Speedbuggy USA – Kick Out The Twang – CD-Review

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Wie bereits in unserem Konzertbericht zu ihrem Gig in der Krefelder Kulturrampe erwähnt, hatte mir Lead-Sänger Timbo noch ihre neue, brandaktuelle CD „Kick Out The Twang“ anschließend, zwecks eines weiteren Reviews, mit auf den Weg gegeben, dem ich hiermit natürlich gerne nachkomme.

Die Band hatte ja bereits diverse Tracks in ihrer Setliste vorgestellt, so war die Frage, ob die Studioversionen und der unbekannte Rest genau so zünden würden, wie es auf der Bühne der Fall gewesen war.

Zum Live-Line-up, bestehend aus Sänger Timbo, Gitarrist Seth von Paulus und Drummer Jamie Dawson, kommen diesmal der etatmäßige Bassist Brady Sloan und als Ergänzung noch Pedal Steel Guitar-Spieler Gregg McMullen hinzu. Produziert hat das Werk in einem sehr schön transparenten Sound (alle Instrumente sind jederzeit sehr schön heraus zu hören) Seth von Paulus. Aufgemacht ist die Scheibe in einem schlichten, zu ihrer Musik aber passenden, lebhaft gestalteten Digipak, mit einem Bandbild und den relevanten Informationen in kurzer knapper Form.

Die Kalifornier eröffnen den Silberling mit ihrer neuen Interpretation des Monkees-Hits von 1966 „Last Train To Clarksville“, dem sie der damaligen beatlesken Note, mit einer Bakersfield-Sound-umwehten Variante, jetzt ihren eigenen Stempel aufdrücken. Die Band ist ja großer Fan dieses Musikstils. “ Das fetzige „Get Around“ kommt auf der CD natürlich nicht so brachial wie beim Live-Auftritt herüber, geht aber, dank Dawsons poltrigem Drumming, ebenfalls gut ab.

Gleiches gilt in etwa für die weiteren bereits live präsentierten Stücke wie „Hold My Head Up High“, „South Bound“, „Wood, Screws And Nails“ oder „Rodeo Star“ (allesamt aufgrund ihres stimmungsträchtigen Uptempo-Charakters natürlich nicht rein zufällig für ihre Sets ausgewählt) und das durch Joe Cocker so richtig bekannt gewordene „Unchain My Heart“, hier sehr schön atmosphärisch in Szene gesetzt.

Songs, wie das schon fast Waltz-artige „Shaky Town“, das melancholische „Sorry“, der mit einer Akustikgitarre geführte „Honky Tonk Singer“ und das mit einer klirrenden Mandoline geschmückte „The Devil With Me“ (mein Lieblingsstück des Albums), offerieren das ruhigere Wesen der Band und geben Pedal Steel-Spieler McMullen großzügig Raum, sein Instrument, weinen, leiern oder wimmern zu lassen.

Fronter Timbo, der mich vokal irgendwie immer ein wenig an Dan Baird erinnert, beweist, dass er zu jedem Tempo singen kann, Seth von Paulus lässt seine filigranen Künste auf der Telecaster, meist in Bariton-Manier (z. T. schön retro), natürlich zuhauf einfließen. Launig auch noch, das wieder Mandolinen-bestückte, folkige „Long Gone“ und der dezent Southern-rockige Ausklang mit  „Darlin I’m Comin Home“ (Bluefields-, Blackberry Smoke-Flair).

Speedbuggy USA lassen mit ihrem Studio-Album „Kick Out The Twang“ ebenfalls keinen Zweifel daran, dass sie musikalisch gesehen, das Herz auf dem richtigen Fleck sitzen haben. Ein Werk, mit dem man zuhause nach den ersten paar Bierchen, einen gemütlichen Grill-Nachmittag im Garten, in ein launigen Party-Abend verwandeln kann. Authentischer, unterhaltsamer, sehr empfehlenswerter Country Rock-Stoff!

Wagon Wheel Records (2017)
Stil: Country Rock

01. Take The Last Train To Clarksville
02. Get Around
03. Shaky Town
04. Hold My Head Up High
05. South Bound
06. Sorry
07. Wood, Screws And Nails
08. Unchain My Heart
09. Long Gone
10. Honky Tonk Singer
11. Rodeo Star
12. The Devil With Me
13. Darlin I’m Comin Home

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Speedbuggy USA – 10.04.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Kulturrampen-Time an einem für Konzerte eher ungewöhnlichen Montag! Speedbuggy USA standen im Schlepptau von Teenage Head Music auf dem Programm und waren unter dem Motto und Titel ihrer neuen CD „Kick Out The Twang“ in Sachen zünftigem Countryrock nach Krefeld angereist.

