smith erfüllte die hohen Erwartungen der Fans, welche er mit seinem starken Konzert im Vorjahr angeheizt hatte, in jeder Hinsicht.
Er präsentierte in einer bunten Mischung aus Songs, nachdem er instrumental eingestiegen war, dann auch sechs Songs aus dem neuen Silberling. Schon zu Beginn des Konzertes gab Smith seinen beiden Begleitern in einer Extended Version von „Pusher“ die Möglichkeit, mit Soloeinlagen ihr spielerisches Können unter Beweis zu stellen.
Steve Jenkins wirbelte über seinen fünfsaitigen Bass und spielte Soli fast wie auf einer E-Gitarre. Vincent Fossett jr., ein Energiebündel mit Rastalocken und Led Zeppelin-Shirt, zeigte, dass er alle Spielarten an den Drums, je nach Bedarf, von dynamisch bis zu dezent ruhig, locker beherrscht. Überhaupt muss gesagt werden, dass die beiden Mitmusiker mit ihrer starken Rhythmusarbeit das Beet so bereiteten, dass Smith sich darauf austoben konnte, um seine Gitarren mal slidend, mal pickend oder brachial mit Plektron zu bearbeiten.
Ich meine zu Beginn eines der Songs einen Drumeinstieg a là Led Zep gehört zu haben. Dass es sich bei Smith aber auch um einen Teamplayer handelt, zeigte sich dadurch, dass er seinen beiden Kollegen im Verlauf des Konzertes immer wieder die Möglichkeit zu Soloeinlagen gab. Nach einigen schon bekannten Songs, betonte er, dass es ihm immer eine Freude sei, neue Stücke zu spielen und präsentierte zunächst „Half Blues“, den Opener der neuen Scheibe.
Das folgende bluesig-soulige „Burn To Grow“ der Titelsong der neuen Platte kann auch als Synonym für das Konzert gesehen werden, dass Smith in seine Musik hineingeboren ist, um sich weiterzuentwickeln und neben dem Blues auch gelungene Einflüsse aus Soul Rock und einer Art hardrockenden Country zu integrieren. So hatte ein Medley im zweiten Set des insgesamt etwa zweistündigen Konzertes als Basis eine fast cowpunkige Version des Shadows Klassikers „Apache“.
Ein besonderer Höhepunkt war auch das stilistisch an Joe Cocker erinnernde „Through The Night“. Die gute Stimmung in beiden Sets wurde auch durch die sympatische Art von Smith in seinen Ansprachen zu den Songs gefördert, wo er manchmal fast schon mit den Zuhörern spielte und auch seine Zufriedenheit mit deren Reaktionen preis gab. In Phasen, wo Ruhe im Publikum für Songs notwendig war, hätte man bei dem bluesbegeisterten Publikum die sprichwörtliche Nadel fallen hören, um nach gekonnten Soloeinlagen der Künstler diese wieder frenetisch zu feiern.
So vergingen zwei Stunden Blues Rock von feinstem wie im Fluge und man sah im Publikum nur zufriedene Gesichter. Anschließend wurde der Merchandising-Stand, wie schon in der Pause gut frequentiert und Smith nahm sich die Zeit für Smalltalks und das Erfüllen von Autogrammwünschen. So sieht gelebte Fannähe aus!
Der Gig kann als würdiger Opener nach der Sommerpause im Schwarzen Adler gesehen werden und dem Blues-Fan kann geraten werden, eines der noch folgenden Konzerte dieser Tour zu besuchen. Vermutlich wird er sich danach auch das starke neue Album zulegen.
Ein Dank neben den Musikern für einen begeisternden Abend auch an Ernst Barten für die Akkreditierung und das wie immer freundliche Adlerteam.
Dem geneigten Genre-Liebhaber in der Reichweite des Schwarzen Adlers sei geraten, im dortigen Programm nachzuschauen und sich noch den einen oder anderen Termin zu reservieren, denn Smith war nur der Beginn einer ganzen Serie hochkarätiger Musiker, die demnächst im Vierbaumer Bluestempel auftreten werden!
Line-up:
Josh Smith (lead vocals, electric guitar)
Vincent Fossett Jr. (drums)
Steve Jenkins (bass)
Text und Bilder: Gernot Mangold