Speedbuggy USA – 10.04.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Kulturrampen-Time an einem für Konzerte eher ungewöhnlichen Montag! Speedbuggy USA standen im Schlepptau von Teenage Head Music auf dem Programm und waren unter dem Motto und Titel ihrer neuen CD „Kick Out The Twang“ in Sachen zünftigem Countryrock nach Krefeld angereist.

Das Quartett aus Los Angeles um ihren charismatischen Leader Timbo, sowie Gitarrist Seth von Paulus, Drummer Jamie Dawson und THM-Tourmanager Max Porkrib (!!!), der den etatmäßigen Bassisten Brady Sloan fließend und durchaus angemessen ersetzte (Sloan kann leider berufsbedingt nur die Hälfte der Gigs ihrer sechs-wöchigen Europa-Tour mitspielen) heizten die anwesenden Leute (der Besuch war für diesen extravaganten Termin durchaus in Ordnung) mit ihrer Bakersfield-umwehten, zum Teil punkigen Country-Mucke ordentlich ein und ergatterten dafür zurecht ordentliche Sympathiepunkte.

Die Jungs starteten mit „Truck Drivin Man“ und „Sad And Lonely“, zwei Stücke aus ihrem 2003er-Album „Red Eyed And Rowdy“, gefolgt von dem fast Irish Pub-tauglichen Gröler „Rusted Cars“ und dem tempogeladenen, speed-trächtigen „Movin On“.

Mit dem punkig abgehenden „Get Around“ gab es das erste Stück aus ihrem brandaktuellen Silberling „Kick Out The Twang“, der im späteren Verlauf naturgemäß auch immer stärker in den Vordergrund gerückt wurde.
Eine erste Verschnaufspause gewährte die schon fast dylaneske Ballade „Liars, Thieves & Ramblers“, klasse hier das Telecaster-Solo vom zierlichen Seth von Paulus, der sich ansonsten mit seinen vielen quirligen Bariton-Einlagen für die filigrane Note in den überwiegend ruppigen Songstrukturen verantwortlich zeigte. Er hat übrigens auch das neue Album produziert.

Zwei weitere Tracks dieses neuen Werkes „Hold My Head Up High“ sowie „Wood, Screws And Nails“ standen im Zeichen einer markanten Resonator-Mandoline, die von Fronter Timbo allerdings eher recht ungehobelt als Rhythmus-Instrument traktiert wurde.

Das atmosphärische „Bakersfield eröffnete quasi die zweite Hälfte des immer stimmungsvolleren Gigs. „Set ‚Em Up“ hatte schon was von Dan Baird und seinen Georgia Satellites. Die Hommage an den „Club 190“ in Louisiana (fulminantes Bariton-E-Solo von von Paulus), das von dezenter, alkohol-geschwängerter Kneipen-Melancholie umwobene „Close Down This Honky Tonk“, das fetzige „Rodeo Star“, die herrlich eigenständige Coverversion von Cockers „Unchain My Heart“ (unterschwelliger Rockabilly-Touch) und das erneut cow-punkige „South Bound“ sorgten für viel Abwechslung. Eine furiose Version von Bakersfield-Sound-Legende Buck Owens‘ „Goodbye, Good Luck, God Bless You“ (zum Finale ging richtig die Post ab), den die Burschen ja besonders in ihr Herz geschlossen haben, beendete einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Hauptteil.

Sehr gut gefiel mir der hingebungsvoll und engagiert singende Bandchef Timbo mit seinen teilweise unterhaltsamen und selbst-ironischen Ansagen. Er und seine agilen Kumpanen taten mit authentischer Spiel- und Bewegungsfreude auf der Bühne (Timbo mit teilweise einbeinigen Verrenkungen, die einmal sogar fast in einen Sturz Richtung Dawsons Schlagzeuganlage mündeten), ihr Übriges, für sehr viel positive Chemie, zwischen ihnen und den Leuten. Das kam natürlich zurecht gut an.

Das Verlangen auf Nachschlag wurde mit drei launigen Zugaben (u. a.  „Nevada“, „I Got Loaded“) bedient, wobei Timbo beim abschließenden poltrigen „Engine No. 9“ nochmals zur Resonator-Mandoline griff. Da gab es selbst für die Blondine unseres Alters direkt vor der Bühne am Ende kein Halten mehr und es wurde erneut fast schon ekstatisch das Tanzbein geschwungen.

Nach dem Konzert überreichte mir der sympathische Timbo noch die neue, besagte CD „Kick Out The Twang“, welche natürlich in Kürze hier ebenfalls beleuchtet wird. Insgesamt ein sehr schöner, motivierender Auftakt für den Rest der kurzen Woche dank Speedbuggy USA – einfach klasse Live-Musik!

Line-up:
Timbo (lead vocals, electric guitar, resonator mandolin)
Seth von Paulus (electric guitar, vocals)
Max Porkrib (bass)
Jamie Dawson (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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