Das Quartett aus Los Angeles um ihren charismatischen Leader Timbo, sowie Gitarrist Seth von Paulus, Drummer Jamie Dawson und THM-Tourmanager Max Porkrib (!!!), der den etatmäßigen Bassisten Brady Sloan fließend und durchaus angemessen ersetzte (Sloan kann leider berufsbedingt nur die Hälfte der Gigs ihrer sechs-wöchigen Europa-Tour mitspielen) heizten die anwesenden Leute (der Besuch war für diesen extravaganten Termin durchaus in Ordnung) mit ihrer Bakersfield-umwehten, zum Teil punkigen Country-Mucke ordentlich ein und ergatterten dafür zurecht ordentliche Sympathiepunkte.

Die Jungs starteten mit „Truck Drivin Man“ und „Sad And Lonely“, zwei Stücke aus ihrem 2003er-Album „Red Eyed And Rowdy“, gefolgt von dem fast Irish Pub-tauglichen Gröler „Rusted Cars“ und dem tempogeladenen, speed-trächtigen „Movin On“.

Mit dem punkig abgehenden „Get Around“ gab es das erste Stück aus ihrem brandaktuellen Silberling „Kick Out The Twang“, der im späteren Verlauf naturgemäß auch immer stärker in den Vordergrund gerückt wurde.
Eine erste Verschnaufspause gewährte die schon fast dylaneske Ballade „Liars, Thieves & Ramblers“, klasse hier das Telecaster-Solo vom zierlichen Seth von Paulus, der sich ansonsten mit seinen vielen quirligen Bariton-Einlagen für die filigrane Note in den überwiegend ruppigen Songstrukturen verantwortlich zeigte. Er hat übrigens auch das neue Album produziert.

Zwei weitere Tracks dieses neuen Werkes „Hold My Head Up High“ sowie „Wood, Screws And Nails“ standen im Zeichen einer markanten Resonator-Mandoline, die von Fronter Timbo allerdings eher recht ungehobelt als Rhythmus-Instrument traktiert wurde.

Das atmosphärische „Bakersfield eröffnete quasi die zweite Hälfte des immer stimmungsvolleren Gigs. „Set ‚Em Up“ hatte schon was von Dan Baird und seinen Georgia Satellites. Die Hommage an den „Club 190“ in Louisiana (fulminantes Bariton-E-Solo von von Paulus), das von dezenter, alkohol-geschwängerter Kneipen-Melancholie umwobene „Close Down This Honky Tonk“, das fetzige „Rodeo Star“, die herrlich eigenständige Coverversion von Cockers „Unchain My Heart“ (unterschwelliger Rockabilly-Touch) und das erneut cow-punkige „South Bound“ sorgten für viel Abwechslung. Eine furiose Version von Bakersfield-Sound-Legende Buck Owens‘ „Goodbye, Good Luck, God Bless You“ (zum Finale ging richtig die Post ab), den die Burschen ja besonders in ihr Herz geschlossen haben, beendete einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Hauptteil.

Sehr gut gefiel mir der hingebungsvoll und engagiert singende Bandchef Timbo mit seinen teilweise unterhaltsamen und selbst-ironischen Ansagen. Er und seine agilen Kumpanen taten mit authentischer Spiel- und Bewegungsfreude auf der Bühne (Timbo mit teilweise einbeinigen Verrenkungen, die einmal sogar fast in einen Sturz Richtung Dawsons Schlagzeuganlage mündeten), ihr Übriges, für sehr viel positive Chemie, zwischen ihnen und den Leuten. Das kam natürlich zurecht gut an.

Das Verlangen auf Nachschlag wurde mit drei launigen Zugaben (u. a.  „Nevada“, „I Got Loaded“) bedient, wobei Timbo beim abschließenden poltrigen „Engine No. 9“ nochmals zur Resonator-Mandoline griff. Da gab es selbst für die Blondine unseres Alters direkt vor der Bühne am Ende kein Halten mehr und es wurde erneut fast schon ekstatisch das Tanzbein geschwungen.

Nach dem Konzert überreichte mir der sympathische Timbo noch die neue, besagte CD „Kick Out The Twang“, welche natürlich in Kürze hier ebenfalls beleuchtet wird. Insgesamt ein sehr schöner, motivierender Auftakt für den Rest der kurzen Woche dank Speedbuggy USA – einfach klasse Live-Musik!

Line-up:
Timbo (lead vocals, electric guitar, resonator mandolin)
Seth von Paulus (electric guitar, vocals)
Max Porkrib (bass)
Jamie Dawson (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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